Nichtoffener Wettbewerb | 06/2021
Entwicklung Kultur- und Bildungszentrum Klostergang (KuBiZ) in Zeven
©ahrens & grabenhorst architekten stadtplaner BDA
3. Preis
nsp landschaftsarchitekten stadtplaner PartGmbB schonhoff schadzek depenbrock
Landschaftsarchitektur
-
Verfasser:
-
Mitarbeitende:
ErlÀuterungstext
âWas du ererbt von Deinen VĂ€tern hast, erwirb es, um es zu besitzen.â
Johann Wolfgang von Goethe
ErlÀuterungsbericht
Leitidee
Frei nach Goethe besteht die Leitidee fĂŒr das neue Konzept in der bejahenden Annahme des Vorgefundenen in seiner historischen wie Ă€sthetischen Bedeutung fĂŒr den Ort: ein Ensemble aus Bauwerken unterschiedlicher QualitĂ€t aus mehreren Zeitschichten im historischen Ortskern Zevens wird durch Weiterbauen im RaumgefĂŒge und in seiner Gruppenwirkung geschĂ€rft - es entsteht ein neu belebter zentraler Ort zu neuer Identifikation.
Im Geiste eines kulturellen und kreativen Zentrums erhĂ€lt der Ort durch die vorgeschlagene Intervention eine klare Ausrichtung. Durch sensibel gestaltete, aus dem historischen Kontext hergeleitete Fassaden wird am Klostergang eine Architektursprache etabliert, die Ruhe und Klarheit formuliert mit dem Ziel den örtlichen Kultur- und Bildungsangeboten verbindliche RĂ€ume mit hoher AufenthaltsqualitĂ€t zu schaffen â lichtdurchflutet und flexibel in den Nutzungen.
StÀdtebau & Architektur
Ein zweigeschossiger neu errichteter Riegel positioniert sich auf der Spur des ehemaligen HollÀndertraktes; parallel versetzt zum Backsteinhaus der ehemaligen Grundschule und orthogonal zur geosteten St. Viti Kirche fungieren die beiden Baukörper als raumbildende Volumina und fassen den entstehenden Platz ostseitig als stÀdtebauliches Pendant des Klostermuseums.
Schule und Riegel formulieren SatteldĂ€cher mit Nord-SĂŒd-orientierten Firstlinien. PrĂ€gnant ist die Setzung des Eingangsportals zum Platz, die die Hauptadresse des neuen Kultur- und Bildungszentrums einladend zeigt und mit dem neuen Eingang des Veranstaltungszentrums im Dialog steht.
Freiraum
Aus dem Ortsbild werden Formsprache und Freiraumtypologien abgeleitet und neu interpretiert: Orthogonale sowie organische Formen, Platz und Garten bilden einen selbstverstÀndlichen Verbund und lassen signifikante Adressen mit eigener IdentitÀt entstehen. Die Abfolge der komplett barrierefrei angelegten FreirÀume und GebÀudezugÀnge ermöglicht sowohl ein entspanntes Miteinander wie auch ein aktives Erleben des Areals.
Der klar strukturierte Platz bildet einen markanten Antritt und das Entree fĂŒr das Ensemble. Als HaupterschlieĂung spannt sich eine groĂzĂŒgige FlĂ€che auf, die eine gute Orientierung ermöglicht und Nutzungsoffenheit gewĂ€hrleistet. Durch die Haptik und das Format des Betonsteins entsteht ein niederschwelliger Zugang in alle Bereiche. Zusammen mit der Intarsie aus wassergebundener Decke, den SitzbĂ€nken und dem BlĂ€tterdach erhĂ€lt der Platz eine feingliedrige Vielfalt und wird zu einem qualitĂ€tsvollen Aufenthaltsbereich fĂŒr Alle.
