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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2021

Klimaneutrale Sport-Kita in Adendorf

Visualisierung Aussenraum

Visualisierung Aussenraum

1. Preis

Preisgeld: 4.500 EUR

tun-architektur Tommy Müller / Nathalie Dudda PartGmbB

Architektur

Landschaftsarchitektur+ Holzapfel-Herziger & Benesch PartG mbB

Landschaftsarchitektur

Ingenieurbüro für Bauwesen Posse & Götze

Tragwerksplanung

vizprofistudio

Visualisierung

Erläuterungstext

STÄDTEBAULICHES KONZEPT

Das Wettbewerbsgelände zeichnet sich durch eine stark heterogene und unterschiedlich gekörnte Nachbarschaft aus. Städtebaulich befindet sich entlang des Scharnebecker Wegs, im Bereich des derzeitigen Sportplatzes, eine deutliche Lücke. Bereits mit dem 1. BA wird durch den Neubau ein Rücken zum nördlich angrenzenden Grünraum und eine verbindende städtebauliche Figur zwischen TSV und Vital-Hotel geschaffen. Eine Anpassung des Neubauvolumens mit dem 2. Bauabschnitt (hierbei wird die Baustellenzufahrt temporär über den östlichen Grundstücksteil realisiert) erfolgt fließend. Das Leitmotiv für den Neubau kann als „geordnete Kleinteiligkeit“ und „Zusammenhalt“ beschrieben werden. Die „geordnete Kleinteiligkeit“ wird durch die gegliederte Anordnung der größeren Raumeinheiten entlang eines flacheren Baukörpers erreicht, wobei die größeren Raumeinheiten zusätzlich eine ortstypische geneigte Dachform aufweisen. Der „Zusammenhalt“ entsteht über ein einheitliches Fassadenmaterial (Holz), das sich auch auf den Dächern der größeren Raumeinheiten wiederfindet. Der Neubau wird in etwa auf dem Niveau der südlich vorgelagerten Parkplatzflächen angeordnet, um somit seine erforderliche Präsenz und Strahlkraft zu erhalten. Die vorhandene kleine Hangkante wird im Bereich der Freiflächen ausgeglichen.

ARCHITEKTONISCHES KONZEPT

Wie im städtebaulichen Konzept bereits beschrieben, wird dem Gebäude durch eine einheitliche Holz-Fassade ein übergeordneter „Zusammenhalt“ gegeben. Außerdem wird durch dieses Material der nachhaltige Gedanke des Entwurfes von außen ablesbar. Im Detail entsteht trotz der einheitlichen Holz-Fassade ein belebtes Bild. Die Holz-Rhombusschalung wird im Bereich der größeren Raumeinheiten horizontal und im Bereich des flacheren Baukörpers vertikal verlegt. Durch eine farbige Unterspannbahn (z.B. in Rot, aber auch in anderen Farben erhältlich), die durch die Lücken der Schalung sichtbar ist, erhält das Gebäude seine besondere Ausstrahlung und Identität. Lackierte Holzfenster werden farblich auf die Fassade hin angepasst. Auch im Inneren zieht sich das Thema sichtbare Holzflächen und Akzentfarben (im Bereich der eingestellten Boxen der Gruppenräume s.u.) durch. Die Wandbekleidung besteht aus langlebigen, robusten, leicht geweißten Seekieferplatten. Die Deckenbekleidung der größeren Raumeinheiten erhält eine Akustikdecke, die ebenfalls aus einer Holz-Rhomubsschalung besteht.

