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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2021

Universitätsklinikum Würzburg - Neubau Kopfkliniken (KKL) und Zentrum Frauen-Mutter-Kind (ZFMK)

Teilnahme / 2. Rundgang

Tiemann-Petri Koch Planungsgesellschaft mbH

Architektur

realgrün Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Leonhardt, Andrä und Partner, Beratende Ingenieure VBI AG

Tragwerksplanung

Kofler Energies Ingenieurgesellschaft mbH

TGA-Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebauliche und freiraumplanerische Qualität
Das Preisgericht würdigt die Ambition, aus einer für die innere Struktur gewählten Gebäu-delogik, ein flächensparendes und verdichtetes Ensemble zu schaffen. Für sich betrachtet gelingt dieser Ansatz, wie auch das Angebot für eine Erweiterung nach Westen. Die Klin-ken werden zu einer Doppelkammstruktur zusammengefasst, bei der auf einem flächigen 3-geschossigen Sockelgebäude vier weitere kammartige 2- bis 3-geschossige Baukörper aufgesetzt werden. Der Sockel erhält in der Mittelzone großzügige Dachgärten, die in der Ebene 4 den Patienten zur Verfügung stehen. Mit sehr tiefen Einschnitten sowohl an der Außenseite der Blockstruktur als auch in der Mittelzone soll die notwendige Tagesbelich-tung der Räume gewährleistet werden. Dies gelingt im Sockelgebäude durch die geringen Tiefe der Innenhöfe nur teilweise. Der gewählte, aus dem Inneren gewählte Ansatz scheitert jedoch nach Einschätzung des Preisgerichts bei der Integration in die Landschaft und deren Topografie. Die Großform be-zieht sich auf sich selbst und nutzt das Potential des Ortes nicht aus. Die Hanglage des Baufeldes wird weitgehend negiert, weshalb auf der Westseite drei Geschosse in den Hang eingegraben werden müssen. Die städtebauliche Weiterentwicklung im Westen ist primär als Maximierung von Bauvolu-men zu verstehen, nicht aber als ortsspezifische der Landschaft angepasste Bautypologie. Die Gebäude der Energiezentrale und des VVZ sind als freistehenden Solitäre auf der Nord- und Westseite von dieser Struktur abgerückt. Die an sich moderate Höhe des Gesamtkom-plexes wird jedoch durch das 8-geschoßige VVZ an der Südwestecke des Baufeldes ge-stört.

Architektonische Qualität
Die äußere Gestalt ist funktional und der Aufgabenstellung im Grundsatz angemessen, wo-bei sich das Preisgericht innovativere Signale insbesondere bei der Materialwahl und identi-tätsstiftende Elemente erwartet hätte. Die Baukörper sind in durch auskragende Decken-platten und durchlaufenden Fassadenbänder horizontal gegliedert, deren Öffnungen leicht gegeneinander versetzt sind. Eine Gliederung der Fassaden in der Höhe wie auch zwischen Sockelgebäude und aufgesetzten Blöcken erfolgt nur bedingt. Von den Pflegegeschossen sind Ausblicke in den Grünraum gegeben. Jedoch werden die notwendigen Aufenthaltsräume in den Diagnostik- und Therapiebereichen gerade in der Mittelzone über die engen Innenhöfe nur unzureichend belichtet. Die Eingangshalle er-scheint durch die große Dachverglasung lichtdurchflutet. In den weiterführenden Magistra-len für Patienten und Besucher sind in den Aufweitungen an den Innenhöfen die Leitstellen und Wartebereiche angeordnet, was zu einer räumlichen Differenzierung führt. Die Atmo-sphäre der Innenräume werden durch die großflächigen Holzverkleidungen und Grünzonen insbesondere in der Halle geprägt und lassen eine warme und freundliche Grundstimmung erwarten. Die Freiflächengestaltung der Dachflächen auf dem Mittelbaukörper ist differen-ziert geplant und wird zu einer hohen Aufenthaltsqualität führen.

