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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2021

Umgestaltung Nikolaiplatz in Eschwege

Perspektive

Perspektive

3. Preis

impuls°Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Umgestaltung des Nikolaiplatzes, Eschwege | Stadtentrée Nikolaiterrassen
Der Nikolaiplatz bildet den westlichen Eingang in die Altstadt Eschweges, ausgehend vom Grünzug und der Straße „An den Anlagen“. Gerahmt von einer kleinteiligen, geschlossenen Wohnbebauung ist der Platz geprägt von einer starken Topografie sowie durch den Nikolaiturm, welcher sich auf dem höchsten Punkt des Platzes befindet. Dieser ist wahrnehmbares Element der bewegten Geschichte des Platzes, aber auch der gesamten Stadt und ist neben seiner raumprägenden Wirkung auch wichtiges touristisches Ziel.
Die Neugestaltung des Nikolaiplatzes greift die prägnanten Elemente des Ortes auf, stellt ihre Qualitäten heraus und macht diese zum Thema. Dabei entsteht ein neuer, angemessener Eingang in die Altstadt und gleichzeitig ein grüner Raum für das gesamte Quartier.
Der Platz erhält eine zurückhaltende Zonierung in vorwiegend zwei Bereiche. Dabei setzt sich der zentrale Platz um den Nikolaiturm als Kernstück von einem leicht abgegrenzten Bewegungsraum ab, welcher Altstadt und westliche Stadt miteinander verbindet. Der zentrale Platz ist durch mehrere Plateaus gegliedert, die sich durch Sockelmauern in der starken Topografie des Platzes zu nutzbaren Terrassen - den Nikolaiterrassen - mit großen Pflanzflächen entwickeln. Dabei werden die bestehenden Raumkanten von Nikolaiturm und der umgebenden Bebauung als definierende Gestaltungsmittel der Terrassen weiterentwickelt und der Turm in die neue Platzgestaltung eingebettet.
Die einzelnen Terrassen sind mit Stufen miteinander verbunden. Weiterhin sind zwei der inneren Plateaus vom Bewegungsraum aus niveaugleich erreichbar, wodurch auch eine Befahrung für Veranstaltungen bzw. die Anfahrbarkeit des Turms, aber auch die barrierefreie Nutzung dieser beiden Terrassen ermöglicht werden. Auf den großen Terrassenebenen befinden sich langgezogene Sitzbänke aus jeweils vier unbehandelten Holzbalken sowie zwei Bereiche mit Spielelementen. Diese greifen die langzeitige Nutzung des Nikolaiturms als Feuerwachturm abstrakt und spielerisch auf.
Die Pflanzflächen führen den Grünzug „An den Anlagen“ in das Quartier und Richtung Altstadt fort. Darüber hinaus definieren sie die äußeren Raumkanten der Nikolaiterrassen hin zum Bewegungsbereich und bieten zu diesem eine angenehme Zonierung im Inneren der Plateaus. Gestaltet sind diese mit intensiven Stauden- und Gräserpflanzungen, welche die drei Bestandsbäume aufnehmen. Zusammen mit der neugepflanzten stadtklimafesten rotbblühenden Kastanie (Aesculus x carnea) und den drei mehrstämmigen Kupfer-Felsenbirnen (Amelanchier lamarchkii), rahmen sie den Platz und betonen den Blick zum Turm. Das anfallende Regenwasser versickert in den Pflanzflächen und wird durch die Stauden, Gräser und Bäume verdunstet und sorgt so für eine angenehme Abkühlung auf dem gesamten Platz.
Die Oberflächen sind aus einem Natursteinpflaster im Reihenverband aus mehrfarbigem Granit hergestellt. Lediglich durch Pflasterrinnen und zwei Großsteinpflasterformate wird die Zonierung vom Platzbereich und Bewegungsraum unterschieden. Es entsteht ein offener, durchgehender Stadtplatz im Gegenüber zur kleinteiligen, angrenzenden Bebauung und dabei die fußläufige Nutzung in den Vordergrund stellt. Entlang der angrenzenden Bebauung und in Beachtung der bestehenden Gebäudezufahrten sind 18 Stellplätze sowie 2 für Menschen mit Behinderung vorgesehen. Die beiden behindertengerechten Stellplätze sind so platziert, dass sie die seitlichen Terrassenzugänge barrierefrei erreichen.