Als grĂŒnes Pendant zum Platz bietet der Garten spannungsvolle Durchwegungen mit differenziert gestalteten Vegetationsthemen und Nutzungsangeboten. Das GrĂŒne Auditorium, der Lesegarten und die gemeinschaftlichen PflanzflĂ€chen schaffen Raum fĂŒr RĂŒckzug, Begegnung, Gartenfeste und freie Aneignung. Der ortsbildprĂ€gende Gehölzbestand wird in Teilen sensibel ergĂ€nzt und lĂ€sst eine besonders angenehme klimatische Situation entstehen. Die Gartenterrasse schlieĂt direkt an die Ost-West verlaufende Wegeverbindung an und stellt eine freirĂ€umliche Erweiterung des GebĂ€udes dar.
Die klar gefassten, öffentlichen und halböffentlichen RĂ€ume orientieren sich in Ihrer MaĂstĂ€blichkeit und Nutzungsvielfalt an den BedĂŒrfnissen der der kĂŒnftigen BesucherInnen. Das kĂŒnftige Ensemble fĂŒr kulturelle und öffentliche Nutzungen kann flexibel auf kĂŒnftige AnsprĂŒche reagieren. Es entsteht ein Ort mit prĂ€gender Charakteristik der erlebt, gespĂŒrt und entdeckt werden will. FĂŒr den gemeinsamen Eingangsbereich zwischen Bibliothek und Veranstaltung schlagen wir eine optionale Wetterschicht in Form von Schirmen vor, die als Objekte frei angeordnet sind und verschiedene Nutzungen abbilden können.
Denkmalpflege
Weder die ehemaligen SchulgebĂ€ude noch der HollĂ€ndertrakt besitzen schutzbegrĂŒndende QualitĂ€ten als Baudenkmale nach dem NDSchG. Dennoch haben sie allein als bauliche Ressource und als Objekte der Ortsgeschichte einen eigenen Wert. Vor allem aber haben sie eine Bedeutung als rĂ€umlich und Ă€sthetisch wirksame Nachbarschaft zur schutzwĂŒrdigen Umgebung von Museum, Kirche und Kindergarten. Auf unterschiedliche Weise prĂ€gen sie das historische Gesamtensemble mit: das 19. Jahrhundert mit seinen historisierenden Ambitionen konnte noch entspannt auf die rĂ€umlichen und atmosphĂ€rischen Anforderungen der historischen Nachbarn reagieren; die Nachkriegsmoderne tat sich da schon schwerer. Man wollte âz.T. mit guten GrĂŒnden â aus Traditionen ausbrechen und war doch nach dem Krieg weder materiell noch auch geistig so frei, immer einen qualitĂ€tvollen Neubeginn zu formulieren zu können. Der HollĂ€ndertrakt ist in seiner geduckten Haltung, der willkĂŒrlichen RichtungsĂ€nderung des GebĂ€udeverlaufs und der kĂŒnstlich-topografischen VerĂ€nderung des GelĂ€ndes durch ein UntergeschoĂ eher als Störung des Ensembles anzusehen. Allein die Hauptrichtung der Fassade parallel zum Klostermuseum gegenĂŒber nimmt ein wesentliches Element des Gesamtzusammenhangs auf.
Die wichtigste denkmalfachliche Aufgabe im Rahmen der Reaktivierung der SchulgebĂ€ude ist nicht nur defensiv der (Umgebungs-) Schutz der bedeutenden geschĂŒtzten Bauten, sondern möglichst die StĂ€rkung einer produktiven Spannung des Bestandes mit der neuen Nutzung. Im Ergebnis haben wir uns fĂŒr die Aufgabe des HollĂ€ndertraktes und einen Neubau auf seiner Grundriss-Spur entschieden. Zusammen mit dem stĂ€dtebaulichen und architektonischen Erhalt der ehemaligen SchulgebĂ€ude werden die einzelnen GebĂ€ude wieder stĂ€rker als eigenstĂ€ndige Objekte freigestellt. Proportion, Traufhöhen und MaterialitĂ€t binden die Platzbegrenzenden Bauten dabei fest zusammen.
