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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2021

Neubau Schulcampus mit Grundschule, Gymnasium und Sporthalle in Erfurt

NAK Architekten: Perspektive (Visualisierung: Davide Abbonacci)

NAK Architekten: Perspektive (Visualisierung: Davide Abbonacci)

2. Preis

Preisgeld: 15.500 EUR

NAK Architekten GmbH

Architektur

KuBuS Freiraumplanung GmbH & Co. KG

Landschaftsarchitektur

BASE Landschaftsarchitekten PartGmbB

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebauliche Einbindung, Verbindung mit dem Stadtquartier:
Die drei Baukörper von Grundschule, Gymnasium und Sporthalle bilden zusammen das Gebäudeensemble des neuen Schulstandortes an der Greifswalder Straße. Die zusammenhängende Gebäudefigur schließt den Blockrand des Wohnquartiers Richtung Süden, schützt die Quartiersmitte vor Schallemissionen der Umgebung und minimiert die direkten Fassaden zur Bahnstrecke. Der Gebäudeversatz schafft die räumliche Verzahnung mit dem Quartier und bildet eindeutige Außenbereiche und Zugangszonen. Die über Gebäudeeinschnitte deutlich ablesbaren Eingänge orientieren sich nach Süden und bieten über Dachauskragungen witterungsgeschützte Vorzonen.

Öffentliche Durchwegung:
Der in Nord-Süd-Richtung verlaufende öffentliche Weg für Radfahrer und Fußgänger wird in das Erschließungssystem des Campus eingebunden. Der Verbindungweg bildet zusammen mit einem Vorplatz die räumlich gefasste Eingangssituation der Grundschule. Somit ist eine geschützte fußläufige Anbindung des Schulcampus an das Wohnquartier gewährleistet.

Schallschutz:
Die Lernwelten der Grundschule und des Gymnasiums orientieren sich zu den lärmgeschützten Bereichen und werden in ausreichender Entfernung zur Bahnstrecke positioniert. Das viergeschossige Gymnasium und eine begrünte Lärmschutzwand östlich des Vorplatzes sorgen für Abschirmung in Richtung der Bahngleise. Richtung Greifswalder übernimmt das Gebäudevolumen der Sporthalle den Schallschutz für das Wohngebiet.

Gebäudeorganisation Grundschule und Gymnasium:
Die klar gegliederten Funktionen in den beiden Schulen ermöglichen eine leichte Orientierung und kurze Wege. Im Erdgeschoss werden die gemeinschaftlich genutzten Bereiche untergebracht. Die zentrale Position der Aulen und der Mensa am Schnittpunkt von Grundschule und Gymnasium sorgt für eine gute Erreichbarkeit für alle Schülerinnen und Schüler. Die Aulen und die Mensa können zu einem großzügigen Veranstaltungsbereich zusammengelegt werden. Ein separater Zugang ermöglicht auch eine externe Nutzung jenseits des Schulbetriebes. Die Obergeschosse werden zentral über großzügige Treppen mit Sitzstufen erschlossen. Die über Oberlichter gut belichteten Erschließungszonen sind Treffpunkt und Raum für Kommunikation. Die offen und kommunikativ gestalteten Unterrichtsbereiche verfügen über großzügige Loggien die für vielfältige Bezüge zum Außenraum und einen lichtdurchfluteten Innenraum sorgen. Die Flurzonen zwischen den Lernwelten funktionieren als pädagogisch nutzbare Fläche und ermöglichen zusätzliche variable Lern- und Unterrichtsformen.

Gebäudeorganisation Sporthalle:
Die Sporthalle bildet den Abschluss des Gebäudeensembles zur Greifswalder Straße. Die gemeinsame Überdachung im Erdgeschoss sorgt für eine witterungsgeschützte Verbindung der Schulen und der Sporthalle. Die Sporthalle formt im Zusammenspiel mit der Grundschule eine eindeutige Adresse über einen großzügigen Vorplatz. Ein Gebäudeeinschnitt Richtung Süden markiert den gut auffindbaren Eingang.

Pädagogisches Konzept/ Clusterorganisation/ offene Lernlandschaften:
Die Lernwelten des allgemeinen Unterrichtsbereichs in den Obergeschossen der Grundschule und des Gymnasiums sind in Raumgruppen organisiert. Die eigenständige Raumeinheit ermöglicht das flexible Zusammenspiel von Räumen. In der Grundschule funktioniert die Raumgruppe als Clustereinheit, im Gymnasium als offene Lernlandschaft. Die flexible Struktur ermöglicht die Umsetzung verschiedener zeitgemäßer pädagogischer Anforderungen und die Anpassung an künftige Lernformen. Die einzelnen Räume eines Clusters gruppieren sich um das zentral gelegene Forum. Die Lernwelten- und Differenzierungsräume haben einen direkten Sichtkontakt zum Forum und sind untereinander verbunden. Mobile Trennwände ermöglichen zahlreiche Raumkonstellationen für verschiedene Arten von Unterricht und Betreuung. Ein Lehrmittelraum, WC´s und Garderoben komplettieren das Cluster.

