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Studienauftrag im selektiven Verfahren | 07/2021

Neubau Pfarrei- und Vereinszentrum Matterhaus in Muri (CH)

Teilnahme / 2. Phase

LEISMANN AG

Architektur

Andreas Akeret Baumanagement GmbH

Projektsteuerung

extrā Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Schnetzer Puskas Ingenieure AG

Bauingenieurwesen

eproplan AG

TGA-Fachplanung

Weber Energie und Bauphysik

Bauphysik

ErlÀuterungstext

Mit der besonderen direkten Lage am Kirchrain prĂ€gt das Matterhaus die ortsbauliche Situation auf dem KirchbĂŒhlhĂŒgel und bildet die IdentitĂ€t des Ortes. Die Sicht auf die Pfarrkirche St. Goar wird verdeckt aber geschĂŒtzt.

Emotional stellt das Matterhaus Vertraut- und Verbundenheit mit dem Ort fĂŒr die Gemeinde und deren BesucherInnen her. Die Situation bedarf nicht einer vollstĂ€ndigen neuen Ordnung, sondern einer ÜberfĂŒhrung durch ErgĂ€nzung und Weiterbauen in ein neues Zeitalter; zusammen mit dem bestehenden Matterhaus.

Volumetrisch wird mit dem ErgĂ€nzungsbau ein neues Gleichgewicht hergestellt und eine klare Adresse fĂŒr das neue Pfarrei- und Vereinszentrum gebildet. Er dreht sich leicht aus der Flucht, schliesst mit der Geometrie der Kirche den Kirchvorplatz rĂ€umlich ab und dient als Vermittler. Der Kirchvorplatz wird zum Aufenthaltsort aufgewertet und als öffentliche Mitte ausgestaltet.

Der SeitenflĂŒgel des Matterhauses wird als zentrale Ankunftshalle mit Foyer erneuert und bildet das Bindeglied zwischen dem bestehenden Eckvolumen und dem ErgĂ€nzungsbau mit dem Pfarreisaal. Mit beidseitigem gedeckten Vorbereich und Zugang zum Garten kann der Zwischenbau sowohl als eigenstĂ€ndiger Veranstaltungsraum, Erweiterung des Kirchvorplatzes oder als ErgĂ€nzung zum Saal funktionieren.

Im ganzen Haus wird mit wenigen Eingriffen bzw. Erneuerungen die Gebrauchstauglichkeit wieder hergestellt. Die Rekonstruktion der ursprĂŒnglichen Fassade mit Holzschindeln soll in Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege beurteilt und geprĂŒft werden. Auf Grund der vorgeschlagenen Nutzungen mit geringen GebĂ€udetechnischen Anforderungen wird der Aufwand an technischen Neuinstallationen gering gehalten.

Das Matterhaus mit geschlossenem Ausdruck durch seine Lochfassade und tiefen Laibungen erhĂ€lt einen offenen, transparenten Zwischenbau mit gut sichtbaren Eingang. Der vorhandene Dachstuhl bleibt erhalten und wird innen sichtbar freigelegt. Eine neue Betonstruktur gliedert die neuen Fassaden des Zwischen- und ErgĂ€nzungsbaus und ĂŒbernimmt die horizontale BĂ€nderung der VordĂ€cher des Matterhauses. Opake HolzfĂŒllungen und SchiebelĂ€den greifen den feingliedrigen und handwerklichen Massstab des Bestands auf.