Das Innere der ehemaligen SchulgebĂ€ude ist bezgl. OberflĂ€chen und Grundrissdisposition nicht als schutzwĂŒrdig eingestuft. Dies ermöglicht offene, flexible und kommunikative Raumstrukturen fĂŒr die neuen öffentlichen Nutzungen. Das spannungsreiche Gegeneinandersetzen von historisch âgesetzterâ Fassadenstatik und offener Raumstruktur im Innern schlieĂt leitmotivisch an das Goethe-Gebot an: Aneignung des Ăberlieferten fĂŒr eine neue und lebendige Zukunft.
Funktion
Das Entree der Bibliothek im ehemaligen Schulbau wird auf Platzniveau betreten und erst im GebĂ€ude ins Hochparterre gefĂŒhrt. Parallel zum ersten Treppenlauf, der die zwei Höhenniveaus miteinander verbindet, sorgt ein Aufzug fĂŒr die barrierefreie Erreichbarkeit innerhalb des Hauses.
Auf zwei Bibliotheksgeschossen wird das Konzept der Open Library konsequent in eine rĂ€umliche Struktur ĂŒbersetzt. Auf Basis der bestehenden Tragstruktur entwickeln sich flieĂende RĂ€ume, die den öffentlichen Bereich der Bibliothek abbilden und eingestellte âRaum-Boxenâ umspĂŒlen. Die offenen Bereiche zeigen sich hierbei frei bespielbar, dienen als Lese-, Kommunikations- und Verweilzonen, die zur flexiblen Aneignung durch die Nutzer einladen. Andererseits thematisieren die âRaum-Boxenâ jeweils bestimmte Programmpunkte, die innerhalb der Struktur frei gedacht werden können. Im Dachgeschoss ist das Museumsarchiv angeordnet.
Im Riegel sind die RĂ€umlichkeiten der Veranstaltung und der Volkshochschule untergebracht.
Ein groĂzĂŒgiges Foyer empfĂ€ngt die Besucher und verbindet Platz und Garten. Im zentralen Eingangsfoyer schlieĂen Veranstaltungsbereich und Empfang der VHS an â Auffindbarkeit und kurze Wege sorgen fĂŒr einen reibungslosen Ablauf der unterschiedlichen Anforderungsprofile.
Die Idee, das Licht in den zwei Geschossen als Thema zu deklinieren, ist in die Grundrisse in unterschiedlicher Form ĂŒbersetzt: groĂe Ăffnungen, Aufweitungen und Oberlichter sind die Parameter des Entwurfes. Die GebĂ€ude sind komplett barrierefrei erschlossen â AufzĂŒge und helle TreppenhĂ€user fĂŒhren in die Obergeschosse.
Konstruktion, Material & Wirtschaftlichkeit
Konstruktion und MaterialitÀt der ehemaligen SchulgebÀude bleiben im Wesentlichen unverÀndert. Durch behutsame und den Bestand respektierende Eingriffe in die tragende Struktur werden rÀumliche Zuordnungen neu gegliedert und in Beziehung zu einander gesetzt.
Brandschutztechnische Anforderungen werden durch Bildung von Brandabschnitten eingehalten. Durch untergehĂ€ngte Brandschutzdecken können die vorhandenen Holzbalkendecken im erforderlichen Umfang ertĂŒchtigt werden. Vorhandene Estriche sollen weitgehend erhalten bleiben, neue FuĂbodenbelĂ€ge sind aus Linoleum vorgesehen. Neue InnenwĂ€nde werden in Gipskarton errichtet. Das Entwurfskonzept umfasst auch sĂ€mtliche Einbauten fĂŒr die Bibliotheksnutzung.
Backstein-Fassaden und Holzfenster werden denkmalgerecht aufgearbeitet. Um eine energetisch hochwertige GebĂ€udehĂŒlle zu erstellen, erhalten die AuĂenwĂ€nde eine mineralische InnendĂ€mmung aus verputzten Calciumsilikatplatten. Neue DĂ€mmung ist unter der Kellerdecke und in der gesamten Dachkonstruktion vorgesehen.
Der neue HollĂ€ndertrakt wird in konventioneller, bauphysikalisch und wirtschaftlich bewĂ€hrter Massivbauweise mit tragenden MW-/Stb.-AuĂenwĂ€nden, InnenstĂŒtzen und Stahlbeton-Flachdecken mit hochwĂ€rmedĂ€mmenden, zweischaligen Backsteinfassaden errichtet.
