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Mehrfachbeauftragung | 08/2021

Entwurf eines Wasserspiels auf dem Marktplatz Altstadt Spandau

Ansicht | Wasserspiel mit Fontänenkreis

Ansicht | Wasserspiel mit Fontänenkreis

1. Preis

WES LandschaftsArchitektur

Landschaftsarchitektur

Hans-Hermann Krafft

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Der Marktplatz von Spandau ist ein langgestreckter dreieckiger Platz, dessen lange Platzseiten durch je eine Baumreihe gefasst werden sollen. Eine große Platane bildet den Abschluss im Nordosten und im Südwesten lagert sich ein nahezu quadratischer Baumhain mit einem Spielplatz an. Ziel ist es durch einen neuen Marktplatzbrunnen die Platzfläche zu gliedern und gleichzeitig zu zentrieren. Dabei soll nicht nur ein städtebaulich-gestalterischer Schwerpunkt entstehen, sondern auch ein sozialer Treffpunkt – ein Treffpunkt in der Altstadt von Spandau – eine Funktion, die auch die historischen Marktbrunnen hatten. Um dieser Funktion gerecht zu werden, sieht der Vorschlag einen Brunnen vor, der nicht nur ein Wasserspiel oder ein Wasserelement ist, sondern gleichzeitig auch eine Sitz- und Liegefläche oder auch eine Art Bühne anbietet. Wie ein rundgewaschener Kieselstein, liegt der Brunnen bzw. das Wasserspiel auf der Platzfläche und der Raum, der Platz sowie die Wegebeziehungen fließen um ihn herum.

Zwei große und breite radiale Sitzelemente, die um eine freie Fläche in der Mitte angeordnet sind, stehen auf einem gemeinsamen Plateau und schaffen ihren eignen Raum auf dem Platz. In einem Kreis angeordnete Fontänen mit einem Abstand von ca. 25 cm und einer Höhe von bis zu ca. 2.00 m bilden einen Wasservorhang, der den inneren Raum im Wechsel abschließen und wieder freigeben kann. Ein zweiter, äußerer Fontänenkreis ist in den Sitzflächen angeordnet und kann als besonderes Element dazu geschaltet werden. Je nach Höhe der Fontänen, die variabel bespielbar sind, ist der Raum geschlossen, ein wenig einsehbar oder offen. Ein Computerprogramm steuert das Spiel der Fontänen und damit auch die räumliche Wirkung. Die Fontänen sollen die Besucher*innen einladen den Raum in der Mitte zu betreten oder durch ihn hindurch zu gehen. Innerhalb der Düsenvorhanges, unterstützt durch die Sitzelemente, bildet sich eine Art Schutzraum oder privater Raum – man kann ihn von außen betrachten oder von innen – wobei auch immer ein Perspektivwechsel stattfindet. Die spielerische Bewegung und Interaktion bringt die Besucher*innen miteinander in Kontakt – bringt sie ev. in einen Raum. Die Wände aus Wasser können sich in einem festgelegten Rhythmus bewegen oder aber die Düsen werden über Bewegungsmelder gesteuert, so dass der Vorhang sich über die spielerische Interaktion der Besucher*innen öffnet und wieder schließt. In der Mitte der Fläche sind ein kleiner Fontänenkreis sowie zusätzlich einzelne parabelförmige Fontänen frei auf der Fläche angeordnet, die die Mitte besetzen und eigenes Wasserbild abgeben – so dass es auch Zeiten geben kann, in denen der Raum über einen längerer Zeitraum freigegeben werden kann.

Der Ablauf kann zeitlich festgelegt werden, wie eine Kirchenturmglocke, die ¼ oder ½ stündlich schlägt – und sorgt damit für eine spannungsvolle Vorfreude und eine zeitliche Terminierung bzw. „Verabredung“.

Neben der Funktion als Treffpunkt und Ort der Interaktion und Kommunikation will die Form sehr subtil an die Gründung von Spandau erinnern – an die ersten Ansiedlungen der Slawen auf Talsandinseln in der Spreemündung zur Havel und an Ihre runden Befestigungen bzw. Burgen, die ihnen Schutz boten. Der Brunnen als eine Art Insel, geschützt durch zwei Sitzelemente und durch den Wasservorhang, der sich öffnet oder schließt, erinnert an diese ersten Siedlungsformen – sowie an spätere Schutzwälle, die errichtet wurden.

