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Offener einphasiger freiraumplanerischer Realisierungswettbewerbs gem. RPW 2013 | 06/2021

Neugestaltung Altstädter Markt in Rendsburg

Perspektive

Perspektive

3. Preis

Preisgeld: 4.000 EUR

GRIEGER HARZER DVORAK

Landschaftsarchitektur

Rendercircle - Christian Marrero

Visualisierung

Erläuterungstext

ALLES BLEIBT NEU

Die Neugestaltung des Altstädter Marktes fußt auf einer einzigartigen historischen Bausubstanz, die in ihrer städtebaulichen Ordnung und architektonischen Qualität in weiten Teilen sehr gut erhalten ist. Neben der Vielzahl an stadträumlichen Angeboten für Einwohner*innen und Tourist*innen, die auch überregional von Bedeutung sind besteht aber auch Potential was die Barrierefreiheit, Orientierung im Stadtraum sowie die Detail- und Aufenthaltsqualität der öffentlichen Räume im Betrachtungsgebiet angeht.

Mit der Neugestaltung des Neustädter Marktes und seiner Umgebung wird eine besonders einfache und gleichzeitig charmante einladende Atmosphäre angestrebt, die die Einzigartigkeit der Geschichte des Ortes in den Mittelpunkt stellt und sensibel herausarbeitet.


DER ALTSTÄDTER MARKT DER FAMILIENPLATZ IM HERZEN DER ALTSTADT

Weithin sichtbar stellt die Marienkirche eine Landmarke der Rendsburger Altstadt dar, die mit dem benachbarten Altstädter Markt als das atmosphärische Herz des historischen Stadtkerns verstanden wird. Ist der Platz an der Marienkirche bereits durch das Ensemble von Kirche und dem grünen Kirchhügel definiert so ist der Marktplatz ein Ort, der durch die Bürgerinnen und Bürger, die ihn besuchen, seine Bestimmung erhält. Während andere Plätze in der Stadt Raum für Nahversorgung, größeres Marktgeschehen sowie Sport- und Kultur-Events bieten ist der Altstädter Markt ein besonders intimer und persönlicher Ort, der mit seiner kompakten Größe, urtümlichen Form und niedrigen Bebauung eine starke Verbindung zwischen Besucher*innen sowie Einwohner*innen und der Stadt evoziert. Hier ist der Raum für eine kontemplative Pause während der Shopping-Tour, einen Kaffee für Großeltern und Eltern während die Kindern spielend die Umgebung erkunden sowie Tourist*innen, die nach einer Stadttour die Atmosphäre aufnehmen oder einer Kleinkunstdarbietung auf der temporären Bühne folgen wollen. Es ist ein Familienplatz, der Generation zusammen denkt und Rendsburg als lebenswerten Ort stärkt.

BARRIEREFREI UND HISTORISCH WERTIG

Mit einer am Bestand orientierten Oberflächensystematik wird eine Gliederung und Qualifizierung der Oberflächen rund um den Neustädter Markt vorgeschlagen. Das charakteristische Katzenkopfsteinpflaster wird oberseits gesägt großzügig auf der gesamten Fläche des Altstädter Marktes in gebundener Bauweise eingebaut. Der bündige Einbau sowie der oberseitige Schnitt des, in der Form nur als Gebrauchtpflaster erhältlichen, Materials erzeugt eine barrierefreie und faszinierend schöne Oberfläche. Eine Sortierung von helleren und dunkleren Farbtönen und entsprechende Verlegung in einem Muster erinnert an die bisherige Kassettierung der Steine und gibt eine sich zu den Rändern hin auflösende dezente Gliederung für Möbelelemente etc. vor. Eine Reduzierung baulicher Stufen vereinfachen die Durchwegung wobei die charakteristische leichte Neigung des Platzes von maximal 3,5% erhalten bleibt. Oberflächenwasser wird von Rinnen mit einfachem Duktus aufgefangen. Umlaufend entlang der Gebäudefronten ist der Platz mit zwei Reihen aus Klinkersteinen eingefasst, die in die einmündenden Straßen und Wege überleiten. Entsprechend sind alle sonstigen Flächen der Straßen und Gassen in Klinker verlegt. Ein Fischgrät-Verband sowie der Vorschlag mit hochwertigem eher matten Klinkerstein zu planen wertet die umgebenden Wegebeziehungen sowie den Platzbereich um die Marienkirche und das Alloheim spürbar auf.
Großzügige offene Rinnen aus dem selben Material gliedern die Wegebeziehungen zusätzlich und vermitteln Orientierung.

