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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2021

Neubau Werkstätten der Theodor-Litt-Schule in Gießen

Perspektive

Perspektive

3. Preis

SEP I ARCHITEKTEN Bockelmann Klaus PartG mbB

Architektur

Erläuterungstext

Dem pädagogischen Konzept des Lernkreislaufes folgend, bildet der zentrale zweigeschossige Projektraum mit angrenzendem Projekthof das Herzstück des neuen Werkstattgebäudes, über eigene Kommunikations- und Differenzierungszonen der jeweiligen Cluster gleichermaßen einseh- und erreichbar. Innerhalb der einzelnen Funktionsbereiche sichern Lufträume und Gartenhöfe eine ausreichende Tageslichtversorgung der innenliegenden Bereiche, fördern über vielfältige Blickbezüge das fächerübergreifende Interesse und den internen Wissensaustausch zwischen den Geschossen und Gewerken und bieten Struktur und Orientierung. Vertikale Verbindungen über drei Fluchttreppenhäuser, zwei Aufzüge sowie ein Treppenforum im Projektraum und Außentreppen auf die Dachflächen, ermöglichen kurze Wege zwischen den Ebenen und schnelle Wechsel zwischen Lern- und Arbeitsabläufen.
Die unterschiedlichen Raumtypologien gruppieren sich als Ring an der gut belichteten Außenfassade innerhalb der jeweiligen Cluster und bilden über Pufferzonen fließende Übergänge zum Nachbarcluster, mit dem Potential für zukünftige Raumverschiebungen und Anpassungen. Ein System aus Stahlbetonstützen und Wandscheiben ermöglichen stützenfreie Hallen und sichern ausreichenden Schallschutz der lärmintensiven Werkräume, ohne die Flexibilität und Durchsicht einzuschränken.
Jedem Cluster sind erdgeschossige, überdachte Außenbereiche für kleinere Projektarbeiten zugeordnet, welche das Angebot an Arbeits-, Präsentations- und Kommunikationsflächen im Inneren ergänzen.
Der Projektraum öffnet sich zum Projethof mit einer großen Glasfassade und verbindet sich über einen tiefen Gebäude-einschnitt mit den Projektaußenflächen im Theodor-Litt-Park.
Die Dachfläche ist als 5. Fassade für alle Schüler frei zugänglich und offeriert ein zusätzliches Angebot für unterschiedlichste Unterrichtsformen sowie Arbeitsgemeinschaften und informelle Kommunikation.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das neue Werkstattgebäude wird in selbstverständlicher Weise als zweigeschossiges Bauwerk neben dem Hauptgebäude platziert. Durch die Lage nahe der Ringallee ist das Haus im Stadtraum präsent und setzt einen neuen Akzent für den Bildungsstandort. Die Außenräume schließen an den bestehenden Schulhof an und Eingangsbereiche sind gut nachvollziehbar angeordnet. Der zum Hauptgebäude hin angeordnete Eingang ist richtig platziert und der Bedeutung des Werkstattgebäudes entsprechend ausgebildet. Die leichte Erhöhung und Auskragung des 1. Obergeschosses sorgt für eine angenehme räumliche Differenzierung. Das Projekt organisiert die verschiedenen Nutzungsbereich im Erdgeschoss windmühlenartig um die mittig liegende Projekthalle. Daraus ergibt sich eine klare Ablesbarkeit der verschiedenen Nutzungsbereiche, eine gute Adressbildung für die Berufsfelder und eine übersichtliche Orientierung und Erschließung im Gebäude. Die Projekthalle wird an zentraler, prominenter Stelle angeordnet. Dies unterstützt seine Funktion als Ausstellungsbereich, bedingt aber auch, dass sie erschließungstechnisch durchquert werden muss. Dies ist für die alltägliche Nutzung als Werkbereich problematisch. Auch die zentrale Erschließung