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Einladungswettbewerb | 01/2008

Fassadengestaltung Dernsche Höfe

1. Preis

Zaeske Architekten BDA Partnerschaftsgesellschaft mbB

Architektur

Erläuterungstext

Dern’sche Höfe
Eine Verbindung von alt und neu auf selbstverständliche Weise.

Mit dem neuen Ensemble am Dern’schem Gelände wird zwischen Friedrichstraße, Marktstraße und Mauergasse Stadtreparatur auf hohem Niveau betrieben.

Das Dern’sche Gelände erhält mit der ruhigen Fassade des Neubaus an seiner westlichen Platzkante entlang der Marktstraße eine angemessene Fassung. Die Friedrichstraße wird mit der Sanierung des historischen Polizeipräsidiums aufgewertet und der Schillerplatz durch die deutliche Eckausbildung des Neubaus zur Friedrichstraße wieder als Platz erlebbar gemacht. Das Rathaus im Norden des Platzes bekommt ein selbstbewusstes, aber nicht dominierendes Gegenüber. Auch in der Mauergasse werden die Brüche der jüngeren Vergangenheit geheilt. Die Planung erwidert die Kleinteiligkeit der historischen Bebauungsstruktur und akzentuiert mit angemessener Geste deren Einmündung zum Dern’schen Gelände.

Die Fassadengestaltung der Blockbebauung Dern’sche Höfe orientiert sich an einem einheitlichen Gesamtkonzept, das in der Lage ist, die differenzierte Charakteristika der drei Blockseiten mit ihren unterschiedlichen Anforderungen und Fragestellungen des Genius loci angemessen für den Standort zu beantworten.

Die für den Standort gewählte Architektursprache verzichtet auf modische Aufgeregtheiten. Die gewählte Lochfassade mit stehenden Fensterformaten korrespondiert harmonisch und sachlich-elegant mit dem historischen Umfeld. Heller Naturstein dominiert die Oberflächen der baulichen Struktur: selbstbewusst und doch respektierlich gegenüber den markanten Nachbargebäuden wie dem Rathaus, dem Polizeipräsidium und der Musikschule ,…

Der baukonstruktive Aufbau der Fassade ist einfach und ermöglicht eine einfache Realisierung. Die geforderten technischen Anforderungen sind leicht zu erfüllen. Die Fassade baut auf einem Raster von 1,35m auf. Es wird ein Höchstmaß an Flexibilität für einen späteren Mieterausbau geboten. Die Fassadengestaltung erfordert keine besonderen Aufwendungen in der Instandhaltung und Reinigung.

Marktstrasse

Die ruhige Fassade an der Westseite des Dern’schen Geländes zeigt sich als tragfähige Platzkante mit unaufdringlicher Präsenz für diesen besonderen innerstädtischen Platz mit seiner städtebaulich ungewöhnlich weitläufigen Dimension. Die Fassade vermittelt in ihrer schlichten zurückhaltenden Eleganz und Würde zwischen den umliegenden Platzdominanten unterschiedlicher Zeitepochen und deren Baustilen.

Entlang der Fassade zum Dern’schen Gelände präsentiert sich das Grundschema des Fassadenkonzeptes der Dern’schen Höfe:

Die Fassade ist als Lochfassade mit stehenden Fensterformaten konzipiert. Die Fassadenstruktur baut auf einem Raster von 1,35m auf. Der Fassadenrhythmus entsteht durch den gleichmäßigen Wechsel von offenen und geschlossenen Flächen. In der Vertikalen ist die unterschiedliche Nutzungsstruktur des Gebäudes bewusst ablesbar gemacht.

Die Ladenzone im Erdgeschoss und 1. Obergeschoss zeigt sich mit großen Fensteröffnungen extrovertiert und mit einladender Geste. Der Fassadenrhythmus basiert auf dem doppelten Achsmaß von 2,70m. Es entstehen großzügige Fensterflächen, die als Pfosten-/ Riegelfassade konzeptualisiert sind. Eingangstüren können je nach Bedarf beliebig angeordnet werden.

In den Büroetagen ab dem 2. Obergeschoss reihen sich die Fensterbreiten im Rhythmus der geforderten Achsbreite von 1,35m. Die Fassade wirkt dadurch gegenüber dem Retailbereich im EG und 1.OG geschlossener und kleinteiliger.

Die Aufteilung der Laden- bzw. Büroflächen kann flexibel erfolgen, ohne einen Eingriff in das Gesamterscheinungsbild der Fassade zur Konsequenz zu haben.

Markanter Blickfang innerhalb der Fassade ist die Skybox, eine großflächige Verglasung über 3 Geschosse – im 3. OG beginnend bis zum obersten Geschoss geführt. Eine identifikationsstiftende Geste, die zugleich repräsentative Nutzungsanforderungen wie Konferenzbereiche oder Seminarräume angemessen bedient.

