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Preis 4 / 4

Nichtoffener Wettbewerb | 04/2021

Neubau Kindertagestätte in Dickenreishausen

Außenperspektive, Garten von Südosten

Außenperspektive, Garten von Südosten

3. Preis

f64 Architekten

Architektur

Erläuterungstext

An der Nahtstelle zwischen Ortsmitte und Ortsrand entsteht eine neue Kindertagesstätte mit zwei Kindergartengruppen und Kinderkrippe. Ergänzt wird diese mit einem Gemeindesaal für die benachbarte Ev.-Luth. Kirchengemeinde. Dörflicher und kindgerechter Maßstab sowie die Öffnung zu Natur und Landschaft prägen die Entwicklung und Identität der Kinder, Eltern, Mitarbeiter und Gemeinde.

Städtebau

Der zweigliedrige Baukörper nimmt die Körnung des dörflichen Bestandes auf. Durch die Eingeschoßigkeit passt sich das Gebäude in den Maßstab der Umgebung ein. Der Blick von Südosten auf die Kirche St. Agatha bleibt erhalten. Die Baulücke zwischen Pfarrhof und Nachbargebäude wird geschlossen. Der Ortsrand wird abgerundet. Leicht zurückgesetzt gibt der Bau den Raum frei für den Dorfplatz. Die giebelständige Anordnung zum neuen Platz hin stärkt die Ensemble-Wirkung mit Pfarrhof, Kirche und Friedhof.

Leitidee

Eine zentrale Zugangsachse verbindet die Ortsmitte mit der Landschaft. Beidseitig angegliedert sind das "Kinderhaus" mit Verwaltung, Kindergarten und Krippe sowie das "Gemeinschaftshaus" mit Speisesaal und Mehrzweckraum für die Kindertagesstätte und dem Gemeindesaal. Die KiTa wird in Holzrahmenbauweise mit unbehandelter Nadelholz-Schalung aus heimischen Wäldern errichtet. Dies sorgt nicht nur für angenehme Atmosphäre, einen ökologischen Fußabdruck und Einpassung in den dörflich-ländlichen Kontext, sondern fördert zudem das Gespür für Nachhaltigkeit und die Identifikation aller Beteiligten mit dem Ort und seiner Umwelt.

Orientierung

Das Gebäude wird durch das zentrale Eingangsfoyer mit Blick in den Freibereich betreten. Es verknüpft die Funktionsbereiche des Kinderhauses mit denen des Gemeinschaftshauses und verteilt gestaffelt nach ihrem Grad an Öffentlichkeit und Zugänglichkeit.
Entlang des öffentlichen Gemeindebereichs und Mehrzweckraumes geht der Besucher in den halböffentlichen Elternwartebereich mit Verwaltungsräumen. Weiter differenziert folgt der "private" Gruppenbereich.
Alle Gruppenräume sind nach Süden zu Sonne, Landschaft und Freiraum hin orientiert. Der Gemeindesaal hingegen wendet sich entsprechend seiner öffentlichen Funktion dem Dorfplatz zu.

Gruppenmodul

Die Anordnung des Gruppenmoduls ermöglicht sowohl ein "offenes" als auch ein "geschlossenes Konzept".
Jeder Gruppe ist eine eigene Garderobe mit Schmutzschleuse zugeordnet. Dies sorgt für einen direkten und unkomplizierten Zugang zum Außenspielbereich.

