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Mehrfachbeauftragung | 08/2021

Entwurf eines Wasserspiels auf dem Marktplatz Altstadt Spandau

ein 3. Preis

hochC Landschaftsarchitekten PartGmbB

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Havel-Spree-Schleife

Konzept_ Zwei sich ineinander verschlingende Schlaufen erheben sich mittig der Platzfläche und erzeugen eine spannungsreiche Installation. Sie repräsentieren den Zusammenfluss von Havel und Spree.

Wahrnehmung und Raumwirkung_ Die Wasserskulptur ist zugleich ein gestalterisches und raumbildendes Element, welches Offenheit, Durchfluss und Einsehbarkeit ermöglicht. Es entstehen abwechslungsreiche Momente, wenn das Element Wasser durch das Zusammenspiel mit Licht sinnlich und lebendig inszeniert wird. Das Bild des sich immer wieder neu erfindenden, vielfältigen und unendlichen Kreislaufes entsteht.

Wahrnehmung über Tag und Jahr_ Besuchende erwartet im Sommer und Winter sowie bei Tag und Nacht ein haptisches, visuelles und akustisches Erlebnis. Die Skulptur wird mit Licht inszeniert, sodass sie auch in den Abendstunden ein Anziehungspunkt bleibt. Gleiches gilt für die Wintermonate, in denen der Brunnen seine Wirkung auch ohne Wasser nicht verliert. An heißen Tagen trägt der feine Nebel zur Kühlung des Platzes bei. Neugierige können durch den dünnen Wassertropfenvorhang laufen oder die Geräusche und sanften Bewegungen im Wind von den Cafés aus genießen - ein Wassererlebnis ohne nass zu werden.

Positionierung_ Der Platz ist das geografische Herzstück der Altstadt Spandau und unmittelbar in Verlängerung des Kreuzungspunkts Havel/Spree. Er ist für Fußgänger ein wichtiger Richtungsvermittler, da er Einkaufsmöglichkeiten und Gastronomie sowie den Anschluss zu öffentlichen Verkehrsanbindungen und den flankierenden Straßen Breite Str. und Carl-Schulze Str. bietet. Die Brunnenskulptur sollte daher Besuchende lenken und auch aus der Ferne wahrnehmbar sein – vom westlichen wie östlichen Platzeingang.

Symbolik_ Der Marktplatz erhält mehr als nur einen Brunnen: Es ist eine metaphorische und haptische Ode, denn konzeptionell inspiriert sind die beiden Bögen durch Havel und Spree. Ihr Zusammenfluss wird über die Form - zwei Läufe und doch ein miteinander verflochtenes System – symbolisiert. Dies erscheint uns für den zentralen Platz ein sehr passendes Bild, wurde doch die Siedlung hier auf Grund seiner besonderen Lage am Kreuzungspunkt der Spree zur Havel errichtet. Über verschiedene Wasserdüsen werden die beiden Flussbögen unterschieden: Gemäß ihrer Namensbedeutung und der ursprünglichen Flusscharakteristik werden für die Spree (=sprühend) Nebeldüsen und für die Havel (=fließend) tropfendes, regnendes Wasser vorgesehen. Die Bögen sind dynamisch im synergetischen Einklang und dennoch so unterschiedlich zugleich.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf besticht durch seinen hohen künstlerischen Wert. Die zwei ineinander verschlungenen Schlaufen repräsentieren den Zusammenfluss von Havel und Spree und symbolisieren in ihrer Gestaltungsidee einen unendlichen Wasserkreislauf. Der Markt wird vom Verfasser als Herzstück der Spandauer Altstadt interpretiert, das durch Havel-Spree-Schlaufe einen Wiedererkennungswert erhalten soll.

Die Rückfragen der Juroren bezogen sich auf die Einbindung und Wirkung des Wasserspiels auf dem Marktplatz, die Stabilität und Materialität der Skulptur und deren Funktionsweise. Aus Sicht der Verfasser kann der Marktplatz durchaus mehr Offenheit vertragen. Der Platz ist in seiner jetzigen Präsenz relativ unübersichtlich gestaltet. Durch das Entfernen der Baumbänder als Verlängerung der Markt- und Mönchstraße und der lockereren Anordnung der Bäume um den Spielplatz herum wird die Gestaltung bewusst reduziert, um dem Platz mehr Freiraum zu geben. Das Wasserspiel bildet den Schwerpunkt der Platzgestaltung und ist aufgrund des gewählten Standortes mit dem laufenden Marktbetrieb vereinbar und von allen Richtungen aus gut einsehbar.

Die Jury lobt den Entwurf als durchdacht und sehr gelungen. Die detaillierte Herleitung der Gestaltungsidee lässt die intensive Auseinandersetzung mit dem Ort erkennen und zeigt zugleich einen Bezug zu Spandau auf. Während der künstlerische Wert des Entwurfs bei den Juroren unbestritten ist, wird die Wirkungskraft des sehr filigran gestalteten Wasserspiels in Frage gestellt.

Das Wasserspiel wirkt aufgrund der Größe des Platzes verloren und bietet durch die Unterordnung auf dem Markt keinen weiteren Impuls für die zukünftige Platzgestaltung. Hinsichtlich der Stabilität der Skulptur gibt es Bedenken, inwieweit diese eine Angriffsfläche für Vandalismus bietet und einen entsprechenden Anprallschutz (bspw. für den Lieferverkehr) bietet. Durch die eher unauffällige Gestaltung wird das Wasserspiel aus der Ferne kaum wahrgenommen und lädt aufgrund fehlender Sitzmöglichkeiten direkt am Wasserspiel nicht zum Verweilen ein. Kritisch wird darüber hinaus der dünne Wassertropfenvorhang gesehen (bei Wind Beeinträchtigungen des Marktbetriebs oder angrenzender Hausfassaden).