Offener Wettbewerb | 07/2021
Ersatzneubau Bezirksgericht Hinwil (CH)
©Architekturbüro Bernhard Maurer / Neuland ArchitekturLandschaft GmbH
4. Preis
Preisgeld: 30.000 CHF
Architekturbüro Bernhard Maurer
Architektur
Neuland ArchitekturLandschaft GmbH
Landschaftsarchitektur
Bauingenieurwesen
Bauingenieurwesen
Bauphysik
sundesign | photovoltaic engineering
TGA-Fachplanung
Beurteilung durch das Preisgericht
Das Projekt zeigt auf unterschiedlichen Ebenen eine überraschende Klarheit im Umgang mit der Aufgabenstellung. Ein kompaktes Gebäude mit einem ausladenden Eingangsgeschoss vermittelt glaubwürdig zwischen den heterogenen Massstäben und Nutzungen vor Ort. Auf der Seite der Gerichtshausstrasse, der eigentlichen Zufahrtsstrasse, schafft der dreigeschossig in Erscheinung tretende Baukörper interessante Bezüge zu den umgebenden Wohnbauten. Die volumetrische Gestalt, die mittels zweier Einschnitte den Zugang auszeichnet, wird der öffentlichen Rolle des Bezirksgerichtes gerecht. Talseitig vermag der solitäre Charakter des Gerichtsgebäudes mit seiner horizontalen Gliederung in Sockelgeschoss und drei Bürogeschosse weniger zu überzeugen und wirkt etwas gedrungen. Der Entscheid, auf der südwestlichen Seite einen separaten Eingang für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anzubieten, verunklärt das übergeordnete Erschliessungskonzept. Als Erweiterung wird eine Aufstockung mit einem weiteren Geschoss vorgeschlagen, was die Volumetrie und die städtebauliche Setzung eher schwächt und auch in der Umsetzung betriebliche Fragen offenlässt. Die geschickt gewählte Grundrisskonzeption folgt dem Prinzip der funktionalen und nutzungsbedingten Schichtung und bietet einen interessanten Lösungsansatz. Durch die Schichtung kann eine klare Trennung zwischen Publikumsbereich und Verwaltung garantiert werden. Überzeugend verknüpfen zwei wohlproportionierte Erschliessungshallen die betrieblichen und räumlichen Beziehungen. Sie sind durch ihre Grösse in ihrer Funktion deutlich aufgewertet. Dadurch gewähren sie den entsprechenden Raum für Austausch und informelle Begegnungen. Glaubwürdig wird die öffentliche Halle mit frei angeordneten Besprechungsinseln möbliert, während die Halle der Verwaltung weniger überzeugt. Die offen geführte Treppe sowie der Körper mit Sanitäranlagen zonieren den Raum, wirken jedoch etwas zufällig gesetzt und mindern die einfache konstruktive Logik des Gebäudes. Sämtliche Gerichtssäle liegen zwischen beiden Hallen, wodurch die Zutrittsregelung einfach zu lösen ist. Der talseitig liegende Verwaltungsbereich mit den Büroräumen ist gut positioniert. In den beiden Obergeschossen verkümmert jedoch die erste Nutzschicht in eine Schicht mit Sanitärräumen und Nebenräumen, was von der Grundidee her nicht verstanden wurde. Der architektonische Ausdruck wird im Wesentlichen von der einfachen inneren Gebäudestruktur geprägt. Das hinterlüftete Fassadenkleid wird tektonisch aus markanten vertikalen Glasfaserbeton-Lisenen und horizontalen Brüstungsbändern aus keramikbeschichteten Photovoltaikelementen zusammengefügt. Holzaluminiumfenster und eine filigrane Gliederung der Geschosse mittels Messingbändern veredeln die äussere Erscheinung. Die mit viel Sorgfalt entwickelte Fassadengestalt schafft zur Eingangsseite die gesuchte Repräsentation, jedoch erscheint das neue Gerichtsgebäude talseitig sehr verhalten und wird seiner Aufgabe als bedeutende gesellschaftliche Institution nicht gerecht. Der stringenten inneren Organisation folgend ist auch die Konstruktion konsequent gewählt. Das hybride strukturelle Konzept aus einem einfachen Holzbau mit einem Betonsockel und dem zentral gelegenen Erschliessungskern ist klar und logisch. Die Bauzeit des Holzbaus, der komplett in Trockenbauweise konzipiert ist, kann mittels Vorfabrikation minimiert werden, und der CO2-Verbrauch ist durch das Material nachhaltig gebunden. Der Projektvorschlag ist zwar hinsichtlich Gebäudetechnik nachhaltig entwickelt und nutzt die heutigen technischen Möglichkeiten, aber der Fussabdruck gehört unter- sowie auch oberirdisch zu den grössten und ist nicht flächeneffizient. Die Verfassenden entwickeln mit viel Sorgfalt eine architektonische Identität, die sich räumlich sowie auch im Ausdruck durch eine pragmatische und einfache Organisation auszeichnet. Die Innenwelt ist atmosphärisch reich und der Umgang mit der Landschaft sanft und nachhaltig. Leider ist die volumetrische Gestalt zu wenig prägnant und die städtebauliche Setzung bleibt unentschieden. Die zukünftige Erweiterung als Aufstockung verunklärt diese zusätzlich.
©Architekturbüro Bernhard Maurer / Neuland ArchitekturLandschaft GmbH
©Architekturbüro Bernhard Maurer / Neuland ArchitekturLandschaft GmbH
Modell
©Architekturbüro Bernhard Maurer / Neuland ArchitekturLandschaft GmbH
Grundriss EG
©Architekturbüro Bernhard Maurer / Neuland ArchitekturLandschaft GmbH
Grundriss 1.OG
©Architekturbüro Bernhard Maurer / Neuland ArchitekturLandschaft GmbH
Längsschnitt