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nicht offenes, einphasiges, hochbaulich-freiraumplanerisches Werkstattverfahren | 04/2021

EMILS QUARTIER - Entwicklung einer Wohnbebauung mit Einzelhandelsflächen in Hamburg-Bahrenfeld

2. Rang

Preisgeld: 23.400 EUR

DFZ ARCHITEKTEN

Architektur

TREIBHAUS Landschaftsarchitektur Berlin/Hamburg

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Im Zuge eines hochbaulich-freiraumplanerischen Werkstatt¬verfahren soll der Nahversorgungsstandort an der Von-Sauer-Straße in Hamburg-Bahrenfeld neu geordnet, attraktiver Wohn¬raum geschaffen und damit ein zukunftsweisendes, gemischt-genutztes Stadtquartier entwickelt wer¬den. Mit einzelnen differenzierten Baukörpern zusammengefügt zu einem Gesamtensemble nimmt der Entwurf Bezug auf die umliegende Bebauung. Die sich ineinander geschobenen und verschachtelnden Baukörper fügen sich mit ihren Vor- und Rücksprüngen in das ca. 12.900 m2 große Plangebiet ein, sichern damit weitestgehend den Erhalt des Baumbestandes und lassen ein aufgelockertes Straßenbild mit Einzelhandelsflächen im Erdgeschoss entstehen. Durch die Höhenstaffelungen der Baukörper werden Bezüge zur benachbarten Bebauung hergestellt, gleichzeitig wird für die BewohnerInnen der Martha-Stiftung ein leicht zugänglicher Dachgarten geschaffen. Die Verteilung und Mischung unterschiedlicher Funktionen und Wohnungstypen trägt zu einem durchmischten Wohnen und somit zu einem lebendigen Quartier bei. Ebenso der intensiv begrünte Innenhof, der als „grüne Lunge“ den AnwohnerInnen private sowie öffentliche Freiräume schafft und u.a. Spiel- und Freizeitflächen sowie Flächen für Urban Gardening bietet. Die bewegte Dachlandschaft leistet als durchgängig begrünte und mit Photovoltaikanlagen ausgestattete Fläche einen wichtigen Beitrag zur Energiebilanz des Gebäudes. Der Entwurf wurde gemeinsam mit den Büro Treibhaus Landschaftsarchitektur umgesetzt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf für das neue Emils Quartier in Bahrenfeld überzeugt durch seine klare städtebauliche Setzung, die Ihren Bezug in der kontextuellen Umgebung findet. Sowohl die im nördlichen Bereich fast geschlossene Hoftypologie, als auch die beiden südlichen Gebäudevolumen wirken angemessen dimensioniert und richtig positioniert.
Hierdurch entstehen zwei prägnante Außenräume: ein eher introvertierter, grüner, sehr qualitätsvoller und in Teilen etwas überinstrumentierter Gartenhof im Innern des Blocktyps und ein urbaner steinerner Quartiersplatz, der mehr grüne Auflockerungen, vor allem im östlichen Bereich vermissen lässt. Beide Außenräume nehmen sehr gut Bezug zu den jeweiligen Nutzungen, vor allem im Erdgeschoss und assoziieren eine große wertvolle städtebauliche Aufwertung für das Quartier und die angrenzende Umgebung. Die öffentlich fußläufige Durchwegung durch das neue Quartier unterstreicht diesen Aspekt. Durch exakt ausformulierte Vor- und Rücksprünge der einzelnen Gebäudevolumen gelingt es auf vielfältige Art die Blocktypologie zu gliedern und zusätzlich aufzuwerten. Konsequenter Weise werden die Gebäudevolumen auch in der Höhenentwicklung spannungsreich variiert und generieren somit einen harmonischen Übergang zur bestehenden Bebauung.
Die Wirkung der kompakten und geschlossenen Blockrandbebauung an der Von-Sauer-Straße ist durch die differenzierte und aufgelockerte Erscheinung städtebaulich und architektonisch bereichernd. Der Sockelbereich mit den Verkaufsflächen ist angemessen ausformuliert und klar strukturiert.
Die Fassadengliederung der massiven Gebäude wirkt feinfühlig abgestimmt; durch die Verwendung unterschiedlicher Klinkerfarben, die präzisen und vielfältigen Proportionen der Öffnungen, ergänzt durch gestalterisch sehr ansprechende variantenreiche Elemente, wie u.a. für die Fassadenbegrünung und die Loggien, unterstreichen den hohen Identitätsstiftenden Charakter, der von den einzelnen Häusern ausgeht.
Die Ausgestaltungen der Grundrisse sind durchaus qualitätsvoll und erlauben in ihrer klaren Struktur eine Nutzung mit großer Flexibilität. Bemerkenswert ist hier die unterschiedliche Positionierung der Balkone im Innenhof und der Loggien an den Außenfassaden, die zur Differenzierung der Fassadengestaltung beitragen.
Das Projekt berücksichtigt umfangreich die Aspekte der Nachhaltigkeit auf fast allen Ebenen.
Hinsichtlich des Lärmschutzes ist die differenzierte Fassade an der Von-Sauer-Straße außerordentlich hilfreich. Die Grundrisse reagieren bereits in ihren Einteilungen mit probaten Mitteln auf die hohen Lärmbelastungen.
In Bezug auf die Anforderungen des Denkmalschutzes sind die Gestaltung und Höhe von „Haus Lasse“ im Bahrenfelder Kirchenweg allerdings noch nicht ausreichend berücksichtigt.
Die 7-Geschossigkeit der Bebauung im Eckbereich Bahrenfelder Kirchenweg/ Von-Sauer-Straße ist kritisch zu hinterfragen.