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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2021

Brücke über den Regnitzgrund in Erlangen

3. Preis

schlaich bergermann partner - sbp SE

Bauingenieurwesen, Tragwerksplanung

DKFS Architects

Architektur

lohrer.hochrein landschaftsarchitekten und stadtplaner gmbh

Landschaftsarchitektur

LINDENKREUZ EGGERT | Bildermacherei & Utopografie

Visualisierung

Erläuterungstext

FREIFLÄCHEN
Die neue Querung wird Teil der gewachsenen Kulturlandschaft des Wiesengrundes mit seinen großmaßstäblichen Raumfolgen.
Die landschaftliche Adaption des neuen Baues respektiert die Besonderheiten der jeweiligen Orte mit rahmenden Wäldern, weiten offenen Wiesen, punktuellen Akzentuierungen und mäandrierenden Gewässern. Mit einem besonderen Augenmerk auf die Brüche und Übergänge werden mit behutsamen Interventionen und Ergänzungen die jeweiligen besonderen Charaktere der Teilabschnitte strukturell herausgearbeitet und in ihrem ökologischen Potential gestärkt – die grüne Nartex als Eingangselement, der rahmende Galeriewald, der lockere Sprawl von Solitäreichen, die Weite der offenen Wiesenlandschaft mit wenigen aber markanten Einzelbäumen oder die leicht schwingenden, heckenartigen Kulissen um die Altarme.
Für den Betrachter in der Landschaft entstehen durch die Schnittpunkte mit der Brücke besondere Orte in der Weite des Wiesengrundes, die durch ergänzende dezente Verdichtung als Freizeit- und Erlebnisort herausgearbeitet werden, sei es die Eichenremise über dem Tunnelmund mit dem leicht erhabenen Blick, die landschaftliche Raststelle für Wasserwanderer zwischen den Bruchkanten und Randvegetationen des Flusses oder die changierenden Impressionen beim Radwandern, an, unter und mit dem Querungsbauwerk.
Für den Betrachter im Verkehrsmittel auf der Querung entsteht durch die großen, die Querung einbindenden Strukturen eine abwechslungsreiche Sequenz an Landschaftseindrucken in wechselndem Licht der die Trasse überragenden Vegetation

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Wettbewerbsbeitrag verfolgt die Grundidee, den Regnitzgrund durch eine zurückgenommene Brückengestaltung möglichst wenig zu stören. Dies wird durch ein voll-integrales Bauwerk in Stahlverbundbauweise erreicht. Die Regelstützweite wird mit 24 Metern relativ klein gewählt, um eine geringe Überbauhöhe zu erreichen. Im Bereich der Regnitzquerung überspannt ein rahmenartiges Sprengwerk mit V-förmig geneigten Rechteckstützen den Fluss mit einer Stützenweite von 4 x 12 und 2 x 18 Metern. Der Regelquerschnitt sieht zwei luftdicht verschweißte Stahlhohlkästen mit oben liegender Stahlbetonplatte vor.

Der Brückenkörper ist einfach gestaltet. Das kommt der störungsarmen Einordnung in die Auenlandschaft entgegen, wirkt aber im Gesamteindruck zu wenig mutig. Denn die Brücke bleibt ein bestimmtes Gestaltungselement ihrer Umgebung, und in diesem Sinne vermisst man ästhetische Impulse. Ein von den Erlanger Bürgerinnen und Bürger so intensiv genutztes und wahrgenommenes Erholungsgebiet im Stadtumfeld benötigt eine zurückgenommene, aber dennoch optisch ansprechende Lösung.

Das Bauwerk erfüllt die gesetzten Anforderungen vollumfänglich. Funktionalität prägt den Entwurf. Die statischkonstruktive Konzeption ist sinnvoll. Die Längenausdehnung durch Temperaturdifferenzen kann durch die Bogenform im Grundriss aufgenommen werden. Die weiche Pfahlgründung mit Einzelpfählen lässt große Querverformungen erwarten. Die Wahl eines Stahlverbundquerschnitts mit obenliegender Stahlbetonplatte ist statisch angemessen. Ermüdungsbetrachtungen müssten in der Ausführungsplanung intensiv folgen. Der Entwurf ist technisch realisierbar, es handelt sich hier um eine vergleichsweise einfache Konstruktion. Eine Serienfertigung mit einfacher Montage ist möglich. Ein hoher Vorfertigungsgrad führt zu geringem Flächenbedarf während der Bauphase, Hilfskonstruktionen werden nicht benötigt. Folglich sind die Herstellungskosten relativ gering. Die Bauzeit wird allerdings mit 3,5 Jahren vergleichsweise hoch angesetzt. Die voll-integrale Bauweise ohne Fugen und Lager resultiert aus einem relativ günstigen Aufwand für Überwachung und Unterhalt. Am Übergang Pfeiler-Pfahl ist kein Sockel vorgesehen, was zu Dauerhaftigkeitsproblemen führen könnte.

Insgesamt bietet der Entwurf eine statisch und funktional geeignete, günstige und gut realisierbare Lösung. Gemessen am gestalterischen Anspruch für dieses wichtige, stadtteilverbindende neue Element im anspruchsvollen Umfeld des Regnitzgrundes wirkt der Auftritt etwas zu bescheiden.