MEHR GRÜN-, SPIEL- UND VERWEILMOMENTE

Die typisch steinerne Atmosphäre der Altstadt wird mit behutsamen Gehölzneupflanzungen um schattenspendendes Grün ergänzt. Robuste Sitzmöbel mit nahezu ganzjährig nutzbarer Holzlattung laden neben dem Verweilen in der Gastronomie zum Müssiggang ohne Konsumzwang ein. Ein ebenerdiger Sandkasten ist eine kinderfreundliche Einladung an die Besucher des Altstädter Marktes, welc he ergänzt wird durch den Findlingsgarten zwischen Alloheim und Marienkirche. Der dortige Spielort lädt Kinder unaufgeregt zum Klettern auf skandinavischen Granit-Findlingen und springen auf einem bodenebenen Trampolin ein. Eine Tischtennisplatte ergänzt das Angebot auch für ältere Besucher. Die Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten sind so gestaltet, dass sich mit ihrer einfachen Gestaltung selbstverständlich in ihrer Umgebung integrieren und mit der Nähe zum Alloheim auch für deren Bewohner Belebung und Platz zum Zuschauen und Miteinander schaffen.
Ein besonderes Highlight ist das Wasserspiel vor dem historischen Rathaus. Ein bodengleicher Wasserspiegel verstärkt das Farbspiel im nassen Katzenkopfpflaster und verstärkt die entspannte Atmosphäre auf dem Altstädter Markt. Bei Veranstaltungen läßt sich das Wasserspiel problemlos abschalten und die Fläche flexibel nutzen. Das Wasserspiel ist im Übrigen auch als markanter Anfangs- und Endpunkt der blauen Linie gedacht, wobei empfohlen wird mit dem Farbauftrag der Linie erst jenseits der Katzkopfsteinflächen zu beginnen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf fällt unter dem Marketing-Motto „Alles bleibt neu“ durch eine besonders großflächige, homogene Materialwahl des Altstädter Marktes auf. Die Leitbegriffe lauten Entspannung, Festivitäten, Spiel und Wasser.

Das charakteristische Katzenkopfpflaster wird gesägt und bis an die Gebäudekanten heran verlegt, auch über die Mühlenstraße hinweg. Der an sich recht kleine innerstädtische Platz bekommt auf diese Weise eine fast großräumige Anmutung. Die Organisation der Verkehrsarten ist damit flexibel möglich.

Eine Sortierung von hellen und dunklen Farbtönen soll an die bisherige Kassettierung erinnern. Es ist fraglich, ob diese Wirkung im Bau tatsächlich erzielbar ist. Die Möblierung mit den voluminösen Sitzbänken bleibt auf die Randbereiche beschränkt, wirkt vor dem Rathaus aber trotzdem deplatziert. Dort ist der Höhenversprung von West nach Ost im Plan ausgeglichen, was aber eher der ebenflächigen Plandarstellung als den tatsächlichen Höhenverhältnissen geschuldet zu sein scheint.

Ansonsten liegt hier ein gelungener Kompromiss zwischen den widerstreitenden Anforderungen des Denkmalschutzes und der Barrierefreiheit vor.

Das Wasserspiel vor dem Rathaus ist eine Bereicherung, soweit es wie beschrieben der multifunktionalen Nutzung des Platzes nicht entgegensteht. Die beiden zusätzlichen Baumpflanzungen auf dem Platz wirken etwas bemüht. Das angelagerte Sandspiel ist eine Übernahme aus dem Bestand.

Die Entwässerung durch Kastenrinnen überzeugen nur dann, wenn damit unterschiedliche Funktionen gegeneinander abgegrenzt werden. Der Spielplatz mit Findlingsgarten wirkt im Schlagschatten des Alloheims angrenzend an die „Kirchwiese“ mit dem historischen Friedhof etwas unmotiviert. Der Stegengraben und die Rückseite des Alloheims bleiben in ihrer Entwurfsaussage deutlich untergeordnet.

Insgesamt ist trotz offener Fragen im Detail die gelungene Grundidee der Schaffung einer möglichst großflächigen Anmutung des Altstädter Marktes besonders herauszustellen und wird mit einer Anerkennung gewürdigt.

Belange der Denkmalpflege:
Die Wiederverwendung und die großflächige Erweiterung des Katzenkopfpflasters wird denkmalpflegerisch begrüßt. Die harmonische Farbkonzeption unterstützt die Erlebbarkeit als Einheit.
Lageplan M1:200

Lageplan M1:200

Lageplan M1:100

Lageplan M1:100

Schnitt AA

Schnitt AA

Schnitt AA

Schnitt AA

Piktogramm 1

Piktogramm 1

Piktogramm 2

Piktogramm 2