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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2021

Neubau Regionale Schule in Bützow

Anerkennung

Preisgeld: 4.000 EUR

03 Arch. GmbH

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

Lex Kerfers_Landschaftsarchitekten und Stadtplaner GbR

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Bildungsstandort Bützow

Der Bau der neuen Regionalschule Bützow am Standort im Südosten der Stadt ist eine wesentliche Maßnahme zur Zukunftssicherung der städtebaulichen Entwicklung Bützows. Er bietet neben der inhaltlichen Entwicklung Bützows zum überregionalen Bildungsstandort die Chance der Aufwertung des Bahnhofsquartiers, dessen Charakter infolge des demographischen und wirtschaftlichen Wandels aktuell durch Brachflächen, den Wegfall von Produktion und eine sanierungsbedürftigen Infrastruktur gekennzeichnet ist.
Mit ihrer Lage am Ortsrand innerhalb eines heterogenen, eher unwirtlichen Kontextes markiert die neue Schule als identitätsstiftender und adressbildender Ankerpunkt den südlichen Stadteingang Bützows.
Die städtebauliche Setzung dreier Baukörper negiert diesen Kontext nicht, sondern schafft mit angemessenen Mitteln einen neuen Ort für Bützow. Das Zusammenspiel vertrauter Baukörperformen mit einer hainartigen Kulisse aus Bäumen bildet den neuen Auftakt von Süden.


Komposition statt Großform

Die spielerische Komposition verschiedener „Häuser“ empfängt Schüler*Innen wie auch Lehrer*Innen mit einer einladenden Geste zum östlich gelegenen Vierburgweg und vermittelt zugleich zum rückwärtigen Landschaftsraum an der Warnow und dem Grünraum der Kleingärten.
Die Komposition der Baukörper greift vertraute und bewährte Formen auf. Durch die Verdrehung gegeneinander werden neue und auf das jeweilige Nutzungskonzept abgestimmte Verzahnungen im Inneren und zum Außenraum möglich.
Damit wurden auch Gestaltungsthemen aufgenommen, welche bereits im Altstadtkern von Bützow - Rathaus und Stiftskirche- oder - Krummes Haus und Schloss- vorgefunden werden.

Eine dichte Packung thematisch geordneter Funktionen teilt das Schulgebäude in drei ablesbare Einheiten.

Das mittig gelegene Eingangsgebäude nimmt als Schaltzentrale im Erdgeschoss Aula und Mensa auf, darüber liegend befinden sich Verwaltung, Beratungsräume und Lehrerzimmer. Als Gelenk vermittelt es zwischen den Gebäudeteilen und stellt kurze Wege für die Lehrer*Innen sicher.
Das „Werkhaus“ nimmt neben den Werkstätten und Fachräumen erdgeschossig die Räume für die duale Ausbildung und die zehnten Klassen auf.
Die kreisförmig angeordneten Klassenräume für die fünften bis neunten Jahrgangsstufen bieten durch die erdgeschossige Lage jeweils einen direkten Zugang ins Freie.

Eingangsgebäude - Mittelbau - Gestapelte Nutzungen

Im Erdgeschoss schließen Aula und Mensa unmittelbar an den großzügigen Eingangsbereich an und können mit diesem zusammen genutzt werden. Über Schiebetüren können Aula und Mensa und Eingangsbereich zusätzlich miteinander verbunden werden und bieten einen großen multifunktionalen Gesamtraum.
Eine mittig gelegene Nebenraumzone nimmt den Treppenraum, Abstellflächen und die Aufwärmküche der Mensa auf, deren Anlieferung von Westen über den Andreassteig erfolgt. Die Aula erlaubt vielfältige Nutzungen (Veranstaltungen mit allen Schülern, Reihenbestuhlung mit Bühne uvm.) und ist durch die Zugänglichkeit von außen auch für externe Veranstaltungen geeignet. Die Besuchertoiletten befinden sich erdgeschossig im Werkhaus und können über abschließbare Türen unabhängig vom Schulbetrieb zugänglich gemacht werden.

Unmittelbar an den Treppenraum anschließend befinden sich im 1. OG die Beratungsräume mit höherem Publikumsverkehr und das Lehrendenzimmer.
Verwaltung mit Sekretariat, Schulleitung und Stellvertretung sind im ruhigeren Bereich Richtung Andreassteig untergebracht, genauso wie der Rückzugsraum für Lehrer*Innen.

Die zentrale Lage mit Bündelung der Nutzungen und Anordnung der gemeinschaftlichen Räume am Eingang, sowie die kurzen Wege zum Werkhaus (mit Aufzugerschließung) und Klassenraumtrakt, machen das Haus zum Dreh- und Angelpunkt in der Schule: hier kreuzen sich alle Wege und ermöglichen einen Austausch unter den Nutzer*Innen.


