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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2021

Neubau und Sanierung Freibad „Waldbad“ in Waldkraiburg

Anerkennung

Preisgeld: 12.500 EUR

asp Architekten GmbH

Architektur

koeber Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebauliches und landschaftsräumliches Konzept
Das Freibad wurde Anfang der 1970er Jahre gebaut und seitdem in fast unveränderter Weise betrieben. Es besteht Sanierungsbedarf für alle Gebäudeteile. Unser Entwurf entwickelt eine Lösung für den Gesamtabbruch der Gebäudeteile mit anschließendem Neubau an diesem exponierten Ort. Das „neue Waldbad“ erfährt dadurch eine Auffrischung hin zu mehr räumlichen Qualitäten, Nachhaltigkeit und Funktionalität.
Daraus ergeben sich unterschiedliche und differenzierte Kriterien für eine interessante, komplexe und reizvolle Planungs- und Bauaufgabe. Ein harmonisches Zusammenspiel aller Parameter ist die Grundvoraussetzung für ein zukünftig optimal funktionierendes Freibad. Vorab ist zusätzlich zu allen funktionalen Aspekten zuerst einmal die differenzier-te heterogene Umgebung des Ortes mit der unterschiedlichen städtebaulichen und landschaftsräumlichen Morphologie des Umfelds zu untersuchen. Die lokalen Eigenhei-ten und Qualitäten, die Eigenschaften der Nachbarschaft, die Rahmenbedingungen, eventuell limitierende Faktoren, aber auch scheinbar verborgene Möglichkeiten müssen zu Beginn aller Überlegungen analysiert und bewertet werden. Durch diese Arbeitsme-thodik wird es gelingen, für den Ort und die Aufgabe eine maßgeschneiderte Lösung zu entwickeln.

Die städtebauliche Leitidee des Gesamtkonzepts entwickelt einen neuen Baukörper als Holzpavillon, der im landschaftlich inspirierenden Freiraum spannende Synergien entwickelt. Wichtig ist uns, die Auseinandersetzung mit dem Ort, der Aufgabe und der Vision für die Zukunft des Naturraums „Unteres Inntal“.

Die landschaftlich einzigartige Umgebung und die Integration der angelegten Freiflächen entwickeln für das neue Freibad nachhaltig prägende und gleichermaßen identitätsstiftende Gestaltungsleitlinien. Daraus können sich ganz selbstverständlich räumliche, architektonische und auch funktionale Ansätze ableiten lassen, die respektvoll im Umgang miteinander und für die Gesamtanlage stärkend in Erscheinung treten.
Der bestehende Frei- und Naturraum kann die Bühne und den gestalterischen Rahmen bilden. Es entsteht das Bild einer sich aus dem vorhandenen Ort heraus entwickelten Architektursprache, die spielerisch, geradezu selbstverständlich die verschiedenen Funktionseinheiten in sich aufnimmt. Der neue Holzpavillon mit seiner klaren, kompakten Form wird zum neuen Markenzeichen mit Wiedererkennungswert. Belebende und differenziert ausgearbeitete Bereiche im Inneren und im Freien können so den Badegästen angeboten werden. Jede Funktion und jede Attraktion findet nachvollziehbar ihren ganz speziellen Bestimmungsort, harmonisch eingebettet in die grüne Landschaft, in die Umgebung des Ortes.
Die Platzierung des neuen Baukörpers und der erforderlichen Freiflächen auf dem bestehenden Grundstück erfordert einen hoch sensiblen Umgang mit den zur Verfügung stehenden Flächen. Die zentrale Leitidee an diesem exponierten Ort ist die Einbettung des Freibades in den bestehenden Stadt- bzw. Landschaftsraum. Die städtebauliche Situation wird in einem klaren, kompakten nach allen Seiten orientierten Baukörper widergespiegelt. Durch das Konzept der Verschmelzung von Architektur und Landschaft wird die Flächenversiegelung insgesamt minimiert. Es entstehen vielfältige Synergien und neue Möglichkeiten der Freiflächennutzung bzw. optionale Erweiterungsmöglichkeiten für eine Saunanutzung auf dem bestehenden Grundstück. Als Ergebnis entsteht Raum, der für neue Ideen bzw. neue Nutzungen in der Zukunft offen steht.
Das Gesamtkonzept der gestalteten Landschaft lässt an diesem Ort die Architektur mit der Natur im landschaftsräumlichen Übergang miteinander verschmelzen. Das Volumen des Baukörpers wird durch die Einbettung in die Landschaft angemessen reduziert und fügt sich dadurch harmonisch in die gesamtstädtebauliche sowie landschaftsräumliche Situation ein.
Die Qualitäten des Bestandes werden gesteigert und durch eine klare architektonische Haltung unterstützt. Das „neue Waldbad“ setzt sich aus einem Holzpavillon, einer darauf abgestimmten linearen Beckenplatte und einem grünen Technikhügel zusammen. Umrandet werden die baulichen Anlagen von einer baumbestandenen Liegewiese.

