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Offener Wettbewerb | 08/2021

Freiraumgestaltung Rathaus- und Marx-Engels-Forum in Berlin Mitte

1. Preis

Preisgeld: 41.100 EUR

RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

werk3 architekturvisualisierungen

Visualisierung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit überzeugt auf den ersten Blick mit einer prägnanten Figur, die auf einem zentralen Band die denkmalgeschützten Bereiche des Rathausforums mit dem Marx-Engels-Forums verbindet und in einem sehr opulenten Freitreppenbereich endet. Durch den Abschluss spreeseits in einer Gabelung wird die Achsialität aber wohltuend gebrochen. Die Gabelung leitet gegenüber dem Humboldtforum sinnfällig zu den beiden Brücken mit sehr wichtigen Anknüpfungspunkten an übergeordnete Wegeverbindungen über.
Die starke Figur wird durch das Anordnen von zwei Flanierbändern begleitet, die wie eine Spange den gesamten Bereich verbinden und selbstverständlich erschließen. Die Freitreppenanlage bildet sichelförmig zwei Seiten aus, die durch attraktive Ausblicke und unterschiedliche Aufenthaltsqualitäten überzeugt: Der Treppenanlage auf der einen Seite, mit einer integrierten barrierefreien Rampe und Sitztribünen, wird eine grüne und langgestreckte Böschung mit eingestreuten Sitzstufen gegenübergestellt, die einen besonderen Blickbezug zum Dom und Lustgarten herstellt. Die untenliegende Spreepromenade weitet sich zu einem attraktiven Ort rund um ein Fontänenfeld/Wasserspiegel auf.
Seitlich der zentralen Rasenfigur werden von Bäumen geprägte Nutzungsbereiche in einem „Stadthain“ angeordnet, die den vorhandenen Bestand selbstverständlich integrieren und durch neue Nutzungsangebote ergänzen. Im Rathausforum werden die denkmalgeschützten Elemente im Wesentlichen übernommen, die erhöhten Rosenbeete bieten durch die Einfassung zusätzliche Sitzmöglichkeiten, die materielle Überformung wird von Seiten der Denkmalpflege jedoch kritisch gesehen.
Die Erschließung des Stadthains gelingt durch vielfältige Wegeverbindungen, die durch Aufweitungen kleine Platzsituationen mit Aufenthaltsqualitäten erzeugen. Der Stadthain wird dadurch gut in den umliegenden Stadtraum eingebunden. Die Verbindungen bleiben trotz ihrer Anzahl aber unpräzise und lassen wichtige räumliche Beziehungen unbeachtet, auch die Menge wird kritisch diskutiert.
Die Nutzungsangebote sind insgesamt vielfältig und werden unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht.
Das Marx-Engels-Denkmal wird an den historischen Standort zurückgeführt, erscheint durch die weitgestreute Platzierung der Relieftafeln aber etwas verloren. Hier fehlt eine präzisere Verortung für den Denkmalbereich. Auch die fehlende Querbarkeit der großen Rasenfläche wird vor dem Hintergrund des zu erwartenden Nutzungsdrucks als nicht ausreichend bewertet. Die Anordnung einer Luchlandschaft - Retentionswiese mit Sitzstufen in Nähe der Spandauer Straße erscheint an dieser Stelle nicht passend und sollte überdacht werden.
Durch die Weiterführung der Rasenfläche bis auf das Rathausforum wird die Verbindung beider Bereiche zusätzlich gestärkt. Außerdem soll die Querung im Bereich der Spandauer Straße bereits 2027 barrierefrei als Shared Space ausgestaltet werden. Jedoch wird die konkrete Ausgestaltung der Querung in diesem Bereich noch nicht deutlich. Das Band wird gestalterisch nicht über die Straße gezogen, der verkehrliche Ansatz jedoch positiv bewertet.
Kritisch bewertet werden der relativ starke Eingriff durch Baumfällungen im Bereich der zentralen Freifläche, die Abgrabungen im Bereich der grünen Spreetreppe sowie der hohe Versiegelungsgrad. Eine Idee für die Sichtbarmachung historischer Zeitschichten ist vorhanden, ihre räumliche Konkretisierung ist wünschenswert.
Insgesamt überzeugt die Arbeit durch die Formulierung einer übergreifenden Idee, in der sich denkmalgeschützte Bereiche und neue Funktionen selbstverständlich einfügen ohne den großzügigen Gesamteindruck aufzulösen.