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Award / Auszeichnung | 09/2018

AIV-Bauwerk des Jahres 2018

Baakenpark Hamburg

DE-20457 Hamburg

Auszeichnung

Atelier Loidl

Landschaftsarchitektur

BBS Landscape Engineering GmbH

Landschaftsarchitektur

Grundbauingenieure Steinfeld und Partner GbR

Bauingenieurwesen

Sellhorn Ingenieurgesellschaft mbH

Bauingenieurwesen

Umtec.HILPERT Projektsteuerung Baakenhafen

Bauingenieurwesen

HafenCity Hamburg GmbH

Bauherren

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Landschaft und Freiraum

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2018

Projektbeschreibung

Der Baakenpark weist eine markante Topografie mit mehreren, unterschiedlich hohen Plateaus auf. Der Himmelsberg als weithin sichtbarer Aussichtspunkt bildet dabei am östlichen Ende der Halbinsel die höchste Erhebung. Den Besuchern bieten sich beim Erkunden des Parks überraschende Perspektivwechsel und abwechslungsreiche Ein- und Aussichten. Der Park bietet als Grünfläche Erholung mit vielfältigen Sport-, Spiel- und Aufenthaltsmöglichkeiten und ist optisch-ästhetischer Bezugspunkt inmitten des Hafenbeckens. Die Brücke vom Versmannkai in den Baakenpark stellt für Fußgänger und Radfahrer eine direkte Verbindung zwischen den nördlich und südlich des Hafenbeckens gelegenen Teile des neuen Stadtquartiers her. Die Halbinsel selbst wird durch einen umlaufenden Weg entlang der Uferböschung erschlossen.

Aufgrund der besonderen Anforderungen an den Hochwasserschutz wurden die Spiel- und Grünflächen des Parks auf drei erhöhten Plateaus angelegt. Die drei Plateaus unterscheiden sich in ihren Nutzungen und Atmosphären deutlich voneinander: Im Westen der Halbinsel liegt der Sport- und Spielbereich, die mittlere Ebene bietet eine Spiel- und Liegewiese mit einer in der Böschung liegenden Tribüne, im Osten erhebt sich abseits des Trubels als krönender Abschluss der Himmelsberg.

WESTLICHES PLATEAU
Gleich am Eingang des Parks präsentiert sich das Inselsofa als Treffpunkt - eine imposante, hölzerne Sitzlandschaft, auf der man sitzen, aber auch liegen kann. Oberhalb davon thront der Treibgut-Spielplatz. Scheinbar wahllos liegen Holzkisten und Balken wie angeschwemmt im Sand. Unterschiedliche, begehbare Themenkisten werden von den Kindern spielend entdeckt. Ein Kleinspielfeld aus Kunstrasen für den Freizeit- und Schulsport ergänzt das Angebot.

MITTLERES PLATEAU
Mit seiner weitläufigen Rasenfläche unter Obstbäumen lädt das mittlere Plateau die Besucher zum Picknicken ein. In exponierter Lage stehen drei große Himmelsschaukeln sowie eine geschützt zwischen Bäumen gelegene und leicht vertiefte Fläche mit generationenübergreifenden Trainingsgeräten. Die nördliche Böschung des Plateaus ist mit einer großzügigen Sitzstufenanlage ausgestattet. Erhöht, mit Blick auf das Hafenbecken und den gegenüberliegenden Versmannkai entsteht ein attraktiver Aufenthaltsort, der auch für kleinere Veranstaltungen als Tribüne genutzt wird. In unmittelbarer Nähe zur neu geplanten Grundschule und Kita befindet sich eine 100m-Laufbahn. Der EPDM-Belag der Laufbahn weitet sich über eine flache Böschung zu einer vielfältig nutzbaren Spielfläche inklusive eines Streetballplatzes.

ÖSTLICHES PLATEAU
Im östlichen Teil erhebt sich der Himmelsberg. Er bildet den weithin sichtbaren, markanten Abschluss des Parks und fügt sich harmonisch in das pittoreske Landschaftsbild der Halbinsel ein. Pyramidenartig fällt der 15 Meter hohe Berg an drei Seiten steil ab, Gräsermatten und ein Röhrichtgürtel hüllen ihn in ein grünes Gewand. Über eine in die flache Böschung des Berges eingeschnittene Treppe gelangt der Besucher auf eine Aussichtplattform. Sie bildet den krönenden Punkt des Himmelsberges und belohnt mit einen rundum Blick über den Hamburger Hafen abseits des Trubels.