Verknüpfung

Das zentrale Foyer verknüpft die unterschiedlichen Funktionsbereiche miteinander. Durch die Zuordnung von Gemeindesaal, Mehrzweckraum und Speiseraum mit Küche sind diese axial zusammenschließbar. Sie können flexibel erweitert und einzeln abgetrennt werden.
Die Anlieferung für die Küchen in Gemeinde- und Speiseraum erfolgt von Süden. Ein Verteilergang ermöglicht einen unabhängigen Austausch zwischen den Küchen.
Innenliegende Bereiche wie Mehrzweckraum und Elternwartebereich sind hell belichtet über Oberlichter und öffnen sich zum Foyer hin.
Durchgängige Transparenz und Einsehbarkeit prägen die Gruppeneinheit und verbinden den Gruppenraum über den Flur mit dem Gruppennebenraum.
Die Raumhaltigkeit über den Gruppenräumen erzeugt Großzügigkeit und sorgt für gute Luftqualität bei niedrigerem Energieaufwand

Einfügung

Durch das Satteldach und die niedere Höhenentwicklung fügt sich der Baukörper in die Ortsilhouette und Dachlandschaft ein und schafft einen verträglichen Übergang zur Nachbarbebauung. Der ortsbildprägende Schwerpunkt um Kirche und Pfarrhof bleibt erlebbar.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der vorgeschlagene Baukörper fügt sich bei guter Situierung im Grundstück selbstverständlich in das Dorfgefüge ein. Die Maßstäblichkeit und Gestaltung ist dem Ort angemessen und gibt dem Ort durch die anderen Proportionen und das asymmetrische Dach eine Erkennbarkeit. Die insgesamt zurückhaltende Arbeit mit gut proportionierten und eleganten Fassaden wird positiv bewertet.
Die Positionierung auf dem Grundstück wirkt schlüssig. Die klare Rückenbildung nach Norden und Süden ergibt eine gut funktionierende Abgrenzung zu den Nachbarn. Der Grundriss ist klar und nachvollziehbar sowie in logische Bereiche gegliedert. Das Foyer bildet die großzügige gemeinsame Mitte. Die Koppelung der großen Räume ist überzeugend. Die Erschließung der Gemeinderäume über den Kita-Windfang erscheint aber funktional bedenklich.
Die innenräumliche Gestaltung des Kindergartens sowie die Starrheit des Grundrisses stellt keinen Bezug zum pädagogischen Konzept der Naturnähe her. Die der Dachform geschuldeten Raumhöhen erscheinen teilweise nicht kindgerecht.
Im Kindergartenbereich sind die Nebenräume durch die Trennung von den Gruppenräumen variabel nutzbar. Der durch die Nischen rhythmisierte Gang weist gut bespielbare Flächen aus.
Hervorzuheben ist, dass jede Gruppe ihren eigenen Gartenausgang hat. Die Terrassenflächen haben eine gute Nutzbarkeit. Der Freibereich wendet sich ab von den Nachbarn und reduziert so das Störpotential. Die gesamte Gartenanlage hat eine positiv empfundene Übersichtlichkeit.
Bei der weiteren Bearbeitung sind folgende Punkte zu beachten:
- der Erschließungsfläche fehlt der Bezug zum Außenraum,
- die Dachform führt insbesondere für Nebenräume zu unproportionierten Raumhöhen,
- die durch die Dachform verursachte hohe Kubatur ist aus innenräumlicher sowie wirtschaftlicher Sicht zu hinterfragen,
- die südliche Erschließungsfläche an den Nebenräumen erscheint unnötig und nicht funktional; auch stimmt hier die Fassadengestaltung nicht mit der dahinterliegenden Nutzung überein,
- die Belichtung des Mehrzweckraums bei gleichzeitiger Belegung der angrenzenden Räume erfolgt lediglich über Oberlichter und ist ungenügend,
- der Sanitärraum Krippe muss vom Gruppenraum aus zugänglich sein,
- ungegliederte Freifläche ohne Zonierung erschwert die Abgrenzung der Krippenkinder, dies gilt ebenso für die gemeinsame Terrasse: die Krippe sollte einen eigenen Gartenbereich erhalten.
Innenperspektive, Foyer

Innenperspektive, Foyer

Lageplan

Lageplan

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Ansicht

Ansicht

Ansicht

Ansicht

Schnitt

Schnitt

Schnitt

Schnitt

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