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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2021

Neubau einer Kita in Hasselroth

Visualisierung

Visualisierung

1. Preis

Preisgeld: 19.000 EUR

Hille Tesch Architekten + Stadtplaner PartGmbB

Architektur

Erläuterungstext

Leitidee

Leitidee der Planung ist eine sensible, aber selbstbewusste Positionierung der neuen Kindertagesstätte am neuen Standort in Hasselroth. Die Kindertagesstätte, welche über ein innovatives Nutzungskonzept verfügt, bietet ein vielfältig nutzbares und frei bespielbares Haus für Kinder.

Städtebauliches Konzept/ Erschließungs- und Parkierungskonzept

Mit der Positionierung zweier klar strukturierter Baukörper, welche über einen Zwischenbau miteinander verbunden sind, wird eine Zonierung des Grundstücks geschaffen, die einerseits den für Kinder so wichtigen Freiraum mit guter Orientierung schafft, andererseits aber auch die notwendigen dienenden Funktionen gleichermaßen beachtet. Über einen Fußweg ist der Standort gut vernetzt mit der angrenzenden Wohnbebauung. Der Wirtschaftsweg „Am Pfefferacker“ dient zukünftig als verkehrsberuhigte Erschließung. Der Zugang zur Kindertagesstätte erfolgt über einen kleinen Vorplatz von Westen, gut erreichbar für Eltern, die ihre Kinder mit dem Fahrrad oder zu Fuß zur Kita bringen und ebenfalls vom Parkplatz aus, welcher mit einer Kiss und Ride Zone an einen sicheren Gehweg zum Vorplatz angrenzt.

Architektonische Konzeption

Mit der gewählten Gebäudetypologie wird eine eindeutige und für die kleinen Nutzer klar lesbare Raumorganisation angeboten, die eine leichte Orientierung bei vielfältiger Nutzungsoption ermöglicht. Die Kita lässt sich in zwei Hauptkörper mit Lichthöfen und einem verbindenden Zwischenbau gliedern. Dieser fungiert als Foyer und Mehrzweckraum, gleichzeitig verbindet er den Vorplatz mit dem östlich gelegenen Freiraum, welcher den Kindern zum Spielen im Freien dient. Die den Eingängen zugeordnete überdachte Vorzone dient als temporärer Unterstand für Kinderwagen und als Wartebereich für Eltern. Eine Erweiterung des Ensembles um zwei weitere Gruppenräume ist im gleichen Duktus nach Süden möglich und lässt sich mit geringem Aufwand realisieren.
Die übersichtliche Lage des Eingangs und des Leitungsbüros ergeben eine gute Kontrolle des Personenverkehrs und ermöglichen ein hohes Maß an Sicherheit. Alle Aufenthaltsräume sind umfassend mit Tageslicht versorgt und bieten kindgerechte Ausblicke in die Umgebung.
Der nördliche Baukörper orientiert sich mit Personalräumen und der Küche in Richtung Straße, die Anlieferung und Entsorgung erfolgt über den Parkplatz. Die gegenüberliegenden Räumlichkeiten sind den Krippenkindern zugewiesen und bieten eine direkte Verbindung zum geschützten Außenraum. Der Innenhof bietet als grüne Oase einen geschützten Freiraum zum Entspannen, Vorlesen und Spielen und dient der natürlichen Belichtung und Belüftung der Flurzonen, welche von den Kindern als Spielflure genutzt werden.
Im südlichen Gebäudeteil sind die weiteren vier Gruppenräume um einen Lichthof herum orientiert. Die Flure lassen sich über Schiebetüren mit dem innen liegenden Freiraum verbinden, an welchen die von allen Kindern genutzte Lernwerkstatt angrenzt. Zwischen den Gruppen und dem Flur dienen Spangen als offene Garderobenzonen und nehmen die Sanitärräume auf. Die Gruppenräume der Kita mit den direkt angebundenen Nebenräumen erhalten eine großflächige Belichtung zum Freibereich, aber auch Fenster zum Flur und innerhalb der Gruppenräume von den Spielgalerien auf die begrünten Dächer. Unter den Treppen zu den Spielgalerien ergeben sich Flächen, die z.B. als Höhlen und Stauraum ausgebaut werden können. Der Essbereich kann über Schiebe-/Falttüren abgetrennt oder als Teil des offenen Gruppenraums genutzt werden. Die Gruppen erhalten über vorgelagerte, befestigte Zonen einen direkten Zugang zu den großzügigen Freianlagen.