Architektonisches Konzept
Die zentrale architektonische Idee ist die Einbettung des Baukörpers. Die Umgebung sowie die bestehenden Bäume verstärken diese Wirkung. Es entstehen spannende Blickbeziehungen zwischen Außen- und Innenraum. Das neue Gebäude weckt die Neugier der Umgebung bzw. der Nutzer und stahlt eine hohe ästhetische Gesamtwirkung aus.


Es wird eine eingeschossige Anlage vorgeschlagen, deren Geschossdecke und intensiv begrünte Dachfläche sich formal aus den Landschaftslinien des Ortes entwickeln. Durch eine einladende Geste wird der Vorplatz mit Haupteingang formuliert und ist für die Badegäste gut auffindbar. Passanten und Spaziergänger können vom Vorplatz bereits einen Blick erhaschen und das lebendige Treiben im Freibad bestaunen.
An diesem landschaftlich exponierten Ort entwickelt sich konzeptionell wie selbstverständlich das Bild von einem Holzpavillon im Wald, der in einer spielerischen Abstraktion im Naturraum entsprechend umgesetzt wird. Die Wirkung der Assoziation verspricht hier ein spannendes räumliches Erlebnis mit hohem Aufenthaltswert für die Badegäste.
Das architektonische Konzept verfolgt die Leitidee gestaltete Landschaft als Rauminszenierung zu verstehen und angemessen umzusetzen.
Das Zusammenspiel aller baulichen und landschaftlichen Überlegungen wird maßgeblich zur Belebung der Räume beitragen. Nachhaltige Materialien werden die Atmosphäre einer Bade-Welt in der Wahrnehmung aller Sinne nachhaltig unterstützen.

Funktions- und Nutzungskonzept
Zusätzlich zum harmonischen Einbetten des Freibades in die Umgebung wird ein eindeutiger Hauptzugang ausformuliert. Hier kann Freiraum und Gebautes unter dem neuen Dach in einem engen Zusammenspiel ganz selbstverständlich einen besonderen Akzent setzen. Der Neubau ist so orientiert, dass eine klare Adressbildung mit entsprechender Präsenz entsteht.
Der Holzpavillon fasst unter einem gemeinsamen Dach alle Funktionen für Besu-cher:innen, Vereine und Personal zusammen. Durch den Versatz der Baukörper unter dem Dach entstehen überdacht, schattige Zonen für Bewegung, Kommunikation und Aufenthalt.

Funktionen
Durch die Trennung der Funktionen ist die klare Orientierung im Freibad gegeben. Für Besucher:innen steht der östliche Baukörper zur Verfügung mit Umkleiden, Sanitär und dem Kiosk. Die Vereine sind westlich des Eingangs sowie die Räume für das Personal untergebracht. Daran knüpft die Technikzone an mit Lagerräumen für Geräte an. Über einen Betriebshof werden die Lagerräume erschlossen ohne den Badebetrieb zu stö-ren und gleichzeitig mit den Räumen der Wasseraufbereitung, die sich unter einem grü-nen Hügel selbstverständlich in die Landschaft einfügen, verbunden.

Die optionale Erweiterung der Sauna ist im Osten angedacht. Durch eine zweite Fuge bildet sich der Eingangsbereich separat aus. Der Freibereich der Sauna wird durch ei-nen Sichtschutz aus Holzlamellen als Ergänzung zum Holzpavillon in derselben Breite weitergeführt und integriert sich auf diese Weise in die Gesamtkonzeption.

