modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Mehrfachbeauftragung | 06/2021

Neubau Baufeld 26 im Heiligkreuz-Viertel in Mainz

Teilnahme

Bitsch+Bienstein Architekten PartGmbB

Architektur

Die LandschaftsArchitekten. Bittkau-Bartfelder PartG mbB | Landschaftsarchitektur und Stadtplanung

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Die Grundidee unseres Entwurfs besteht darin, eine identitätsstiftende Wohnanlage mit hoher Wohn- und Freiraumqualität zu schaffen. Eine Vielzahl der Wohnungen hat durchgesteckte Grundrisse, so dass diese sowohl zu den belebten Ringstraßen/Promenaden als auch der ruhigeren Hofseite ausgerichtet sind. Durch die gewählte Grundrissform wird den Bewohnern eine direkte Teilhabe am Leben im gemeinsam genutzten Innenhof ermöglicht und eine Art Hofgemeinschaft gebildet. Lediglich im südlichen der beiden Flügel gibt es auch kleinere Wohnungen, die sich nur nach außen zu den baumbestandenen Promenaden orientieren. Unsere Vorstellung ist, dass möglichst viele Bewohner vom Hof Besitz ergreifen und so eine lebhafte „grüne Mitte“ entsteht. In dieser sollen zwanglose Begegnungen und nachbarschaftliche Aktivitä-ten – auch generationenübergreifend – stattfinden können. Unterschiedlich gestaltete Gemeinschafts-flächen sollen ebenso wie Gartenprojekte die Interaktion und das Zusammenleben innerhalb der Hofge-meinschaft zusätzlich fördern.
Die windmühlenartig angeordneten Baukörper erzeugen ein Wechselspiel von offenen und geschlosse-nen Fronten und ermöglichen eine günstige Belichtung des Innenhofs sowie gut organisierbare Grund-risse. Unsere Blockrandbebauung ist durch zahlreiche bodentiefe Öffnungen gekennzeichnet und zeigt sich als ein differenziertes Gefüge klarer Kubaturen. Trotz ihrer abwechslungsreich gestalteten Fassaden stehen die Baukörper in einem städtebaulichen Zusammenhang. Den Häusern an der Promenade und der Ringstraße wird von uns eine straßenraumbildende Funktion zugewiesen, mit der angemessenen Beto-nung der Horizontalen. Die an den Innenhof gelegenen Fassaden geben sich hingegen zurückhaltender und offener.
Konkret umgesetzt haben wir unsere Entwurfsideen durch Reminiszenzen an unterschiedliche Gestal-tungselemente der klassischen Moderne wie beispielsweise dynamisch gerundete Brüstungsbänder, mal offenen, mal geschlossenen Wandflächen und einem ausgewogenen Wechsel von hellen Putzflächen, Farbanstrichen und Ziegelfronten. Natürliche Materialien und Oberflächen sollen für eine große Nutzerak-zeptanz und Behaglichkeit sorgen. Großformatige, bodentiefe Fenster begünstigen den Tageslichteinfall und ermöglichen helle Räume mit hoher Aufenthaltsqualität im Innern.
Die von uns vorgeschlagene Erschließung soll nicht nur rein zweckmäßig sein, sondern ebenfalls zur Be-gegnung der Bewohner innerhalb der Anlage beitragen. Die Haupterschließung der einzelnen Wohnungen erfolgt vom öffentlichen Raum aus von allen vier Seiten des Blocks. Durch klar ablesbare und gut dimensi-onierte Zugangsbereiche in Form von großzügigen Eingangsportalen werden unverkennbare Adressen zum Straßenraum beziehungsweise zur Promenade gebildet.
Basierend auf einem steinernen Sockel sind die Erdgeschosse der Wohnhäuser zum Schutz der Privat-sphäre über das Straßenniveau angehoben. Von den durchgesteckten Wohnungen im Hochparterre be-steht ein direkter Übergang zu den privaten Freiflächen beziehungsweise Mietergärten im Hofbereich.
Die großzügig bemessenen, lichtdurchflutenden Treppenhäuser wirken einladend und kommunikativ. Sie bieten soziales Potential als Treffpunkte und sollen nicht nur dem flüchtigen Durchqueren dienen. Von den Erschließungsbereichen aus hat man teilweise auch Zugang zu Abstellräumen für Rollatoren und Kin-derwagen. Die „grüne Mitte“ selbst ist von jedem Treppenhaus auf dem Niveau des Hochparterres aus barrierefrei zugänglich; wo nötig, wird die Höhendifferenz mittels Hubliften überbrückt.
Nahezu alle Wohnungen sind als Vierspänner organisiert und erstrecken sich über die gesamte Gebäude-tiefe – mit allen Vorteilen der zusätzlichen Belichtung, Belüftung und unterschiedlichen Bezügen nach außen. Die Küchen liegen jeweils abtrennbar an der Fassade. Kleine, den Küchen zugeordnete Balkone können als Kräutergärten genutzt werden und nehmen so Bezug zur „grünen Mitte“ des Baufeldes.
