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3. Rang 4 / 4

Mehrfachbeauftragung | 09/2021

Städtebauliche Entwicklung „Bottwarwiesen“ in Oberstenfeld

4. Rang

BeL Sozietät für Architektur

Stadtplanung / Städtebau

Studio Vulkan Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Bottwarwiesen

Gewebe – Ortsstraße, Promenade und Wohnweg
Oberstenfeld wächst und wird mit den Mitteln des Vorhandenen erweitert - weitergewebt. Das neue kleinstädtische Gewebe besteht aus unterschiedlichen Räumen, die hierarchisch übereinandergelegt sind.
Hauptstrukturelement dieses Gewebes ist die Straße als Lebensraum: Ortsstraße, Promenade und Wohnweg. Die Hauptstrukturrichtung sind die innerhalb des Gewebes in Nord-Süd verlaufenden deutlichen Schüsse (aus dem Handwerk des Webens übernommen): Sie verbinden die Ortsstraßen hinaus in die Landschaft. Die dazu senkrecht verlaufende Kette (der Tragfaden des Gewebes) wird als grün- blauer Wohnweg verstanden.
Die Qualitäten der Ortsstraße – der historischen Großbottwarerstraße -als sanft gekrümmter Raum, mit belebten Erdgeschossen, quirligen Gewerbebetrieben, bewohnten Obergeschossen, langsamen Autos, querenden Menschen, Radlerinnen, Brunnen, in der Sonne vor den Häusern sitzenden Menschen, kleinen Plätzchen, Bäumen, kleinen Gärten und einem fließenden Übergang mit Einblicken in die Höfe, Gärtchen und Querstraße schreiben wir fort. Die Straßen sind als szenische Abfolge von alltäglichen Handlungen entworfen, sie beginnen mit einem Platz und größeren Nutzungen, nach einigen Häusern kommt wieder ein Plätzchen um am Ende einen besonderen Ausblick in die Landschaft zu ermöglichen. Spezifisch gesetzte charaktervolle Baumpflanzungen (z. Bsp. Kiefer, Ginkgo, Weiß-Esche) überwölben als Haine die Plätze, sie geben jedem Raum eine Identität und einen Wiedererkennungswert. Die Ortstraßen sind die Lebensadern des neuen Quartiers, sie sind in unterschiedlicher Tiefe bebaut, vor den Häusern, manche giebelständig, manche mit Flachdächern, drei bis viergeschossig ergeben sich wieder kleine Vorzonen und Gärtchen und manchmal südlich, manchmal auf der Nordseite Baumscheiben mit Fokus auf Belaubung und attraktiver Herbstfärbung mit Stellplätzen.

Bottwarwiesen
Freiraum und Bebauung der Bottwarwiesen sind synergetisch gedacht. Das Leben in Oberstenfeld ist geprägt von einem aktiven Alltag in und mit der Landschaft. Hier spielt die mit Wasserläufen durchzogene Bottwarebene im Süden des Dorfkerns mit Radweg, Bürgerhaus und Sportplätzen als zentraler Naherholungsraum für die Gemeinde eine wichtige Rolle. Das neue Quartier fügt sich mit einem gemeinschaftlichen Freiraum in diese übergreifende Landschafts- und Erholungsstruktur ein. Der lineare, offene über die Uferseiten mäandrierende Grünraum geht vom Biergarten zu der großen Bottwar-Wiese über den Stadtacker ins Feld hinaus. Begleitet wird er von den Promenaden, die als Fahrradstraßen (Autos geduldet) unter Weiden, Erlen und Pappeln eine deutliche grüne Prägung besitzen. Der Bottwarraum ist das Herz des Gebietes, er verknüpft große öffentliche Nutzungen miteinander – man lebt und arbeitet an der Bottwar. Alle Baufelder sind nur wenige Schritte davon entfernt, aus den Wohnwegen geht der Blick immer in dem breiten grünen Bachraum, der das Gebiet auch durchlüftet.

