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Studienauftrag | 05/2021

Büroquartier „Friedrich und Karl“ auf dem Druckzentrum-Areal in Köln-Niehl

3. Preis / 3. Rang

Barkow Leibinger

Architektur

wh-p Ingenieure

Bauingenieurwesen

Kasburg Siemon Ingenieure

Brandschutzplanung

IFM GmbH | Innovative Fassaden- und Metallbautechnik

Fassadenplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasserinnen und Verfasser schlagen einen riesigen Baukörper, der durch die baulichen Versprünge gegliedert werden soll, vor. Diese Bauform wird durch die Shedform noch unterstützt. Dadurch ergibt sich jedoch keine überzeugende Maßstäblichkeit. Der durchgehende Gebäudeabschluss durch eine PV-Pergola im Dachbereich ist zudem in seiner Höhe durch den Einfügenachweis und §34 BauGB nicht gedeckt. Die vorgeschlagene Fassadenbegrünung unterstützt dagegen die Großform. Sie wird prinzipiell begrüßt, ist jedoch in ihrer Intensität zu prüfen. So ist beispielweise die Notwendigkeit der Begrünung im Kontext der Platanenallee zu hinterfragen.

Das orthogonale Raster führt auf dem unregelmäßigen Grundstück zu “Sägezahn”-Rändern, deren städtebauliche Qualität, insbesondere in Bezug auf die Fassade zur Boltensternstraße, kontrovers diskutiert wird. Nachteilig scheint vor allem, dass die städtebauliche Großform auf diesem Weg nicht gut strukturiert werden kann. Kritisiert werden unter anderem die Nebeneingänge und -adressen, die von Süden kommend nicht ablesbar sind. Der zentrale Eingang liegt dagegen städtebaulich und aus dem Gebäudeinneren begründet an der richtigen Stelle. Die Freiräume werden konsequent aus der übergeordneten städtebaulichen und architektonischen Grundidee entwickelt.

Die durch die Pergolen überspannte Dachlandschaft wird schlüssig zum erweiterten Freiraum des Gebäudes im Sinne einer qualitätsvollen fünften Fassade entwickelt. Die Idee der „Klimagärten“ erscheint darauf aufbauend in der weiteren Planung gut umsetzbar. Das Preisgericht würdigt die konsequent aus der Holzbauweise abgeleiteten entwerferischen Entscheidungen. Positiv werden die Innenraumperspektive gewertet sowie die Strukturzeichnung der Innenhöfe. Hier lässt sich die gute und angenehme Raumwirkung von schlanken Konstruktionselementen, kombiniert mit der warmen Materialität des Holzes, sehr gut erkennen. Die Anmutung der Metall-/Glasfassade wird dagegen kritisch diskutiert. Die Arbeit vermag den Anspruch, die warme Atmosphäre des Holzes von innen durch die Glasfassade, angelehnt an das Medienhaus NevenDuMont, nach außen in den Straßenraum wirken zu lassen, noch nicht einzulösen. Die Grundrissorganisation kann in Teilen noch nicht überzeugen, insbesondere im Erdgeschoss.

Co-Working- und Besprechungsbereich erscheinen wenig strukturiert. In den Obergeschossen gelingt es trotz der teils großen Gebäudetiefen vielseitige Arbeitsplatzqualitäten umzusetzen, wenngleich die Höfe im Hinblick auf die Belichtung in den unteren Geschossen eher eng wirken. Lageplan In brandschutztechnischer Hinsicht bietet das Projekt eine gute Grundlage für die Umsetzung. Die Rettungswegführung in den Obergeschossen ist insgesamt schlüssig. Allerdings ist die geplante Bauart in einer Kombination aus Stahl und Holz (!) nur mit anlagentechnischen Kompensationen genehmigungsfähig. Als Gebäude der Gebäudeklasse 5 nach BauO NRW macht die vorgesehene Bauweise aus Holz auch für die Decken den Einbau eines Sprinklerschutzes erforderlich. Die innenliegenden Treppenräume weisen im Erdgeschoss keine gesicherten Ausgänge ins Freie auf und müssen überarbeitet werden. Auch die Zugänglichkeit zum Hof für die Feuerwehr ist zu verbessern. Die Arbeit findet einen architektonisch integrierten Ausdruck der angestrebten Klimaschutzziele der Bauherrschaft. Die Grundidee, ein Konstruktionsraster als Grundlage für den gesamten Entwurf zu nehmen, ermöglicht zudem eine sehr effiziente Umsetzung einer seriellen Holzbaulösung.

Die angestrebte Klimaneutralität kann durch den hohen Umfang der PV-Anlagen voraussichtlich erreicht werden. Kritisch diskutiert wird der hohe Fensteranteil des Gebäudekomplexes. Die Fragestellung des sommerlichen Wärmeschutzes durch eine begrünte zweite Fassade mit filigraner Tragkonstruktion zu lösen, wird gewürdigt. Fraglich bleibt jedoch, ob dieser Ansatz für eine wirkungsvolle Begrünung des Bauwerks und eine entsprechende Verschattung ausreicht. Die Arbeit bietet trotz des engen Korsetts der Vorgaben, einen besonders eigenständigen Beitrag zur Planungsaufgabe. Konsequent und gut integriert ergibt sich die architektonische Gestalt aus den angestrebten Klimaanforderungen.

Insgesamt führen jedoch weder die aus der Holzbauweise abgeleitete Sägezahnstruktur der Fassade noch die auf die Sonnenorientierung bezugnehmende Sheddach- Optik auf dem Dach zu einer guten Gliederung der Baumasse, was als grundsätzlicher Nachteil für diesen Entwurf erscheint, der gleichwohl in zahlreichen Details sehr positive Ansätze hat.