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Anonymer Projektwettbewerb im offenen Verfahren | 06/2021

Neubau Wohnhaus Burgfelderstrasse 251 in Basel (CH)

2. Preis

Preisgeld: 35.000 CHF

Studio Burkhardt

Architektur

Lucas Michael Architektur

Architektur

PIRMIN JUNG

Brandschutzplanung, Tragwerksplanung

Raumanzug GmbH

Bauphysik

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit seiner städtebaulichen Erscheinung gelingt es dem Entwurf als Ergänzung der Kommunalsiedlung Pfaffenhof zu erscheinen und gleichzeitig einen urbanen Akzent im Verlauf der Burgfelderstrasse zu setzen. Die Höhenentwicklung des siebenstöckigen Volumens sorgt mit einer Traufkante auf Höhe der Bestandsgebäude für Kontinuität im Strassenverlauf. Gemäss nicht verbindlichen baurechtlichen Abklärungen ist jedoch die Ausbildung von drei Dachgeschossen nicht erlaubt und der Entwurf in der vorliegenden Form nicht realisierbar. Der Eingang zur Kita befindet sich an der inneren Haupterschliessung der kommunalen Siedlung Pfaffenholz. Die Raumaufteilung und der Zugang zum Aussenraum funktionieren sehr gut. Der grosszügige Hauptraum der Tagesstruktur und die Küche eignen sich auch zur Nutzung für Vereins- oder Quartiersanlässe. Die Erschliessung der Obergeschosse erfolgt mittels zweier natürlich belichteter Treppenhäuser und nur im ersten bis dritten Obergeschoss mit zusätzlichen kurzen Laubengängen. Im 1. Obergeschoss verteilt ein angenehm breiter Mittelflur die Büroräume. Am südlichen Ende des Geschosses werden Waschsalon, Gruppenraum und Küche zu einem Gemeinschaftsangebot für die Hausgemeinschaft zusammengefasst. Den Wohnungen attestiert die Jury insgesamt eine hohe Wohnqualität. Durch kurze Erschliessungswege und durch Gruppenbildung der am Laubengang liegenden Wohnungen wird Anonymität vermieden. Auf Grund der sich aus dem Konstruktionsraster ergebenden Raumgrössen und -proportionen sind die Grundrisse gut zu möblieren. Bei aller Effizienz bilden sich differenzierte Wohnbedürfnisse ab. Die direkte Anbindung des Hauses an das Trottoir ohne Vorgarten trägt zum gewünschten urbanen Charakter des Ortes bei. Rund um den verbleibenden und schönen Baumbestand wird ein einladender Hausgarten gestaltet. Für den Kindergarten wird ein reichhaltiges Angebot mit Trockenplatz, Pflanzgärten, Sandspiel und Sitzgelegenheiten zur Verfügung gestellt. Neue Baumpflanzungen spenden gezielt Schatten. Darüber hinaus wird die Haupterschliessung der Kommunalsiedlung (Feuerwehrzufahrt) mit einer durchgehenden Chaussierung und Sitzbänken zum Treffpunkt für die Anwohner aufgewertet. Die Tramwartehalle wird erhalten und mit einer neuen Nutzung als offene Velowerkstatt ausgestattet. Die Denkmalpflege hat diese Nutzung und die erforderlichen baulichen Anpassungen als bedingt denkmalverträglich eingestuft. Das kompakte Volumen ist eine gute Voraussetzung für einen optimalen Wärmeschutz und einen minimalen Wärmebedarf. Die durch die primäre Konstruktion vorgegebenen Raumgrössen sind für verschiedene Nutzungen geeignet. Die Konstruktion zeichnet sich durch konsequente Systemtrennung und Anordnung der Installationszonen aus. Mit wenig baulichem Aufwand können Wohnungszuschnitte verändert oder die Nutzung nach einem Lebenszyklus insgesamt angepasst werden. Der Fensteranteil von 40 % ist geeignet, um im Winter genügend solare Gewinne und einen sehr guten sommerlichen Wärmeschutz sicherzustellen. Speichermassen sind vorhanden. Die gewählte Materialisierung leistet einen bewussten Beitrag zur Reduktion der grauen Energie und zur Ressourcenschonung. Ein kompaktes Volumen, ein geringer Fensteranteil, effiziente Grundrisse und sparsame Raumhöhen, deuten verbunden mit einem hohen Vorfertigungsgrad und einfachen Detaillösungen auf eine wirtschaftliche Investition hin. Die einfache Anpassbarkeit der Grundrisse verspricht auch eine langfristige Werthaltigkeit der ins Werk gesetzten Materialien. Ein niedriger Energieverbrauch, die bedarfsgesteuerte Lüftung und die Nutzung von eigens produziertem Strom sind die Grundlage für langfristig geringe Betriebskosten. Der Entwurf stellt insgesamt eine wirtschaftliche und nachhaltige Investition dar und bietet hervorragende Lösungen für die im Motto des Wettbewerbes aufgerufenen gesellschaftlichen Zukunftsaufgaben wie Klimakrise, Abfallvermeidung, Ressourcenknappheit. Er stärkt den sozialen Zusammenhalt indem er Privatheit ermöglicht und gemeinschaftliche Angebote für die Bewohner des Neubaus und des Quartiers macht und diese verknüpft. Er leistet einen städtebaulichen Beitrag indem er der bestehenden Kommunalsiedlung ein neues, lebendiges Zentrum gibt und deren Binnenräume aufwertet. Das Potenzial des architektonischen Ausdrucks liegt in seiner Einfachheit. Daran müsste jedoch weitergearbeitet werden, um vollständig zu überzeugen. Defizite sieht die Jury bei der Volumenstaffelung und dem Ausdruck der Fassaden. Dennoch ermöglicht der Neubau mit seinem einfachen Ausdruck den Bewohnern eine integrierende und würdige Teilhabe am Stadtbild.