Beurteilung durch das Preisgericht

Hamburg hat gar keine Berge! Oh DOCH! Hamburg hat seit Eröffnung des BaakenParks sogar einen Berg mehr! Den Himmelsberg!
Er reicht mit seiner Höhe von 15 m zwar nicht ganz an den höchsten Berg Hamburgs, den Hasselbrack in den Harburger Bergen mit 116 m über NHN heran, wird aber weit aus prominenter und attraktiver sein bzw. noch werden. Der Himmelsberg steht in der HafenCity auf der künstlichen Halbinsel BaakenPark, unmittelbar an der Wasserkante zum Tidegewässer Baakenwerder Hafen, einem ehemaligen Hafenbecken mit Verbindung zur Elbe.
Meterhohe Hügel aufzuschütten, kennt man in der HafenCity eigentlich nur als temporäre Verdichtungsmaßnahme der organischen Weichschichten oder vom Hochwasserschutz, aber für immer ein Berg in der HafenCity? – mhhh - im BaakenPark hat man es sich getraut, einen künstlichen Berg mit abschüssiger Rasenfläche zu kreieren, der als wundervoller Aussichtpunkt, Liegewiese, Spielfläche für die Kinder oder sogar mal als Rodelberg genutzt werden kann. Es gibt also viele, tolle Nutzungsmöglichkeiten für den Himmelsberg im BaakenPark.

Ein Berg als Ingenieurbauwerk? Da darf man sich schon mal fragen, wie das eigentlich geht? Und wieso eigentlich?

Fangen wir mit dem „wieso" an.
Das Ziel bei der Gestaltung des BaakenParks war es, einen unverwechselbaren Ort mit einer starken eigenen Identität zu schaffen. Der gesamte Park weist eine markante Topografie mit unterschiedlich hohen Plateaus auf. Diese besondere Topografie findet ihren Höhepunkt in dem schiefen Pyramidenstumpf des 15 m hohen Himmelsbergs auf einer Grundfläche von 31 m x 26 m. Drei Seiten des begrünten Bergs ragen mit 65 Grad steilen Böschungen unmittelbar aus dem Wasser empor, während sich die nach Süden ausgerichtete flachere Böschung zur Landseite erstreckt und als Liegewiese einlädt. Eine landseitig in den Berg eingeschnittene Treppe führt zur Aussichtsplattform, die einen spektakulären Blick auf die Elbphilharmonie, den Baakenhafen und die östliche HafenCity erlaubt.
Den Besuchern bieten sich beim Erkunden des Parks hierdurch überraschende Perspektivwechsel und abwechslungsreiche Ein- und Aussichten.
Es ist ein unverwechselbarer Ort entstanden!

Der Himmelsberg liegt so harmlos und friedlich im Sonnenschein der HafenCity – jetzt wo er fertig ist, aber bis dahin war es nicht immer ein leichter Weg, denn auch, wenn man es jetzt nicht mehr so wahrnimmt, verbirgt sich ein geotechnischer Ingenieurbauwerksschatz im Himmelsberg.

Schon von Beginn an stand der Berg mit sich selbst in Konkurrenz „Sand oder Beton", das war hier die Frage. Gewonnen hat der natürliche Baustoff „Sand", im Nachhinein haben sich die Planer vielleicht schon mal gefragt: Mist, warum haben wir nicht „Beton" genommen, dann wäre einiges bei den Berechnungen vielleicht einfacher gewesen. Denn wie bekommt man eigentlich mit Sand eine Böschung von 65 Grad hin? Und dann noch Beeinträchtigungen durch Schiffstoß, Treibgut oder Eisgang sowie Sturmflut berücksichtigen. Und dann noch Sohlnormalspannungen eines 15-geschossigen Hochhauses beachten, in dieser Größenordnung liegt nämlich die Sohlnormalspannung an der Basis des Himmelsberges. Puh! Keine leichte Aufgabe für die Ingenieure!