Freiflächenkonzept
Die Bezeichnung Waldbad suggeriert eine Lage des Schwimmbades inmitten eines Walds. Die Neukonzeption respektiert den Baumbestand und ergänzt ihn im Westen zu einem lockeren Hain, unter dem sich in einer Schotterrasenfläche die Autostellplätze befinden. Um den randständigen Baumbestand zu schonen, werden die Becken in der lichtungsartigen Mitte in einem Wasserband als parallele Entsprechung zum neuen Schwimmbadgebäude platziert. Die Technik befindet sich im Osten als Abgrenzung zum Parkplatz unter einem begrünten Erdwall, der zum großen Rutschenhügel am Erlebnis-becken geformt wird. Das Sprungbecken mit dem Sprungturm in der Achse des Haupt-zugangs kann als Wahrzeichen des Bades verstanden werden. Ein Reinigungsbecken mit pflanzlichem Filter trennt das Sportbecken vom Sprung- und Tauchbecken. Eine weitere grüne Zäsur liegt zwischen dem Kinderbereich und dem Schwimmerbecken. An den Spielbereich grenzt die Sportwiese an. Die Beachvolleyballfelder schließen das Band im Osten zurückhaltend ab.
Der Neubau weist in seiner Mitte eine überdachte, platzartige Öffnung auf. Das Thema der Waldlichtung wird hier durch eine runde Dachöffnung mit einem großen Baum interpretiert. Ein breiter Grünstreifen löst das Gebäude vom Schwimmbereich und lediglich im Bereich des Vorplatzes und der Gastronomie verbinden breite Trittplattenstreifen im Rasen die Beckenlandschaft mit dem Haus. In Verlängerung und im Duktus des Hauses kann die Saunalandschaft nach Osten entwickelt werden.

Die vorhandene Naturlandschaft wird durch die Einbindung des Holzpavillons mit der neuen linearen Badeplatte zu einer freiräumlichen Gesamteinheit ergänzt und vervollständigt. Die einzelnen Nutzungen werden miteinander verknüpft, durchdringen einander und bilden einen zusammenhängenden Landschafts- und Naturpark.
Das vorhandene Wegenetz und die Erschließung wird dabei im Grundsatz aufgenommen und an die neue Formensprache angepasst. Die Kernpunkte der Freiraumgestaltung sind der Umgang mit Regenwasser und die Erhaltung und Integration des Baumbestandes. Die flächensparende Konzeption des Gebäudes erhält wertvolle Freiflächen und ermöglicht auch eine grüne Nachverdichtung, die den Gesamtrahmen stärkt und Entwicklungspotentiale für die Zukunft offenhält. Vorhandene Strukturen des eingewachsenen Baumbestandes werden durch ergänzende Pflanzungen gestärkt.
Der Vorplatz dient als Treffpunkt der Besucher bzw. als Außenfoyer, vor und nach einem Besuch im „Waldbad“. Die Platzoberfläche ist mit Betonpflasterplatten belegt, in variablen Formaten. Angrenzende Grünflächen erfüllen die Funktion der Niederschlagsversickerung. Die Möblierung der Freiflächen erfolgt funktional und zurückhaltend.
Die Freianlagen werden durch den reduzierten Eingriff insgesamt kaum angetastet, so dass die Gesamtkonzeption der bestehenden Infrastruktur weitergeführt und durch die sensiblen Maßnahmen verstärkt wird.

Erschließung und Stellplätze
Das Ankommen am Freibad wird durch eine Gebäudefuge inszeniert, die sich durch den Versatz der zwei Baukörper generiert. Von der Stadt kommend werden die Besucher:innen unter das Dach geführt, wo sich Wartemöglichkeiten rund um einen Baum gruppieren und sich der Zugang befindet. Von den Parkplätzen aus, führt ein überdachter Weg entlang des Baukörpers geschützt zum Eingang. Der Weg vom Bahnhof wird aufgegriffen und durch die Gestaltung des Freiraums weiterentwickelt.
Ziel der Planung ist die Integration aller im Zusammenhang mit den zukünftigen Nutzern im Plangebiet erforderlichen Erschließung zu gewährleisten. Der Eingriff in die sensible Umgebung wird dabei auf das Minimum reduziert. Die Leitidee verfolgt das konzeptionelle Ziel, die unterschiedlichen An- und Zufahrtswege sowie den ruhenden Verkehr für PKW und Fahrräder sinnvoll zu organisieren und an das bestehende Wegenetz anzubinden.