Bei der Materialauswahl (u.a. Linoleum und Betonwerkstein, Kalkzementputz und Gipskarton, mineralische Wand- und Deckenfarben) werden Aspekte der Nutzungssicherheit, der Raumhygiene und der bauphysikalischen Eigenschaften (Raumklima, Raumakustik, Belichtung, etc.) besonders beachtet. SÀmtliche Materialien werden nach Aspekten der UmweltvertrÀglichkeit, Dauerhaftigkeit und Wiederverwertbarkeit ausgewÀhlt.
Energie und Ressourcen
Ziel des energetischen Konzeptes ist es, den PrimĂ€renergieverbrauch der GebĂ€ude fĂŒr WĂ€rme und Strom deutlich zu reduzieren. Mithilfe eines hochwertigen WĂ€rmeschutzes, wĂ€rmebrĂŒckenfreier Konstruktionen sowie einer kompakten und luftdichten GebĂ€udehĂŒlle wird der erforderliche WĂ€rmebedarf minimiert.
Die Beheizung der GebĂ€ude erfolgt ĂŒber die vorhandene BHKW-Technik. FĂŒr den GebĂ€udebetrieb ist ein âschlankesâ Technik-Konzept mit möglichst wenig technischen Anlagen vorgesehen. Die RĂ€ume der VHS werden ĂŒber groĂzĂŒgig dimensionierte Fensteranlagen natĂŒrlich belĂŒftet. FĂŒr die Frischluftversorgung des Veranstaltungsbereiches und der WC-Anlagen ist eine hocheffiziente, prĂ€senz-geregelte LĂŒftungsanlage mit WĂ€rmerĂŒckgewinnung vorgesehen. In den BibliotheksrĂ€umen sorgen dezentrale Kompakt-LĂŒftungsgerĂ€te mit minimalem Platzbedarf fĂŒr den erforderlichen Luftaustausch.
Der sommerliche WĂ€rmeschutz im HollĂ€ndertrakt wird durch den Einsatz von auĂenliegendem Sonnenschutz mit Tageslichtlenkung und in der ehem. Schule mit geringen g-Werten der Verglasung erreicht. Die nĂ€chtliche AuskĂŒhlung des GebĂ€udes im Sommer wird durch automatisch gesteuerte, einbruch- und regensichere Nachström-Ăffnungen sichergestellt. FensterflĂ€chen mit hohen Lichttransmissionsgraden optimieren die Tageslichtnutzung und minimieren den Energiebedarf fĂŒr kĂŒnstliche Beleuchtung. Die Beleuchtungsanlagen werden je nach Raumnutzung ĂŒber PrĂ€senzmelder in mehreren Zonen geschaltet.
Bei der Auswahl der gesamten gebĂ€udetechnischen Konzeption wird der investiven und wirtschaftlichen TragfĂ€higkeit sowie der Forderung nach geringem Ressourcenverbrauch gleichermaĂen Rechnung getragen.
Johann Wolfgang von Goethe
ErlÀuterungsbericht
Leitidee
Frei nach Goethe besteht die Leitidee fĂŒr das neue Konzept in der bejahenden Annahme des Vorgefundenen in seiner historischen wie Ă€sthetischen Bedeutung fĂŒr den Ort: ein Ensemble aus Bauwerken unterschiedlicher QualitĂ€t aus mehreren Zeitschichten im historischen Ortskern Zevens wird durch Weiterbauen im RaumgefĂŒge und in seiner Gruppenwirkung geschĂ€rft - es entsteht ein neu belebter zentraler Ort zu neuer Identifikation.
Im Geiste eines kulturellen und kreativen Zentrums erhĂ€lt der Ort durch die vorgeschlagene Intervention eine klare Ausrichtung. Durch sensibel gestaltete, aus dem historischen Kontext hergeleitete Fassaden wird am Klostergang eine Architektursprache etabliert, die Ruhe und Klarheit formuliert mit dem Ziel den örtlichen Kultur- und Bildungsangeboten verbindliche RĂ€ume mit hoher AufenthaltsqualitĂ€t zu schaffen â lichtdurchflutet und flexibel in den Nutzungen.
