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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2021

Entwicklung Kultur- und Bildungszentrum Klostergang (KuBiZ) in Zeven

2. Rundgang

andreas schneider architekten

Architektur

Erläuterungstext

Die St. Viti Kirche und das Museum Kloster Zeven sind noch immer der Mittelpunkt der Stadt. In unserem Entwurf ergänzt und erweitert das neue Kultur- und Erlebniszentrum diese historische Mitte und bildet mit einem zusätzlichen Grünbereich eine Verbindung vom Stadtpark bis hin zum beliebten Stadtwald, der Ahe. Der zentrale Platz, über den alle Nutzungsbereiche übersichtlich erschlossen sind, bietet ein Forum für Begegnungen und Veranstaltungen. Gleichzeitig entsteht eine Verknüpfung zum östlich gelegenen, neuen Grünbereich, der das Kultur- und Bildungszentrum ergänzt und aufwertet.

Hierfür wird ein Teil des „Holländertrakts“ zurückgebaut und durch eine neu geschaffene Aula mit angrenzender, leicht erhöhter Eingangsebene ergänzt. Die orthogonale Formensprache des denkmalgeschützten Vorplatzes wird aufgenommen und zieht sich bis in den Garten und teilweise bis in die Eingangsbereiche der Gebäude. Alle Innen- und Außenbereiche sind barrierefrei zugänglich.

Volkshochschule im „Holländertrakt“

Die Volkshochschule im „Holländertrakt“ funktioniert autark. Hier wird ein Teil des Gebäudes entnommen, somit entsteht ein Einschnitt, eine erhöhte Durchwegung in den Garten. Kommunikative Bereiche, also Aufenthalts- und Besprechungsräume, liegen an der Ostseite, während die Unterrichtsräume auf der Westseite sich dem Platz zuwenden. Es wird eine Sichtverbindung zwischen dem Innenraum der VHS und dem Hof hergestellt. Offene helle Räume laden zum kreativen Austausch ein.

Da aus dem ehemaligen Einspänner ein Zweispänner wird, hat der Innenbereich deutlich mehr Qualität – es können nun zu beiden Seiten hin Räume entstehen. Das Verhältnis zu Flur und Nutzfläche ist harmonischer und wirtschaftlicher. Da hierfür Wände verschoben wurden, wird auch das Dach ausgetauscht und an das neue statische Konzept angepasst. Das bis zum First offene Dach erzeugt eine angenehme Atmosphäre im Inneren. Die vorhandenen Wände nehmen die Lasten auf. Außenwände und die Fensteröffnungen bleiben bestehen, auf der Ostfassade werden die Fensterformate angepasst. Die Gestaltung der Fenster lehnt sich an die historischen Fenster des benachbarten denkmalgeschützten Gebäudes an.

In das Kellergeschoss gelangt man über eine innenliegende Treppe sowie barrierefrei über einen Aufzug. Hier sind die Büroräume und die dazugehörigen Nebenräume, wie Lager und Kopierräume untergebracht. Die Büroräume orientieren sich nach Westen.

Archiv

Das Archiv befindet sich im nördlichen Teil des Kellergeschosses. Dies hat den Vorteil, dass sich hier für die empfindlichen Bestände und Exponate optimale Lichtverhältnisse herstellen lassen. Erschlossen wird es über eine außenliegende Treppe sowie einen barrierefreien Aufzug an der Nordseite des „Holländertraktes“. Die Erschließung orientiert sich damit zum Museum. Die Anordnung des Archivs schafft helle Büroräume und einen öffentlichen Lesesaal, der sich nach Westen ausrichtet und damit auch die Sichtbeziehung zum Platz vor dem neuen KuBiZ herstellt.

