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Einladungswettbewerb | 07/2021

Sanierung und Neukonzeption St. Markus Kirche in Ingolstadt

Anerkennung

Preisgeld: 6.000 EUR

LRO GmbH & Co. KG

Architektur

Helmut Hornstein

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Die Kirche
Die Kirche ist eine skulpturale Architektur. Historische, ländliche und vorstädtische Merkmale sind in der Sprache der Nachkriegsarchitektur verschmolzen. Jeder Eingriff schmälert die Eigenart des Gesamtwerks, unabhängig des eigenen subjektiven architektonischen Urteils.

Neuordnung
Die Aufgabe einer Neuordnung sollte nicht allein auf den Umbau/Ergänzung des Kirchengebäude reduziert werden. Gefragt ist der räumliche Umgang mit dem Grundstück als Ganzes. Ein Gemeindezentrum ist mehr als nur ein Kirchengebäude. Wie kann aus dem Wegfall von Räumen an anderer Stelle (nämlich den Bauten östlich der Bahngleise) mit dem Bestand ein Gemeindezentrum entstehen? Können diese Räume zusammen mit der Kirche ein Zentrum bilden? Kann eine gefasste Freifläche als Saal für die sommerliche Nutzung im Freien gewonnen werden? Wie könnte in der heterogenen Umgebung ein Ort der Gemeinschaft entstehen? Wie kann die Blickachse auf die Garage beim Eintritt in den Kirchhof vermieden werden?

Kosten
Ausgangspunkt unseres Konzeptes war neben den räumlich-inhaltlichen Überlegungen eine Plausibilisierung der Kosten. Deshalb basiert der Entwurf auf einer Kostenschätzung. Dabei stellt sich heraus, dass die zusätzlich gewünschten Räume günstiger zu errichten sind, als eine bauliche Erweiterung bzw. Veränderung des bestehenden Kirchengebäudes. (Über BRI und BGF verglichen ergibt sich dabei ein Kostenvorteil von ca. 40 %. Nicht berücksichtigt ist dabei eine mögliche Kostensteigerung beim Umbau, da die Gefahr besteht, dass baurechtlich die Kirche wie ein Neubau behandelt wird).

Denkmal
Die vorgeschlagenen Maßnahmen ermöglichen den unveränderten Erhalt des Gsaengerbaus . Die technische Verbesserung beschränkt sich auf den Einbau einer neuen Gastherme, die Wandheizung (unter Putz), den Akustikvorhang im bestehenden Gemeindesaal, Prallscheiben für das große Fenster, sowie die Entfluchtung des Kellers im Jugendbereich.

Gemeindesaal
Der neue Gemeindesaal mit Gruppenraum und Küche schließt mit einer, den Kirchhof umgebenden Mauer im Osten an die Kirche an. Zur Strasse hin schützt die Mauer den Kirchhof. Das Gebäude öffnet sich zu beiden Seiten, im Innenraum sind Kirchplatz und Park präsent. Die Holzkonstruktion ist auf den Giebelseiten mit weiss geschlämmten Ziegelmauern gefasst. Das Gebäude hat eine Fußbodenheizung und ist an die neue Therme angeschlossen. Die Belüftung erfolgt auf Grundlage einer kybernetischen Planung und Ausführung, die eine rein mechanische und energieaufwendige Anlage erübrigt. Auf der südlichen Dachhälfte sehen wir eine OPV vor.

Kirchhof
Mit den umgebenden Mauern entsteht ein Platz für das Gemeindezentrum, der für unterschiedliche Veranstaltungen im Freien, aber auch als Ort der Ruhe, gedacht ist. Die Stufen zur Kirche entfallen, das Gelände kann barrierefrei verzogen werden. Die Stellplätze werden auf der Westseite, neben der Kirchenfassade, so wie auf der Ostseite vor dem Pfarrhaus (Zufahrt über den Hof) nachgewiesen. Sie stehen nur bei großen Veranstaltungen zur Verfügung. Langfristig wäre es sinnvoll, die Mauer an der Westseite durch eine höhere Wand zu ersetzen, als Flächengewinn für den Kirchhof, aber auch als Lärmschutz zur Strasse. (hier konnten wir die Ausschreibung nicht eindeutig interpretieren).

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit schafft durch die Positionierung eines neuen Gemeindehauses eine räumlich geschlossene Hofsituation. Hier entsteht ein introvertierter Platz für unterschiedliche Veranstaltungen und Nutzungen im Freien. Der neue Gemeindesaal öffnet sich mit großflächigen Verglasungen und Zugängen zum Park und lässt qualitätsvolle Innenräume erwarten.
Die städtebauliche Lage des Neubaus wird kontrovers diskutiert. Kritisiert wird die Stellung des Gebäudes, die Park und Kirchhof trennt. Eine Sicht- und Wegebeziehung ist nicht möglich. Die Blickbeziehung von Süden ist gestört.
Aufmerksamkeit hat die Arbeit beim Preisgericht mit dem Ansatz erhalten, dass unter Beibehaltung des Bestands, das Raumprogramm untergebracht werden konnte. Die Kirche bleibt weitestgehend unberührt. Lediglich technische Verbesserungen für Akustik, Heizung, Schallschutz und Entfluchtung des Unterschosses werden vorgeschlagen.
Die Positionierung des ruhenden Verkehrs belastet die Nutzung und die äußerer Erscheinung des Hofs. Die Organisation und Benutzbarkeit der Parkplätze werden kritisch gesehen. Der Hof muss zur Erschließung der Stellplätze am Pfarrhaus überquert werden. Durch die Verlegung und die Erhöhung der Mauer wird die Außenwirkung der St. Markus Kirche von der Münchner Straße gestört.
Der Tiefhof mit Treppe und Sitzstufen schafft eine ausreichende Belichtung im Untergeschoss. Eine umlaufende Freiraumnutzung des Kirchenumfelds wird dadurch jedoch verhindert.
Die Schaffung eines Neubaus unter Beibehaltung der bestehenden Kirche ist aus wirtschaftlicher Sicht nicht vertretbar – es ist das wichtige Argument für die Zusammenführung und Konzentration des räumlichen Angebotes an diesem Ort. Honoriert wird vom Preisgericht, dass ein eigenständiger Entwurf erarbeitet wurde, der nicht in den Kirchenraum eingreift.