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2. Rang 3 / 3

Nichtoffener Wettbewerb | 02/2021

Neubau in der Flurstrasse in Zürich (CH)

3. Rang

Preisgeld: 14.000 CHF

KOOP Arbeitsgemeinschaft

Architektur

EBP Schweiz AG

Bauingenieurwesen

IBG Engineering

Bauingenieurwesen

Raumanzug GmbH

Bauphysik

studio boden

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Projektverfasser nehmen mit der Setzung und der Ausformulierung des Wohnhauses auf den heterogenen Kontext Bezug und verleihen dem Neubau an dieser exponierten Lage eine Eigenständigkeit und Präsenz. Mit einem vertikal gestaffelten Baukörper und einer «figurativen» Fassade erzeugt das Volumen Rücksprünge an der West- und Ostfassade. Es schafft dadurch geschickt eine Eingangssituation von der Flurstrasse her sowie einen grosszügigen, gemeinsam mit dem benachbarten Gebäude nutzbaren Hof. Die dezidierte Betonung dieser Rücksprünge durch eine entsprechende Fassadengestaltung und Dachausbildung erzeugt jedoch den irreführenden Eindruck von zwei nebeneinanderstehenden Häusern anstatt eines grossen Wohnhauses. Dies steht im Widerspruch zur Grundrissstruktur. Der Zugang des Hauses erfolgt von der Flurstrasse und bietet einen geräumigen Erschliessungsbereich für drei Wohnungen und ein kompaktes, innenliegendes Treppenhaus. Im Erdgeschoss wird die angestrebte natürliche Belichtung der Treppe aufgrund der Gebäudehöhe kaum wahrnehmbar sein. Der Hofzugang erfolgt über den gemeinschaftlichen Waschraum. Dieser Zugang wirkt etwas beiläufig, und man wünscht sich hier einen flüssigeren und direkteren öffentlichen Charakter mit selbstverständlicher Überlagerung von gemeinschaftlichen Nutzungen und Hofbezug. Die Erdgeschosswohnungen haben aufgrund ihrer Ebenerdigkeit alle einen direkten Aussenanschluss. Die Umgebungsgestaltung mit den abschirmenden Hecken überzeugt hingegen nicht. Die Wohnungen werden drei- oder vierspännig erschlossen. Die Grundrisse verfügen über eine klare räumliche Strukturierung mit quer zum Gebäude angeordneten Raumschichten und gut proportionierten Räumen. Dieser interessante Ansatz führt zu sehr klar und systematisch organisierten Grundrissen, die weitgehend ohne Korridore auskommen. Die Wohnungen werden jeweils über einen grosszügigen Eingangsbereich mit angrenzenden Nebenräumen betreten, und man gelangt von dort in die angrenzenden Raumschichten. Die zentrale Wohnküche wird über eine halb eingezogene Loggia belichtet, was bei 2,5 m Raumhöhe zu etwas knapper Belichtung im Innern führen könnte. Qualität entsteht aus den mehrheitlich abtrennbaren Wohnräumen und den natürlich belichteten Bädern. Allerdings bräuchte es bei den grösseren Wohnungen eine zweite Nasszelle, um den Nutzungsansprüchen einer Vollbelegung gerecht zu werden. Durch mehrfache Fassadenversprünge sind viele Zimmer über Eck ausgerichtet und erhalten zusätzliche Ausblicke nach Norden und Süden. Dies führt teilweise jedoch auch zu unerwünschten Einblicken in die benachbarte Wohnung. Die Dachausbildung des Attikas in Leichtbau ist nachvollziehbar. Allerdings wirkt die formale Gestaltung aus Schräg- und Flachdach mit grossen Gauben nicht überzeugend. Zudem führen die Dachschrägen zu weniger effektiv nutzbarem Wohnraum als in den Grundrissen gezeigt. Das Projekt braucht zur Umsetzung des Programms relativ viel Geschossfläche. Auch die Personenfläche (Energiebezugsfläche pro Person bei Mindestbelegung) ist mit 54 m²/Person nicht besonders flächensuffizient. Die vorwiegend dreispännige Erschliessung ist effizient gelöst. Das Projekt überzeugt mit kompaktem Baukörper und einfachem, durchgängigem Tragkonzept. Der Massivbau mit einem gedämmten Einsteinmauerwerk an den Fassaden dürfte für Beständigkeit sorgen. Geschickt gelöst ist der Wechsel zum Holzelementbau im Attikageschoss. All dies führt zu guten Erstellungswerten. Auch im Betrieb darf dank der guten Gebäudehüllzahl und dem guten Dämmstandard mit einem tiefen Heizwärmebedarf gerechnet werden. Die Gruppierung der Nasszellen und Küchen führt zu einer effizienten Medienerschliessung der Wohnungen. Das Lüftungskonzept zeigt interessante Ansätze. Das Projekt weist eine eher grosse Geschossfläche auf und hat eine durchschnittlich kompakte Gebäudehülle. Insgesamt resultiert ein mittlerer Kostenkennwert pro Quadratmeter Hauptnutzfläche. Beim Projekt «Turmalin» handelt es sich zusammenfassend um ein sorgfältig geplantes Wohnhaus mit einer interessanten Grundrisstypologie und hohen räumlichen Qualitäten. Leider stehen die Fassadengestaltung und die Ausformulierung der Dachform im Widerspruch zu der inneren räumlichen Strukturierung und führen zu einem uneinheitlichen Gesamteindruck.
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