Sämtliche Bewegungsflächen sind offen gestaltet und ermöglichen eine kommunikative Atmosphäre bei gleichzeitiger Identitätsstiftung der einzelnen Gruppenräume. Eine umfassende Barrierefreiheit setzt das inklusive pädagogische Konzept baulich um.
Konstruktion / Materialität/ Ausstattung
Die Konstruktion des Gebäudes ist als eine wirtschaftliche Holz-Hybrid-Konstruktion in Holzrahmen-/ Brettstapelbauweise mit aussteifenden Betonkernen gedacht. Die Verkleidung der Dach- und der Außenwandflächen erfolgt mit einer vorgehängten, hinterlüfteten Fassade aus einer dauerhaften Lärchenholzverschalung, die in einer lockeren Anordnung aus unterschiedlich breiten und dicken Brettern zu einer abwechslungsreichen Hülle werden.
Eine sichtbare Deckenkonstruktion aus Brettstapelelementen vereint guten sommerlichen Wärmeschutz im Dachbereich und guten Schallschutz. Als Fußboden im Kinderbereich ist ein farbiger Linoleumbelag vorgesehen. Dieses Naturmaterial ist gleichermaßen umweltfreundlich, dauerhaft und ungefährlich für spielende Kinder. Im Spielflur ist ein robuster Lamellenparkettboden vorgesehen. Die Fenster mit Dreifachverglasung sind gedacht aus Lärchenholz mit einer äußeren, farbig angelegten Aluminiumschale. Die Raumatmosphäre wird geprägt von einem ruhigen Zusammenspiel zwischen farbigen Bodenbelägen, zum Teil hölzernen sowie neutral weißen und farbig angelegten Wandflächen, welche verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten bieten. Es kommen im gesamten Gebäude sehr wertige, dauerhafte und somit nachhaltige Materialien zur Ausführung bei gleichzeitig geringem Pflegeaufwand.
Die Ausstattung des Gebäudes wird in hochwertiger, kindgerechter Ausgestaltung vorgesehen und setzt das integrative Konzept des gesamten Entwurfs fort.


Freiraumkonzept / Vegetation und Beschattung

Der freiraumplanerische Entwurf verbindet geschickt funktionale und kinderfreundliche Ansprüche. Die besondere, freie und kreativitätsfördernde Ausformung der Freifläche als Kontrast zum klar strukturierten Baukörper ermöglicht ein spannendes und erlebnisreiches Zusammenspiel der differenzierten Freibereiche. Die Freiflächen werden in Teilräume mit verschiedenen Erlebnisschwerpunkten gegliedert, die über ein umlaufende Belagsfläche am Gebäude direkt von den Gruppenräumen aus barrierefrei erschlossen sind. Diese kann mobil möbliert und für Fahrspiele genutzt werden.
Als schützender Mantel des Spielbereichs dient ein durch Geländemodellierung erhöhter, grüner Ring. Er bietet Sichtschutz, Lärmschutz und bietet den Kindern neue Bereiche zum Spielen. Zwischen dem grünen Gürtel und den Wegen vor der Kita befinden sich unterschiedlich aufgeprägte Spielräume, welche verschiedene Bodenbeläge aufweisen und durch Bäume und Hecken gegliedert sind. Dem Gruppenbereich der U3-Kinder ist ein von den großen Kindern separater Freibereich zugeordnet der ein geschütztes und ruhigeres Spielen ermöglicht. Dem Mehrzweckraum wird ein Hof vorgeschaltet, welcher das Gegenüber des Vorplatzes bildet. Dieser kann als Essbereich, zum Basteln, Tanzen, Feiern und Toben genutzt werden. An ihn grenzen Hochbeete, Beerensträucher und kleine Felder an, um den Kinder den Umgang mit Essen nahe zu bringen.
Die Kombination unterschiedlich bespielbarer und optisch sowie haptisch differenzierter Freibereiche mit einem aufgelösten Pflasterbelag mit unterschiedlichen Bepflanzungszonen verleihen den Freianlagen ihren individuellen Charakter und bieten vielfältige Nutzungsmöglichkeiten. Spielgeräte werden in die Flächen, vor allem den kurzen Hang integriert.
Die unterschiedlichen Räume und Ausstattungselemente - wie runde und eckige Holzbalken, unterschiedliche Modellierungen des Geländes, Beobachtungsmöglichkeiten – fördern die Integration unterschiedlicher Fähigkeiten der Kinder. Sitzgruppen für die Betreuung sind in den unterschiedlichen Bereichen verortet, um eine umfassende Aufsicht zu ermöglichen.
Die üppige Baumbepflanzung und Sonnensegel, welche sich flexibel einsetzen lassen sorgen für ausreichende Verschattung.

Energiekonzept / Haustechnik / Minimierung der Lebenszykluskosten

Ziel ist die Entwicklung eines integrativen, zukunftsorientierten und nachhaltigen Energiekonzeptes ohne Einsatz von übermäßiger Gebäudetechnik – es wird ein Lowtech-Konzept angestrebt.
Eine hoch wärmegedämmte Fassade und ein hoch wärmegedämmtes, zu großen Teilen begrüntes Dach schützen das Gebäude vor unnötigen Wärmeverlusten. Auf den nach Westen ausgerichteten Pultdächern lassen sich Photovoltaik- sowie Solarthermieflächen integrieren. Die Beheizung könnte über Sole-Wasser-Wärmepumpe in Verbindung mit Solarthermie sowie Photovoltaik zur Stromunterstützung erfolgen. Dieses Konzept zeichnet sich durch eine gute Energiebilanz aus. Eine in Einzelbereichen mögliche kontrollierte Be- und Entlüftung in Verbindung mit der Möglichkeit einer freien Lüftung und Nachtauskühlung über Öffnungselemente in den Oberlichtern sowie einer winddichten Fassade und Wärmerückgewinnung vermindert die Energieverluste und gewährleistet über das Jahr hinweg gleichmäßig gute Raumbedingungen. Die Akustik der Räume wird partiell gesteuert über Einfräsungen in den Brettstapel-Deckenelementen und über die oberen Wandzonen. Durch einen kompakten Gebäudekörper, ein integratives und funktionales Planungskonzept, die Verwendung von natürlichen, dauerhaften und im Rückbau gut trennbaren Materialien in Verbindung mit einem zukunftssicheren Energiekonzept sind dauerhaft niedrige Unterhaltskosten zu erwarten.

