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Award / Auszeichnung | 04/2008

Klimahaus Bayern: Wettbewerb für energieeffiziente Häuser aus regionalen Baustoffen im bayerischen Alpenraum

Ostterrasse

Ostterrasse

Spielend sparen - der Passivhauskinderhort

Preisträger NICHTWOHNBAU

heilergeiger architekten und stadtplaner BDA

Architektur

Erläuterungstext

Städtebau und Gebäude

Das Zusammenwirken von Schule und Kinderhort als Gesamtkonzept beeinflusst das städtebauliche und architektonische Konzept. Der Neubau ergänzt die Anlage zu einer geschützten Hofsituation, die sich nach Norden zum Hauptzugang und nach Osten zum Schulgarten mit der angrenzenden Hügellandschaft räumlich öffnet. Durch die Anordnung der Innenräume, vorgelagerte Terrassen und ein Außentheater wird eine vielfältige Verflechtung mit der Umgebung erreicht. Das Gebäude ist barrierefrei ausgebildet.

Im Kinderhort „Einstein“ finden 75 Kinder in drei Gruppen Platz. Zudem können hier 25 weitere Kinder zu Mittag essen. Sowohl die Gruppen- und Hausaufgabenräume im Südteil des Gebäudes wie auch die nördliche Nebenraumzone sind um eine zentrale Halle angeordnet, die durch eine flexible Trennwand in einen Gemeinschaftsraum und einen Bewegungsraum aufgeteilt werden kann. In der Gemeinschaftshalle entstanden große, zusammenhängende Flächen sowohl für den alltäglichen Gebrauch als auch für Feste und größere Veranstaltungen. Insgesamt dient dieser Raum als zentrales Forum und Aktionsfläche für die Kinder, die mit den unterschiedlichsten Möglichkeiten bespielt werden kann. Für die natürliche Belichtung ist das von Nord nach Süd flach ansteigende Pultdach über der Halle nach oben „geklappt“.
Drei Gruppenräume und drei Hausaufgabenräume schließen südlich an die Halle an. Um die Verbindung zwischen den Gruppenräumen und der Halle zu stärken, gibt es unten und auf der Höhe der Galerie Fenster, um vom einen Raum das Geschehen im anderen Raum beobachten zu können. Die Fenster sind zugleich Sitznischen für die Kinder. Die Räume orientieren sich alle mit großen Öffnungen nach Süden zu einer Terrasse mit Pergola.
In den Gruppenräumen sind Galerien eingebaut, die den Kindern Platz zum Kuscheln und Lesen bieten. Die Garderoben werden in fahrbaren Möbelelementen untergebracht, die flexibel abgestellt und zur Raumgliederung eingesetzt werden können. Nördlich entlang des Ge-meinschaftsbereichs befinden sich der Eingang und die Nebenraumzone u.a. mit dem Leitungsbüro, der Küche mit einem Personalaufenthaltsbereich und dem Bastelraum. Die teil-weise überdachten Terrassen ermöglichen den Aufenthalt und die Bewegung an der frischen Luft auch bei Regen. Als Übergangsbereich zwischen Innen und Außen bieten sie vielfältige Möglichkeiten zum Spielen und für wettergeschützte Veranstaltungen wie Freilichttheater auf der Ostterrasse.
Die Massivbauweise des eingeschossigen Baukörpers wirkt als Speichermasse und weist eine 32cm stark gedämmte Lärchenholzfassade auf. Das geneigte Dach ist extensiv begrünt. Dies ermöglicht neben gestalterischen Gesichtspunkten eine Rückhaltung der Niederschläge um 50 Prozent, eine Verbesserung des Mikroklimas und unterstützt das Passivhauskonzept durch seine die Außentemperatur puffernde Wirkung. Der Innenausbau erfolgte mit Materia-lien, die sowohl den praktischen Anforderungen gerecht werden als auch Qualitäten erzeugen, die den sinnlichen und spielerischen Bedürfnissen der Kinder entgegenkommen und eine angenehme Raumatmosphäre hervorrufen. Die Wände sind teilweise als Pinnwände oder mit einer Schultafeloberfläche zum Behängen und Bemalen ausgeführt. Der Sonnenschutz für die Süd orientierten Fenster ist im Zusammenhang mit dem Passivhauskonzept entwickelt worden, wobei die Sonnenterrasse an heißen Tagen mit einem beweglichen Sonnenschutztextil verschattet werden kann, das in den Jahresübergangszeiten und im Winter eingefahren wird, damit die Sonnenstrahlung das Gebäudeinnere erwärmt.
Das Ziel, ausgesuchte Bereiche von Kinderhort und Schule gemeinsam zu nutzen, wird auch in der Außenanlage konsequent fortgeführt.
Als gliederndes Element durchzieht ein Holzsteg das Freigelände. Die Halle im Kinderhort wird über das Pflaster im Außengelände weitergeführt und endet mit Sitzstufen im Freilichttheater.


