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Einladungswettbewerb | 04/2021

Erweiterung der Bucerius Law School in Hamburg-Neustadt

3. Preis

Preisgeld: 15.000 EUR

DFZ ARCHITEKTEN

Architektur

Atelier Loidl

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Die Bucerius Law School wurde 2000 als erste private Hochschule für Rechtswissenschaften in Hamburg gegründet. Beherbergt wird die Schule in dem ehemaligen Museums- und Institutionsgebäude der botanischen Fakultät der Universität Hamburg in den Grünanlagen Planten un Blomen in unmittelbarer Nähe zu den Tropischen Gewächshäusern des Parks. Hinzu kamen einige Jahre später zwei weitere Gebäude, ein Auditorium und eine Bibliothek. Aufgrund des gestiegenen Flächenbedarfs und des weiteren Wachstums soll der bestehende Campus nun um zwei weitere Baukörper ergänzt werden. Ziel des Entwurfs ist es die zwei Neubauten adäquat an das bereits bestehende Gebäudeensemble aus unterschiedlichen Entstehungszeiten anzubinden und so eine städtebauliche Einheit zu schaffen, die aus einem abgestimmten Gefüge von Blockrandbebauung, Solitären und Erweiterungsbauten besteht. Statt dem heterogenen baulichen Bestand weitere konkurrierende Strukturen hinzuzufügen, werden die Qualitäten der vorhandenen Strukturen aufgenommen und in zeitgemäßer Form weitergeführt. So ist die Typologie der Neubauten von der polygonalen Struktur der Schaugewächshäuser inspiriert. Maßgebend für die Ausrichtung der Kubaturen sind die Gebäudetiefen der Bestandsgebäude und deren Attikahöhen. Die daraus entstandenen Gebäudekörper nehmen Bezug auf Trauf- und Giebelhöhen und gliedern sich dadurch als Teil eines Gesamtensembles ein. Das einheitliche Erscheinungsbild wird durch die Wahl des Materials Holz und Glas unterstützt, das neben den nachhaltigen Aspekten Bezug zum Bestand herstellt. Gleichzeitig zeigen sich eigenständige Baukörper mit klarer Adresse. Die Zu- und Übergänge auf das Grundstück der Bucerius Law School werden im Gegensatz zur Bestandsituation klar definiert und ein Wege- und Erschließungskonzept in die Grünanlagen Planten un Blomen integriert. Der Entwurf entstand in Zusammenarbeit mit Atelier Loidl Landschaftsarchitekten.

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit zwei repräsentativen und doch angemessen zurückhaltenden Bauten formulieren die Verfasser in spanungsvollen Proportionen klar die baulichen Enden des Quartiers. Mit einer eigenständigen Interpretation des Themas Glashaus sowie den abgeschrägten Winkeln knüpfen sie dabei an den Besonderheiten des Ortes an und entwickeln daraus, unter bildprägender Verwendung von Holz, eine ansprechende wie sympathisch lässige und zeitgemäße Architektursprache.

Die städtebauliche Setzung berücksichtigt gut die übergeordneten Wegebeziehungen und formuliert ansprechend dimensionierte Zugangsbereiche zum inneren Campus. Dass dabei die angrenzenden Bestandsgebäude angemessen freigestellt werden, wird von der Jury ausdrücklich begrüßt.

Nach Norden wird mit der Fortführung der angrenzenden Bauhöhe nachvollziehbar ein durchgehender Rücken zur neuen Marseiller Promenade hin formuliert. Der Hochpunkt an der Jungiusstraße bildet einen guten adressbildenden Auftakt in Richtung Innenstadt.

In Baufeld 1 wird das erforderliche Anzuchtsgewächshaus richtig exponiert und mit der aus Richtung Dammtor weit sichtbaren Inszenierung zeichenhaft in das Gebäude integriert. Plenarsaal und Aula sind sinnfällig um ein gemeinsames Foyer im Erdgeschoss arrangiert.. Die in den oberen Geschossenen verorteten Arbeitsplätze und Seminarräume sind mit einem reizvollen Bezug zu der umgebenden Parklandschaft entwickelt. Auch wenn die dargestellte Grundrissgliederung in sich flexibel erschein, so wird ins-besondere Foyer und dienende Verkehrsflächen als zu eng eingeschätzt.

In Baufeld 2 überzeugt die Wirkung der mit Glas umhüllten Holzkonstruktion und die durch einen subtilen Rücksprung gekonnt gesetzte Referenz in Richtung angrenzendes Gebäude. Im Inneren jedoch wird die grundsätzliche Disposition des Grundrisses kritisch diskutiert. Die aus dem städtebaulichen Konzept resultierende Geometrie sowie die raumgreifenden zwei Erschließungskerne mit mittlerer Funktionszone beengen die tatsächlichen Arbeitsflächen – wie auch die Kindergartenflächen - und schränken die Flexibilität für zukünftige Entwicklungen stark ein.

Die Freiflächen unterstreichen in angenehmer Gestaltsprache gut den städtebaulichen Ansatz mit Eingangsbereichen und Querung und integrieren durch zurückhaltende Versiegelung und stimmig gesetzten vegetativen Ergänzungen die Neubauten stimmig in den parkartigen Campus.

Die Arbeit ist so mit Blick auf die städtebauliche Setzung, die architektonische Außenwirkung und das ansprechende Verweben der Freiflächen ein gelungener Beitrag für die gestellte Aufgabe, der jedoch im Inneren, insbesondere mit Blick auf die Verkehrsflächen und die erforderliche Flexibilität, nicht adäquat überzeugen kann.

Anmerkungen Botaniknutzung:
Die ebenerdige Anordnung und direkte Anbindung an den funktionalen Sechseckbau sind positiv hervorzuheben. Die Ausbildung des Anzuchtgewächshauses müsste in der weiteren Überarbeitung überprüft werden, insbesondere was das Verhältnis zwischen Produktionsfläche und Luftraumvolumen sowie die Sicherstellung der unterschiedlichen Wärmebereiche betrifft. Das Anzuchtgewächshaus stellt ein Produktionsgewächshaus dar und ist nicht als Wintergarten zu verstehen.

Die Ideen des Blumencafés und des Gärtnerhofes verfehlen leider die Anforderungen an den Betriebshof der Schaugewächshäuser, auf dem Schutt-Container und sperrige Materialen (z.B. Baumstämme, Natursteine u.a.) zu lagern.