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Award / Auszeichnung | 06/2021

Architekturpreis Nordrhein-Westfalen 2021

Jacoby Studios

DE-33104 Paderborn

Preisträger | Paderborn

David Chipperfield Architects Gesellschaft von Architekten mbH

Architektur

Schilling Architekten

sonstige Fachplanung

Wirtz International Landscape Architects

Landschaftsarchitektur

g + w ingenieurplanung Beratende Ingenieure für das Bauwesen GmbH

Tragwerksplanung

WBP Winkels Behrens Pospich Ingenieure für Haustechnik GmbH

TGA-Fachplanung

HANSEN + PARTNER INGENIEURE GMBH

Bauphysik

HHP - West, Beratende Ingenieure GmbH

Brandschutzplanung

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Büro-, Verwaltungsbauten

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2017
    Fertigstellung: 01/2020

Projektbeschreibung

Das ehemalige ‚Landeshospital St. Vincenz‘ liegt in der Altstadt Paderborns am westlichen Ausläufer der Paderquellen. Nach Aufgabe des Krankenhaus-Standorts im Jahr 2013 wurde der Gebäudekomplex nach Entwürfen von David Chipperfield Architects Berlin zum Firmensitz eines mittelständischen Familienunternehmens umgebaut.
Bei dem Gebäudeensemble handelt es sich um ein ehemaliges Kapuzinessenkloster aus dem 17. Jahrhundert. Die Anlage, ab 1841 als Landeshospital genutzt, wurde im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt und durch den Wiederaufbau und weitere Umbaumaßnahmen mehrfach überformt und erweitert. Im Zuge der geplanten Umnutzung für die Jacoby Studios wurden die Ergänzungen der Nachkriegszeit zurückgebaut und die historische Bausubstanz des Klosters wieder freigelegt.
Insbesondere wurden die Kapellenfassade, der Kreuzgang, der östliche Gebäudeflügel und die Keller des 17. Jahrhunderts erhalten und restauriert. So entstand eine malerische Ruinenstruktur aus Bruchsteinmauerwerk mit dem ehemaligen Kreuzgang des Klosters im Zentrum. Der Komplex aus Kloster und Annexen ist in einen von Wirtz International gestalteten Garten eingebettet.
Die zwei- bis dreigeschossigen Neubauflügel wurden entsprechend der orthogonalen Struktur im Norden, Westen und Süden des bestehenden Gebäudes angeordnet.
Besucher gelangen durch das historische Eingangstor und die ehemalige Kapelle in das Foyer.
Im Stadtbild erscheint das Ensemble, wie einst die historische Klosteranlage, als eine ausgewogene Komposition verschiedener Volumina. Mit einem hohen Maß an historischer Kontinuität entstand im urbanen Landschaftsraum der Paderquellen ein identitätsstiftender Gebäudekomplex.

Beurteilung durch das Preisgericht

Einen Firmensitz im Bereich einer Altstadt zu planen, ist eine rare Aufgabe. Im Zentrum von Paderborn, zwischen Stadtmauer und Paderquellgebiet, hat das Berliner Büro von David Chipperfield eine überzeugende Lösung dafür gefunden. Das Grundstück, ein ehemaliges Kloster-, dann Krankenhausareal, war überbaut mit unscheinbaren Gebäuden; nur die Hauptfassade der Kapelle schien Krieg und Wiederaufbau überstanden zu haben. Doch die vermeintliche Substanz aus den 1950er Jahren entpuppte sich schnell als sehr viel älteres, bis ins 17. Jahrhundert zurückreichendes Gemäuer. Für die im Umgang mit historischer Substanz geübten Architekten wie die nach Verankerung in der Stadtgeschichte strebenden Bauherren ein Glücksfall.
Die Anlage entwickelt sich als rechtwinkliger Komplex um den ehemaligen Kreuzgang. Was an historischer Substanz entdeckt wurde, haben die Architekten einbezogen, sei es als frei vor den neuen Fassaden stehender Schirm, wie im Kreuzgang, sei es als neue Außenwand, wie im Fall der Ostfassade. Auch die Umfassungsmauern der Kapelle waren erhalten, sie umschließen heute den Eingangshof, zu dem der zum Himmel geöffnete Raum der Kirche umgewidmet worden ist. Geschlämmtes Ziegelmauerwerk, Holzdielenböden und große Holzschiebefenster prägen die Innenräume und bieten einen ruhigen Hintergrund für die überwiegend in Großräumen arbeitende Belegschaft. Besonderes Augenmerk wurde auch auf die Außenräume gelegt, die vom belgischen Landschaftsarchitekturbüro Wirtz gestaltet wurden.
Der Neubau ist aber nicht nur für Bauherr und Architekt, sondern für die Stadt als Ganzes ein glückliches Projekt: Die Paderborner, die noch immer schwer tragen am Diözesanmuseum von Gottfried Böhm, könnten sich hier mit der zeitgenössischen Architektur versöhnen und einen Qualitätsmaßstab erkennen, der künftigen Projekten den Weg weist – nicht nur im Bereich des Stadtzentrums.
Schwarzplan (Originalmaßstab 1:5000)

Schwarzplan (Originalmaßstab 1:5000)

Lageplan mit Grünraum (Originalmaßstab 1:1000)

Lageplan mit Grünraum (Originalmaßstab 1:1000)

Grundriss Erdgeschoss (Originalmaßstab 1:500)

Grundriss Erdgeschoss (Originalmaßstab 1:500)