Ideenteil Jugendzentrum

Das Jugendzentrum liegt an der nordöstlichen Grundstücksecke und orientiert sich Richtung Osten und dem eigenen, zugeordneten Freibereich. Es gliedert sich in zwei Teile – in Richtung Parkplatz in den Eingangsbereich und mit Nebenräumen, in Richtung Freiraum in Jugendraum und Multifunktionsraum, welche über flexible Wände zusammengeschaltet bzw. voneinander separiert werden können und sich zum Hof im Außenraum orientieren. Der freie Bereich vor dem Eingang kann multifunktional, zum Beispiel als Sportfläche oder für Veranstaltungen genutzt werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das eingeschossige Gebäude fügt sich gut in die Umgebung ein und lässt dabei einen großzügigen und gut gestalteten Freibereich entstehen. Die Position des Jugendzentrums mit eigenem Freibereich wird als sinnvoll erachtet, es sollte jedoch nicht der Eindruck eines Hintereingangs entstehen.
Durch den mittig gelegenen Haupteingang wird das Gebäude intelligent in zwei zueinander verschobene Teilbereiche gegliedert, die zusätzlich durch die angehobenen Dächer der Gruppenbereiche differenziert sind.
Es entsteht eine gute Adressbildung, die dem Ankommenden zugewandt gleichwertig die vom nördlichen Parkplatz kommenden Pkw-Nutzer und die von Süden kommenden Fußgänger und Radfahrer empfängt.
Durch die eingeschossige Anordnung sind alle Räume der Kita direkt dem Außenraum zugeordnet. Durch die Orientierung der Räume nach Osten und Westen wenden sich diese vom Lärm ab.
Zwei Innenhöfe weiten die inneren Erschließungsflächen auf und erzeugen großzügige und gut belichtetet Spielbereiche, die vielfältig nutzbar sind.
Die angehobenen Dächer der Gruppenräume erzeugen angenehm hohe Räume. Die Oberlichter wirken wohltuend für die Belichtung der tiefen Räume.
Die Fassadengestaltung wird vom Preisgericht kritisch diskutiert, insbesondere die rote Farbe der Fassadenelemente. Die Qualität der Fassade ist auf den Darstellungen noch nicht erkennbar und wird hinterfragt. Die Einfachheit des Gebäudes wird positiv aufgenommen, die Übergänge der Bauteile und Detailausbildung sind weniger überzeugend.
Die Freiräume können direkt von den Gruppenräumen aus sehr gut bespielt werden. Abwechslungsreiche nieder- bis höherschwellige Spiellandschaften und -geräte lassen gute Bewegungsbereiche für das kindliche Lernen und das kognitive Wahrnehmen erwarten. Die Ausrichtung auf den Ost- Süd- und Westbereich führt jedoch zu einer etwas erhöhten Aufsichtspflicht. Die Freiräume werden in der Grundstücksfläche komplett ausgenutzt, so dass der sogenannt „Grüne Ring mit Bestandsgrün“ in die Spielflächen inkludiert ist. Ein Abstand zum landwirtschaftlichen Weg und zum künftig auf 7 m verbreiterten Straßenquerschnitt Pfefferacker wäre zur Einbindung des Geländes zielführender. Wirtschaftlich wie aufsichtstechnisch wäre daher eine etwas kleinere Fläche vorteilhafter und auch gut umsetzbar.
Die Aufgabenstellung ist inhaltlich überzeugend umgesetzt worden und sehr angemessen entwickelt.
Das Raum- und Funktionsprogramm ist präzise umgesetzt und sehr gut organisiert. Die geforderten Flächen sind exakt eingehalten.
Die innere Zuordnung der Funktion ist sehr gut, auch in der Anbindung an die Außenanlagen.
Das angestrebte Konzept der Geothermie in Verbindung mit der Solarthermie und der Photovoltaik stehen in einer guten Kombination mit der angestrebten Holzbauweise (unbehandelte Lärche).
Der Entwurf scheint wirtschaftlich umsetzbar und liegt in den Kennwerten im durchschnittlichen Bereich.
Insgesamt haben die Verfasser eine überzeugende Antwort auf die Lösung der Aufgabe gefunden, indem die hohen Qualitäten des umliegenden Landschaftsraumes selbstverständlich in ein sehr gut nutzbares Gebäude überführt werden.
Lageplan

Lageplan

Grundriss

Grundriss

Ansicht Süd

Ansicht Süd