Die Fläche auf der die Sitzelemente angeordnet sind besteht aus geschliffenem Beton mit eingelegten großen Flusskieseln, die an die Sande und Kiese im Flussbett und in der Berliner Geomorphologie erinnern. Wie eine Spur ist ein Abdruck der historischen Flusslandschaft im Beton eingelassen und bei Interesse kann über einen QR Code auf einer Stele in der Nähe des Brunnens mit Hilfe einer APP die Entstehungsgeschichte von Spandau vor Ort recherchiert werden. Die Sitzelemente aus Betonfertigteilen mit glatter, glänzender Oberfläche scheinen durch ihren Unterschnitt wie Ringe oder Reifen hell und elegant über der Fläche zu schweben. Die Wasserdüsen sind in einem radialen Edelstahlband bündig eingelassen. Der Streifen mit den Düsen ist in einem ca. 50 cm breiten Edelstahlrost integriert, das auch dem Wasserablauf dient. Eine außen um die Fläche gelegte Schlitzrinne fängt das anfallende Regenwasser ab.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Marktplatzbrunnen schafft mit seinen zwei großen und breiten radialen Sitzelementen, die um eine freie Fläche in der Mitte angeordnet sind und auf einem gemeinsamen Plateau stehen, einen städtebaulich-gestalterischen Schwerpunkt auf dem Marktplatz. Die Verfasser haben sich detailliert mit den Charakteristiken des Platzes und der jeweiligen Raumwirkung in Abhängigkeit von der Platzierung des Brunnens auseinandergesetzt. Neben seiner Funktion als Brunnen kann dieser auch außerhalb des laufenden Betriebs als Bühne des öffentlichen Stadtlebens genutzt werden. Aufgrund seiner unterschiedlichen Gestaltungselemente und individuellen Steuerung der Fontänenfelder bietet der Brunnen zahlreiche soziale Interaktionsmöglichkeiten. Besucherinnen und Besucher können den Brunnen und die unterschiedlichen Wasserspiele aktiv nutzen oder dem Treiben vom Rand aus passiv zuschauen.

Nachfragen der Jury gab es hinsichtlich der zu verbauenden Technik, der Nutzungsmöglichkeiten und gewählten Standortwahl, der Sitzmöglichkeiten, der Materialität und zum Lichtkonzept. Die gewählte Platzierung teilt den Marktplatz in einen kleineren Bereich im Nordwesten, lässt aber im Südosten noch genügend Platz für ein Markttreiben und die zahlreichen Veranstaltungen zu. Neben den im Brunnen
integrierten Sitz- und Liegeflächen sind zusätzliche Sitzgelegenheiten unter den Bäumen
vorgesehen. Um eine homogene und fugenlose Sitz-und Liegefläche zu erzeugen wird als Material wertiger Beton gewählt. Durch die Wahl eines hellen Betons im Zusammenhang mit dem Wasser wird seitens des Verfassers einer Aufheizung im Sommer entgegengewirkt. Die Bespielung des Brunnens kann bedarfsgerecht angepasst werden. Neben einem laufenden Betrieb können die Fontänen auch zur Steigerung der Spannung und Erwartungsfreude zu bestimmten Zeiten aktiviert werden. Das Lichtkonzept zielt auf eine bewusste Betonung des inneren Kreises ab, kann jedoch in der weiteren Planung auch auf die gesamte Brunnenanlage erweitert werden. Damit kann die Wirkung in der Nacht und im Winter verbessert werden.

Für die Jury bietet der Entwurf aufgrund der vielfältigen Aktionsmöglichkeiten einen großen Mehrwert für die Altstadt, auch wenn er in seiner künstlerischen Ausgestaltung hinter anderen Entwürfen steht. Im ausgeschalteten Zustand verliert er nicht an Attraktivität und kann aufgrund seiner Funktion als Stadtbühne weiterhin zur Belebung des Marktplatzes beitragen. Aufgrund der Wertigkeit der gewählten Materialien trägt er zu einer optischen Aufwertung auf dem Marktplatz bei und ist gegenüber Verkehrsschäden (bspw. durch Lieferverkehre) nur gering anfällig. Die individuelle Schaltung der Wasserspiele lenkt die Aufmerksamkeit der Besucher auf den Brunnen und schafft auch während eines laufenden Marktbetriebs einen attraktiven Anziehungspunkt inmitten
der Altstadt.
Ansicht | Wasserspiel mit parabelförmigen Fontänen

Ansicht | Wasserspiel mit parabelförmigen Fontänen

Ansicht | Wasserspiel mit Fontänenkreisen

Ansicht | Wasserspiel mit Fontänenkreisen

Nachtansicht | Wasserspiel mit Fontänenkreisen

Nachtansicht | Wasserspiel mit Fontänenkreisen

Schnittdarstellung

Schnittdarstellung

Schnittdarstellung

Schnittdarstellung

Detailansicht

Detailansicht

Lageplan

Lageplan