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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2021

Neugestaltung Rheinuferpromenade Bonn

OPERN BÜHNE

OPERN BÜHNE

Anerkennung

KRAFT.RAUM.

Landschaftsarchitektur

ambrosius blanke verkehr.infrastruktur

Verkehrsplanung

Erläuterungstext

STADT LESEN

Entlang der Rheinuferpromenade reihen sich zahlreiche kulturelle und historische Institutionen mit prägnanter Außenwirkung. Die aufgrund der topografischen Situation definierten Zugangspunkte zur Promenade gliedern diese in Abschnitte mit spezifischen Qualitäten, die sich oftmals in Anlehnung an die Bebauung definieren. In Überlagerung mit den Leitmotiven des Masterplans werden Räume in Größe, Nutzungsintensität und Addressat:innen geschaffen, die die Stadtstruktur lesbar und erfahrbar machen. Passant:innen und Radreisende können anhand der Agglomeration vielseitiger und urban ausgerichteter Kleinräume den Bereich der Innenstadt identifizieren, während im Norden und Süden angrenzend größere, extensivere Strukturen mit hohem Vegetationsanteil erkennbar sind. Dementsprechend werden die Stadtverbindungen gestärkt. Die Qualität der Räume projiziert die Angebote der ansässigen Institutionen in den Außenraum und macht sie für alle erfahrbar. Die Raumfolge bildet die zahlreichen Facetten Bonns ab und verleiht der Promenade einen einzigartigen Rhythmus. Die Kombination von vertrauten Elementen, klaren Strukturen und neuen Highlights schafft Identifikationsorte für Einheimische und Attraktionen für Tourist:innen.

OPERN BÜHNE

Eines der Highlights ist die OPERN BÜHNE. Der Hochwasserschutz bedingt entlang der Promenade in vielen Teilen einen markanten Höhenversatz zur angrenzenden Bebauung, der sich als Zäsur zwischen Stadt und Rhein entwickelt. Umso mehr Bedeutung wird den Zugängen zum Ufer zuteil. Diese sind jedoch durch die vorhandene Bebauung in der Größe limitiert. Der Opernrasen an der Kennedybrücke bietet die einmalige Chance die Stadt mit einer großen Geste an das Wasser zu bringen. Die weitläufige Rasenfläche bietet einen idealen Rahmen für eine Multikodierung mit Performances aller Art: Musik – Theater – Tanz – Sport. Zum Wasser hin wird der Höhenunterschied durch eine großzügige Freitreppe überwunden, die als Tribüne für die Rheinkulisse dient und den großen Wasserspiegel auf der Promenade zur Opern-Bühne deklariert. Im Alltag werden Jung und Alt aufgefordert das Wasser hautnah zu erleben. Nebeldüsen und programmierte Fontänenfelder sorgen für eine willkommene Erfrischung an heißen Tagen. Am Abend und zu besonderen Veranstaltungen und Konzerten kann die Fläche effektvoll illuminiert werden. Die Nutzung der Oper als Kulturort wird auch hier auf die Promenade gespiegelt und allen zugänglich gemacht.

