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Eingeladener, kooperativer hochbaulicher Realisierungswettbewerb | 06/2021

Entwicklung Gröninger Hof in Hamburg

1. Preis

Preisgeld: 21.000 EUR

Duplex Architekten

Architektur

WTM Engineers

Tragwerksplanung

belp-Ingenieure GmbH

Energieplanung

Drees & Sommer SE

Bauphysik

baubüro eins

Projektsteuerung

Gruner Deutschland GmbH

Brandschutzplanung

Erläuterungstext

Wo früher Autos parkten, findet künftig lebendiges Wohnen, Arbeiten und ein vielfältiges Miteinander statt.
Eine gestapelte urbane Landschaft umgeben von viel Grün - alles unter einem Dach
im Zentrum der Hamburger Innenstadt - eine enorme Chance mit Vorbildcharakter!
Damit ist die Umnutzung des Parkhauses viel mehr als nur die Konversion einer Bestandsstruktur,
sondern vor allem zeitgemäßer Ausdruck des gesellschaftlichen und ökologischen Wandels.
Die Typologie traditioneller Hamburger Kontorhäuser mit ihren schmalen Innenhöfen wird aufgegriffen und
mit der Idee eines lebendigen Grünraumes, der sich als sorgfältig gestaltete Dach-
und Terrassenlandschaft aus dem Gebäudeinneren entwickelt, gepaart.
Die hybriden Nutzungen werden von wohl proportionierten Fassaden ummantelt,
zur Neuen Gröningerstraße hin urban und repräsentativ, Vertrautes aus dem Bestand und
der direkten Umgebung zitierend, während sich im Innenhof eine ganz eigenständige Welt eröffnet.
Das offene EG bindet den öffentlichen Straßenraum ein, heißt Besucher und Bewohner gleichermaßen willkommen.
Der große, überdachte Eingangsbereich schafft durch die vielfältige Bespielbarkeit einen Mehrwert für das gesamte Quartier.
Die Wohnerschließung erfolgt über zwei seitlich angeordnete Eingänge und den zentralen Innenhof,
in dem man sich ringförmig auf großzügigen Laubengängen bewegt, die jeweils an den Schmalseiten über Aufzüge und
offene Treppenhäuser verbunden sind. „Die Krönung“ des Gröninger Hofs bildet die großzügige Dachlandschaft mit weiteren
Gemeinschaftsnutzungen wie Waschküche, Sauna- und Fitnessraum, dem Dachgarten mit Spielplatz und Beeten.

Beurteilung durch das Preisgericht

Lebendige Vielfalt
Übergeordnet ist die große Klarheit des Entwurfes zu begrüßen. Das Projekt bleibt eigenständig, gliedert sich in Vorder- und Rückbau und wird jeweils im Norden und Süden erschlossen. Der Hof öffnet sich nach oben, bringt eine Offenheit und unterschiedliche Perspektiven auf die eigene Gemeinschaft.

Städtebaulicher Eindruck
Die grundsätzliche Strukturierung der Fassade ist zu begrüßen. Die klassische Gliederung kommt dem Stadtraum zugute, mit einem differenzierten Ausdruck für die verschiedenen Funktionen Gewerbe und Wohnen. Auffällig ist das neue Tragwerk, das die Eingangssituation überhöht und durch den Rücksprung der unteren Ebenen eine einladende Wirkung in den städtischen Raum erzeugt. Das Erdgeschoss ist mit dem offenen Luftraum verbunden, womit ein hohes Maß an Qualität für die Sockelzone entsteht. Die Haupterschließungselemente sind im Zentrum gebündelt, wodurch städtisches Leben im Sockel ermöglicht wird.

Architektonische und gestalterische Qualität
Das Gebäude verfügt über vier gartenähnliche Terrassen auf unterschiedlichen Ebenen. Die Qualität liegt in der Vielzahl der räumlichen Situationen, die über wechselnde Raumtiefen, variierende Erschließungslösungen, den Teilerhalt und die Aufstockung erzeugt wird. Der erschwerten Belichtung in den Bestandsebenen mit sehr tiefen Wohnungen, wird über die Anordnung von Loggien zur Neuen Gröningerstraße 12 klug begegnet. Der rückwertige Teil des Gebäudes verfügt über eine luftige Holzfassade mit Laubengängen in jedem zweiten Geschoss. Hierüber kann der Innenhof eine zusätzliche Belebung erfahren. Die beiden im Hof eingefügten Raumkörper, die als Brücken das Vorder- und Hinterhaus verbinden, bieten besondere Räume für gewerbliche Nutzungen und fügen unaufgeregt eine horizontale Trennung zu den privaten Wohnebenen ein. Die Geschosse zur Neuen Gröningerstraße, die erhalten werden, finden allerdings keinen Ausdruck in der Fassade. Die Anforderungen an die Adressbildung sind gut gelöst, da es neben der gemeinschaftlichen Erschließung separate Eingänge in den Hof gibt. Das Konzept sieht im Umgang mit dem Bestand einen Teilerhalt vor. Hier ist lobend besonders hervorzuheben, dass das Konzept unabhängig vom exakten Umfang des Erhalts weitestgehend in seinen großen Qualitäten umgesetzt werden kann.

Die Umsetzung der Barrierefreiheit ist zu optimieren.

Tragwerk
Die neu auf den Bestand aufgesetzten Geschosse in Holzbauweise sind in der jeweiligen letzten Bestandsebene durch Abfangkonstruktionen auf die lastabtragenden Achsen des Bestandes zu bringen. Die Lastabfangung des straßenseitigen Kragarms wird aufgrund der großen Exzentrizität zur Achse der Bestandsstützen eine horizontale Beanspruchung der Bestandsdecken nach sich ziehen. Zudem wird eine Nachgründung erforderlich. Durch den geplanten großen Innenhof sind die verbleibenden Gebäudeteile (Vorder- und Hinterhaus) unabhängig voneinander horizontal auszusteifen, hier sind weitere Aussteifungselemente erforderlich.

Belichtung
Der nach Süden geschlossene Hof schränkt eine natürliche Besonnung ein. Vorteilhaft ist der Verzicht auf Querstege im Innenhof. Das Erdgeschoss wird von oben natürlich belichtet; der Innenhof bis nach unten geführt. Positiv ist die V-förmige Öffnung des Innenhofes nach oben. Die geringe Anzahl an Laubengängen an der hofseitigen Bebauung wirkt sich positiv auf die Besonnung dieser Wohnungen aus.
Neu auf den Bestand aufgesetzte Geschosse in Holzbauweise.

Neu auf den Bestand aufgesetzte Geschosse in Holzbauweise.