StÀdtebau & Architektur
Ein zweigeschossiger neu errichteter Riegel positioniert sich auf der Spur des ehemaligen HollÀndertraktes; parallel versetzt zum Backsteinhaus der ehemaligen Grundschule und orthogonal zur geosteten St. Viti Kirche fungieren die beiden Baukörper als raumbildende Volumina und fassen den entstehenden Platz ostseitig als stÀdtebauliches Pendant des Klostermuseums.
Schule und Riegel formulieren SatteldĂ€cher mit Nord-SĂŒd-orientierten Firstlinien. PrĂ€gnant ist die Setzung des Eingangsportals zum Platz, die die Hauptadresse des neuen Kultur- und Bildungszentrums einladend zeigt und mit dem neuen Eingang des Veranstaltungszentrums im Dialog steht.
Freiraum
Aus dem Ortsbild werden Formsprache und Freiraumtypologien abgeleitet und neu interpretiert: Orthogonale sowie organische Formen, Platz und Garten bilden einen selbstverstÀndlichen Verbund und lassen signifikante Adressen mit eigener IdentitÀt entstehen. Die Abfolge der komplett barrierefrei angelegten FreirÀume und GebÀudezugÀnge ermöglicht sowohl ein entspanntes Miteinander wie auch ein aktives Erleben des Areals.
Der klar strukturierte Platz bildet einen markanten Antritt und das Entree fĂŒr das Ensemble. Als HaupterschlieĂung spannt sich eine groĂzĂŒgige FlĂ€che auf, die eine gute Orientierung ermöglicht und Nutzungsoffenheit gewĂ€hrleistet. Durch die Haptik und das Format des Betonsteins entsteht ein niederschwelliger Zugang in alle Bereiche. Zusammen mit der Intarsie aus wassergebundener Decke, den SitzbĂ€nken und dem BlĂ€tterdach erhĂ€lt der Platz eine feingliedrige Vielfalt und wird zu einem qualitĂ€tsvollen Aufenthaltsbereich fĂŒr Alle.
Als grĂŒnes Pendant zum Platz bietet der Garten spannungsvolle Durchwegungen mit differenziert gestalteten Vegetationsthemen und Nutzungsangeboten. Das GrĂŒne Auditorium, der Lesegarten und die gemeinschaftlichen PflanzflĂ€chen schaffen Raum fĂŒr RĂŒckzug, Begegnung, Gartenfeste und freie Aneignung. Der ortsbildprĂ€gende Gehölzbestand wird in Teilen sensibel ergĂ€nzt und lĂ€sst eine besonders angenehme klimatische Situation entstehen. Die Gartenterrasse schlieĂt direkt an die Ost-West verlaufende Wegeverbindung an und stellt eine freirĂ€umliche Erweiterung des GebĂ€udes dar.
Die klar gefassten, öffentlichen und halböffentlichen RĂ€ume orientieren sich in Ihrer MaĂstĂ€blichkeit und Nutzungsvielfalt an den BedĂŒrfnissen der der kĂŒnftigen BesucherInnen. Das kĂŒnftige Ensemble fĂŒr kulturelle und öffentliche Nutzungen kann flexibel auf kĂŒnftige AnsprĂŒche reagieren. Es entsteht ein Ort mit prĂ€gender Charakteristik der erlebt, gespĂŒrt und entdeckt werden will. FĂŒr den gemeinsamen Eingangsbereich zwischen Bibliothek und Veranstaltung schlagen wir eine optionale Wetterschicht in Form von Schirmen vor, die als Objekte frei angeordnet sind und verschiedene Nutzungen abbilden können.