MOBILITÄT FÖRDERN

Die barrierefreie Zugänglichkeit wird auch im Mobilitätskonzept berücksichtigt. Die eindrücklichste Veränderung dabei ist die Priorisierung von Radverkehr und Fußgänger:innen gegenüber der bis dato dominanten Autos. Die ausschließliche Befahrbarkeit durch Anlieger- und Lieferverkehr schafft Potentialraum für einen effizienten wie sicheren Radschnellweg und breite Fußgängerbereiche mit erhöhter Aufenthaltsqualität. Dabei ist die Andienung der Schiffanleger für touristische Bootsfahrten genauso berücksichtigt wie die Positionierung von ausreichend Stellplätzen für mobilitätseingeschränkte Personen und Anwohner:innen. Die Organisation in eine Fahrradstraße mit einspurigen Fahrrecht für Anlieger südlich des alten Zolls ergibt sich aus dem geringen Bedarf an Haltebereichen für Anlieferung und Andienung. Weiter im Norden sind die informelle gepflasterte Fahrspur für Autos im Einrichtungsverkehr und der hochfrequentierte Radschnellweg aus Sicherheitsgründen getrennt. Dennoch ergibt sich in beiden Fällen ein verringerter Querschnitt der Verkehrlichen Anlagen, der eine flankierende Bepflanzung entlang der Hochwasserschutzmauern und zu den langsamen Flanierbereichen der Promenade erlaubt. Dadurch wird allen Verkehrsteilnehmer:innen ein angenehmes Fahrgefühl die nötige Sicherheit gewährt. Zusätzlich zum neuen Radweg werden entlang der Promenade zahlreiche Möglichkeiten geschaffen das Rad abzustellen und zu Verweilen. Im Bereich der Stadt Terrasse, dem touristischen Mobilitätsschwerpunkt der Promenade werden außerdem Überdachte Fahrradstellplätze mit Lademöglichkeiten angeboten.

Der Radweg wird aufgrund der hohen funktionalen Ansprüche mit einer Asphaltdecke mit Natursteinabstreu realisiert, der auch den Rennradfahrern, Longboards und Rollschuhläufern einen geeigneten Untergrund bietet. Farblich wird er den Umgebungsbelägen angeglichen. In den Kreuzungsbereichen wird die gebotene Vorsicht der Radler:innen durch Muster induziert. Die bequeme und barrierearme Zugänglichkeit ist auch bei der Auswahl der Belagsflächen ausschlaggebend. Großformatige Natursteinplatten bieten einen glatten Untergrund für Rollstuhl, Rollator und Kinderwagen. Die helle Ausführung mit einer hohen Albedo verhindert eine starke Überhitzung. Ergänzend dazu verläuft entlang der Ufermauer ein Streifen mit Kleinsteinpflaster mit Rasenfugen. Das Verhältnis der beiden Beläge markiert die Zugänge zum Wasser und die Bootsanleger. Ein lineares Band, das die beiden Formate trennt, soll seheingeschränkten Personen als Orientierungshilfe zur Seite stehen. Neben den Wegeverbindungen, die mit neuen Belägen realisiert werden, wird die Wassergebundene Decke im Bereich der Baumreihen erhalten und bedarfsweise ausgebessert. Diese Maßnahme schont sowohl Ressourcen, als auch die Wurzelbereiche der zu erhaltenden Gehölze.

STADT GRÜN

In Anbetracht der Herausforderungen, die der Klimawandel mit sich bringt, muss die zukunftsfähige Promenade einen hohen Anteil an unversiegelter Fläche und intensive und artenreiche Pflanzung aufweisen. Im Sinne der nachhaltigen Planung werden aber auch qualitätvolle Belagsflächen und Freiraumelemente erhalten oder instandgesetzt, um einen ressourcenschonenden Planungsprozess zu gestalten. Die geschützten Baumalleen und die denkmalgeschützte Anlage vor der Beethovenhalle werden ebenso erhalten wie das Lennéparterre, die gleichzeitig Zeitzeugen der Stadtgeschichte sind. An einigen Stellen werden diese Strukturen mit ergänzenden Aktions- und Vegetationsflächen ergänzt, um einen zukunftsorientierten Stadtraum zu erhalten. Die geplanten Pflanzflächen können als Experimentierfelder für urbane Pflanzenverwendung in Zusammenhang mit Habitaten für die Stadtfauna begriffen werden. Dadurch zugleich ein wissenschaftlicher Mehrwert und ein stetig wandelndes Bild für Betrachter:innen erzeugt werden. Neben den stadtklimatischen Aspekten gibt es auch seitens der Bürger:innen ein wachsendes Interesse an urbanen Gärten zur Nahrungsmittelproduktion. Gärtnern als gemeinschaftsförderndes Erlebnis ist im Bereich der Rheingärten möglich. Diese orientieren sich nördlich der Kennedybrücke und sind angrenzend an die Wohnbebauung auch als öffentliche Terrassenbereiche zu verstehen, die eine dynamische Nachbarschaft fördern.

