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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2021

Neue Wohnbebauung Tullastrasse in Wörth am Rhein

2. Preis

Preisgeld: 19.000 EUR

kohler grohe architekten

Architektur

Frank Roser Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Béla Berec Architektur-Modellbau-Gestaltung

Modellbau

Erläuterungstext

Städtebauliches Konzept
Das städtebauliche Konzept folgt in der Positionierung der einzelnen Baukörper den Vorgaben des Bebauungsplans. Die geschlossene Rand-Bebauung wird jedoch zugunsten eines helleren Innenhofes aufgehoben. Eine offene Haltung der Hausgruppe zur Straße und zur Nachbarschaft sowie die Bildung klarer Einzelbaukörper gewährleisten eine gute Adressbildung.

Architektur und Freianlagen
Die Hausgruppe steht auf einer durchgrünten Wiese mit vielen Bäumen, die in den Randbereichen und in den Aufenthaltsbereichen entscheidend zur Raumbildung beitragen.
Die großzügigen Hauseingänge mit Möglichkeiten zu Treffpunkten, temporären Fahrradunterstellplätzen sowie für Kinderwagen- und Gehhilfen bilden zusammen mit den Laubengangerschließungen bei allen Häusern den sozialen und nachbarschaftlichen Raum mit hoher Aufenthaltsqualität. Sie sind bei allen Häusern den öffentlichen Bereichen zugeordnet. Alle Wohnungen werden über Laubengänge, Treppen und barrierefreie Aufzüge erschlossen. Die notwendige Diskretion zwischen Laubengang und Wohnung ist durch die Raumaufteilung der Wohnungen und die Lage der Fenster vorhanden.
Der grüne Innenhof wird durch die stets durchgängigen und begrünten Loggien aufgeweitet und dadurch großzügig. Die Trennung zwischen halböffentlichem und privatem Bereich gelingt durch die Fassadenstruktur. Die Fassadenlamellen lösen sich bei den Loggien und Terrassen in unterschiedlichen Rhythmen auf und geben so den Blick mal frei oder bieten geschützte Rückzugsbereiche. Die aus naturbelassenen Holzlamellen bzw. Holzschalungselementen bestehende Fassade ist für die Hausgruppe darüber hinaus identitätsstiftend.
Die großzügigen Verglasungen zu den Loggien und die zwei- bzw. dreiseitige Orientierung der Wohnungen schaffen ein hohes Maß an Individualität und Tageslicht. Damit werden alle Zielgruppen – vom Menschen mit Handicaps, Single oder Familie mit Kindern bis zu Senioren - erreicht.
Der Wohnungsmix ist ausgewogen und ermöglicht zukunftsorientierte und flexible Wohnformen. Der Anteil an gefördertem Wohnraum ist berücksichtigt und die Wohnungsgrößen entsprechen den Förderrichtlinien.
Die Barrierefreiheit ist auf der gesamten Anlage, in allen Häusern und auf allen Geschossen gewährleistet. Der intensiv durchgrünte Innenhof bietet ruhige Plätze zum Treffen und Verweilen unter schattenspendenden Bäumen und ist mittels des Durchgangs im Gebäude zur Herrmann-Quack-Straße mit dem öffentlichen Leben auf dem Quartiersplatz verbunden. Hier finden die öffentlicheren Begegnungen in und außerhalb des Cafés, auf Sitzbänken unter Bäumen oder dem großzügigen Spielbereich statt. Durch eine abwechslungsreiche naturnahe Bienen-, Insekten- und kleintierfreundliche Bepflanzung auf den Wiesen wird der Wechsel der Jahreszeiten im Innenhof und auf dem Quartiersplatz optisch in Erscheinung treten. Im Gebäude zur Herrmann-Quack-Straße befindet sich neben dem Café auch eine Möglichkeit für ein Büro oder eine Hausarztpraxis.
Das Parken von PKW und das sichere Abstellen von Fahrrädern findet im Untergeschoss statt. Hier befindet sich auch zu jeder Wohnung der zugehörige individuelle Abstellraum. Die Tiefgarage und die Räume im Untergeschoss sind über die großzügige Rampe von außen und über die Treppen und Aufzüge gut zu erreichen. Licht- und Luftschächte sorgen in der Tiefgarage für Belichtung und natürliche Belüftung und sind in den Außenanlagen in die Bänke integriert. Die PV-Anlage auf den Hausdächern und ein intelligentes Lastmanagement versorgt hier in Zukunft die E-Mobilität. Die nachzuweisende Anzahl an erforderlichen PKW- und Fahrrad-Stellplätzen wird erreicht.