Aula

Die neu gestaltete Aula schafft nicht nur Großzügigkeit, sondern durch ihre Öffnung und Erweiterungsfähigkeit zum Grünbereich völlig neue Möglichkeiten. Es entsteht ein neuer Veranstaltungs- und Begegnungsort. Der Neubau nimmt zu den Rückseiten die Bestandswände auf, bricht aber zum Garten und zum Vorplatz dynamisch auf, um eine besonders einladende und verbindende Eingangssituation entstehen zu lassen. Gleichzeitig hält er respektvoll Abstand gegenüber dem denkmalgeschützten Gebäude der Bibliothek. Dieses erhält so genügend Freiraum, um angemessen wahrgenommen werden zu können.

Der große Saal der Aula schiebt sich in den Bibliotheksgarten und kann, je nach Veranstaltung, erweitert, geöffnet oder verschlossen werden. Große Klapplamellen, die nach oben aufgeschoben werden können, dienen als Sicht- und Sonnenschutz und bilden im aufgeklappten Zustand ein Vordach für die Aula.

Die Schindeln als Fassadenmaterial der Aula machen die neue Epoche des Gebäudes ablesbar. Der Neubau fügt sich mit seiner Materialität in die verschiedenen Arten von Mauerwerk der umgebenden Gebäude ein und unterstreicht die Bedeutung des Grundstücks als kulturelles Zeugnis verschiedener Epochen. Mit ihrer Form und Lage schafft die neue Aula ein zukunftsorientiertes Ensemble und verhilft dem denkmalgeschützten Gebäude zu einer starken Präsenz.

Bibliothek

Die Bibliothek findet im denkmalgeschützten, ehemaligen Schulgebäude eine neue repräsentative Adresse und eröffnet im Sinne eines dritten Ortes einen völlig neuen sozialen Begegnungsraum. Es entsteht eine moderne Bibliotheksstruktur im Inneren mit genügend Flexibilität auch für künftige Nutzungsanforderungen, wie beispielsweise dem Ausbau zur „Open Library“.

Eine großzügige Treppe zieht sich über alle Geschosse und bietet vom Erdgeschoss bis zum ersten Obergeschoss verschiedene Podeste in unterschiedlichen Höhen, die zum Verweilen und Kommunizieren einladen. Im obersten Stockwerk öffnet sich die Treppe zu einem Luftraum und bildet damit das verbindende Element zwischen den Geschossen. Die „Lesetreppe“ schafft nicht nur ein offenes Raumgefüge, sondern ermöglicht Übersicht und gestaltet den Weg durch die Bibliothek zu einem Erlebnis. Als Tribüne kann sie für Lesungen und andere kulturelle Veranstaltungen genutzt werden. Die gegebenen Räumlichkeiten des Grundrisses nehmen die einzelnen Bibliotheksbereiche auf und inspirieren zum Lesen, Studieren, Diskutieren, Vertiefen und Träumen, regen aber auch zum Kommunizieren und Austauschen an.

Campus

Das Ensemble, sowie das weitere historische Umfeld sind in ihrem Erscheinungsbild geprägt durch verschiedene Arten von Mauerkunst, sowie durch das verwendete Stein- und Ziegelmaterial. Die Baukultur verschiedener Epochen wird wie in einem Freiluftmuseum erlebbar. Der Aulaneubau fügt sich mit seinem Äußeren aus dunkelrot-violetten Ziegelschindeln, die Front und Dach bedecken, in diese lokale Bautradition ein und führt den Campus gleichzeitig einen richtigen Schritt in Richtung „Zukunft“.

Vorplatz und Garten sind mit verschiedenartigen quadratischen „Plattformen“ oder einzelnen „Pixeln“ wie Beeten, Sitzgelegenheiten, Verweil- und Spielflächen, wie Trampolinen oder Schachspielfeldern, gestaltet, die sich an dem historischen Raster des Vorplatzes orientieren. Sie bieten vielfältige Nutzungs- und Begegnungsmöglichkeiten. Für das Grünkonzept sind pflegeleichte, heimische Pflanzen und Bäume vorgesehen. Die Außenbereiche sind gut ausgeleuchtet, um die Aufenthaltsqualität und das Sicherheitsgefühl für die Menschen auch am Abend oder in der dunklen Jahreszeit zu verbessern.