Clusterorganisation Brandschutz:
Um eine Möblierung und möglichst freie Bespielbarkeit der Flurzonen innerhalb des Clusters zu gewährleisten, werden Nutzungseinheiten mit einer beschränkten Größe gebildet. Die Nutzungseinheiten verfügen jeweils über einen ersten Rettungsweg direkt in das außenliegende Treppenhaus. Der zweite Rettungsweg führt entweder über die benachbarte Nutzungseinheit oder das zentrale Treppenhaus in der Mitte des Gebäudes.

Konstruktion , Tragwerk, Materialität:
Die kompakten, klaren und funktionsgerechten Schulbauten sind als ressourcenschonende, dauerhafte und wirtschaftliche Stahlbetonkonstruktionen konzipiert. Das Gebäude wird in konventioneller Bauweise - Halbfertigteile - errichtet. Die Ausformung des Baukörpers ergibt einen optimalen Hüllflächenfaktor, der den zu erwartenden Energieaufwand minimiert. Die verwendeten Materialien wie Beton, Ziegel und Holz gewährleisten ein ressourcenschonendes Erstellen des Gebäudes und sind zugleich ein Garant für die nötige Robustheit, die ein Schulgebäude braucht ohne jedoch auf eine ansprechende ästhetische Erscheinung zu verzichten.

Das Material der Fassade:
Obergeschosse: Klinkervormauerschale, auf 20 cm starker Wärmedämmung und tragendem Ziegelmauerwerk bzw. Beton.
Erdgeschoss: Betonvorsatzschale durchgefärbt und gesäuert. Der optimale Anteil der Fensterflächen und die grundsätzliche Ausformung des Gebäudes, gewährleisten nicht nur eine optimale Beheizung, Belichtung und Belüftung, sondern bieten auch einen geringen Unterhaltsaufwand und ermöglichen somit ein wirtschaftliches Betreiben des Gebäudes. Der hochgedämmte Aufbau der Hüllfläche führt zu einer deutlichen Begrenzung von Transmissionswärmeverlusten und thermischen Schwachstellen. Konstruktive Maßnahmen und Detailausführungen sichern darüberhinaus die Winddichtigkeit der Gebäudehülle zur gezielten Minderung und kontrollierter Lüftungswärmeverluste. Die konstruktive Gestaltung der Fensterflächen wird den hohen Anforderungen an den sommerlichen und winterlichen Wärmeschutz gerecht. Durch die Konstruktion als dreifach verglaste Fenster entstehen mehrere wärmepuffende Zwischenräume. Alle Räume werden über Fensterlüftungen bedarfsgerecht natürlich belüftet. Zur Nachtauskühlung werden Alu- / Kipppaneele - gedämmt und pulverbeschichtet - im Bereich der Fensterbänder eingebaut. Die Kipppaneele sowie Klappen in den Flurwänden öffnen sich bei tieferen Außentemperaturen automatisch und führen so durch die natürliche Kaminwirkung zur Abkühlung der zu entwärmenden Räume. Die massiven Decken- und Fußböden werden in weiten Teilen nicht durch Abhangdecken vom Innenraum entkoppelt. Durch Freihalten der thermisch wirksamen Speichermassen - Stahlbetonwände, -decken und Mauerwerk wird eine behagliche Gebäudetemperierung erreicht. Hierdurch entsteht eine wirksame neutrale Dämpfung von thermischen Spitzenlasten im Sommer und Winter. Die Neubauten werden durch den Einbau eines Aufzugs barrierefrei erschlossen.