FUNKTIONALES KONZEPT

Der vorgegebene Flächenrahmen des Raumprogrammes der Sport Kita und Gymnastikhalle wurde vollumfänglich umgesetzt und durch angemessen dimensionierte Verkehrsflächen und sonstige NRF ergänzt. Hinsichtlich des Brandschutzes wurden Kompartments ausgebildet, damit möglichst viel der sowieso notwendigen Erschließungsfläche pädagogisch genutzt werden kann. Die Flure vor den Gruppenräumen sind entsprechend großzügig ausgeführt, damit diese auch als Spiel-, Aufenthalts- und Begegnungsort für Kinder nutzbar sind. Sowohl in den Spielfluren, als auch im Foyer finden sich ausreichend freie Wandflächen, die beispielsweise für Fotos, Plakate, wechselnde Dokumentationen und Ausstellungen genutzt werden können. Die gesamte Kindertagesstätte ist inklusiv und barrierefrei gestaltet. Die auch extern genutzten Sportbereiche ordnen sich Richtung TSV Adendorf / auf dem westlichen Grundstücksteil an und eine enge Verzahnung von Sport- und Kita findet durch den angrenzenden Multiraum und Spielflur statt. Bereits der Spielflur macht Lust auf Bewegung und regt so die Kinder zu sportlichen Aktivitäten an. Um anregende, unterschiedlichste Bereiche und ein differenziertes Raumerleben für die Kinder zu erhalten, wurden die Gruppenräume mit einer Hochebene ausgestattet, die sich über die sowieso niedrigeren Raumbereiche der Sanitäranlagen ausdehnt. Ein in dieser Hochebene befindliches Netz regt zum Spielen oder aber auch zum Ausruhen an. Die eingestellten Boxen der Sanitäranlagen sind in unterschiedlichen Farben gestaltet und geben somit jedem Gruppenraum seinen individuellen Wiedererkennungswert. Durch die verschiedenartigen Belichtungssituationen, durch eine große Fensterfront mit Sitzfensterbänken zum Spielbereich und dank der Oberlichter auf der gegenüberliegenden Seite, entstehen freundliche und einladende Raumgefüge. Die Verbindungsfenster zum angrenzenden Spielflur schaffen besondere Kommunikationsmöglichkeiten. Jeder Gruppenraum hat eine angrenzende Garderobe, die sowohl zum Ankommen dient, aber auch direkt an den Außenbereich angeschlossen ist und somit als „Schmutzschleuse“ fungiert. Der Büroraum der Kita-Leitung ordnet sich zentral mit Bezug zum Haupteingang an. Als Ort des Austausches und der Begegnung für Eltern, Kinder und Fachkräfte wird ein großzügiges Foyer ausgebildet, welches mit seinem direkten Durchgang zum Hof auch als Ankommensort für gemeinsame Kita-Feste dient. Der Eingangsbereich ist stufenlos erreichbar und so gestaltet, dass er die Besucherinnen und Besucher willkommen heißt. Eine Bank und ein Witterungsschutz laden zum kurzen Verweilen und zu einem Tür- und Angel-Gespräch ein.

FREIFLÄCHEN

Die gesamte Erschließung der Kita wird vom Scharnebecker Weg über den vorgelagerten Parkplatz realisiert. Hierfür erforderliche Umbaumaßnahmen auf dem öffentlichen Grund werden bewusst gering gehalten. Über zwei separate Zuwegungen werden Fußgänger*innen und Radfahrer*innen zu den Haupteingängen der Kita und Gymnastikhalle geleitet. Ausreichend Fahrradstellplätze und Bereiche für Müll-Behälter wurden bedacht und zentral erreichbar positioniert. Der PKW- und Lieferverkehr wird über eine Einbahnstraße, getrennt von Fußgängerströmen, zwischen den Haupteingängen realisiert. Hier befinden sich auch die 10 KFZ-Stellplätze, sowie eine Parkbucht für die Anlieferung und Kiss-and-Drop-Zone. Über einen Zaun wird dieser Bereich aus sicherheitstechnischen Gründen von den Eingangsbereichen getrennt. Das Gebäude ist von allen Seiten für die Feuerwehr zugänglich und alle Kita-Außenflächen sind über Zäune und Hecken gesichert. Außerdem bilden hohe Pflanzungen und Bäume eine Pufferzone zum angrenzenden Sportgelände (nördliche und westliche Grundstücksgrenze). Hier befindet sich auch die gewünschte Versickerungsmulde.

Der Neubau wird gerahmt von einer ausreichend großen (ca. 2.600m²) und vielseitigen Außenfläche, die jedem Kind die optimalen Freiräume für einen bewegten, ausgelassenen und spielerischen Alltag ermöglicht. Selbstverständlich sind alle Bereiche barrierefrei erreichbar. Über eine gepflasterte Zuwegung (Höhe Baunull) wird der nördliche Außenraum erschlossen. Da das Gelände nach Norden hin abfällt, gibt es hier eine Stufe zum etwas tiefer gelegenen Hof. Diese lädt zum Verweilen, Beobachten und Spielen ein. Eine in die Umgebung integrierte Rampe (Steigung ≤ 6%)dient hier als ästhetischer Vermittler. Zwei der im Neubau befindlichen Nischen wurden in die Freiflächenplanung integriert und dienen als grüne Chill-Ecke bzw. Trampolin.