Denkmalpflege
Weder die ehemaligen SchulgebĂ€ude noch der HollĂ€ndertrakt besitzen schutzbegrĂŒndende QualitĂ€ten als Baudenkmale nach dem NDSchG. Dennoch haben sie allein als bauliche Ressource und als Objekte der Ortsgeschichte einen eigenen Wert. Vor allem aber haben sie eine Bedeutung als rĂ€umlich und Ă€sthetisch wirksame Nachbarschaft zur schutzwĂŒrdigen Umgebung von Museum, Kirche und Kindergarten. Auf unterschiedliche Weise prĂ€gen sie das historische Gesamtensemble mit: das 19. Jahrhundert mit seinen historisierenden Ambitionen konnte noch entspannt auf die rĂ€umlichen und atmosphĂ€rischen Anforderungen der historischen Nachbarn reagieren; die Nachkriegsmoderne tat sich da schon schwerer. Man wollte âz.T. mit guten GrĂŒnden â aus Traditionen ausbrechen und war doch nach dem Krieg weder materiell noch auch geistig so frei, immer einen qualitĂ€tvollen Neubeginn zu formulieren zu können. Der HollĂ€ndertrakt ist in seiner geduckten Haltung, der willkĂŒrlichen RichtungsĂ€nderung des GebĂ€udeverlaufs und der kĂŒnstlich-topografischen VerĂ€nderung des GelĂ€ndes durch ein UntergeschoĂ eher als Störung des Ensembles anzusehen. Allein die Hauptrichtung der Fassade parallel zum Klostermuseum gegenĂŒber nimmt ein wesentliches Element des Gesamtzusammenhangs auf.
Die wichtigste denkmalfachliche Aufgabe im Rahmen der Reaktivierung der SchulgebĂ€ude ist nicht nur defensiv der (Umgebungs-) Schutz der bedeutenden geschĂŒtzten Bauten, sondern möglichst die StĂ€rkung einer produktiven Spannung des Bestandes mit der neuen Nutzung. Im Ergebnis haben wir uns fĂŒr die Aufgabe des HollĂ€ndertraktes und einen Neubau auf seiner Grundriss-Spur entschieden. Zusammen mit dem stĂ€dtebaulichen und architektonischen Erhalt der ehemaligen SchulgebĂ€ude werden die einzelnen GebĂ€ude wieder stĂ€rker als eigenstĂ€ndige Objekte freigestellt. Proportion, Traufhöhen und MaterialitĂ€t binden die Platzbegrenzenden Bauten dabei fest zusammen.
Das Innere der ehemaligen SchulgebĂ€ude ist bezgl. OberflĂ€chen und Grundrissdisposition nicht als schutzwĂŒrdig eingestuft. Dies ermöglicht offene, flexible und kommunikative Raumstrukturen fĂŒr die neuen öffentlichen Nutzungen. Das spannungsreiche Gegeneinandersetzen von historisch âgesetzterâ Fassadenstatik und offener Raumstruktur im Innern schlieĂt leitmotivisch an das Goethe-Gebot an: Aneignung des Ăberlieferten fĂŒr eine neue und lebendige Zukunft.
Funktion
Das Entree der Bibliothek im ehemaligen Schulbau wird auf Platzniveau betreten und erst im GebĂ€ude ins Hochparterre gefĂŒhrt. Parallel zum ersten Treppenlauf, der die zwei Höhenniveaus miteinander verbindet, sorgt ein Aufzug fĂŒr die barrierefreie Erreichbarkeit innerhalb des Hauses.
Auf zwei Bibliotheksgeschossen wird das Konzept der Open Library konsequent in eine rĂ€umliche Struktur ĂŒbersetzt. Auf Basis der bestehenden Tragstruktur entwickeln sich flieĂende RĂ€ume, die den öffentlichen Bereich der Bibliothek abbilden und eingestellte âRaum-Boxenâ umspĂŒlen. Die offenen Bereiche zeigen sich hierbei frei bespielbar, dienen als Lese-, Kommunikations- und Verweilzonen, die zur flexiblen Aneignung durch die Nutzer einladen. Andererseits thematisieren die âRaum-Boxenâ jeweils bestimmte Programmpunkte, die innerhalb der Struktur frei gedacht werden können. Im Dachgeschoss ist das Museumsarchiv angeordnet.
