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Einladungswettbewerb | 12/2020

Landmark Turbinenwerk in Mannheim

2. Preis

Preisgeld: 18.000 EUR

Werkstadt Fischer Architekten

Architektur

geiger & waltner landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

stockwerk GmbH

Bauphysik, Brandschutzplanung, TGA-Fachplanung, Tragwerksplanung

Erläuterungstext

WETTBEWERB:
LANDMARK TURBINENWERK MANNHEIM


Die Aufgabe: Konzeption einer städtebaulichen Landmark

Das Turbinenwerk Mannheim ist ein Ort mit einer lebendigen Industriegeschichte. Produktionshallen stehen neben soliden Backsteingebäuden aus der Gründerzeit, die in den kommenden Jahren saniert, modernisiert sowie durch Neubauten ergänzt werden sollen.

Den städtebaulichen Rahmenplan für das Gewerbequartier entwickelte das internationale Büro AS+P Albert Speer + Partner. Ein Hochhaus ist Teil der Neuentwicklung des Turbinenwerks. Aufgrund seiner Lage fungiert es als städtebauliche Landmark, welche die Wahrnehmung des Areals relevant
verbessern wird.


Neubau: städtebauliche Dominante und repräsentativer Stadteingang

Im Rahmen des nicht offenen hochbaulichen Realisierungswettbewerbs konzipierten Fischer Architekten ein Gebäudeensemble aus einem Turm und Riegel als Landmark und repräsentativen Stadteingang des Quartiers. Die Jury zeichnete den Beitrag des Büros mit dem zweiten Preis aus.

Fischer Architekten entwarfen einen Turm mit markantem Erscheinungsbild. Dessen prägendes Gestaltungsmerkmal, die Verdrehung der Fassade, ist eine städtebauliche Geste, die die Zuwendung zum urbanen Umfeld unterstreicht.

Eine klare Fassadenstruktur unterstützt und verstärkt diese Geste. Durch die differenzierte Ausbildung der Baukörper und das Einrücken des Riegels in das Quartier hinein stellt sich der Turm stadträumlich noch deutlicher als Landmark dar.

Ein weiterer Entwurfsansatz des Büros war, den ursprünglichen industriellen Charakter des Areals aufzugreifen und zugleich fortzuschreiben, so dass man den Unterschied zwischen gestern und heute sehr deutlich herauslesen kann. Repräsentativ für diesen Ansatz ist die Verwendung von Abbruchziegeln für die Fassade.


Die Grundrissorganisation: maximale Varianz

Turm und Riegel zeichnen sich durch flexible Bürogrundrisse aus. Im Turm bilden die zwei Brandabschnitte gleichzeitig die beiden möglichen Einheiten, die variabel zusammengeschaltet und auch stockwerksübergreifend genutzt werden können.

Auch im ersten bis fünften Obergeschoss erfüllt das Gebäude durch eine vorgedachte Transformation ein wesentliches Nachhaltigkeitskriterium. So sind in diesen Geschossen fünf Nutzungsmodule angeordnet, die sich linear, aber auch vertikal zu verschiedenen Mieteinheiten kombinieren lassen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Baukörper stellt mit einer starken, klaren Setzung einen eindeutigen Bezug zur industriellen Vergangenheit des Ortes dar. Sockel und Turm sind durch einen relativ schmalen Versatz voneinander getrennt. Allerdings wird dieses durch die Schattendarstellung in den Ansichten deutlich übertrieben dargestellt. Dennoch geht die Jury – auch auf Basis einer sorgfältigen Betrachtung des Modells in der Video-Übertragung – davon aus, dass dieser in der Perspektive gut ablesbar in Erscheinung treten könnte. Das hervorstechende Merkmal des Turms ist die Verdrehung der Nordostfassade um ihre Mittelachse, die an der Nordecke des obersten Geschosses soweit hervortritt wie sie an dessen Südecke zurückspringt. Die städtebauliche Qualität und Angemessenheit dieser Geste wird ausführlich und zum Teil kontrovers diskutiert. Letztlich werden dieser Ansatz und die topographische Gestaltung des Eingangsbereichs positiv gewertet, eine barrierefreie Rampenanlage wird hierbei schlüssig in den Außenraum integriert.

Die Regelgeschosse sind als klassische Dreibundanlagen organisiert und insgesamt gut und flexibel nutzbar. Wenn auch nicht umfassend dargestellt wären sicherlich alle üblichen Bürokonzeptionen möglich. Für die Konferenzebene fehlt der bauliche 2. Rettungsweg, der über eine Verbindung zum südlichen Kern hergestellt werden müsste. Der Kern des Hochhauses entspricht in der dargestellten Form noch nicht den MHHR und müsste entsprechend angepasst werden. Der direkte Ausgang im Erdgeschoss auf die Werksachse ist konsequent und richtig angeordnet. Die Brüstungshöhen von 1,06 m in jeder zweiten Etage werden teilweise kritisch gesehen, da sie die Qualität der Innenräume schwächen können. Den Proportionen der Fassade ist diese Differenzierung jedoch eindeutig zuträglich. Bezüglich einer Fassaden- oder Dachbegrünung macht der Entwurf keinerlei Angebote. Unter dem Strich würdigt die Jury den Entwurf als einen sehr eigenständigen, markanten und mutigen Beitrag, der mit seiner harten, fast ruppigen Gestaltung und der zwischen Hin- und Abwendung operierenden Verdrehung der Turmfassade jedoch nicht vollständig überzeugen kann.