FREIZEIT AKTIV GESTALTEN

Neben den Anforderungen an Verkehr und Klimaanpassung, ist die Programmierung der Promenade für die Stadtbevölkerung und aktiven Nutzer:innen die zentrale Aufgabe. Jede:r soll ihren:seinen Raum finden, um aktiv zu werden und sich zu erholen, in die Rolle der:s Darsteller:in oder der:s Betrachter:in zu schlüpfen. Um dieses Ziel ehrlich umsetzen zu können ist die intensive Öffentlichkeitsbeteiligung ein guter erster Schritt. In den einzelnen Raumprogrammen für die Teilbereiche der Promenade werden sowohl konkrete Nutzungen, als auch Rahmenbedingungen für eine ausdifferenzierte Co-Kreation definiert. Nur so kann ein maßgeschneidertes Nutzungskonzept für die Bonner garantiert werden. Räume für Kultur, Tanz und Musik sind im Bereich der Oper und der Beethovenhalle zu finden, während sportliche und gärtnerische Aktivitäten eher in den grüneren Bereichen verortet sind. Darüber hinaus wird auf das Potential eines Badeschiff im dritten Bauabschnitt als zusätzlicher Attraktor für den, von der Stadt weitestgehend isolierten, Promenadenabschnitt verwiesen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit zeichnet sich durch ein klares lineares Konzept aus, das durch eindeutig ablesbare Raumfolgen Bezüge zur bestehenden Stadtstruktur schafft. Diese unterschiedlichen Stadträume weisen spezifische Qualitäten auf, die stark an die angrenzenden Nutzungen anknüpfen. Im Bereich der Innenstadt gestalten sich die Räume kleinteiliger, im Norden und Süden werden größere Strukturen mit einem höheren Vegetationsanteil vorgesehen.
Der Entwurf lässt eine intensive Beschäftigung mit den Anregungen aus der Bürgerbeteiligung erkennen. zahlreiche Nutzungsideen finden Eingang in die Arbeit, wirken jedoch in ihrer Anordnung willkürlich.
Durch flankierende Bepflanzungen zum Promenadenbereich erfährt das Rheinufer eine starke Separation zwischen befahrbaren Bereichen und Flächen mit hoher Aufenthaltsqualität für Fußgänger*innen. Die großzügige Promenade direkt am Rhein wird somit in ihrer Funktion als Verweil- und Erholungsort gestärkt.
Eine Fahrradstraße ermöglicht eine Anbindung der Flächen für alle Verkehrsarten von Süden kommend bis zum Uniclub. Nach Norden schließt sich ein separater Radweg sowie in Teilbereichen eine zusätzliche Fahrstraße, teilweise mit Anwohnerparken, an. Die Jury bewertet dieses MIV-bezogene Konzept negativ. Die Kreuzungspunkte dieses Verkehrsbandes mit den Fußgänger*innen auf den Platzflächen werden wegen ihrer durchgängigen Gestaltung kritisch gesehen.
Die starke Geste der breiten Freitreppe an der Oper als Tribüne wird in der Gestaltung der Rasenfläche vor der Oper nicht aufgegriffen und lässt eine klare Orientierung in diesem Bereich vermissen. Die genaue Ausgestaltung der Freitreppe bleibt unklar. Zudem weist die Jury auf den hohen Aufwand in Bezug auf den Eingriff in die Operngarage hin.
Die Jury kritisiert die Gestaltung der südlichen Bereiche, in denen eine klare Strukturierung fehlt. Insgesamt stellt die Arbeit ein solides Gerüst für die Aufgabe dar, kann jedoch insbesondere in Bezug auf das starke Separationsprinzip nicht in Gänze überzeugen.
NEUE RHEINUFERPROMENADE

NEUE RHEINUFERPROMENADE

Realisierungsbereich M 1 : 1000

Realisierungsbereich M 1 : 1000

Schnitte und Lageplan Details M 1 : 200

Schnitte und Lageplan Details M 1 : 200