Lernlandschaften

Im kreisförmigen Klassenraumgebäude ordnen sich die Klassenräume und die jeweils zugeordneten Gruppen-und Materialräumen radial nach außen mit unmittelbarem Ausgang ins Freie an. Die Garderobenbereiche sind als Spinde den jeweiligen Klassen zugeordnet und flächensparend vom Flur aus erschlossen. Durch die Anordnung der zusätzlichen Vorbereitungs- und Gruppenräume um einen quadratischen Innenhof ergeben sich in der Erschließungszone unterschiedlich groß dimensionierte Arbeits- und Kommunikationsinseln die zur informellen Nutzung und Aneignung durch Lehrende und Schüler*Innen auffordern. Es entstehen wohnliche Zwischenzonen, die als alternativer Pausenraum bei schlechtem Wetter dienen, zum Spielen einladen oder auch für Unterrichtszwecke genutzt werden können.
Zusammen mit zwei zusätzlichen Ausgängen ins Freie entsteht eine räumliche Bündelung der einzelnen Züge zu Lernclustern.

„Werkhaus“

Im „Werkhaus“ sind erdgeschossig die sechs Werkstätten mit ihren Vorbereitungsräumen angeordnet, die in der Art von Meisterbüros über einen Blickbezug in die Arbeitsräume verfügen. Die Anlieferung erfolgt über den Andreassteig von Westen, bzw. Süden.
An der Schnittstelle zur Aula befinden sich hier die Klassen- und Gruppenräume der 10. Klassen und der dualen Berufsreife, sowie die Räume für sozialpädagogische Anforderungen. Im Obergeschoss sind die Fachräume mit den zugeordneten Vorbereitungsräumen angeordnet, die über Oberlichter natürlich belichtet werden.
Die kompakte Anordnung erlaubt eine wirtschaftliche Erschließung, die Aufweitungen halten die Unterrichtsräume frei von allgemeinem Durchgangsverkehr und bieten Platz für Schaukästen der fachbezogenen Nutzungen.

Konstruktion und Wirtschaftlichkeit

Die Konstruktion der Schule erfolgt als kombinierte Holzständer- und Holztafelbauweise.
Die klare Struktur des Holzbaus erlaubt es, auch in Zukunft auf neue pädagogische Konzepte zu reagieren.
Die Fenster- und Wandelemente kommen als vorgefertigte Elemente auf die Baustelle und ermöglichen eine kurze Montage- und Bauzeit. Je nach Baukörper wird ein Dachtragwerk aus Brettschichtholzbindern oder Brettnagelbindern vorgesehen. Beide Konstruktionsarten stellen eine konventionelle und damit kostengünstige Bauweise dar (beispielsweise im Gewerbebau gängig) dar und können von örtlichen Zimmereien in der Werkstatt vorgefertigt und vor Ort montiert werden. Ebenso können die Decken über EG, die aus standardmäßig vorhandenen Brettschichtholzquerschnitten konstruiert werden, einfach gefertigt werden. Diese, als Betonverbunddecke ausgeführt, erfüllen neben den statischen auch Anforderungen für Schall-und Brandschutz.
Der Wandaufbau in Holztafelbauweise (mit primärer Tragstruktur als Ständer) mit vorgehängter, dauerhafter und pflegeleichter Metallfassade erhält eine entkoppelte Vorsatzschale die zusätzlich Schallschutz gegenüber Außenlärm leistet.
Die Aussteifung wird über Treppen- und WC-Kerne in Stahlbetonbauweise im Verbund mit den Decken erreicht. Die Gründung erfolgt als Flachgründung- keiner der problematischen Gründungsbereiche der Voruntersuchung wird berührt.

Der durch die Satteldächer entstehende zusätzliche Bruttorauminhalt ermöglicht die Nutzung für Technik und Installationen, das Mehrvolumen wird durch die konstruktiv einfache Bauweise kompensiert.


Materialität und Nachhaltigkeit

Holz als prägendes konstruktives und Ausbaumaterial trägt zur visuellen atmosphärischen Qualität und zur Behaglichkeit in der Schule bei.
Die Wahl von Holz als Baustoff für das Tragwerk und die Außenwände ist ein wichtiger Baustein zur CO2 Reduktion. Als lokal vorhandener Baustoff aus zertifizierter Forstwirtschaft trägt Holz zudem zur sinnvollen Nutzung heimischer Ressourcen bei.
Die vorgehängte Metallfassade aus dreiecksförmigen Spitzprofil verlangt nur eine geringe Wartung und garantiert eine hohe Dauerhaftigkeit der Konstruktion.
Die Ausführung - je nach Baukörper- in horizontaler und vertikaler Anordnung in Kombination mit unterschiedlichen Profiltiefen und gelochten, halbtransparenten Elementen verleiht der Fassade ein hochwertiges Aussehen.