Im Riegel sind die RĂ€umlichkeiten der Veranstaltung und der Volkshochschule untergebracht.
Ein groĂzĂŒgiges Foyer empfĂ€ngt die Besucher und verbindet Platz und Garten. Im zentralen Eingangsfoyer schlieĂen Veranstaltungsbereich und Empfang der VHS an â Auffindbarkeit und kurze Wege sorgen fĂŒr einen reibungslosen Ablauf der unterschiedlichen Anforderungsprofile.
Die Idee, das Licht in den zwei Geschossen als Thema zu deklinieren, ist in die Grundrisse in unterschiedlicher Form ĂŒbersetzt: groĂe Ăffnungen, Aufweitungen und Oberlichter sind die Parameter des Entwurfes. Die GebĂ€ude sind komplett barrierefrei erschlossen â AufzĂŒge und helle TreppenhĂ€user fĂŒhren in die Obergeschosse.
Konstruktion, Material & Wirtschaftlichkeit
Konstruktion und MaterialitÀt der ehemaligen SchulgebÀude bleiben im Wesentlichen unverÀndert. Durch behutsame und den Bestand respektierende Eingriffe in die tragende Struktur werden rÀumliche Zuordnungen neu gegliedert und in Beziehung zu einander gesetzt.
Brandschutztechnische Anforderungen werden durch Bildung von Brandabschnitten eingehalten. Durch untergehĂ€ngte Brandschutzdecken können die vorhandenen Holzbalkendecken im erforderlichen Umfang ertĂŒchtigt werden. Vorhandene Estriche sollen weitgehend erhalten bleiben, neue FuĂbodenbelĂ€ge sind aus Linoleum vorgesehen. Neue InnenwĂ€nde werden in Gipskarton errichtet. Das Entwurfskonzept umfasst auch sĂ€mtliche Einbauten fĂŒr die Bibliotheksnutzung.
Backstein-Fassaden und Holzfenster werden denkmalgerecht aufgearbeitet. Um eine energetisch hochwertige GebĂ€udehĂŒlle zu erstellen, erhalten die AuĂenwĂ€nde eine mineralische InnendĂ€mmung aus verputzten Calciumsilikatplatten. Neue DĂ€mmung ist unter der Kellerdecke und in der gesamten Dachkonstruktion vorgesehen.
Der neue HollĂ€ndertrakt wird in konventioneller, bauphysikalisch und wirtschaftlich bewĂ€hrter Massivbauweise mit tragenden MW-/Stb.-AuĂenwĂ€nden, InnenstĂŒtzen und Stahlbeton-Flachdecken mit hochwĂ€rmedĂ€mmenden, zweischaligen Backsteinfassaden errichtet.
Bei der Materialauswahl (u.a. Linoleum und Betonwerkstein, Kalkzementputz und Gipskarton, mineralische Wand- und Deckenfarben) werden Aspekte der Nutzungssicherheit, der Raumhygiene und der bauphysikalischen Eigenschaften (Raumklima, Raumakustik, Belichtung, etc.) besonders beachtet. SÀmtliche Materialien werden nach Aspekten der UmweltvertrÀglichkeit, Dauerhaftigkeit und Wiederverwertbarkeit ausgewÀhlt.
Energie und Ressourcen
Ziel des energetischen Konzeptes ist es, den PrimĂ€renergieverbrauch der GebĂ€ude fĂŒr WĂ€rme und Strom deutlich zu reduzieren. Mithilfe eines hochwertigen WĂ€rmeschutzes, wĂ€rmebrĂŒckenfreier Konstruktionen sowie einer kompakten und luftdichten GebĂ€udehĂŒlle wird der erforderliche WĂ€rmebedarf minimiert.