Im Norden und Osten der Anlage sind die Wohnungen im 3. Obergeschoss als Zweispänner organisiert, wobei die Grundstruktur jedoch erhalten bleibt. Die hier vorgesehenen großzügigen Wohnungen für grö-ßere Familien beziehungsweise Wohngemeinschaften werden durch begrünte Loggien zusätzlich aufgewertet. Im 4. Obergeschoss verfügt eine Wohnung des westlichen Gebäuderiegels über einen Aus-tritt zu einem Dachgarten. Ebenfalls Zugang zu einer großen Dachterrasse haben im östlichen Gebäuderiegel mehrere Wohnungen im 1. Obergeschoss. Die Fassaden selbst spielen mit dem Wechsel von Loggien und Balkonen.
Der gemeinschaftlich genutzte, autofreie Innenhof – die „grüne Mitte“ – kann fußläufig durchquert wer-den und lädt durch vielfältige räumliche Angebote zum Verweilen und zum gemeinsamen Spielen ein. Diverse Kommunikationsbereiche mit geschwungenen Parkbänken im Schatten großer Bäume zählen ebenso dazu wie Ruhezonen und offene Freiflächen. Insbesondere älteren Bewohnern und jungen Fami-lien soll so die Teilhabe am Leben außerhalb der eigenen vier Wände erleichtert werden. Auch wenn das Freiraumkonzept eine Kontaktaufnahme der Bewohner der Hofgemeinschaft untereinander vergleichs-weise einfach ermöglicht, gewährleistet es auch die gewünschte Abschirmung der privat genutzten Außenbereiche und Terrassen.
Der ruhende Verkehr ist in einer ringförmig organisierten Tiefgarage untergebracht, welche die Baukör-per miteinander verbindet. Jeder Bewohner hat von der Tiefgarage aus einen direkten, barrierefreien Zugang zu seiner Wohnung. Die Zufahrt zur Tiefgarage liegt zentral an signifikanter Stelle im östlichen Teil des Baufeldes. Fahrradabstellräume und die notwendigen Technikräume und Lagerräume für Müll und Wertstoffe sind ebenfalls von der Tiefgarage aus zugängig. Die Kellerabstellräume befinden sich jeweils an den äußeren Bereichen der Flügel.
Freifinanzierte und geförderte Wohnungen können bei unserem Entwurfskonzept problemlos mit einem Anteil von jeweils 50 Prozent abgebildet werden, aber auch ein anderer Wohnungsmix ist unkompliziert möglich. Aktuell sind im kleineren, nördlichen Gebäudeflügel ausschließlich geförderte Wohnungen vorge-sehen und im größeren, südlichen Flügel eine Mischung aus frei finanzierten und geförderten Wohnungen.
Auf den begrünten Dachflächen könnten zur Nutzung regenerativer Energiequellen auch Photovoltaik-module angebracht werden und der lokal erzeugte Solarstrom könnte im Rahmen von Mieterstromprojekten zur Deckung des elektrischen Strombedarfs beitragen.
Der konzeptionelle Ansatz für die Innenhofplanung ist angelehnt an einen „Farbklecks“ und die durch den Aufprall entstehenden „Farbspritzer“. Die Mitte des Kleckses wird durch einen Baum umstandenen zent-ralen Sitzkreis bestimmt. Die Spritzer knüpfen an die Ausgänge der durchgesteckten Treppenhäuser an und gewährleisten eine ungestörte barrierefreie Erschließung der einzelnen Wohneinheiten.
Der Wegebelag ist aus wassergebundener Wegedecke hergestellt. Um den Farbspritzer gliedern sich Akti-onskreise, die von Sitzelementen aus Architekturbeton eingefasst sind. Die Kreise sind mit Nutzungen wie einem Gemeinschaftsgarten, einer Gymnastikwiese und einem Spielhügel ausgestaltet. Zwei weitere Kreise dienen dem Aufenthalt im Quartier und sind variabel nutzbar.
Die kreisrunden Elemente, die Geländemodellierung und die Vegetation definieren die Raumkanten der halböffentlichen Aktionskreise und unterscheiden sie in ihrer Privatheit. Die repräsentativen Pflanzflächen bestehen aus Stauden, Gräsern und Gehölzen. Diese gliedern den Innenhofbereich räumlich von den Mietergärten, sind aber so angelegt, dass Blickbeziehungen in den Hof möglich sind. Die Privatgärten be-sitzen eine vorgelagerte Terrasse und sind durch Schnitthecken gefasst.
Die Erschließung des Innenhofs erfolgt über eine Treppenanlage und wird von einer barrierefreien Rampe begleitet. Die Form der Farbspritzer findet sich hier als Fassung der Rampe wieder. In diesem Bereich sind auf Höhe des Straßenniveaus Fahrrad-Parker untergebracht. Die Sockelgärten sind mit einer Hainbuchen-hecke eingefasst. Vorgelagerte repräsentative Schmuckbeete mit Gehölzen und Stauden lösen die formalen Strukturen auf. Die Pflanzenauswahl orientiert sich an den Pflanzvorgaben aus dem Gestaltungs-handbuch unter der Beachtung von Klimaresistenz. Dabei bedienen wir uns überwiegend an helllaubigen Gehölzen, um einen freundlichen Charakter zu erzeugen.
Die Dachgärten sind mit Hochbeeten ausgestattet und mit Holzterrassen versehen. Die offene Gestaltung des Innenhofes stärkt die Gemeinschaft im Quartier und erweitert das Wohnzimmer in den Innenhof
Lageplan

Lageplan

Entwurf Innenhof

Entwurf Innenhof

Perspektive

Perspektive