Freiraumkonzept:
Die Freiflächen werden entsprechend der Gebäudekubatur klar den unterschiedlichen Baukörpern und Nutzungseinheiten der versch. Bereiche zugeordnet. Dabei wird der Schulhof der Grundschule mit dem Schulgarten als eher geschützter und eingefasster Bereich der nördlichen Wohnbebauung und der Schulhof des Gymnasiums als öffentlichere Fläche den südlichen und eher urbaneren Bereichen zugeordnet. Gegenüber der gärtnerischen Seite Richtung Norden entstehen im Süden zwei städtischere, begrünte und baumüberstandene Plätze: Der Schulhof des Gymnasiums und als Pendant der Vor- und Eingangsplatz für Sporthalle und Grundschule.
Die übergeordnete Fuß- und Radwegeverbindung wird wie selbstverständlich in den Vor- und Eingangsplatz integriert und trägt zu unmittelbaren Verknüpfung des Campus mit den angrenzenden Quartieren bei. Allen Bereichen gleich ist der Gestaltungsanspruch ein ausgewogenes Verhältnis von Grün- und befestigten Flächen zu schaffen. Zudem soll ein neuer, signifikanter Baumbestand etabliert werden, der kleinklimatisch und beschattend positive Effekte auf die Schulhöfe hat. Die Schulfreiflächen erfahren eine starke teilräumliche Ausdifferenzierung mit einer großen Bandbreite an altersgerechten Nutzungsangeboten für Spiel, Bewegung, Kommunikation, Erholung und Rückzug. Das auf dem Grundstück anfallende Regenwasser wird in Versickerungsmulden in Pflanzflächen und in Rigolen unterhalb befestigter Flächen versickert. Als besonderes gestalterisches Element wird an der östlichen Pausenhofseite des Gymnasiums eine schallschutzwirksame begrünte Tribüne verortet. Zum einen hat diese hohe Aufenthaltsqualitäten, zum anderen integriert sie höchst funktional benötigte überdachte Fahrradstellflächen als Doppelparker.

Haustechnik / Energiekonzept:
Angestrebt wird, entsprechend den Vorgaben, die gesamte Campusanlage mit Sporthalle, Grundschule und Gymnasium für die Heizung- und Warmwasseraufbereitung an das vorhandene Fernwärmenetzsystem anzuschließen. Die zentral im Erdgeschoss angeordneten Technikräume ermöglichen eine optimale kurzwegige Erschließung für die einzelnen Anlagegruppen. Die Beheizung der Gebäude erfolgt überwiegend durch statische Heizflächen vor massiven Brüstungen. Die Anordnung und Auslegung der Heizflächen ermöglicht so eine flexible Raumaufteilung. Die Sporthalle erhält eine Fußbodenheizung. Die Nasszellen in den einzelnen Gebäuden sind jeweils dezentral den entsprechenden Klassen- und Gruppenräumen zugeordnet. Die notwendige mechanische Be- und Entlüftung erfolgt über kleine dezentral angeordnete Lüftungsgeräte mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung auf dem Dach.
Mechanisch angesteuerte Kippflügel an den Fassaden bzw. Höfen und Flurwänden sorgen durch die natürliche Kaminwirkung für die Durchströmung der Räume und somit zur Nachtauskühlung.
Das auf den extensiv begrünten Dachflächen der Gebäude anfallende Regenwasser wird einer Versickerung zugeführt. Der örtliche Wasserhaushalt wird dadurch nicht gestört und Regenwasserentgelte eingespart. Auf den Dachflächen der Neubauten werden Photovoltaikanlagen installiert. Es werden geneigte Flachkollektoren eingesetzt, die eine kostengünstige Aufstellung sowie eine optimale Südausrichtung ermöglichen. Durch diese Anlage kann ein großer Teil des Stromenergiebedarfs substituiert werden. Der erzeugte Strom wird dabei nicht zwangsläufig direkt verbraucht, da dies aufgrund der momentanen energiepolitischen Gegebenheiten unwirtschaftlich wäre, sondern wird zunächst über einen Einspeisezähler in das Versorgungsnetz eingespart.
Grundsätzliche werden für die Beleuchtungsaufgaben weitgehend LED-Leuchten eingesetzt. Um eine weitere Reduzierung der elektrischen Leistungsaufnahmen zu erreichen, wird in den Hauptnutzräumen eine Tageslichtsteuerung vorgesehen. Licht in den Sanitär-, Flur-, Lager- und sonstigen Nebenräumen werden über Präsenzmelder geschaltet.
Ziel des Haustechnik- bzw. Energiekonzeptes ist die größtmögliche Nutzung erneuerbarer Energien und die Energieeinsparung bei gleichzeitigem Einsatz von standardisierten und lange erprobten technischen Lösungen, die geringe Wartungsaufwendungen mit sich bringen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Dem aus drei Baukörpern (Sporthalle, Grundschule, Gymnasium) bestehende Ensemble gelingt durch den Versatz der Volumina eine selbstverständliche Arrondierung des nördlich angrenzenden Wohnquartiers und gleichzeitig die Adressbildung nach Süden. Kontrovers diskutiert wird allerdings die Frage, ob die Verbindung zwischen Sporthalle und Grundschule nicht eine zu starke Einengung der Wegeverbindung in Nord-Süd-Richtung zur Folge hat.