des Gebäudes über eine Treppe in der Projekthalle überzeugt nicht. Die Anbindung der Nutzungscluster an den Außenraum wird gut gelöst. Die Nutzungscluster im 1. OG gruppieren sich um kleine Innenhöfe. Es entstehen überschaubare Einheiten mit flexibler Zuordnung. Durch drei Treppenhäuser und eine offene zentrale Treppe ist eine gute Erschließung gewährleistet. Das Konzept der internen Vernetzung entspricht in besonderer Weise den pädagogischen Absichten der Schule. Die Clusterstruktur ist klar erkennbar, sie erleichtert die Zusammenarbeit und die Orientierung im Gebäude. Lernen wird durch die natürliche Belichtung der Räume gut unterstützt. Hinsichtlich des Brandschutzes ist eine klare Ausweisung von Nutzungseinheiten möglich; eine Abtrennung der Treppenhäuser ist erforderlich. Die vorgeschlagene konventionelle Bauweise in einer Mischung aus Beton-Bodenplatten, Beton-Wandscheiben und Holzstützen in der Fassadenebene berücksichtigt aus Sicht des Auslobers die Aspekte nachhaltigen Bauens nicht in hinreichender Form. Möglichkeiten einer modularen Vorfertigung werden nicht ablesbar. Die dargelegte Flexibilität der Bauweise ist daher nur begrenzt ablesbar und wäre hinsichtlich eines stärkeren „Werkstattcharakters“ des Bauwerks zu profilieren. Fassade und äußeres Erscheinungsbild können sowohl hinsichtlich Materialwahl wie Gestaltung noch nicht überzeugen. Die dunkle, „verbrannte“ Erscheinungsbild entspricht nicht dem Selbstverständnis der Bildungseinrichtung und wird eher als düster und abweisend denn als einladend und neugierig machend empfunden. Die karbonisierten Fassadenelemente werden daher hinsichtlich der spezifischen Wirkung im Schulbau kontrovers diskutiert. Die raumhohe Verglasung im Werkstattbereich wird als wenig zweckmäßig bewertet. Die Kompaktheit des Baukörpers liegt im Vergleich zum Wettbewerbsmittel leicht im ungünstigen Bereich. Dies resultiert vornehmlich aus den vielfältigen Einschnitten der Lichthöfe sowie des im Nord-Westen eingerückten Erdgeschosses. Diese Subtraktionen tragen andererseits zu einer vorteilhaften Tageslichtversorgung der Erschließungszonen sowie einiger innenliegender Werkstattbereiche bei. Die Fassadenausbildung mit den schmalen stehenden Fensterformaten ist hingegen nicht optimal gelöst. Eine gleichmäßige Belichtung bis in die Tiefe des Raumes wird nur eingeschränkt erreicht. Der sommerliche Überhitzungsschutz ist hingegen mit dem außen-liegenden effizienten Raffstore und der vorgesehenen Nachtluftkühlung gut gelöst. Im Vergleich zum Wettbewerbsmittel liegen die Flächeneffizienz sowie der Volumen- und Flächenbedarfe im günstigen Bereich und lassen einen reduzierten Energiebedarf erwarten. Die Tragkonstruktion als Flachdecke aus Stahlbeton ermöglicht eine flexible Grundrissnutzung. Die gewählte Anzahl der Betonwände schränkt die Flexibilität etwas ein. Die massige Stahlbeton-decke ist in puncto Nachhaltigkeit zu hinterfragen. Die Arbeit überzeugt funktional und entspricht den schulischen Nutzungsanforderungen. Der Entwurf deckt die Nutzungsbedarfe in wirtschaftlicher Weise innerhalb der Flächenvorgaben ab. Die vorgeschlagene Konstruktion und Fassadengestaltung bleiben hinter den Anforderungen zurück.
Lageplan

Lageplan

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Schnitt

Schnitt

Ansicht Süd

Ansicht Süd

Fassadenschnitt

Fassadenschnitt

Interdisziplinäre Kommunikation

Interdisziplinäre Kommunikation

Kommunikationszonen

Kommunikationszonen