Die Außenflächen sind geprägt durch kleinere Höhenversprünge, Nischen und Rückzugsmöglichkeiten sowie individuelle Spiel- und Lernangebote für unterschiedliche Altersgruppen. Im Osten des Grundstückes laden einen Streuobstwiese, sowie Obststräucher inkl. Insektenhotel zum Erholen und Naschen ein. Vom zentralen Hof, der zusätzlich als Veranstaltungsfläche dient, werden diverse Freiflächen zum fantasievollen und naturnahen Spielen, Lernen, Bewegen und Entdecken erreicht. Die multifunktionale Sportwiese lädt ebenso zu sportlichen Aktivitäten ein, wie der übersichtliche Kletterwald samt Erlebnispfad. An der westlichen Gebäudeecke wurde ein(e) Werkbank/Pflanztisch inkl. Wasseranschluss geplant, um den großzügigen und vielseitigen Gemüsegarten bewirtschaften zu können. Trotz der individuellen Freiraumplanung bleiben alle Bereiche gut einsehbar.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit verfolgt einen ganzheitlichen städtebaulichen und architektonischen Ansatz und eine intensive Auseinandersetzung des Raum und Funktionsprogramm. Mit dem winkelförmigen und kleinteilig gegliederten Baukörper entwickeln die Verfasser eine eigenständige Gebäudefigur, die sich angemessen in das städtebauliche Umfeld integriert und konsequent das Programm der Sport- Kita aufnimmt.

In dem kompakten Gebäudevolumen sind die Funktionen der Kita und Gymnastikhalle gut umgesetzt. Mit den weit auseinander liegenden Eingängen und der mittig gelegenen PKW-Zufahrt werden die unterschiedlichen Nutzungsbereiche optimal erschlossen. Die innere Erschließung der Kita und die Zuordnung der einzelnen Funktionsbereiche ist im 1. Bauabschnitt ist gut gelöst. Weniger überzeugend ist die Anbindung der Gruppenräume beim 2. Bauabschnitt, eine Kreuzung mit dem Verwaltungsbereich sollte hier ausgeschlossen werden.

Die Organisation der Gruppen- und Werkräume wird positiv hervorgehoben. Die Garderobenräume sind im Grundriss optimal platziert und schaffen die notwendigen Ausgänge zu den Freiräumen. Die Gruppenräume verfügen über gut proportionierte Raumzuschnitte und mit den Galerien auch über individuelle Raumzonen. Mit den großen Öffnungen zum Garten, dem nach Süden ausgerichteten zusätzlichen Fenster zum Flur und den Galerie-Oberlichtern werden die Räume großzügig belichtet. Der Multifunktionsraum liegt unmittelbar an dem südlichen Flur und kann räumlich der angrenzenden Gymnastikhalle zugeschaltet werden. Der Raumzuschnitt ist geeignet für eine Vielzahl von Nutzungsmöglichkeiten, besonders gewürdigt wird auch die Ausrichtung mit Zugang zum nördlich gelegenen Freiraum. Der Grundriss der Gymnastikhalle entspricht grundsätzlich den Anforderungen der Auslobung , allerdings muss bei Teilung der Sporthalle ein zusätzlicher Zugang geschaffen werden.

Mit der differenzierten Gliederung des Baukörpers und den jeweiligen Dachformen entwickeln die Verfasser unterschiedliche Erscheinungsbilder. Die mit Holz verkleideten dargestellte Fassaden versprechen eine hohe Gestaltungsqualität. Insgesamt überzeugt die Arbeit mit ihrem klaren und identitätsstiftenden Konzept und der konsequenten Umsetzung des Programms.
Visualisierung Innenraum

Visualisierung Innenraum

Lageplan M 1:500

Lageplan M 1:500

Abgabeplan 01

Abgabeplan 01

Abgabeplan 01

Abgabeplan 01