Die räumliche Gliederung in einen Vorplatz mit den Eingängen zu Sporthalle und Grund-schule, den abgeschirmt im Norden liegenden Pausenhof für die Jüngeren und den Aufenthaltsbereich für die Schüler des Gymnasiums mit öffentlicherem Charakter ist klar und überzeugend. Auch das Motiv einer Tribüne im Osten zur Abschirmung von Straße und Bahndamm ist plausibel. Die Lärmemissionen für das Wohnquartier werden durch die Baukörperanordnung minimiert, allerdings muss die Südfassade des Gymnasiumbaukörpers entsprechend ausgestattet sein.

Insgesamt wird der hohe Grünanteil begrüßt und auch die Gestaltung der Freiflächen mit ihrem ruhigen und angemessenen Charakter. Die Anordnung von Retentionsflächen nördlich der Sporthalle und des Gymnasiums ist sinnvoll, auch erscheinen hier die Werkterrasse und der Müllplatz gut positioniert. Grundsätzlich ist auch die Lage der Stellplätze, zum einen im westlichen Teil vor der Sporthalle und zum anderen entlang der Straße gegen-über dem Parkplatz des Nahversorgungszentrum, nachvollziehbar. Es wäre aber wünschenswert, den Vorplatz im Westen gänzlich frei von Stellplätzen gestalten zu können. Auch ist die geplante Erschließung der Stellplätze nicht immer plausibel. Die Zufahrten und Kreuzungsbereiche mit Gehwegen müssen überprüft werden. Dies betrifft auch die Anlieferung an der Gebäudesüdseite.

Der Eingang zur Grundschule liegt gut auffindbar am zentralen Scharnier des Quartiers. Von dort führt eine großzügige innere Erschließung über das Foyer, vorbei an einer Freitreppe zur gemeinsam genutzten Mensa und der Aula. In der Fortführung dieses inneren „Boulevards“ erreicht man dann auch das Gymnasium mit großzügigem Foyer, Hörsaal und wiederum dem Element der Freitreppe.

Im Erdgeschoss gelingt es erstaunlich gut, die Bereiche der Schulen zwar zu trennen, aber dennoch bestmögliche Synergien zu bieten. So wird auch kompensiert, dass der Eingang zum Gymnasium in zweiter Reihe liegt. Grundsätzlich wäre es auch möglich, diese nördlich der Grundschule zu erreichen.

Beide Schulbaukörper bieten aufgrund ihrer Grundfläche vielfältige Möglichkeiten zur
Ausformulierung von Lernlandschaften und Clustern. Durch jeweils einen inneren Luftraum bieten sich ein Zentrum und ein Kommunikationsraum. Funktional sollten aber im Gymnasium die Fachräume besser im 2. OG angeordnet sein, um eine Be- und Entlüftung über das Dach zu ermöglichen.

Die Gestaltung der Baukörper mit einem Betonsockel und in den Obergeschossen einer Vorsatzschale in hellem Klinker wirkt angenehm ruhig und im Ausdruck einer Schule angemessen. Die Öffnungen erlauben eine gute Tageslichtausnutzung, gleichzeitig wird nach Süden ein leistungsfähiger Sonnenschutz notwendig sein.

Die BGF liegt im Vergleich mit anderen Arbeiten im oberen Drittel. Diese resultiert auch aus der Überschreitung von Nutzflächen und besitzt noch Optimierungsbedarf. Die Kompaktheit der Baukörper und das günstige A/V-Verhältnis lässt aber einen wirtschaftlichen Betrieb vermuten.
Das Brandschutzkonzept erscheint nachvollziehbar, ist aber in einigen Räumen nur mit Bypass-Lösungen zu realisieren. Die Längen der Rettungswege müssen im Detail noch überprüft werden.

Insgesamt handelt es um einen sehr stimmigen Entwurf, der auf städtebaulicher Ebene qualitätsvolle Räume schafft und das Preisgericht auch in seiner Gestaltung und der inneren Organisation überzeugt.
Lageplan M. 1:500

Lageplan M. 1:500

NAK Architekten: Lageplan

NAK Architekten: Lageplan

NAK Architekten: Grundriss Erdgeschoss / Grundriss Obergeschoss

NAK Architekten: Grundriss Erdgeschoss / Grundriss Obergeschoss

NAK Architekten: Perspektive Foyer (Visualisierung: Davide Abbonacci)

NAK Architekten: Perspektive Foyer (Visualisierung: Davide Abbonacci)

NAK Architekten: Schnitte / Ansichten

NAK Architekten: Schnitte / Ansichten

NAK Architekten: Modellfoto

NAK Architekten: Modellfoto

NAK Architekten: Präsentationsplan 01

NAK Architekten: Präsentationsplan 01

NAK Architekten: Präsentationsplan 02

NAK Architekten: Präsentationsplan 02

NAK Architekten: Präsentationsplan 03

NAK Architekten: Präsentationsplan 03