Vier Nachbarschaften
In diese Struktur legen sich Nachbarschaften mit verschiedenen Wohntypologien. mit unterschiedlichen Gemeinschaftsnutzungen in Architektur und Freiraum, so entsteht eine vielfältige Mischung des Miteinanders und der Teilhabe.
Allen Nachbarschaften ist eigen, dass sie gemischt sind – ähnlich der bestehenden Struktur der Ortsmitte mit Museum neben Wohnhaus, Rathaus neben Metzgerei neben Wohnhaus. Dieses Gefüge im Gewebe aus Straßen und Freiraum ist dichter im Süden und Westen, lockerer im Norden und Osten.
Die Nachbarschaften bestehen aus jeweils vier bis fünf Baufeldern, die aus unterschiedlichen Wohntypologien gebildet werden. Die Baufelder gehen auf die optionalen Flächen ein.
Es gibt neben den jeweils geteilten Straßen, Wegen, Plätzen, Plätzchen und Gartenhöfen auch geteilte Gebäude und Gebäude für den Gemeinbedarf. Die geteilten Gebäude dienen der Infrastruktur, sie sind entworfene Häuser neuen Typs, so auch die Quartiersgaragen, die jeweils ein ergänzendes Programm besitzen.
In jeder Nachbarschaft wird mindestens ein Bestandsgebäude erhalten. Dies schreibt auf architektonischer Ebene den Ort weiter und erscheint auch aus Gründen der Nachhaltigkeit sinnvoll. Die Bestandsgebäude werden niederschwellig umgebaut – die Sheddachhalle wird zur Markthalle, die Supermarkt und Drogerie Raum bietet, das Silo wird zum Wohnturm mit Loftwohnungen mit Blick, die offene Halle wird zur Nachbarschaftsscheune zum Teilen, die eine große Halle dient als Nachbarschaftsscheune dem Spielen und Parken, die zweite große Halle wird zur Gewerbehalle für Handwerk und Weingut mit Restauration.
Die Nachbarschaften stellen auch die vier Entwicklungsschritte dar.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser bieten einen breiten Mix unterschiedlicher Gebäudetypologien an, die kleinräumig gemischt werden. Positiv hervorgehoben wird das Ansinnen, mehrere historische Bausteine, eingestreut in das Quartier als Reminiszenz an die Geschichte des Werzalit-Areals, zu erhalten. Nicht überzeugen kann die Dimensionierung einiger Baukörper, die die bestehende Körnung des Ortes überformen. Das Nebeneinander unterschiedlicher Typen wirkt in der dargestellten Form additiv, bisweilen formal. Die Mehrwerte, die sich im Freiraum ergeben könnten, werden nicht ausgeschöpft, so werden zum Beispiel neben den privaten Parzellen keine gemeinschaftlich nutzbaren Freibereiche angeboten. Positiv gesehen wird die Idee, im Quartier große Freiräume an der Bottwar anzubieten, das Freiraumkonzept überzeugt in seiner Gesamtstruktur jedoch nicht als identitätsstiftende Idee. Gut konzipiert ist die Konzentration der Parkierung in Quartiersparkhäusern, die städtebauliche Einbindung dieser Gebäude ist jedoch nicht gut gewählt. Die Idee der kleinräumigen, vielfältigen Mischung könnte ein interessanter Ansatz für den ländlich geprägten Ort sein. Das angebotene städtebauliche und funktionale Konzept lässt jedoch die gewünschten städtebaulichen und freiräumlichen Qualitäten vermissen.
Lageplan

Lageplan

Bauabschnitte

Bauabschnitte

Rahmenplan

Rahmenplan

Mobilität und Straßen

Mobilität und Straßen

Typologien

Typologien

Modellfoto 01

Modellfoto 01

Modellfoto 02

Modellfoto 02

Modellfoto 03

Modellfoto 03

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