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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2021

Neubau Rathaus in Lachendorf

Anerkennung

Preisgeld: 8.250 EUR

APB. Schneider Andresen Pommée Architekten und Stadtplaner PartG mbB

Architektur

Hunck+Lorenz Freiraumplanung

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Der Wettbewerbsbeitrag gliedert das neue Rathausgebäude in zwei in der Grundstückstiefe versetzt zueinander angeordnete Baukörper, die über das zentrale Foyer miteinander verbunden sind. Der westliche dreigeschossige Baukörper beherbergt die eigentlichen Rathausfunktionen, der östliche eingeschossige Baukörper den Bürgersaal.
Aus der Baukörpersetzung und -Orientierung ergibt sich folgerichtig die Ausgestaltung und
Zuordnung der angrenzenden Außenräume auf dem Grundstück:
Drei Wegeverbindungen binden das neue Rathaus für Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer an das Ortszentrum an. Der Naturwanderweg entlang der Lachte, ein neuer Fußweg vom Olen Drallen Hof kommend und die Straße Rehrkamp, die das Grundstück im Süden flankiert. Sichtbezüge zwischen neuem Rathaus und Olen Drallen Hof sowie in Richtung des alten Rathauses stärken zusätzlich die Orientierung hin zur Ortsmitte.
Über einen dieser Wege kommend, lädt ein nach Osten offener Platz als Entree zum Rathaus und zum Bürgersaal ein. Die einladende und leitende Geste des Platzes wird zusätzlich unterstützt durch sein zum Haupteingang leicht ansteigendes Geländeniveau und die feine Drehung des Bürgersaals Richtung Ortskern. Die markante Giebelsilhouette zum Platz bildet die Adresse des neuen Lachendorfer Rathauses.
Auf dem neuen Generationenplatz werden alle Funktionen erfüllt –attraktiver Zugang zum
öffentlichen Bootsanleger an der Lachte, barrierefreier Parkplatz mit barrierefreiem Zugang,
Abstellmöglichkeiten für Räder, Aufenthaltsmöglichkeiten und Bänke für Wartende, prägende Bäume mit Blühaspekten- ohne den Platz zu verstellen.
Eine Umfahrung des Gebäudes ausschließlich für die Bootsanlieferung und den Caterer im Einbahnsystem nach Westen vermeidet Verkehr auf dem Platz.
Rückseitig wird der offene Landschaftsraum entlang der Lachte durch das neue Gebäude ähnlich eines öffentlichen Gartens gefasst und bietet ruhigere Aufenthaltsmöglichkeiten im Grünen.
Der dreigeschossige Gebäudeteil hält maximalen Abstand zu der im Westen anschließenden, überwiegend eingeschossigen Wohnbebauung. Die dadurch entstehenden Räume bieten Platz für den ruhenden Verkehr. Hier entstehen ausreichend begrünte Mitarbeiterstellplätze mit direkter Anbindung an den Mitarbeitereingang des Rathauses, der über eine Rampe auch barrierefrei erreicht werden kann. Zwischen den Stellplätzen und dem Gebäude ist als Puffer eine attraktive Bepflanzung vorgesehen.
Direkt an der Zufahrt zur westlichen Stellplatzanlage befindet sich ein Nebengebäude in dem ausreichend Platz für Fahrräder und die Müllentsorgung vorhanden ist. Die Positionierung dieses Gebäudes ermöglicht eine bequeme Zuwegung sowie Abholung des Mülls.
Entlang der Straße Rehrkamp ist dem Rathaus ein Grünstreifen vorgelagert, der einen
gebührenden Abstand aufweist und ortstypisch bepflanzt wird.
Die ebenfalls begrünten Besucherstellplätze liegen vis-à-vis des Haupteingangs auf dem
südlichen Grundstückteil. Dort befindet sich auch das Versorgungsgebäude, das die
Energiezentrale mit Blockheizkraftwerk, Haustechnikraum und Hausmeisterwerkstatt aufnimmt.
Die Lage des neuen Versorgungsgebäudes ermöglicht im ersten Bauabschnitt eine vorgezogene Errichtung und Umsetzung des Blockheizkraftwerks, vor Abriss des Altbestandes und Rathausneubau, so dass die energetische Versorgung der an das Blockheizkraftwerk angeschlossenen Gebäude und des neuen Rathauses durchgehend gesichert ist.
Mit ihrem Fußabdruck, ihrer Anordnung zueinander, ihrer Dachform und Fassadengliederung greifen die Baukörper raumbildende und gestalterische Merkmale der alten Hofstellen auf, die das insgesamt heterogene Ortsbild nach wie vor prägen und übersetzen diese in ihrer Ausprägung und Materialität in eine nachhaltige, identitätsstiftende, zeitgemäße Architektur. Als Referenz für die betont horizontal und vertikal gegliederte Holzfassade dient die für die Gegend typische Fachwerkbauweise.