Passivhauskonzept

Das Passivhauskonzept wurde in Bezug auf energetische, haustechnische und bauphysikalische Kriterien im Rahmen einer integrierten Planung mit den Architekten und den einzelnen Fachprojektanten vom Entwurf bis zur Ausführungsplanung entwickelt.
Der Kinderhort ist als Passivhaus vom Passivhausinstitut Darmstadt in Zusammenarbeit mit eza! zertifiziert worden.
Wichtig bei der praktischen Umsetzung des Passivhauskonzeptes war, dass der spätere Nutzer, sprich die Kinderhortleitung und ebenso das Jugendamt als Bauherr schon zu Beginn des Planungsprozesses einbezogen worden sind.
Im Entwurfsprozess bei der Grundrissorganisation, der Orientierung des Gebäudes und der Entwicklung des Baukörpers haben die Kriterien eines Passivhauses bereits Einfluss genommen: Der Kinderhort ist mit seiner längeren Seite nach Süden orientiert. Das Dach steigt von Norden nach Süden an, um in den Südräumen durch hohes Raumvolumen und die größte Fassadenhöhe mit einem dort hohen Fensteranteil passivsolare Energiegewinne er-zielen zu können. Nach Norden ist die Fassade so geschlossen wie möglich gehalten.
Die Energiebilanz wurde mit Hilfe des Passivhausprojektpaketes (PHPP) des Passivhausinstitutes Darmstadt vom Bauphysiker des Planungsteams erstellt. Des Weiteren erfolgte eine Wärmebrückenberechnung zur bauphysikalischen Optimierung der einzelnen Bauteile.
Für das Passivhauskonzept kommt eine Lüftungsanlage mit kontrollierter Be- und Entlüftung zum Einsatz, die mit einer hocheffektiven Wärmerückgewinnungsanlage ausgestattet ist.
Der Jahresheizwärmebedarf des Gebäudes beträgt knapp 15 KWh/m2 im Jahr. Der Restwärmebedarf für die Heizleistung beträgt ca. 7,5 KW und wird von der bestehenden Heizanlage der benachbarten Schule gedeckt, d.h. der Kinderhort selbst hat keine eigene Hei-zungsanlage. Die Winddichtigkeit des Gebäudes wurde durch Blower-Door-Messungen ü-berprüft. Der Kinderhort, der ein gutes A/V-Verhältnis aufweist, hat eine hochwärmege-dämmte Gebäudehülle sowohl bei den Wänden als auch im Dach und unter der Bodenplatte erhalten. Die Fassade wurde als hinterlüftete, wärmegedämmte Konstruktion mit einer Lär-chenholzschalung ausgeführt. Die Fenster wurden mit einer dreifachen Isolierverglasung mit passivhausoptimierten Holzprofilen eingebaut. Die Fensterleibungstiefen wurden für größt-mögliche passivsolare Energiegewinne ausgebildet.
Die Südfassade wird für den sommerlichen Wärmeschutz durch einen beweglichen Sonnenschutz verschattet, um die Sonneneinstrahlung in den Wintermonaten bzw. in den Jahreszei-tenübergängen ebenso für passivsolare Energiegewinne nutzen zu können. Bei der unteren Fensterreihe durch ein horizontal ein- und ausfahrbares textiles Gewebe, das an einer Per-gola angebracht ist, wobei die Pergola auch als Übergangselement zwischen innen und außen wirkt. Die obere Fensterreihe wird über vertikal geführte Alu-Raffstoren verschattet.
Stromgeräte und deren Energieverbrauch entsprechen den Anforderungen des Passivhauskonzeptes.
Gemeinschaftsraum

Gemeinschaftsraum

Gruppenraum

Gruppenraum

Südterrasse

Südterrasse

Nordwestansicht

Nordwestansicht

Südostansicht

Südostansicht