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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2021

Neubau Hallenbad in Stuttgart-Zuffenhausen

2. Preis

Auer Weber

Architektur

koeber Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

knippershelbig GmbH

Tragwerksplanung

Transsolar Energietechnik GmbH

Energieplanung

Homolka Modellbau GmbH

Modellbau

Erläuterungstext

Städtebau und Freiraum: Die neuen Baukörper des Bades werden in Länge und Höhe differenziert als klar gegliedertes Gebäudevolumen in die städtebaulich offene Situation eingefügt und über eine eingeschossige, begrünte Terrassenfuge innen- und außenräumlich verbunden. Der Versatz der Körper erzeugt im Grundriss ein angemessenes Vorfeld zwischen Hauptzugang und der im Bogen ankommenden Fußgängerbrücke. Der Eingang wird zum Kelterplatz und den ankommenden Badegästen ausgerichtet. Zentral gelegene Fahrradstellplätze ergänzen das Angebot der vorhandenen Parkmöglichkeiten. Die Schwimmhallen und der eingeschossige Kinderbereich öffnen sich konsequent nach Westen hin zur grünen Talaue, während der laubenartige, in kleine Höfe gegliederte Bereich der Gebäudefuge den Saunagängern eine vor Blicken geschützte Zone bietet. Eine großzügige Terrasse mit Holzdeck über dem Kinderbereich bietet Raum für Liegestühle, Sonnenschirme und ein abendliches Getränk nach dem Saunagang.
Die Freianlagenplanung begegnet der strengen orthogonalen Geometrie mit weicheren organischen Formen. Das aufgeschüttete Plateau wird in ein leichtes Hanggefälle entsprechend der ursprünglichen Topographie zurückverwandelt um einen vielfältigeren und räumlich spannenderen Freiraum zu schaffen. Ein Band aus kreisfömigen Spielflächen trennt die Liegebereiche westlich des öffentlichen Baden vom Kinderaufenthaltsbereich, der unmittelbar an den Innenbereich anschließt. Ein Saum aus Bestandsbäumen und Neupflanzungen legt sich schützend um die Außenkanten des Freibereichs und sichert die gewünschte Intimität.

Äußere und innere Organisation: Über einen baumbestandenen Vorbereich gelangt man in die Eingangshalle des Neubaus. Von hier aus werden alle Bereiche erschlossen. Seitlich des zentralen Kassentresens liegen die Zugänge zu Umkleide- und Sanitärbereichen. Eine Wartezone mit Blickbezug zum Bad ergänzt das Raumangebot. Die obere Ebene mit Saunabereich und Personalräumen wird über eine großzügige, einläufige Treppe erreicht.
Der Vereinszugang liegt gegenüber auf der Ostseite und erschließt die Umkleiden direkt von außen. Ein barrierefreier Personenaufzug verbindet alle Ebenen.
Erdgeschoss: Während das Vereinsbad über die linear ausgerichteten Sammelumkleiden und einen Sanitär-Depotblock stirnseitig erreicht wird, betritt man das öffentliche Bad über den Filter der Umkleiden und Duschen an der Querseite. Der Aufsichtsraum befindet sich im Übergangsbereich der Badehallen und des Kinderbereichs und ermöglicht durch seine zentrale Lage direkte Blickbeziehungen und kurze Wege zu allen Zonen.
Obergeschoss: Der Weg in die Saunabereiche führt entlang der Ostfassade über die Umkleiden und den zentralen Bereich an die Westseite. Saunen und Ruhebereiche orientieren sich hin zu den geschützten Außenbereichen: der grünen Fuge. Eine Treppe an der nordwestlichen Ecke des Saunabereichs stellt die Verbindung zum öffentlichen Bad her, hier liegt auch der kontrollierte Zugang zur öffentlichen Terrasse. Personalbereiche und Büros liegen nach Süden orientiert.
Untergeschoss: Die Technikzentrale wird über das zentrale Foyer sowie eine direkte Treppe zum Aufsichtsbereich (Bademeister) erschlossen. Lüftungsgeräte und Badewassertechnik sind zentral entlang der Einbringstrecke für die gesamte Technik angeordnet. Die Einbringöffnung, abgetrennt vom Wirtschaftshof, dient gleichzeitig als Fortluftschacht. Auf kurze Wege für Außen- und Fortluftstränge wurde geachtet.
Die Anlieferung des seitlich abgegrabenen Wirtschaftshofes erfolgt an der Ostseite über eine Hebebühne (Baldachinaufzug). Hier sind die notwendigen Lager der Schwimmbadchemie, das Mülllager und die Energiezentrale (BHKW) angeordnet. ELT-Zentrale, Hausanschlussräume und Werkraum liegen weiter südlich unter den Umkleidebereichen.