Statisch-konstruktives Konzept
Für das neue Dach wird eine Holzkonstruktion als Einfeldträger gewählt. Ziel ist eine leichte Konstruktion, die ein filigranes Erscheinungsbild bietet. Für das Dach werden Leimbinder auf Holzstützen im Achsraster von 2,5m vorgeschlagen. Durch diese Tragstruktur kann mit darüber montierten Holzverbunddecken eine zweiachsige Lastabtragung gewährleistet werden. Dies bringt entscheidende Vorteile in der Flexibilität der Raumnutzung und stellt gleichzeitig eine wirtschaftliche und modulare Lösung dar, da das eingesetzte Material optimal ausgenutzt wird.
Die Holzkonstruktion ist als Gesamt-Struktur zu verstehen, die eine architektonisch hochwertige und gleichzeitig tragwerkstechnisch vorteilhafte Lösung darstellt und durch die Materialwahl einen Beitrag zum klimaneutralen Bauen leistet.
Die klare architektonische Gesamtkonzeption findet Ihre Entsprechung in der Umsetzung der gewählten Materialien in Bezug auf die außen- und innenräumliche Wirkung Ihrer Textur und Farbe. Die neuen Becken werden in pflegeleichter Edelstahlausführung gestaltet.
Robuste Oberflächen sind in den Funktionsbereichen und Nebenräumen vorgesehen. Holzlamellen an der Außenfassade als Filter zwischen Innen und Außen in Übereinstimmung mit dem Gesamtkonzept bilden eine angehnehme warme Haptik an diesem exponierten Ort.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit sieht einen linearen, eingeschossigen Baukörper ohne Unterkellerung vor. Dabei ist die gewählte Maßstäblichkeit und auch die grundlegende Setzung des Gebäudes sehr gut gelungen. Die verkehrliche Erschließung des Waldbads über die Reichenberger Straße, samt gut dimensionierter Vorfahrt mit Kiss+Drop-Zone und kurzen Wegen über einen angemessen dimensionierten Vorplatz, werden insgesamt positiv bewertet. Auch scheint es sinnvoll, im Norden zur nahen Wohnbebauung ausschließlich Stellplätze für Zweiräder anzubieten, während die PKW-Stellplätze, sowie die Anlieferung und der Betriebshof weiter entfernt in den Süd- Westen gelegt werden. Im langesstreckten Baukörper sind die verschiedenen Funktionseinheiten, Umkleiden, Sanitärbereiche, Räume für die Verwaltung, samt notwendiger Nebenräume sowie der Kiosk funktional gut unter einem zusammenhängenden Dach angeordnet. Ein Wandelgang verbindet die Funktionen, so dass Gäste sonnen-, wie auch regengeschützt zu den Umkleiden und zur Terrasse des Kioskes gelangen. Eine großzügige Öffnung markiert den Eingang des Waldbades, von dem aus ein erster Einblick in die Freibereiche der Gesamtanlage frei wird, der zur Attraktivität des Entrées beiträgt. Dem Baukörper vorgelagert, nur durch eine Rasenfläche getrennt, sind die Becken auf einer eher minimalistisch ausformulierten Badeplatte angeordnet. Die strenge Anordnung der unterschiedlichen Wasserattraktionen und die Reduzierung der Beckenumgänge auf ein Mindestmaß, werden allerdings kritisch bewertet. Als Angebot für ein Familienbad mit besonderen Aufenthaltsqualitäten kann diese Lösung nur bedingt überzeugen. Ebenso wirft die Anbindung zum "Haus" über einen Belag aus Rasensteinen funktionale Fragen auf. Dennoch wird der geringe Anteil an versiegelter Fläche insgesamt als positiver Beitrag bewertet. Die Weitläufigkeit der Freibereiche, die sich ebenso auf die Gestaltung der Parkplätze ausdehnt, wie die Überlegungen einer reichhaltigen Pflanzung mit schattenspendenden Bäumen, werden begrüßt. Leider können weitere Freizeitangebote auf der Liegewiese durch die sehr reduzierte Darstellung nur ansatzweise erahnt werden. Durchaus nachvollziehbar ist das Einbetten der notwendigen Flächen für die Bädertechnik in einen landschaftlich gestalteten Hügel. Die geplante Schlichtheit und die sich ergebende Eleganz des Baukörpers werden so nicht durch ein zusätzliches Funktionsgebäude beeinträchtigt. Die Materialwahl als Holzkonstruktion für das neue Dach und alle raumbildenden Einbauten wird in Bezug auf die Aspekte eines nachhaltigen Bauens positiv bewertet. Insgesamt bietet die klare architektonische Haltung, mit der durchgehend reduzierten Formensprache einen wertvollen Beitrag für die gestellte Aufgabe. Der Entwurf lässt durch die kompakte Anordnung der aufsichtspflichtigen Becken einen wirtschaftlichen Betrieb erwarten, wobei eine etwas aufgelockerte und spielerischere Anordnung der Wasserflächen als durchaus wünschenswert erachtet wurde.