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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2021

Neugestaltung der Außenanlagen Schloss Hardenberg in Velbert-Neviges

Schlossplatz

Schlossplatz

2. Preis

Preisgeld: 25.147 EUR

POLA

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

DIE INSZENIERUNG DES BLICKS

METHAPHORISCHER ANSATZ
Der Gegensatz zwischen Schein und Sein bildet die metaphorische Ausgangslage unseres Entwurfes. Es geht dabei um die Reflexion unserer Selbst mit der Gegenwart und unserer Geschichte. Alles was ist, sei es die Landschaft, seien es die Gebäude, ist ein Teil unserer Selbst und daher äußerst betrachtens- und reflektionswert.
Mit der Inszenierung des Blicks – dem grundlegenden Leitthema unseres Entwurfes – soll es gelingen, das Wesentliche der Schlossanlage, bestehend aus dem Schloss mit Wehranlage und der Vorburg, als Arte Faktum im Landschaftsraum neu zu präsentieren. Dabei soll weitestgehend auf eine künstliche Überformung der umgebenden Landschaft verzichtet werden.
Unser Ansatz wird weniger vom Ideal der Gebäude und ihrer historischen Transformationen geleitet als vielmehr von deren Wirkung auf den Raum und die Landschaft. Der Verzicht auf eine künstliche Überformung schließt aber keineswegs den Rückbau vergangener künstlicher Überformungen der Landschaft aus. Am Ende geht es um die atmosphärische Wirkung des Schlosses im Moment der Jahreszeiten und des Tageslichts.

IDEE UND KONZEPT
Mithilfe der Reduktion auf das Wesentliche von Gebäude und umgebender Landschaft will unser Entwurf das Eigentliche, die Authentizität des Ortes stärken. Die Reduktion geht stark einher mit korrigierenden, punktuellen Eingriffen in die künstlich überformte Landschaft. So wird beispielsweise der Schlossteich als Reflexionsfläche für das Schloss vergrößert, indem der Bereich der Minigolfanlage rückgebaut wird. Als Pendant zum Teich wird die Wiese des ehemaligen Mühlenteiches, heute als Bodendenkmal eingestuft, als zweite Reflexions- und Betrachtungsfläche in ihrer Offenheit und Klarheit belassen. Das hilft natürlich auch ihrer heutigen Funktion als Veranstaltungsfläche. Beide Flächen, Wasserfläche und Wiesenfläche, bilden zwei unterschiedliche Bühnen für das Schlossensemble und werden durch Rundwege gerahmt und mit einer Art Tribüne ergänzt. Während die „Schlosstribüne“ am Schlossteich durch eine Holzsteganlage mit Sitz- und Liegepodesten und einer Bootsanlegestelle mit Bootsverleih geprägt wird, stellt die „Reflexionstribüne“ an der Veranstaltungswiese der Vorburg eine überlange Parkbank aus Holz mit Sitz-Liege und Kletterfunktion sowie einer integrierten Spiel- und Sportanlage dar. Dabei gilt auch hier: Das gestalterisch Wenige ist das Mehr im Sinne einer Betonung auf die historischen Zeugnisse und die Authentizität des Ortes. Wasser und Wiese sind die Bühnen für die Inszenierung der Vorburg, des Schlosses und unserer Selbst.

ENTWURF
Unser Entwurf schlägt die Verlagerung der Minigolfanlage in den Bereich des ehemaligen Wirtschaftsgartens und der ehemaligen Gärtnerei vor. Hier soll ein Minigolfgarten im klassischen Sinne entstehen, wo ein Teilbereich des ehemaligen Wirtschaftshofes (ca. 1/3 der Fläche) mit seinen Duft- und Blühgärten öffentlich frei zugänglich ist und ca. 2/3 der Anlage durch die Funktion der Minigolfanlage bestimmt wird. Die Objekte des Minigolfs werden dabei mit Duft- und Blühgärten durchwebt, sodass sich der Bereich als ein Gartenensemble im klassischen Sinn präsentiert.
Die derzeit im Wirtschaftshof verortete Veranstaltungsfläche (Bühne) wird in den südlichen Hangbereich des Schlossteiches verlagert. Hier werden einzelne Sitzstufen in die Hangfläche mit Blick auf den Teich eingebaut. Im Bereich zwischen Herrenhaus und der Vorburg bleiben die raumbildenden, schattenspendenden Bestandsbäume erhalten und werden punktuell durch Neue ergänzt. Die Bäume sind der räumliche „Kit“ zwischen den historisch offenen Flächen von Schlosshof und Wehranlage mit Gutshaus. Ergänzt wird das Ensemble durch eine Brunnenanlage mit einladender Sitzkante. Die Gestaltung des Brunnens ist - in Anlehnung an historische Vorbilder – betont sehr schlicht und zurückhaltend ausgeführt.