Nachhaltigkeit, Bauweise
Die seriell-modulare Holz-Beton-Hybrid-Bauweise zusammen mit einer hochgedämmten Außenhaut mit Holzlamellenfassade ermöglicht eine wirtschaftliche, nachhaltige Erstellung der Gebäude. Bei der gesamten Lebenszyklusbetrachtung bieten beide Baustoffe Chance zur Optimierung der CO2-Bilanz durch Verwendung von Recycling-Beton und Holz aus heimischer Produktion. Alle weiter verwendeten Baustoffe sollten dann auch unter der Betrachtung des Lebenszyklus und den Auswirkungen auf das Wohlbefinden der Nutzer eingesetzt werden. Ein hohes Maß an Vorfertigung der Decken-, Wand- sowie Fassadenelemente erlaubt eine kurze und wirtschaftliche Bauweise. Tragende Außen- und Wohnungstrennwände sowie nichttragende Innenwände bietet offene und flexible Grundrisse, ermöglichen aber auch das Zusammenfassen zweier Wohnungen zu einer großen Wohnung. Die Verschattung erfolgt über die vorgelagerten Laubengänge und Loggien, sowie über bewegliche Fenster-Sonnenschutzelemente aus Textilscreens.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Baukörper sind städtebaulich gut gesetzt. Eine Besonderheit stellt die Tiefgaragenzufahrt von der Tullastraße aus dar. Durch die Platzierung zwischen den beiden Einzelbaukörpern ist die Durchwegung in den Innenhof an dieser Stelle nicht gegeben, nur die Blickbeziehungen werden zugelassen. Diese Anordnung hat zur Folge, dass sich der rückwärtige Hofbereich als privatere Zone herauskristallisiert. Die Haupt-Querverbindung verschiebt sich Richtung Platz- in den öffentlicheren Bereich. Der Entwurf ist durch eine klare Haltung gekennzeichnet. Konsequent sind die Erschließungen an die Außenkanten des Baufelds, die öffentlichen Wege (Tullastraße, Platz, Hermann-Quack-Straße), gelegt. Im Innenhof ordnen sich die privaten Nutzungszonen mit Balkonen an. Die klare Trennung zwischen den offenen, kommunikativen Zonen außen und den privateren, ruhigeren Zonen im Kern der Anlage wurden in ihrer Konsequenz positiv gewertet, jedoch auch kontrovers diskutiert. Dies liegt vor allem auch an der Ausarbeitung des Hofbereichs, der in seiner Gestaltung nicht überzeugt. Er ist zwar dezent aufgeweitet, indem die Einzelbaukörper dem Straßenverlauf folgen, schafft aber insgesamt kaum landschaftliche Differenzierung und Aufenthaltsqualität. Angeregt wurde in diesem Zusammenhang, bei diesem Entwurf den Zugang zu den öffentlichen Parkplätzen im Südwesten zu schließen. Außerdem wurde diskutiert, die Erschließung des nördlichen Baukörpers in den Innenhof zu verlegen, um diesen zu beleben. Die Platzgestaltung im Nord-Osten ist mit der Lage der Stellplätze und Zonierung gut bearbeitet. Die Laubengangerschließungen integrieren sich gut in die jeweiligen Baukörper. Durch ihre Lage und Begrenzung, durch die Ausbildung von Köpfen, entsteht eine gute Baukörpergliederung- und Differenzierung. Durch die Aufweitung der Laubengänge werden ganz selbstverständlich zusätzliche Kommunikationsbereiche angeboten. Kritisch bewertet wurden die Fahrradstellplätze. Die im Bereich der Eingänge positionierten Fahrradstellplätze sind ungeschützt. Hier wären abschließbare Außenmöblierungen vorzusehen. Die Fahrradstellplätze in der Tiefgarage befinden sich teilweise zu weit entfernt von den Erschließungen. Kritisch anzumerken ist die zentrale Lage des Müllstellplatzes. Hier wäre eine dezentrale Lösung vorzusehen. Die Grundrisse sind differenziert ausgearbeitet und funktionieren. Die durchgesteckten Wohnungen überzeugen. Die Fassade zeigt durch Schichtungen und Teilungen einen hohen Anspruch an die Gestaltung. Kontrovers wurde der dunkle Farbton der Gebäude diskutiert. Die Vorschläge für die Gebäudekonstruktion sind in Ordnung. Insgesamt handelt es sich bei dem Entwurf um einen durchdachten, konsequenten Beitrag.
Ansicht SW

Ansicht SW

Ansicht SO

Ansicht SO

Ansicht NO

Ansicht NO

Ansicht NW

Ansicht NW

Ansicht Innenhof

Ansicht Innenhof

Lageplan

Lageplan

Grundriss EG

Grundriss EG

Grundriss 1. OG

Grundriss 1. OG

Grundriss 2. OG

Grundriss 2. OG

Grundriss 3. OG

Grundriss 3. OG

Grundriss UG

Grundriss UG

Schnitt

Schnitt

Vertiefung

Vertiefung