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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2021

Eine lebenswerte Mitte für Salzweg am Goldenen Steig

Ausschnitt Lageplan

Ausschnitt Lageplan

Anerkennung

lohrer.hochrein landschaftsarchitekten und stadtplaner gmbh

Landschaftsarchitektur, Stadtplanung / Städtebau

DAY & LIGHT LICHTPLANUNG

Lichtplanung

Erläuterungstext

Konzept | Derzeit sind es im Wesentlichen die beiden klassischen Funktionen – Rathaus und Kirche – die innerhalb der dispersen städtebaulichen Struktur entlang der Passauer Straße Mitte kennzeichnen. Das Auto bestimmt die Verbindung.

Mitte ist die lesbare Bühne gemeinschaftlichen Lebens, das durch wechselseitige Interaktion und den dafür inspirierenden Raum gekennzeichnet ist.

Hier setzt das vorliegende Konzept an und entwirft die neue Mitte durch vier Interventionen:

• Kennzeichnen – Ein steinerner Teppich legt sich über das neue Zentrum. Er bricht die Linearität der Straße, markiert Mitte und verbindet optische lesbar die zentralen Funktionen.
• Ergänzen - Seitlich rahmen öffentliche Grünflächen den Teppich und bilden ruhige Rückzugsbereiche wie ortstypische Erweiterungsflächen für gemeinschaftliche Events.
• Akzentuieren - die besondere Struktur der Kirche und die Idee der Kommunikationsinseln werden aufgegriffen und in räumlichen Strukturen übersetzt, die die Teilbereiche mit individuellen gemeinschaftsfördernden Inhalten akzentuiert.
• Erweitern – eine neu Marktscheune ergänzt mit einem neunen Wohn- und Geschäftshaus stärkt belebend die gewerbliche Funktion der Mitte und schlägt die Brücke nach Norden.



Kennzeichnen | Der neue Bodenbelag entwickelt sich aus einem Granitstein, bestehend aus mindestens je 3 unterschiedlichen Steinformaten und 6 Farbnuancen. Für die Grundfarbigkeit wird ein warmer Grauton vorgeschlagen.
Die Verlegung erfolgt in einem wilden Verband / Passéverband in einer helleren und in einer dunkleren Charge. Das Spiel mit den beiden Mischungen gliedert die Platzfläche innerhalb eines einheitlich verbindenden Duktus durch Umpflasterungen und eingelegte Intarsien in subtil lesbare Teilbereiche.
Die bevorzugte Mischung aus mindestens 3 nuancierenden Tönen und Steinformaten erzeugt neben gebrochenen Kanten ein lebendiges, dynamisches Bild. Darüber hinaus zeigt sich der Verband über die große Fläche angemessen feinkörnig, verbindend einheitlich sowie wie auch aus der Fußgängerperspektive weitestgehend optisch richtungslos. Mit der gesägten und geflammten Oberfläche ist die erforderliche gute Begehbarkeit gewährleistet.
Für die befestigten Flächen werden die Belastungsklasse BK 1,8 nach RStO 2012 sowie eine ungebundene Bauweise zugrunde gelegt. Sollte eine höhere Belastungsklasse erforderlich werden, so könnte dies durch eine wasserdurchlässige Asphalttragschicht bei gleicher Oberflächen-Optik erreicht werden.



Ergänzen | die seitlichen Wiesen werden als offene, gemeinschaftlich nutzbare Flächen, beispielsweise als Festwiesen ergänzend eingebunden.


Akzentuieren | Differenziert ausgeformte „Kommunikationsinseln akzentuieren die Flächen. Sie finden sich verdichtet im Zentrum, einzeln in den angrenzenden Wiesen und können entlang der Passauer Straße - beispielsweise bei den Bushaltestellen – als wiederkehrendes und adressbildendes Freiraumelement verortet werden. Ein Plattenband umfasse die Inseln und kann in Gefällelagen zu Sitzmauern aufschwingen. Im Innern finden sich beispielsweise baumüberstellt wassergebundene Decken mit Sitzdecks, grüne Rasendiwans, Urban Gardening, gemeinschaftliche Rosengärten oder intensive Spiel- und Bewegungsflächen.