Die Erschließung der Vorburg von Süden aus, welche gleichzeitig den direkten Zugang zum Ortskern darstellt, wird ebenfalls neu inszeniert. Der Grün- und Waldbereich zum Parkplatz wird vergrößert, der Parkplatz damit weniger präsent und der von Nord nach Süd verlaufende Erschließungsweg auf 3,50m verbreitert. Dies ermöglicht den Besuchern ein atmosphärisch bewusstes Verlassen des Parkplatzes durch diesen neuen grünen Filter. Das fußläufige Erreichen des Ortskerns oder des Schlosses wird durch einen anheimelnden Waldbereich geführt, um die Wirkung des Ankommens zu verstärken.

Das südliche Ende an der Bernsaustraße, wie auch das nördliche Ende an der Vorburg dieses vorgenannten Schlossweges bildet zugleich den Eintrittsbereich für den neuen Natur- und Biotoplehrpfad. Dieser führt zukünftig über die derzeit noch vorhandenen Kleingärten (DB-Gelände – Ideenbereich), entlang des Eiskellers, den Blüh- und Duftgärten (Wirtschaftshof), am Schlossteich vorbei bis zum nördlichen Bachlauf und weiter. Der Naturlehrpfad quert damit eine Vielzahl unterschiedlicher Biotope und Landschaftstypen. Einzelne Informationstafeln ergänzen den Lehrpfad und vermitteln Informationen zu den einzelnen Naturbereichen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Für das Areal um Schloss Hardenberg entwickeln die Verfasser ein konzentriertes, schlüssiges Raumkonzept, in dessen Zentrum das historische Gebäudeensemble in ebenso selbstverständlicher, wie unaufgeregter Weise in Rasen- und Platzflächen eingebettet ist.

Den Rahmen für dieses Schmuckstück bilden Schlossteich und Veranstaltungswiese, die ihrerseits durch starke, fast überformte bauliche Begrenzungen gehalten werden. Diese schon grafisch in ihrer Dominanz hervortretenden, ausgedehnten Holzdecks werden kritisch beurteilt - insbesondere am westlichen Teichufer, das sie spannungslos und fast monoton begleiten oder dort, wo die insgesamt zu knapp bemessenen Spielflächen an die stark befahrene Straße herangeführt werden. Es wäre zu prüfen, wo ein größerer, attraktiver (Themen-) Spielplatz besser angeordnet werden könnte.

Die Verlagerung des Minigolfplatzes in den Bereich der ehemaligen Gärtnerei wird in der Jury kontrovers diskutiert: während der zusammen mit den vorgeschlagenen Blütenbeeten entstehende, geschützte Gartenraum mit seiner eigenständigen Atmosphäre als Bereicherung gewürdigt wird, werden die möglichen Nutzungskonflikte mit Minigolf einerseits und Bewirtschaftung der Vorburg andererseits problematisiert.

Die gewünschten Angebote zu Naturerfahrung und Umwelterziehung sind dagegen sinnvoll und in lebendiger Ausgestaltung im südwestlichen Ideenteil verortet oder mit dem Bachlauf im Norden verknüpft. Aus der Denkmalpflege wird angemerkt, dass die Ergänzung der östlichen Wehrgangsmauer nicht zielführend ist.

Insgesamt verspricht der Entwurf aber ein tragfähiges, starkes Konzept für diesen historischen Ort und seine zeitgemäße Nutzung durch unterschiedliche Freizeitaktivitäten, Spielareale, Feste und Möglichkeiten des Naturerlebens.
Schlossteich

Schlossteich

Lageplan

Lageplan

Entwurf

Entwurf

Konzept

Konzept