Die Beheizung der GebĂ€ude erfolgt ĂŒber die vorhandene BHKW-Technik. FĂŒr den GebĂ€udebetrieb ist ein âschlankesâ Technik-Konzept mit möglichst wenig technischen Anlagen vorgesehen. Die RĂ€ume der VHS werden ĂŒber groĂzĂŒgig dimensionierte Fensteranlagen natĂŒrlich belĂŒftet. FĂŒr die Frischluftversorgung des Veranstaltungsbereiches und der WC-Anlagen ist eine hocheffiziente, prĂ€senz-geregelte LĂŒftungsanlage mit WĂ€rmerĂŒckgewinnung vorgesehen. In den BibliotheksrĂ€umen sorgen dezentrale Kompakt-LĂŒftungsgerĂ€te mit minimalem Platzbedarf fĂŒr den erforderlichen Luftaustausch.
Der sommerliche WĂ€rmeschutz im HollĂ€ndertrakt wird durch den Einsatz von auĂenliegendem Sonnenschutz mit Tageslichtlenkung und in der ehem. Schule mit geringen g-Werten der Verglasung erreicht. Die nĂ€chtliche AuskĂŒhlung des GebĂ€udes im Sommer wird durch automatisch gesteuerte, einbruch- und regensichere Nachström-Ăffnungen sichergestellt. FensterflĂ€chen mit hohen Lichttransmissionsgraden optimieren die Tageslichtnutzung und minimieren den Energiebedarf fĂŒr kĂŒnstliche Beleuchtung. Die Beleuchtungsanlagen werden je nach Raumnutzung ĂŒber PrĂ€senzmelder in mehreren Zonen geschaltet.
Bei der Auswahl der gesamten gebĂ€udetechnischen Konzeption wird der investiven und wirtschaftlichen TragfĂ€higkeit sowie der Forderung nach geringem Ressourcenverbrauch gleichermaĂen Rechnung getragen.
Beurteilung durch das Preisgericht
Dem Verfasser gelingt es mit Ihrer Arbeit, das Ensemble aus GebĂ€uden unterschiedlicher Zeitschichten, durch einen eigenstĂ€ndigen zweigeschossigen GebĂ€uderiegel, die Gruppenwirkung des RaumgefĂŒges zu stĂ€rken. Dieser nimmt in seiner Setzung und Abmessung Bezug auf die historische Klosteranlage. Die Anlehnung der Traufe an der Höhe der ehemaligen Schule ist stĂ€dtebaulich nachvollziehbar, wird aber ebenso kontrovers diskutiert. Der sehr attraktiv gestaltete AuĂenraum und die ebenso ansprechende Gestaltung der FreiflĂ€chen mit unterschiedlichen AufenthaltsqualitĂ€ten laden zum Verweilen ein und werden als ĂŒberaus gelungen begrĂŒĂt. Der zentrale Platz wird stadtrĂ€umlich gestĂ€rkt. Eine rĂ€umliche Beziehung zum nordöstlich gelegenen Stadtwald wird ĂŒber das Foyer, sowie ĂŒber die Aula erreicht, weist aber in der architektonischen Ausformulierung im Grundriss und Fassadengestaltung SchwĂ€chen aus. Die FunktionalitĂ€t der Grundrisse wird kritisch bewertet. Die RĂ€ume der VHS im Obergeschoss des GebĂ€uderiegels lassen eine adĂ€quate Adressierung vermissen. Ebenso wird der zwar funktionale ÂŽZweibundÂŽ der zukĂŒnftigen Nutzung nicht gerecht. Die dargestellte Unterbringung der Bibliothek in dem ehemaligen SchulgebĂ€ude wird dem Anspruch des Nutzers an ein KuBiZ nicht gerecht. Hier scheinen die RĂ€ume und Raumfolgen zu kleinteilig und nicht ausreichend flexibel nutzbar. Die BĂŒrorĂ€ume der Bibliothek sind nicht zusammenhĂ€ngend organisiert. Ebenso wird die Positionierung des â wenn gleich gut organisierten - Archives im Dachgeschoss kritisch hinterfragt.
©nsp landschaftsarchitekten stadtplaner PartGmbB schonhoff schadzek depenbrock
Lageplan
©nsp landschaftsarchitekten stadtplaner PartGmbB schonhoff schadzek depenbrock
Grundriss