Energieeffizienz und Ökologie

Die neue Schule wird für die Wärmegewinnung an das bestehende Fernwärmenetz des benachbarten BHKWs angeschlossen. Das gesamte Gebäude erhält eine Niedertemperaturheizung.
Alle Unterrichtsräume erhalten eine mechanische Be- und Entlüftung zur Deckung des Mindestfrischluftbedarfes bzw. nach Erfordernis. Alle RLT- Anlagen erhalten eine hocheffiziente Wärmerückgewinnung.
Die Lüftung der Klassenräume erfolgt zusätzlich natürlich über große Lüftungsflügel, hinter einer luftdurchlässigen und halbtransparenten feststehenden Metallverkleidung (Rundbau). So kann im Sommer die nächtliche Lüftung zur Abkühlung genutzt werden, gleichzeitig ist der Einbruchschutz gewährleistet. Die Vordächer bieten einen Witterungs- und Sonnenschutz, zusätzlich besteht die Möglichkeit zur Verschattung mit außenliegendem Sonnen- und Sichtschutz.

Extensiv begrünte Dachflächen auf Aula- und Werkhaus sorgen für einen Regenwasserrückhalt, zusätzlich wird auf etwa einem Drittel der Dachflächen Photovoltaik zur Energiegewinnung vorgesehen.
Stahlbeton als Baukonstruktion wird nur verwendet, wo er statisch oder aus Schall- und Brandschutzgründen notwendig ist.

Erschließung

Die Lage in der Nähe des Bahnhofs in Kombination mit zusätzlichem Bushalt garantiert für Nutzer eine gute Erschließung mit dem öffentlichen Nahverkehr. Im Westen des Grundstücks, und damit im verkehrsberuhigten Bereich von dem aus die Erschließung für Fußgänger und Fahrradfahrer erfolgt, befindet sich eine große überdachte Fläche für Fahrräder, die an den Andreassteig angeschlossen ist. Für die Schulbusse wird am Vierburgweg eine Haltenische vorgesehen, hier ist auch der Kiss & Ride-Halt. Die Stellplätze für Lehrer und Sportnutzung sind zwischen Schule und Sporthalle untergebracht und nehmen etwa die Fläche der bestehenden Parkplatzfläche ein. Zusätzlich gibt es drei barrierefreie PKW-Abstellmöglichkeiten in der Nähe des Eingangs zur Schule, sowie 6 Stellplätze für Trainer und Personal im Westen der Turnhalle.
Die Buswendemöglichkeit wird am südlichen Ende des Wettbewerbsgrundstücks auf einer Teilfläche der ehemaligen Hundeschule vorgesehen um die Verkehrsströme für mehr Sicherheit der Schüler im Eingangsbereich zu entflechten.

Brandschutzkonzept

Das Brandschutzkonzept sieht an allen Stellen zwei bauliche Rettungswege vor. Die maximalen Rettungsweglängen für den 1. Rettungsweg (35m/10 m bei Stichfluren) sowie die notwendigen Breiten der Flure sind eingehalten. Die notwendigen Treppenhäuser führen unmittelbar ins Freie.
Im erdgeschossigen kreisförmigen Schülerbau (keine Räume mit erhöhter Brandgefahr) sind die Garderoben in Spinden den Lernlandschaften zugeordnet (große Übersichtlichkeit). Im Werkhaus haben die Gaderoben eigene Räume.
Die Dimension und Konstruktion des Holztragwerks wird brandschutzmässig ausgelegt, im zweigeschossigen Bereich mit Fluchttreppenhäusern aus Stahlbeton ergänzt, die Holzkastendecken sind mit Aufbeton ertüchtigt.
Damit kann ein einfaches und wirtschaftliches Brandschutzkonzept umgesetzt werden.


