Nichtoffener Wettbewerb | 05/2021
„Stadtbaupuzzle“ Nachhaltige und zukunftsorientierte Stadterweiterung in städtischen Randlagen
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Blick in den Stadtraum
1. Preis
Preisgeld: 35.000 EUR
Stadtplanung / Städtebau
Kieran Fraser Landscape Design
Landschaftsarchitektur
Beurteilung durch das Preisgericht
Die Arbeit verfolgt auf extreme Art und Weise zwei Ansätze, die sie von allen anderen Arbeiten deutlich unterscheidet. Auf der einen Seite die radikale Reduktion des Nettobaulands zur Maximierung öffentlicher Räume und Erschließungsräume. Auf der anderen die intensive Auseinandersetzung mit der Idee eines modularen Städtebaus. Beides diskutiert und würdigt die Jury intensiv. Auf der anderen Seite lässt die Arbeit der Verfasser*innen auch eine gewisse Überspanntheit erkennen. Besonders markant ist das Puzzlesystem, dass Anschlusspunkte sowohl für Freiräume als auch Gebäude definiert. Dabei nimmt die Bebauungsdichte von Westen nach Osten drastisch ab. Von fragmentierten Blöcken mit bis zum 19-geschossigen Hochpunkten im Westen zu splitterartig gesetzten Einzelbauten im Osten, die quasi wie aus der Explosion konventioneller Baublöcke entstanden sind und teilweise nur zwei Stockwerke hoch sind. Dadurch entstehen sehr interessant wirkende kleinteilige Freiräume in den Baufeldern und auch zwischen ihnen, die öffentlich genutzt werden und in den Innenbereichen mit dem Wasser- und Kanalsystem der Klimaresilienz und Regenwasserbewirtschaftung dienlich sind. Erstaunlich scheint, dass bei abnehmender baulicher Dichte der Grünanteil im östlichen Gebiet nicht zunimmt. Im Ergebnis lässt die vorgeschlagene städtebauliche Konfiguration unter heutigen Bedingungen jedoch in großen Bereichen noch keinen wirtschaftlichen Wohnungsbau zu. Zwar werden zukünftige Fertigungs- und Produktionsmethoden diese ambitionierten Formen zukünftig auch kostengünstig denken lassen. Dennoch lässt die bewusst kleinteilige Bebauung Möglichkeiten einer modularen und seriellen Architektur nicht erkennen und lässt teilweise auch Zweifel am guten Verhältnis von Nutz- zu Erschließungsfläche aufkommen. Eine Optimierung darf jedoch nicht dazu führen, dass im Ergebnis ein sehr viel konventionellerer Städtebau entsteht. Die zwei perspektivischen Darstellungen nehmen dies bereits vorweg. Dort ist auch eine Programmierung der Wegeräume zwischen den Bauten kaum erkennbar. Im Plan wird die Fläche als hart und langweilig dargestellt, in der Umsetzung müsste sie deutlich grüner sein. Besonders trifft dies auf den großen Auftaktplatz zu, der sich zwischen der S-Bahnbegleitbebauung und dem Quartier aufspannt. Ebenso wiederholt sich die Programmierung der Höfe, die in der Gesamtschau daher ein wenig eintönig wirkt. So bleibt auch die Differenzierung zwischen privaten, halbprivaten und halböffentlichen und öffentlichen Flächen mit wenigen Ausnahmen auf der Strecke. Positiv wird das Verkehrs- und Erschließungskonzept gewürdigt, dass ein autoarmes Quartier zulässt. Ebenso positiv wird die durchschnittlich 4 m hohe EG-Zone in ihrem programmatischen Ansatz gewürdigt, die unterschiedliche Nutzungen zulassen. Ebenso besonders ist, dass im Norden, Osten und Süden wildwüchsige Grünräume angeordnet sind, die neugierig machen und auch die Bewohner*innen aus dem Umfeld in das Quartier einladen. Als einzige Arbeit thematisiert diese das neue Quartier im Kontext Groß-Berlins und propagiert dabei eine radikale Abkehr von Suburbanisierungstendenzen. Die Jury schätzt diese Arbeit aufgrund ihrer konzeptionellen und städtebaulichen Stärke, die kontrovers diskutiert werden.
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Blick in den Grünraum
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Grundschema mit Höhenstaffelung
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Schwarzplan
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Lageplan
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Axonometrie
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Verkehrskonzept
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Freiflächen