Funktionalität und Erschließung
Die Hauptzugänge sind im Südosten gelegen, was eine gute Anbindung an den bestehen-den Campus ermöglicht. Die Anbindung zur Tramstation im Norden und den Erweiterungs-flkächen im Nordwesten ist strukturell jedoch nicht überzeugend. Die PKW-Tiefgarage ist als erdüberschüttetes Bauwerk in den Hang auf der gleeichen Süd-Ostseite den Klinikbau-ten vorgelagert, womit der Zu- und Abfahrtsverkehr aus dem Campusgelände ferngehalten wird. Jedoch wird die geforderte Stellplatzanzahl nicht erreicht. Über die interne Erschlie-ßungsstraße erfolgt die Anlieferung des Wirtschaftshofs in Ebene 0. Längs der Außenwand werden Rampen eingeplant, über die einerseits die Notaufnahme angefahren wird und an-dererseits der Vorfahrt zum Haupteingang. Die Bündelung und Verteilung der Verkehre er-scheint als aufwändig und unübersichtlich. Lediglich die Wirtschaftszufahrt auf der Nord-westseite des Grundstückst ist getrennt anfahrbar. Das VVZ wird nur über die weitere Um-fahrung des Blocks erreicht, was die direkte Verbindung zum Wirtschaftshof verhindert. Über eine ausladende, ins Gelände geschwungenen baumbestandene Promenade auf dem Tiefgaragenbauwerk erreichen Fußgänger und Radfahrer den Haupteingang in der Südost-ecke des Ensembles mit seiner Vorfahrt und einem großen Vordach. In der anschließenden 2-geschossigen Halle befindet sich auf der Ebene 0 die Aufnahmen ZMFK. Die in Richtung Nord verlaufende Magistrale in Ebene 0 führt längs der Mittelzone zum Lehrzentrum, der Notaufnahme und der Radiologie. Auf der oberen Ebene der Halle befin-det sich die Aufnahme KKL. Über die beiden parallel die Mittelzone begleitenden Magistra-len werden die in den Finger befindlichen Pflegstationen bis einschließlich des 5. Oberge-schosses erschlossen. Dabei werden alle Erschließungskerne und Aufzugsgruppen entlang der Fassaden bis in die aufgesetzten Baukörper geführt. Hier wird der Sterilflur unterbro-chen, was den Betrieb erschweren wird. Auch ist die Trennung der Patientenaufnahmen auf zwei Geschosse nicht praktikabel. Die Verteilung der Forschungsflächen auf mehreren Ebenen wird auch kritisch bewertet.

Leistungs- und Programmerfüllung
Die geforderten Nutzflächen der Funktionsbereichen werden nachgewiesen, die wesentli-chen Zusammenhänge sind erfüllt.

Technische Qualität
Das vorgeschlagene Technikkonzept weist einen niedrigen Detaillierungsgrad auf. Die Technikflächen, hier insbesondere die Schachtflächen, sind mit einem TF/NUF-Verhältnis von 47,5% insgesamt knapp bemessen, was eine Überarbeitung der Grundrisse und Erhö-hung des Gebäudevolumens notwendig machen wird. Insbesondere Steigeschächte und elektrische Betriebsräume in Bezug auf Versorgungsradi-en sind nicht ausreichend. Ebenso wäre äußere Erschließung der Stromversorgungsanlagen grundlegend zu erarbeiten.

Ökologische Qualität
Das Konzept für ökologisch-technische Nachhaltigkeit beinhaltet nur anlagentechnische Aspekte wie Geothermie und Wärmepumpen. Aktive Regenwassernutzung oder derglei-chen sind nicht geplant. Der Materialeinsatz von Recyclingbeton und großflächigen Holz-bekleidungen auch in der Fassade wird positiv bewertet. Die auskragenden Deckenplatten als Sonnenschutz werden nicht ausrechen und müssten durch fahrbare Sonnenschutzanla-gen ergänzt werden.

Wirtschaftlichkeit und Realisierbarkeit
Kritisch wird der hohe Anteil unterirdischer Flächen bei einem insgesamt sehr hohen Ge-bäudevolumen bewertet. Trotz eines eher zu niedrigen Technikflächenanteils liegt die Ar-beit sowohl bei den Bruttogrundflächen als auch beim Bruttorauminhalt im oberen Bereich, weshalb die Investkosten und die Flächeneffizienz negativ bewertet werden. Die geforderte durchgängige Feuerwehrumfahrung ist auf der Südseite unterbrochen. Die Entfluchtung der innenliegenden notwendigen Treppenräume auf das Flachdach des Mit-telbaukörpers ist nicht tragfähig, auch auf Grund der Angriffswege für die Feuerwehr. Die separierte Anordnung der Energiezentrale und des VVZ ist gut realisierbar und Erweiterun-gen werden erleichtert. Die Bauabschnittsbildung erfolgt quer und abgeknickt über die gesamte Gebäudebreite, was größerer Einschränkungen des Betriebs erwarten lässt.

Fazit
Insgesamt beurteilt das Preisgericht den Entwurf als einen in sich und der Funktionalität konsequent entwickelten Beitrag, dessen System jedoch fremd am Ort bleibt und ungünstig in der Wirtschaftlichkeit bewerteet wird und daher nicht in die engere Wahl gewählt wurde.