Freiraum

Ein grüner Rahmen aus Bäumen schafft der neuen Schule ein eigenes Umfeld und einen wasserspeichernden Klimapuffer. An den öffentlich genutzten Bereichen Aula und Sporthalle öffnet sich das Gelände zur Umgebung. Nach außen ist der Rahmen mit den benachbarten Grünstrukturen verwoben, nach innen löst sich die Kulisse in lockere Gruppen und Einzelbäume auf. Die Grünflächen um die Gebäude und Platzflächen nehmen das anfallende Niederschlagswasser zur breitflächigen Versickerung in Rigolen auf. Diese erhalten über einen Graben einen Überlauf in die nördliche Vorflut. Innerhalb der extensiven Wiesen- und Hainflächen gibt es durch Schnitthecken gefasste „Grüne Klassen“, die mit Sitzmauern oder mobiler Bestuhlung ausgestattet werden können. Es gibt zwei Pausenhöfe: Der Innenhof mit flexibel nutzbaren modularen Holzelementen und Bauminseln zum Verweilen; das große Pausengelände auf der Nordwestseite der Schule mit großzügiger Bewegungsfläche, Kletter- und Parkourbereich sowie Boulderwand an der Fahrradabstellanlage für vielfältige Aktivitäten. Hier ist in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Kleingärten auch der Schulgarten angeordnet. Mensa und Aula können die vorgelagerten Flächen für Bestuhlung und Veranstaltungen nutzen.
Der Haupteingang mit Bushalt und Elternvorfahrt ist an der Vierburgstraße situiert. Großbäume und aus Baumstämmen gearbeitete Sitzelemente bieten sich als Treffpunkte an und erinnern an die Vornutzung des Geländes als Sägewerk. Die Stellplätze werden auf der bestehenden Parkierungsfläche und nördlichen Sporthalle angeordnet. Behindertenstellplätze sind den Eingangsbereichen zugeordnet. Die überdachten Fahrradabstellplätze für die Schule befinden sich am Andreassteig, für die Sporthalle werden an der Vierburgstraße zusätzliche Plätze vorgeschlagen. Eine Wendemöglichkeit für den Bus kann am Südende des Freisportgeländes angeboten werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf schlägt ein Arrangement von drei Gebäudevolumen vor, welche in Ihrer städtebaulichen Setzung urbane und landschaftliche Räume auf dem Grundstück erzeugen sollen. So formuliert die Gebäudekonstellation an der Straße zum Vierburgweg einen Hof für den Haupteingang und einen parkähnlichen Landschaftsraum im nördlichen Bereich. Ein weiteres zentrales Element der Konzeption ist ein großer, abgeschlossener Pausenhof zentral in einer kreisförmigen Gebäudefigur, welche von dem Landschaftsraum umspült wird.
Die Gebäudevolumina lehnen sich formal an die Heterogenität und die Formenvielfalt des Standortes an.

Insgesamt wird der – als sehr konzeptionell verstandene - Ansatz begrüßt, allerdings an vielen Stellen
für räumlich unklar und angestrengt empfunden. Die Anlehnung an die Formsprache der benachbarten
Sporthalle und an die einfachen, umliegenden Gewerbe- und Industriearchitekturen wird trotz
kontroverser Diskussion an-/erkannt, aber in Bezug auf Angemessenheit nicht übereinstimmend als
zielführend empfunden.
Die Erschließung aus Richtung Nord-Westen erscheint deutlich zu untergeordnet und die erwarteten
Verkehrsströme zu wenig berücksichtigt.
Die starke, konzeptionelle Geste des Pausenhofes im Zentrum des runden, pavillonartigen Baukörpers
wird begrüßt und die innenräumlichen Qualitäten im Sinne einer offenen Schullandschaft herausgestellt.
Kritisch wird dann allerdings hier das Einstellen der Räume an der Innenhoffassade gesehen,
welches die konzeptionelle Klarheit überlagert.
Der Zugang an der Ostfassade des zentralen Baukörpers erscheint logisch und der inneren Organisation
zuträglich. Die Übergänge in die anderen, flankierenden Gebäudeteile scheinen sind allerdings
beengt und die entstehenden, geometrische Zwangspunkte und Anschlüsse werden sowohl funktional, als auch konstruktiv wie innen- und außenräumlich kritisch gesehen. Die räumliche Qualität der Aula überzeugt weder im Innenraum noch im Hinblick auf das übergeordnete Konzept des Gemeinschaftshauses.
Der südliche Baukörper, welcher die Räume der Fachunterrichte beherbergt, lässt den starken konzeptionellen Ansatz des Projektes vermissen und bietet aus Sicht der Jury wenig räumliche Qualitäten, insbesondere in den Potentialen der Verkehrsflächen.
Das konstruktive Konzept wird im Sinne der Nachhaltigkeit grundsätzlich als positiv und konsequent gewürdigt.
Kritisch wird die Erscheinung der Fassadenbekleidung gesehen, welche sich zu stark an die ´einfachen Industriearchitekturen´ anlehnt. Für einen öffentlichen Schulbau erscheint die äußere Anmutung als zu temporär und in Ihrer Robustheit dann doch etwas zu überzogen.
Situationsplan

Situationsplan

Lageplan

Lageplan

Erdgeschoss

Erdgeschoss

Isometrie der Konstruktion

Isometrie der Konstruktion