Das anfallende Niederschlagswasser, welches bisher den gesamten Platz hinabfloss, wird durch eine geregelte Gefälleentwicklung auf den Oberflächen in die Pflasterrinnen geleitet und nun gezielt abgeführt. Die Terrassenebenen leiten das Wasser oberhalb der Stufen in Pflasterrinnen und in die angrenzenden Pflanzflächen, wo es versickern kann und durch Verdunstung den umgebenden Raum an heißen Sommertagen kühlt.
Der neugestaltete Platz mit den Nikolaiterrassen wird nicht nur zu einem nutzbaren Raum für das Quartier, sondern auch zu einem einladenden Entrée in die Altstadt und inszeniert den Nikolaiturm als eines der historischen Wahrzeichen der Stadt in angemessener Weise. Mit der Begrünung der Terrassen wird ein weiteres Bindeglied zwischen den angrenzenden Vierteln und der Altstadt geschaffen. Gleichzeitig entsteht ein klimatisch angenehmer, zukunftsfähiger Stadtraum für das umgebende Wohnquartier mit vielfältigen
Möglichkeiten zur multifunktionalen Nutzung.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Grundidee der Arbeit ist die Aufteilung des Platzraumes in zwei Bereiche: ein zentraler Platzraum, der den Nikolaiturm erschließt und Bewegungsräume an den Platzrändern im Vorfeld der Bebauung. Der zentrale Platzraum teilt sich in verschiedene, durch Sitzmauern und Stufen gegliederte Terrassen, auf. Die Kleinteiligkeit der Terrassen erschwert allerdings eine temporäre Nutzung für größere Veranstaltungen. Das Leitmotiv der Terrassen ist gestalterischer Ausdruck der Topographie und liegt in der Schaffung nutzbarer Teilflächen, die sich hinsichtlich ihrer Programmatik unterschieden können: neben Sitzangeboten in Form von Sitzbänken sind Spielmöglichkeiten für Kurzspiele vorgesehen.
Dem Nikolaiturm ist westlich eine Vegetationsfläche vorgeschaltet, die Bezug auf die Grünfläche „An den Anlagen“ nimmt. Hier ist allerdings zu prüfen, ob die Pflanzflächen zugunsten großzügiger Pflasterbereiche um den Nikolaiturm verringert werden können. Die einzelnen Elemente der Terrasse beinhalten kleine Pflanzflächen mit Stauden- und Gräserbepflanzung sowie Baumpflanzungen. Die Lage lässt einen durchgehenden zentralen Platzraum entstehen, der sich auf das Eingangsportal des Nikolaiturms bezieht. Die Proportionierung schränkt die durchgehende Achse allerdings ein und wirkt gestalterisch wenig überzeugend.
Gut gelöst ist die barrierefreie Erreichbarkeit der einzelnen Terrassen an den Platzrändern, allerdings ist die unterste Terrasse nicht barrierefrei erschlossen.
Die Terrassierung erzeugt unterschiedliche Aufenthaltsbereiche, die die gleichzeitige Nutzung durch unterschiedliche Nutzergruppen ermöglicht. Auch die Dimensionierung der Treppenbereiche ist angemessen und wirkt einladend.
Der Erhalt der drei Bestandsbäume um den Nikolaiturm wird positiv bewertet. Demgegenüber lässt die Bepflanzung der Terrassen mit rotblühenden Kastanien und Felsenbirnen im städtebaulichen Kontext ein klares Bild vermissen. Auch die Gestaltung des östlichen Platzbereiches am Eingang der Speierlingsgasse mit Querstellplätzen und einer schmalen Grünfläche, die sich dem Gebäude anlagert, wird der „Gelenkfunktion“ des Platzbereiches nicht gerecht.
Die Stellplätze sind als Längsparkplätze dem nördlichen und südlichen Rand des Platzes sowie als Querparkplätze im östlichen Platzteil angeordnet. Die Anordnung der Stellplätze als Längsparkplätze entlang der Fahrbereiche gliedert sich beiläufig in das Platzgefüge ein und wird begrüßt. Durch die dezentrale Anordnung von Pflanzflächen wird die Entwässerung und Versickerung von Niederschlagswasser gewährleistet. Zu prüfen ist, ob die Pflanzflächen für Starkregenereignisse ausreichend dimensioniert sind oder mit Baumrigolen unterstützt werden müssen.
Grundsätzlich bietet die Arbeit eine gelungene Balance von multifunktional nutzbaren Flächen und Grünflächen an. Die Platzgestaltung schafft eine ausgewogene Dimensionierung, topografische Akzentuierung durch die Terrassen und Nutzbarkeit als Quartiersplatz.
Lageplan

Lageplan

Konzeptplan

Konzeptplan

Querschnitt

Querschnitt

Detailplan

Detailplan