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit einem moderaten Einsatz entwurfsprägender Mittel gelingt eine einfache, städtebauliche Setzung, die den landschaftlichen Freiraum entlang der Lachte zwischen neuem Rathaus und Papierfabrik im Osten erlebbar und zugänglich macht und den Raum aufspannt, zusammen mit dem Ensemble Olen Drallen Hoff. Die nachzuweisenden Stellplätze werden westlich des Rathauses ´optisch ausgeblendet´. Die leichte Verdrehung des Bürgersaales bewirkt die räumliche und optische Hinwendung zum Wasserlauf der Lachte und der östlich anschließenden Auenwiesen. Landschaftlich interpretiert wird der Rathaus-Vorplatz als nach Osten offenes Raumkontinuum. Das durchgesteckte Foyer ist mit den seitlich angedockten, asymmetrisch ausgebildeten Raumvolumina angemessen dimensioniert und mit seinen differenziert ausgebildeten Höhen räumlich spannungsvoll inszeniert. Es holt zudem das landschaftliche Potenzial der Lachteaue in das Gebäudeinnere hinein. Die den Bürgersaal abtrennende Funktionsschiene mit Garderobe, Lager und Technikflächen bewirkt in der dargestellten Ausprägung leider eine Trennung von Foyer und Bürgersaal, die einer gemeinsamen Nutzung im Sinne einer Multicodierbarkeit der Flächen entgegensteht. Zudem ist die Abtrennbarkeit des Bürgersaales von der Nutzungseinheit des Rathauses trotz der ´dienenden Schiene´ (ohne WC-Einheiten) nicht gegeben. Die Dreibündigkeit des Rathaustraktes folgt räumlich eindimensional und spannungsfrei entwickelt eher funktionalen Anforderungen einer auf ihren vordergründigen Zweck reduzierten Erschließung der Räume und entspricht damit nicht den Möglichkeiten einer vernetzenden, zum kommunikativen Austausch einladenden Bewegungs- und Aufenthaltszone. Die Wartebereiche sind frei von Tageslicht und Außenraumbezügen im Inneren des Gebäudes angeordnet, ohne dem über drei Geschosse entwickelten Foyerbereich zugeordnet zu sein - also ohne ´räumlichen Benefit´. Im obersten Geschoss wird der Flächenüberhang über zwei tief in die Dachfläche eingebrachte Dachterrassen ausgeglichen. Allerdings wird im Grundrisslayout auf diese Herausforderung nicht angemessen reagiert. DSK GmbH // Seite 7 Protokoll der Preisgerichtssitzung „Rathaus Lachendorf“ – Samtgemeinde Lachendorf So drängt sich der Verdacht auf, dass die für das skulpturale Erleben der Baukörper erforderliche Dreigeschossigkeit hauptsächlich zu Lasten der Suffizienz geht. Die gewählte Konstruktion aus Stahlbeton-Tragstruktur und Holzrahmenbau trägt allerdings vermutlich zu einer vertretbaren Klimabilanz bei und sichert zugleich gute Dämmeigenschaften bei schlanken Außenwandquerschnitten - sowie eine Minimierung in Materialbedarf und CO2-Austrag. Die Aussagen zum Freiraum werden leider sehr reduziert dargestellt und lassen viel Raum zur Interpretation. Positiv wird die Anordnung des Vorplatzes mit Südost-Ausrichtung bewertet, dem allerdings eine überzeugende Anbindung an die westlich des Rathauses angeordneten Stellplätze fehlt. Die Mauer, die dem barrierefreien Zugang in das Rathaus dient, grenzt den Vorbereich vom übrigen Verkehrsraum ab und reduziert ihn allerdings auch zum Nachteil des Zugangsbereiches. Die Stellplatzanlage im Westen in Kombination mit dem Fahrrad- und Müllgebäude ist richtig positioniert, reicht jedoch im Norden zu weit in den geschützten Grünraum der Lachte hinein. Der lange Anlieferungsweg zum Liefereingang des Saals, der zugleich der Anfahrbarkeit des Steges dienen kann, wird aus Naturschutzgründen kritisch gesehen. Gut ist die platzartige Aufweitung im Osten Richtung Kanuanleger, dessen Fläche vor der Holzterrasse des Bürgersaals sich für Feste und Veranstaltungen eignet. Der gewünschte Verbindungsweg im Grünraum der Lachte, sowie eine Anbindung an den Ollen Dallen Hof lassen sich erahnen. Weitere Aussagen zum Grünraum, wie Angaben zu Material, Mobiliar und Topographie, fehlen leider ganz und stellen eine der Wettbewerbsaufgabe kaum angemessene Ausarbeitung der Außenanlagen dar.
Lageplan

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