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Award / Auszeichnung | 07/2021

Auszeichnung Guter Bauten in Franken 2021

Etwas Schönes schöner machen. Kirche St. Bruno, Niederwerrn

DE-97464 Niederwerrn, St.-Bruno-Str. 14

Anerkennung

Brückner & Brückner Architekten GmbH Tirschenreuth I Würzburg

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Sakralbauten

  • Projektgröße:

    760m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2019

Projektbeschreibung

Etwas Schönes schöner machen. Kirche St. Bruno in Niederwerrn

Schön ist sie, die katholische Kirche St. Bruno im unterfränkischen Niederwerrn, einfach schön – fein und von hoher architektonischer Qualität. Sie hat uns von Anfang an sehr berührt. Wir haben mit großem Respekt vor dem Bestand die vorhandene Seele gesucht und ins Heute transferiert, den Kirchenraum spirituell, aber auch technisch im 21. Jahrhundert verankert. Die Sehnsüchte und Bedürfnisse der Gläubigen, die Vorstellungen von Liturgie, Atmosphäre und auch der Nutzung von Kirchenräumen verändern sich und damit auch die Architektur.

Sie steht mitten in einer Wohnsiedlung, erhebt sich steinern über den Häusern und ist ein vorkonziliarer Bau des Würzburger Architekten und Dombaumeisters Hans Schädel, errichtet zwischen 1950 und 1952. St. Bruno ist die erste Schädelkirche, die unter Bischof Julius Döpfner, einem fortschrittlichen Geist in Kirchenfragen, entstanden war. Auch Schädel wagte in den 1950er neue Wege im katholischen Kirchenbau, immer auf der Suche nach einem zeitgemäßen Sakralraum. In den 1980er Jahren wurde die Kirche von
dem Schweinfurter Architekten Kurt Blenk saniert. Die Marienstatue von Theo Dill stammt noch aus den 1950er Jahren, die farbigen Chorfenster des Münchner Kunstmalers Wilhelm Braun sind 1956 nachträglich innen vor die originalen Klarglasfenster von 1952 gesetzt worden. Aus den 1980er Jahren stammen Altar, Ambo, Tabernakel und Taufbecken des Würzburger Bildhauers Helmut Weber. Die Kreuzwegstationen sowie die Bildnisse von Christus und Maria kamen später dazu, ebenso wie die Bronzeskulptur des Heiligen Bruno aus der Hand des Üchtelhäuser Bildhauers Peter Vollert.

Wir konzentrieren uns bei der Transformation auf das Wesentliche, arbeiten die schlichte Eleganz dieser Kirche neu heraus und entwickeln diese weiter. Es sind Nuancen, ein subtiler Dialog von Materialien, Farben und Licht. Zurückhaltend, aber klar in der Haltung. Geprägt wird die Kirche durch ihre großen Fenster und das natürliche Licht. Es spielt eine große Rolle. Licht macht die Spiritualität dieses Kirchenraumes erst spürbar und erlebbar. Trägt viel zum Geheimnis dieses Raumes bei.

Es gibt Licht und Schatten und das Dazwischen. St. Bruno kann beides: Durch die großen Fenster und transparenten Türen kann man die Welt sehen, hat eine Verbindung nach draußen. Die Kirche ist in ihrer reduzierten Schlichtheit aber auch ein Ort der Einkehr
und des Sammelns. Die Menschen werden nicht abgelenkt und können sich auf sich selbst oder das Zwiegespräch mit Gott konzentrieren.

Atmosphäre, Licht und Raum spielen eine herausragende Rolle bei heiligen Räumen. Licht hat St. Bruno gefehlt, daher wurde beschlossen, die bunten Kirchenfenster einzulagern. Heute kommt wieder Tageslicht durch die satinierten Fenster. Der Altarraum ist viel kreativer und vielseitiger bespiel- und nutzbar. Die kühlen grauen Farben der 1980er wurden hell und warm. Farben und Materialität vereinheitlicht. Warmes Holz und glanzvolles Messing bringen Wärme in den reduziert hellen Kirchenraum. Der fränkische Muschelkalk, das Material der Prinzipalien, zieht sich nun über den gesamten Kirchenboden fort. Das transparente Eingangsportal verbindet Innen und Außen, lässt die Welt in die Kirche und erlaub Einblicke von außen. Diese Türen stehen für Offenheit.

Wir schaffen eine klarere Struktur und bessere Zugänglichkeit zu Kirche und Sakristei. Wir reduzieren, integrieren viele der vorhandenen, qualitätvollen Kunstgegenstände neu, translozieren manche. Auch die wunderbaren hölzernen Kirchenbänke werden
aufgearbeitet. Die Statuen des Heiligen Bruno und der Mutter Gottes, die ursprünglich von erhobener Position aus, den Chorraum flankierten, haben im Eingangsbereich einen neuen, würdigen Platz gefunden. Sie heißen die Gläubigen auf Augenhöhe willkommen.
Es fühlt sich an, als stünden sie da schon immer.

Diese schöne Kirche ist die alte geblieben, sie vergisst ihre Geschichte nicht.
Es hat jedoch eine neue Seele Einzug gefunden.

Wir freuen uns sehr, dass unser Projekt "Etwas Schönes schöner machen. Kirche St. Bruno, Niederwerrn"
zwei Anerkennungen erhalten hat!
Den "best architects 23 Award" und die "Auszeichnung BDA Guter Bauten Franken 2021 (Anerkennung)"

Jurybeurteilung "Auszeichnung BDA Guter Bauten Franken 2021":
"Mit äußerster Zurückhaltung und dennoch klarer Haltung gelang die Transformation eines sakralen Bestandsbaus aus den 50er-Jahren. Der radikalste Eingriff bestand in dem sehr mutigen und wirkmächtigen Rückbau der bunten Kirchenfenster. Die neuen satinierten Fenster fluten den Raum mit gedämpftem Licht und schaffen eine spirituelle Atmosphäre. Dem entspricht das "Aufräumen" des Innenraums durch behutsame Modifizierungen von Altarbereich und Sakristei. Die konsequente Reduktion des Innenraums auf ein neutrales Weiß lässt den Raum nun homogen, sachlich, hell und freundlich wirken. Die neuen Kirchenbänke mit ihrem warmen Holzton sowie das Messing als glanzvolles, schmückendes Element nehmen der neuen Schlichtheit etwas von ihrer Kühle. Mit großem Respekt für den Bestand erhielt das Kirchengebäude eine zeitgemäße Anmutung. Die Eingriffe zeugen von einem sensiblen Verständnis dafür, wie sich die Vorstellungen von Spiritualität und kirchlichem Ritus seit der Entstehung des Gebäudes verändert haben."