Energiekonzept

Aula: Die kompakte Bauform der Aula ist der Schlüssel für ein einfaches Energiekonzept. Die minimierte Hüllfläche führt zur Reduktion von Energieverlusten und zur Senkung der Baukosten. Die neue Aula ist als Plusenergiehaus geplant. Die Außenbauteile werden entsprechend der Passivhauskriterien ausgeführt; die U-Werte liegen zwischen 0,1 und 0,15 W/(m²K). Die Fenster sind als Holz-Alu-Konstruktionen mit 3-fach-Verglasungen und einem U-Wert von 0,8 W/(m²K) vorgesehen. Das Lüftungskonzept basiert auf dem Zusammenspiel von natürlicher und mechanischer Lüftung. Die Grundlüftung der Räume erfolgt mittels zentral angeordneter Lüftungsanlagen, die mit einer hocheffektiven Wärmerückgewinnung gemäß den Passivhauskriterien ausgestattet sind. Im Sommer erfolgt eine Nachtauskühlung, indem die thermische Masse der Decke genutzt wird und die gespeicherte Wärme nachts abgegeben wird.

Durch einen hohen Fensteranteil in der Aula kann das Tageslicht optimal genutzt werden. Aufklappbare Lamellen sorgen im Sommer für einen nötigen Sonnenschutz, lassen aber gleichzeitig bei offener Stellung die Ventilation zu. Im geschlossenen Zustand bieten die Lamellen einen zusätzlichen Witterungsschutz.

Massive Bauteile können aktiviert werden und tragen so zusammen mit einer Fußbodenheizung zu einem stabilen Innenraumklima bei. Schmale, konstruktiv gegen Einbruch gesicherte Flügel in der Fassade ermöglichen eine Querlüftung zur Nachtauskühlung sowie die individuelle Lüftung. Der Heizbedarf wird über eine Luft- oder Erdwärmepumpe gedeckt. Eine robuste Anlagentechnik mit guten Einzelkomponenten bildet den haustechnischen Teil des Energiekonzeptes. Die Einzelkomponenten werden im Monitoring-Verfahren einreguliert. Über ein „Smart-Metering-System“ werden den Nutzenden die Werte visualisiert.

„Holländertrakt“ und Bibliothek: Die Fenster sind als Holz-Alu-Konstruktionen mit 3-fach-Verglasungen und einem U-Wert von 0,8 W/(m²K) vorgesehen und erhalten eine zusätzliche Fensterfalzlüftung. Die Gestaltung der Bibliotheksfenster folgt den historischen Vorbildern. Alle Bereiche um die Fenster erhalten für den Feuchteschutz eine Kalzium-Silikatdämmung. Das Lüftungskonzept basiert auf dem Zusammenspiel von natürlicher Lüftung sowie der Fensterfalzlüftung. Beide Dächer und die Kellerdecke im „Holländertrakt“ erhalten eine zusätzliche Dämmung.

Nachhaltigkeit

Es kommen robuste, langlebige, rezyklierbare und emissionsarme Baustoffe zum Einsatz. Durch ein ganzheitliches Energiekonzept aus bewährter und stabiler Technik und konstruktiven Elementen, das die Eingriffsmöglichkeit durch die Nutzerinnen und Nutzer bei einfacher Bedienbarkeit zulässt, kann sich das Gebäude gut dem Klima anpassen und langfristig Betriebskosten minimieren. Für die Aula wird angestrebt, die Nachhaltigkeitskriterien nach DGNB „Platin“ zu erfüllen. Aufgrund der effektiven Grundrissorganisation sowie der eingesetzten Technik und Baustoffe kann von einem wirtschaftlichen Betrieb ausgegangen werden.