Erweitern | Eine große Markscheune fasst den Platz. Unter dem großen offenen Dach, ergänzt durch eingestellte Boxen entsteht geschützter Raum für die Direktvermarktung regionaler Produkte, eine kleine Eisdiele oder den Treff bei schlechter Witterung. Die gedeckte Fläche ergänzt das Angebot des neuen Wohn- und Geschäftshauses


Beleuchtungskonzept | Die Beleuchtung macht die Mitte auch abends und nachts visuell erlebbar und schafft eine hohe Aufenthaltsqualität. Die Grundbeleuchtung ist locker über den Platz verteilt. Die differenzierte Ausleuchtung mit Spotlights bildet ein zurückhaltendes Wechselspiel von hellen Inseln in abgedunkelter Fläche. Ergänzen erhalten die Inseln mit Bodenstrahlern eine konturierende Unterleuchtung der Baumkronen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit überzeugt mit einem grundsätzlich richtigen Ansatz, der zwischen dem Rathausplatz und der Kirche einen großzügigen Platz aufspannt und im südlichen Bereich einen dorfgemäßen Grünbereich entwickelt. Die großzügige Platzlösung wird allerdings erkauft durch die Einbeziehung von Nachbargrundstücken, die nicht Teil des Wettbewerbsgebietes sind. Dieser Ansatz wird als langfristige Vision durchaus als guter Diskussionsbeitrag gesehen, bringt jedoch aktuell keinen zielführenden Lösungsansatz.
In die große Platzfläche eingestreut sind mehrere Kommunikationsinseln, die in ihrer Summe überzogen wirken und etwas formalistisch an der Gestaltung der Kirche orientiert sind. In ihrer Ausprägung sind sie auch nicht geeignet, an weiteren Punkten der Ortsdurchfahrt wiederholt zu werden. Insgesamt erscheinen das Platzangebot und die damit einhergehende Versiegelung für einen Ort wie Salzweg überzogen. Die Treppenanlage vor dem Rathaus bietet zwar Sitzmöglichkeiten mit Blick auf den Platz. Sie liegt jedoch zu nahe an der Fahrbahn und wirkt in ihrer Dimensionierung etwas fremd in einer ländlichen Gemeinde. Die Einbeziehung der Einmündung der Schulstraße in die Platzgestaltung wird positiv gesehen.
Die Ausbildung der Grünfläche südlich des Pfarrzentrums mit einem großzügigen Anger und differenzierten Nutzungszonen erscheint gelungen. Die Wegeführung abseits der Kreisstraße wird begrüßt. Sie erlaubt grundsätzlich eine barrierefreie Verbindung in Nord-Süd-Richtung. Die Ausbildung von Vorplätzen an beiden Seiten des Pfarrzentrums wird positiv gesehen.
Die Aussagen zu einem Beleuchtungskonzept sind dürftig.
Die Gestaltung des Straßenverlaufs und die an eine Mischfläche erinnernde Straßenfläche wird der aktuellen Verkehrsbelastung nicht gerecht. Ein Fahrbahnteiler im Bereich des Rathauses fehlt. Das erschwert Querungen und ermöglicht ein Überholen der Busse. Der Rathausplatz ist leider durch die dort vorgesehenen Parkplätze entwertet. Das Verschieben der Bushaltestellen aus dem Platz heraus wird als Nachteil gesehen. Die Lage der Parkplätze am Pfarrzentrum in einer Innenkurve wird nicht verbessert. Das Angebot eines Radwegs an der Passauer Straße südlich des Platzes führt zu einer nochmaligen Verbreiterung des ohnehin schon großzügigen Straßenraums. Die Anordnung der Stellplätze, die etwas zu wenig sind, erscheint insgesamt schlüssig und gut verteilt. Die vollständige Pflasterung der Kirchfeldstraße und der Georg-Knon-Straße erscheint im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit überzogen.
Insgesamt enthält die Arbeit einige durchaus interessante Visionen für die künftige Entwicklung und weist in Teilbereichen durchaus Qualitäten auf. In dieser Form erscheint sie derzeit jedoch nicht umsetzbar.