Erscheinungsbild und Fassade: Von außen werden die geschlossenen Flächen mit einer Haut aus weiß beschichteten, strukturierten/gelochten Metallpaneelen bekleidet, die sich teilweise auch über verglaste Bereiche zieht. So entsteht eine halbtransparente Schicht.
Öffnungsbereiche mit Klappflügeln gliedern die Baukörper und ermögliche direkte Blickbeziehungen nach außen. Die Dachflächen sind begrünt und gleichmäßig mit Photovoltaikelementen belegt. Die verglasten Bereiche werden als Stahl-Pfosten-Riegelkonstruktionen mit hochwärmegedämmten 3-fach Isolierverglasungen ausgeführt. Um die solare Wärme optimal regulieren zu können, wird mit textilen Rollos ein äußerst effizienter außenliegender Sonnenschutz vorgesehen. Richtgröße für die transparente Fassade U-gesamt < 0,7 W/m2K, Anforderungen U-Glas 0,5 W/m2K. Die opake Hülle wird als hochwärmegedämmte Fassade aus zweischaligen Holz-Fertigteilelementen aus Vollholzrippen mit Einblasdämmung realisiert. Thermische Richtgröße für die opake Fassade U-gesamt ca. 0,10-0,12 W/m2K. Die oberflächenfertige Vorfertigung mit teilweise akustisch wirksamen Oberflächen bietet den Vorteil der wirtschaftlichen Herstellung und rascher Montage. Instandhaltungsrelevante Teile am Primärsystem sind auf ein absolutes Minimum reduziert. Wartungsarbeiten an Türen, Fenstern und Sonnenschutzeinrichtungen können weitgehend vom Innenraum durchgeführt werden. Insgesamt können mit der vorgeschlagenen Fassade U-Werte entsprechend der Passivhaus-Richtlinien erreicht werden.

Tragwerkskonzept: Das Dachtragwerk, die geschlossene Wandflächen und die Stützen der Schwimmhallen werden als Holzbau realisiert. Vorgefertigte Pi-Elemente, die aus BSH-Trägern im Verbund mit mehrfach verleimten Brettsperrholzplatten oberflächenfertig vorgefertigt werden, überspannen 19,20 m mit einer Systemhöhe von ca. 1,10 m. Die Trägerplatten werden präzise an schlanke Holzstützen aus BSH im Raster von 2,40 m angeschlossen. Das Dach des Sauna- und Personalbereichs wird ebenfalls mit Holzdeckenelementen im Raster 2,40 x 9,60 ausgebildet.
Das Untergeschoss mit der Technikzentrale und den Becken, Umkleidebereiche und Technikzentrale werden als klassische Ortbetonkonstruktionen, teilweise in WU-Bauweise ausgebildet.

Brandschutzkonzept: Die Schwimmhallen und Umkleidebereiche auf der Erdgeschoßebene bieten direkte Fluchtwege ins Freie. Auch das 1. Obergeschoss bietet über die Terrasse und die grüne Fuge direkte Fluchtwege in den Außenraum. Ein weiterer Rettungsweg aus der oberen Ebene führt über die Foyertreppe ins Erdgeschoß. Hauptangriffsseite der Feuerwehr mit den Aufstellflächen ist die Ostseite des Gebäudes mit der Verbindung in die Technikzentrale. Dort könnte bei Bedarf mit dem vorbeugenden Brandschutz noch ein ergänzender Rettungsschacht in den Außenraum abgestimmt werden.

