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Offener Wettbewerb | 10/2021

Hotelerweiterung im Kloster Eberbach in Eltville am Rhein

Anerkennung

Preisgeld: 4.350 EUR

Fritsch + Tschaidse Architekten GmbH

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Leitidee des Konzeptes basiert auf der Gestaltung eines Gebäudes als integraler Bestandteil der Landschaft, der Parks und Gärten des Klosters in Form einer eingebetteten Terrassenlandschaft. Den Verfassern gelingt ein spannender Dialog zwischen dem historischen Ensemble denkmalgeschützter Gebäude und der eigenständigen Architektur des Hotelneubaus, der sich mit der Topografie und der Landschaft verwebt. Über die Dreigeschossigkeit der Terrassenarchitektur, die durch den Charakter der Weinberge, der Treppen, Mauern und Terrassierungen der Klosteranlage inspiriert ist, gelingt eine maßvolle wie sensibel proportierte Einbindung in den Gesamtkontext. Das Projekt zeichnet sich auch architektonisch durch eine ruhige wie disziplinierte Gestaltung aus. Ein erdgeschossiger glasüberdeckter Eingangshof bildet die räumliche Klammer zwischen den Hotelbereichen, der Gastronomie und den Tagungsräumen. Der den Eingang prägende gläserne Pavillon vernetzt die Waldlandschaft nicht nur visuell, sondern auch über Gartenterrassen mit dem Bestandshotel wie dem Hotelneubau. Die grünen Dächer und Terrassen des Hotelneubaus, von denen insbesondere die neuen Hotelzimmer profitieren, korrespondieren über Spaliere, Pergolen aus Weinreben oder Obstpflanzungen mit der Park- und Gartenlandschaft des Klosters. Konstruktiv ist eine hybride Skelettbauweise aus Holz und Stahlbetonbau vorgesehen, die Hotelzimmer sind als ein Massivholz-Modulsystem konzipiert. Die Verwendung örtlicher Materialien wie Vorsatzmauerwerk und Muschelkalk vermag, soweit dargestellt, zu überzeugen. Die Gebäudetypologie wird im Preisgericht kontrovers diskutiert. Von Seiten der Denkmalpflege wird auch die Materialität des Gebäudes wie das Verhältnis von geschlossenen Flächen und Öffnungen in der Fassade in Frage gestellt. Unter denkmalpflegerischen Aspekten wird insbesondere die vollflächige Verglasung der Fassadenflächen der Zimmer, trotz der filternden Pergolen und Spaliere, kritisch bewertet, da diese, insbesondere in den Abend- und Nachtstunden, die historische Klosteranlage visuell dominieren. Die funktionale Gliederung des Gebäudes ist stringent und schlüssig. Die erdgeschossige Struktur ist übersichtlich und räumlich klar. Der Tagungs- und Konferenzbereich profitiert von einer direkten Orientierung zum Garten an der Klostermauer und ist sehr gut natürlich belichtet. Die Hotelzimmer zeichnen sich aufgrund ihrer Grün- und Sichtbezüge durch eine hohe gleichwertige Qualität aus. Andere Bereiche des Raumprogramms weisen deutliche Defizite auf. Die Erschließung der Technikräume im Untergeschoss ist aufgrund knapper Erschließungsflure nicht tragfähig. Die Erschließung des Küchenbereiches über den westlich angeordneten Aufzug in das Untergeschoss, lange Flure und einen weiteren Aufzug in das Erdgeschoss ist aufwändig. Das Konzept für die Entsorgung der Wertstoffräume ist in der dargestellten Form nicht funktionsfähig, da hierfür ‘saubere‘ Flure herangezogen werden. Der Frühstücksbereich entspricht der Bestandssituation und ist ohne Erweiterung deutlich unterdimensioniert. Im Altbau wird ein neues Treppenelement zur Erschließung des Untergeschosses eingefügt, was zu erheblichen Eingriffen in den Bestand führt. Es fehlen Angaben zur Temperierung und Lüftung und somit zum energetischen Konzept. Konstatiert werden die gute natürliche Belichtung und Belüftung der Hotelzimmer, die aufgrund der Begrünung der Terrassen einen passiven Sonnenschutz im Sommer und solare Gewinne im Winter erwarten lassen. Die kompakte und klare Grundrissorganisation, die Optimierung der Verkehrsflächen und der wirtschaftliche Gebäudekennwert lassen eine wirtschaftliche Realisierung erwarten. Unter dem Aspekt der Instandhaltung geht der Betreiber allerdings von einem relativ hohen Aufwand für die technische Instandhaltung der Terrassen und die Pflege der gärtnerischen Elemente aus. Das Projekt zeichnet sich durch eine starke Leitidee aus, die sich im spannungsvollen Dialog zwischen denkmalgeschütztem Bestand und einer neuen identitätsstiftenden Architektur im Kontext von Topografie, Landschaft und Gärten bewegt.