Das „15- geschossige Hochhaus" hat zu Beginn der Planung durchaus Sorgen gemacht. Denn wegen der Standsicherheitsproblematik unmittelbar neben den Unterwasserböschungen war zunächst ein Stahlbetonbauwerk in Betracht gezogen worden. Doch der Ideenreichtum und die Berechnungstalente der Ingenieure führten auch zu Lösungsmöglichkeiten ohne Beton. Die Ergebnisse der Vorplanung haben bereits das Konzept einer geogitterbewehrten Konstruktion, insbesondere auch unter dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit, bestätigt.

Kommen wir nun zu der Frage „wie geht das eigentlich - ein 15 m hoher Berg als geotechnisches Ingenieurbauwerk aus Sand unter diesen Bedingungen"?
Gut aufpassen, jetzt wird es technisch!
Das Grundprinzip der Konstruktion ist eine Bewehrte-Erde-Bauweise unter Verwendung hochzugfester Geogitter.

Für die zum Wasser gelegenen Steilhänge gab es mit den möglichen Beeinträchtigungen infolge Schiffsstoß, Treibgut oder Eisgang weitere Herausforderungen und natürlich auch Lösungen.
Für diese Steilhänge wurde eine redundante Bauweise mit vorgesetzten Gabionenkörben bis zu einem hochwassersicheren Niveau von NN + 8,2 m ausgeführt.

Schiffstoß, Eisgang und Treibgut waren allerdings nicht die einzigen Herausforderungen für die Konstruktion und Ingenieure, es gibt da ja auch noch diesen Lastfall Sunk, der auch noch berücksichtigt werden muss – Lastfall Sunk wird sich der ein oder andere hier im Raum vielleicht fragen, was ist das denn? Der Lastfall Sunk – er passt zur aktuellen Jahreszeit, denn nach einer Sturmflut und anschließender Ebbe ist mit einem bemessungsrelevanten Wasserüberdruck in der Konstruktion zu rechnen. Somit haben die Steingabionen in Verbindung mit einer an der Basis angeordneten Dränmatte auch die Funktion einer beschleunigten Entwässerung.

Der Himmelsberg baut sich aus 60 cm dicken verdichtet eingebauten Sandlagen auf.
An der Basis der jeweiligen Einbaulagen sind zudem Geogitter mit Hauptzugrichtung senkrecht zu den Böschungen, Umschlag an den Außenseiten und Verankerung nach innen verlegt worden.
Um die Standsicherheit auch bei einer eventuellen Beschädigung der begrünten Außenhaut bzw. der Schutzgabionen zu gewährleisten, sind die Außenbereiche aller Einbaulagen mit einem innerhalb des Geogitterumschlages angeordneten Filtervlies vor Sandaustrag geschützt.

Zur Begrünung der drei Steilhänge sind die horizontalen Schenkel vorgefertigter Stahlgitterelemente an den Drahtkörben der Gabionen befestigt und erdseitig hinter den geneigten Stahlgitterflanken vorkultivierte mehrlagige Gräsermatten auf geotextilen Trägerlagen montiert worden.

Der Himmelsberg ist eindeutig ein geotechnischer Ingenieurbauwerksschatz aus einem natürlichen Baustoff mit vielen Herausforderungen und Tücken im Detail, die mit Bravur in der Planung und Ausführung gemeistert wurden.

Es bleibt eigentlich nur noch eine Frage offen:
Wo kann die Plakette für die Auszeichnung angebracht werden?
Aber ich denke, auch dafür werden die Landschaftsarchitekten einen Ort finden, wo sich die Plakette harmonisch in die Himmelsberglandschaft einfügt und die Kollegen von Steinfeld und Partner werden auch noch diesen Lastfall und das Konstruktionsdetail meistern.

Hamburg braucht mehr solcher Oasen, wo Ingenieurbau und Natur ihren harmonischen Einklang finden.

Für die großartige Idee, die Umsetzung, die vielen Berechnungsstunden und den Mut zum natürlichen Baustoff „Sand" möchten wir sehr herzlich danken und freuen uns, die Auszeichnung „Sonderpreis Geotechnisches Ingenieurbauwerk 2018" zu übergeben an:

den Bauherrn: HafenCity Hamburg GmbH
den Architekten: Atelier Loidl Landschaftsarchitekten Berlin GmbH
den Tragwerksplanern: Grundbauingenieure Steinfeld und Partner Beratende Ingenieure mbB