Materialien, Bauökologie, Nachhaltigkeit: Es werden schadstoffarme Materialien eingesetzt, die negative Wirkungen auf die Umwelt und den Menschen weitestgehend vermeiden. Neben diesen Eigenschaften wird innerhalb der bauökologischen Konzeption die Verringerung der Emissionen bei der Herstellung durch geeignete Wahl von Materialien, z.B. aus heimischen nachwachsenden Rohstoffen, angestrebt. Um einen geringen Erneuerungsaufwand zu erreichen, werden langlebige Materialien und Konstruktionen eingesetzt, zum Beispiel durch die Verwendung zertifizierter Produkte.
Eine kompakte Bauweise führt ebenfalls zu einem geringen Verbrauch an Energie.
Insgesamt werden eine robuste Baustruktur und eine einfache wartungsfreundliche Haustechnik vorgeschlagen, die eine wirtschaftliche Erstellung mit kurzer Bauzeit und einen wirtschaftlichen Betrieb erwarten lassen.

Gebäudetechnik: Ziele für eine hohe Nachhaltigkeit sind die Optimierung aller Energie- und Stoffflüsse im Gebäude und eine möglichst hohe Ausnutzung von natürlichen Energie- und Wasserquellen. Das Gebäudetechnikkonzept beachtet die Anforderungen aus dem Bewertungssytem der DGNB, sowie die Anforderungen an CO2-neutrales Bauen. Kernstück der Wärmeversorgung ein neues BHKW, welches über den vorhandenen Kanal die bestehende Sporthalle versorgt

PV-Anlage: Aufgrund der BHKW-Anlage (Abwärmenutzung für Wassererwärmung ) werden keine Solarkollektoren, sondern ausschließlich PV-Module eingesetzt.

Lüftungskonzept: Die Begrenzung der Luftmengen auf das hygienische Minimum und Mehrfachnutzung der Luft führt neben der klassischen Wärmerückgewinnung zur Reduktion des thermischen Energiebedarfs. Durch kurze Förderwege und Sorgfalt bei der Auswahl und Dimensionierung der Geräte kann der elektrische Energiebedarf reduziert werden.

Wärmeübertragung: Zur Deckung der Transmissionswärmeverluste werden ausschließlich Fußbodenheizungen und die erforderlichen Lüftungsanlagen eingesetzt.

Schwimmbadtechnik: Die Badtechnik wird nach Festlegung des Grundkonzepts nach der DIN 19643 ausgelegt. Für die Frischwassereinspeisung am Beckenboden wird ein durchlaufendendes Rinnensystem vorgeschlagen, um Durchdringungspunkte zu vermeiden. Der Hubboden des Beckens wird als mechanische Hubkonstruktion mit Schneckengetriebe ausgebildet.

Option: Schwallwassernutzung - Aus hygienischen Gründen muss täglich eine definierte Menge des Beckenwassers ersetzt werden. Da das Schwallwasser dennoch eine sehr gute Qualität aufweist kann es über eine Druckerhöhungsanlage dem Grauwassernetz zugefügt werden und für WC-Spülung genutzt werden.

Beleuchtung: Für die Schwimmbad-Beleuchtungsanlage werden LED-Strahler asymmetrisch mit einem extrem hohen Wirkungsgrad vorgesehen. Konsequenter Einsatz von LED-Leuchten und Präsenzmeldern anstelle von Lichtschaltern senkt den Energiebedarf in den Umkleiden, Fluren und Nebenraumbereichen.

Aufzug: Der Aufzug wird als elektrischer Seilaufzug mit frequenzgeregeltem Antrieb ohne Triebwerkraum vorgesehen.