Die vorgehängte und hinterlüftete Natursteinverkleidung ummantelt die Rohbaukonstruktion und verbirgt Fensterrahmen und Sonnenschutzführung. So zeichnen sich offene und geschlossene Fassadenelemente deutlich voneinander ab. Dies unterstreicht die Klarheit der Fassadensprache. Die gewählte Anordnung der tragenden Bauteile ermöglicht die Anmutung einer Naturstein-Laibungstiefe von ca. 25cm. Dadurch kann der Eindruck einer „Natursteintapete“ umgangen werden. Die Fenster sind als Dreh-/ Kippfenster konzipiert und werden nach den Erfordernissen der Schall- und Wärmeschutzvorgaben ausgeführt. Im unteren Rahmenbereich kann je nach Erfordernis eine Zuluftöffnung vorgesehen werden. Notwendige Luftzufuhr könnte so ohne Öffnen der Fenster und somit eine Minderung des Schallschutzes erzielt werden. Eine Glasbrüstung bestehend aus VSG-Verglasung dient der Absturzsicherung. Alle Fensterelemente können konventionell von Innen gereinigt werden. Als Sonnenschutz sind außenliegende Aluminium-Jalousien vorgesehen. Die elektronisch gesteuerte Anlage ist in der Brüstungsverkleidung integriert.

Friedrichstrasse

Die Ausbildung der Fassade des Neubaus an der Ecke zur Friedrichstraße erfährt ein besonderes Augenmerk. In Anlehnung an die ursprüngliche historische Stadtstruktur wird der Fassade ihre Bedeutung als Platzkante zum Schillerplatz wieder zugedacht. Auch die Fernwirkung aus der Blickachse der Bahnhofsstraße soll genutzt werden. Die Eckausbildung der Fassade bildet eine Reminiszenz an den einstigen Eckturm des Gebäudes. Gleichsam skulptural erscheint die Führung der First- und Trauflinie, die eine Fassaden- bzw. Dachfaltung erzeugt. Sparsame Öffnungen in der Fassade und dem in gleicher Materialität ausgebildetem Dach erinnern an minimalistische Bildhauerei. Die Fassade erhält somit einen hohen Wiedererkennungswert mit der an dieser Stelle gebotenen respektvollen Zurückhaltung zum Rathausturm.

Die historische Fassade der Friedrichstrasse 25 wird gemäß der denkmalpflegerischen Vorgaben nur geringfügig geändert. Die Gliederung des Hauses bleibt daher unangetastet. Die Fenster des ersten Obergeschosses werden bis auf Straßenniveau herabgeführt und mit den Fenstern des Erdgeschosses zu einer großzügigen Fensterfläche verbunden. Gliederndes Element sind filigrane Markisen nach den Maßgaben der Denkmalpflege. Die Wellenhaube auf dem Erker über dem historischen Haupteingang wird nach historischem Vorbild wiedererrichtet.
Die Dachfläche zur Friedrichstrasse wird mit hochformatigen Dachgauben behutsam geöffnet. Eine großzügige Öffnung nach Norden zur Blockinnenseite ist zur Steigerung des Nutzwertes gut denkbar.

Mauergasse

Die Mauergasse ist eine wichtige fußläufige Verbindungsstraße zwischen der Kirchgasse und dem Dern’schen Gelände. Sie bildet den nördlichen Abschluss der Dern’schen Höfe. Auffallend ist der Sprung in der baulichen Maßstäblichkeit von der Friedrichsstraße und dem Dern’schen Gelände zur Mauergasse. Hier bestimmen nur kleinteilige, drei- bis vier- geschossige Häuser das Straßenbild.
Mit der Fassadenplanung wird die Kleinteiligkeit der historischen Bebauungsstruktur erwidert, ohne das Fassadenkonzept der Dern’schen Höfe zu negieren. In einem Spiel aus Überlagerungen wird die unterschiedliche Maßstäblichkeit der Blockbebauung miteinander verwoben – gleichsam einer Seele in zwei Körpern.
Der Baukörper der Dern’schen Höfe erwidert entlang der Mauergasse die bestehende Geschossigkeit und bauliche Struktur: der vertikale Rhythmus des Straßenbildes wird aufgenommen und neu interpretiert. Die Fassade wird durch eine deutliche Gliederung, tiefe Gebäudeeinschnitte und harmonische Materialwechsel in gleichsam vorgelagerte Stadthäuser aufgelöst. Die Ladenzone ist ebenfalls durch Material- oder Strukturwechsel zusätzlich hervorgehoben.

Erst vom Dern’schen Gelände kommend wird dem Betrachter die Überlagerung der Strukturen des Neubaus deutlich werden. Die Fassade der Marktstrasse markiert scharfkantig die Einmündung zur Mauergasse. Nur auf den ersten Metern der Mauergasse wird die Struktur der Marktstrasse beibehalten, um dann von der kleinteiligen Fassadenstruktur überlagert zu werden. In den zurückliegenden Obergeschossen des 3. bis 5. OG’s löst sich die Fassade in eine Lamellenstruktur, bestehend aus Natursteinpfeilern mit einer Breite von ca. 15cm, auf. Sie lässt die Fassade leicht und transparent wirken und hinter die Bebauung der Mauergasse zurücktreten.