Das charakteristische Dach des Matterhauses bildet den höchsten Punkt der neuen Komposition. Das bestehende, tiefere Dach des Zwischenbau wird im ErgĂ€nzungsbau in gleicher Höhe und Ă€hnlicher Neigung weitergefĂŒhrt um eine neue Einheit zu bilden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Projektstrategie begrĂŒndet sich klar aus der Analyse der Verfassenden ĂŒber den Ort und dessen Bauten sowie den vorhandenen landschaftsgestaltenden Strukturen. „Mit der besonderen direkten Lage am Kirchrain prĂ€gt das Matterhaus die ortsbauliche Situation auf dem KirchbĂŒhlhĂŒgel und bildet die IdentitĂ€t des Ortes. Die Sicht auf die Pfarrkirche St. Goar wird verdeckt aber geschĂŒtzt. GegenĂŒber, auf der anderen Seite des Kichrains, markiert eine prĂ€chtige Zeder den Ort. Beide Elemente schaffen eine rĂ€umliche Kompression, welche den Reiz und die Besonderheit der nicht perfekten Komposition ausmacht. Umlaufende Mauern fassen die wesentlichen GrĂŒnraume und bilden klare Abgrenzungen zur Friedhofsanlage. Emotional stellt das Matterhaus Vertraut- und Verbundenheit mit dem Ort fĂŒr die Gemeinde und deren BesucherInnen her. Die Situation bedarf nicht einer vollstĂ€ndigen neuen Ordnung, sondern einer ÜberfĂŒhrung durch ErgĂ€nzung und Weiterbauen in ein neues Zeitalter; zusammen mit dem bestehenden Matterhaus“. Die vorgeschlagene Gesamtfigur integriert sich in den topografischen Kontext, nimmt RĂŒcksicht auf die bestehenden örtlichen Strukturen, stĂ€rkt die rĂ€umliche Definition des Kirchplatzes und ist klar adressiert. Der neue Saal soll als ErgĂ€nzungsbau ein neues Gleichgewicht herstellen zum Haupt- und Nebenbau des Matterhauses. Dazu dockt er, leicht abgewinkelt, an den ehemaligen Ökonomieteil des Matterhauses an. Der Saal und die zweigeschossige Nebenraumschicht werden mit einem Raumfachwerk ĂŒberspannt, dessen RĂ€nder gleichzeitig die Dachform des Nebenbaus des Matterhauses ĂŒbernehmen. Dieser wird bis auf den Dachstuhl und den Gewölbekeller abgebrochen und als zweigeschosshoher Foyerraum mit der Fassadenstruktur des neuen Saales wieder aufgebaut, so dass schliesslich ein neuer Saal und ein neues Foyer mit dem Matterhaus zusammengebaut sind. Diese Verschmelzung ist in vielerlei Hinsicht fraglich. - Erschliessung: Die bestehende Erschliessung im NebengebĂ€ude wird abgebrochen und als Eingriff in die Struktur des Matterhauses neu eingebaut. Der Liftschacht durchstösst die DachflĂ€chen im Gratbereich. - Nutzungsmöglichkeiten Foyer: Diese sind aus PlatzgrĂŒnden, bei Parallelveranstaltungen und aus feuerpolizeilichen GrĂŒnden sehr eingeschrĂ€nkt. - KomplexitĂ€t der GebĂ€udestruktur – formale Verwandtschaft: Durch die formale Anlehnung und die WeiterfĂŒhrung der bestehenden Dachlandschaft entstehen Dachvolumen, die nicht erlebbar oder nicht nutzbar sind. Die Traufhöhe des Matterhauses sowie die Firsthöhe des Nebenbaus werden ĂŒbernommen. Dadurch erhĂ€lt das Matterhaus mit dem höchsten First eine grössere PrĂ€senz, respektive der Neubau mit seiner grösseren Ausdehnung nimmt sich etwas zurĂŒck gegenĂŒber der „Àlteren Dame“. Die horizontale Gliederung des nach aussen gekehrten Tragskeletts aus Ortbeton folgt der Zweigeschossigkeit des Matterhauses. Von aussen gesehen ist diese verwandtschaftliche MassstĂ€blichkeit der Fassadengliederung noch reizvoll, im Saal und im Foyer innen aber ist sie weniger verstĂ€ndlich. Die atmosphĂ€rische Stimmung im Saal ist geprĂ€gt durch die stark gegliederten AussenwandflĂ€chen. Die Befensterung schafft teilweise unattraktive, störende AussenbezĂŒge auf den Parkplatz und auf den Erschliessungsweg der Wohnparzellen. Die Nebenraumschicht ist ĂŒberdimensioniert und die Erschliessung der TechnikrĂ€ume nicht ausgewiesen. Die Gesamtfigur schafft unterschiedliche QualitĂ€ten in den neu definierten AussenrĂ€umen. Der Kirchenvorplatz wird durch die Stellung des Pfarreisaals klarer begrenzt, die bestehende Terrasse vor dem Matterhaus bleibt bestehen und kann als geschĂŒtzter Aussenraum, in direktem Bezug zum Foyer, vielfĂ€ltig genutzt werden. Die Aussenbereiche um den Pfarreisaal weisen geringere AufenthaltsqualitĂ€ten auf. Die Gesamtfigur vermag die Jury final nicht zu ĂŒberzeugen. Sie beurteilt die ErgĂ€nzung der Anlage mit einem SolitĂ€r als die bessere Lösung wie das Andocken mit einem Neubau ans Matterhaus. Die Nutzung des Matterhauses als Jugendhaus entspricht sehr der bestehenden GebĂ€udestruktur. Trotz angedachter Nutzung des Nebenbaus als Foyer wird die Chance verpasst, die darin vorhandene Vertikalerschliessung im ĂŒberhohen Raum neu zu gestalten, um damit nicht noch einmal in die originale Bausubstanz des Matterhauses einzugreifen. Die bestehende WC-Anlage im UG soll die BedĂŒrfnisse der KirchgĂ€nger/-innen, der Friedhofsbesucher/-innen, der SaalbenĂŒtzer/- innen und der Jugendlichen abdecken. Diese MultifunktionalitĂ€t ist zwar sehr wirtschaftlich, die einzelnen funktionalen Einheiten können aber nicht autonom betrieben werden. Die Unterrichts- und Sitzungszimmer sind neu in der heutigen Kapelle und dem heutigen Pfarrsaal disponiert. Die dazu notwendigen Umbauten sind adĂ€quat. Die funktionale Einheit ist zentral erschlossen und rĂ€umlich sehr gut organisiert. Die Wirtschaftlichkeit dieses Projektes kann im Gesamtvergleich als gut bis sehr gut bewertet werden.