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Offener Wettbewerb | 06/2021

Neuerrichtung Zentrum für Bildung und Kinderbetreuung in Oberwart (AT)

1. Rang

Franz&Sue

Architektur

Erläuterungstext

Morgens lernen die Kinder in der Volksschule Rechnen, nachmittags in der Musikschule Klavierspielen. Und abends treffen sich die Vereinsmitglieder der Stadtkapelle zum Musizieren. Neben dem Pinkaufer in Oberwart entsteht ein Bildungscampus, der neue Maßstäbe setzt: In dem Neubau werden zukünftig Kinder die Volks- und Musikschule besuchen und die StadtbewohnerInnen ein neues Zuhause für den Musikverein finden. So entsteht ein neuer Ort für die ganze Gemeinde – ein Ort der Gemeinschaft, der von früh bis spät belebt ist.

Kernstück des Neubaus, der sich nach zwei Seiten orientiert, ist die Aula. Diese bildet im Erdgeschoß den zentralen Baustein zwischen Volks- und Musikschule. Durch die großzügigen Sitzstufen eignet sich der offene Raum auch für Veranstaltungen – schulischer oder musikalischer Natur. Die gemeinsame Mitte setzt sich in den oberen Geschoßen fort und dient auch dort als zentrale Kommunikations- und Erschließungszone. Eine Glaswand mit Regalelementen grenzt die Aula von der zweigeschoßigen Bibliothek ab, die aufgrund ihrer Raumhöhe ein besonderes Erlebnis bietet. Auf weiteren Sitzstufen können die SchülerInnen lesen und haben dabei durch die Fensterfronten freien Blick auf den Vorplatz.

Insgesamt fünf gleichwertige Cluster in den oberen beiden Stockwerken strukturieren die Volksschule. Jedes Cluster ist mit teils transparenten Wänden in unterschiedliche Bereiche geteilt, wodurch Sichtbeziehungen ermöglicht werden. Ein Cluster beherbergt etwa Klassenräume, einen Differenzierungsraum für ruhiges Lernen, einen Marktplatz und eine großzügige Loggia. Hier können die SchülerInnen ihre Pausen genießen oder dem Unterricht im Freien lauschen. Der durchgängige Parkettboden sorgt zudem für eine wohnliche Atmosphäre. Ein weiterer Vorteil der Clusterlösung: Sollte die Schule zu klein werden, kann das zweite Obergeschoß einfach um ein Cluster erweitert werden.

Raumhohe Fenster und eine vertikale Gliederung der Fassade, die durch sichtbare Bänder unterbrochen wird, prägen das äußere Erscheinungsbild des Bildungszentrums. Die zurückspringende Fassade ermöglicht einen geschützten Haupteingangsbereich, von dem aus die Gartenseite und die Aula mit Sitzstufen sichtbar sind. Die Stahlbeton-Tragkonstruktion, deren Außenwände mit Holz verkleidet sind, kombiniert Wirtschaftlichkeit mit ökologischer Nachhaltigkeit; die begrünten Dächer dienen als Zwischenspeicher für Regenwasser.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf überzeugt durch eine gelungene Synthese zwischen der Integration des Bauvolumens in die Umgebung und durch eine sorgfältige und sinnhafte funktionale Gliederung der Baukörper und Funktionsbereiche.
Es entsteht ein formales Ganzes, welches sowohl im Außenraum, im Zugang und in der Nutzung im Innenraum eine kindgerechte Architektur verwirklicht. In seinem Bemühen, die ökonomischen und ökologischen Aspekte zu vereinen, ist der Vorschlag auf der Höhe der Anforderungen unserer Zeit und wird auch in seinem Betrieb die zu erwartende Gebrauchstauglichkeit gut erbringen können.

Die Verwebung der Funktionen und die räumlichen Schwerpunktsetzungen erzeugen eine sehr ansprechende innenräumliche Morphologie, die auch eine gute Übersichtlichkeit und Orientierung erzeugt. Alle Cluster sind gleichwertig, den Marktplätzen ist als Freiraum eine großzügige Loggia vorgelagert. Sehr überzeugend sind sowohl die sehr schöne Fassadengestaltung und die architektonische Durchbildung der Innenräume, was auch sehr gut durch die ansprechenden Schaubilder vermittelt wird. Dem Projekt gelingt es, innovative Aspekte in die Projektkonzeption so einzubauen, dass eine zeitgemäße Bautechnik, z. B. vorgefertigte Holzfassadenelemente, angewendet werden kann. Es gelingt, sowohl Funktionen so anzuordnen, dass entsprechende Synergien genutzt werden können, als auch die geforderten Trennungen sehr gut abzubilden. Das Projekt entspricht den Entwicklungszielen der Auftraggeberin sehr gut. Der Vorschlag für die im Raumprogramm dargestellte Erweiterung der Volksschule um einen 6. Cluster ist sehr überzeugend vorgeschlagen und durch die Lage über einem direkt darunterliegenden Cluster sehr einfach und kostengünstig realisierbar.

Durch die gewählte Konstruktionsart Stahlbeton-Tragkonstruktion mit einem hohen Anteil der Außenwandkonstruktionen in Holz wird eine gute Balance zwischen Ökologie und Ökonomie vorgeschlagen. Durch die Entscheidung, den Turnsaal weder ins Gelände einzusenken, noch diesen zu überbauen, wird eine gute wirtschaftliche Basis geschaffen und das Baubudget entlastet. Die Flächen und Volumens-Werte bewegen sich im Durchschnitt der eingereichten Projekte. Die Energieeffizienz kann durch die Außenwandkonzeption als gesichert angesehen und im weiteren Projektverlauf weiter optimiert werden.

Der Entwurf versucht mit der Konzeption der Erschließung sowohl die Schulgasse wie auch die Sportlände zu adressieren, was vor allem eine sehr gute Nutzung des Vorfeldes der Volksschule ergibt. Dieser großzügige Vorplatz gibt der Volksschule ein Entrée, welches die SchülerInnen und Eltern willkommen heißt und den Eintritt in die Schule als sehr schönes räumliches Erlebnis vielfach erinnerlich machen wird. Die Konfiguration der Baukörper in deren Schichtung und Gruppierung ist für den Standort ein Gewinn. Durch die Wahl der Zugänge wird die gestalterische wie funktionale Einbindung in die Umgebung in einem sehr hohen Maß gegeben sein. Die Nutzung der Grundstücksflächen wird als gut beurteilt.