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Offener Wettbewerb | 09/2021

Neue Mitte rund um den Bahnhof Griesheim

Perspektive

Perspektive

2. Preis

Preisgeld: 28.000 EUR

ambrosius blanke verkehr.infrastruktur

Verkehrsplanung

lohrer.hochrein landschaftsarchitekten und stadtplaner gmbh

Landschaftsarchitektur, Stadtplanung / Städtebau

DAY & LIGHT LICHTPLANUNG

Lichtplanung

Erläuterungstext

Konzept | Bahnhofsvorplätze sind hoch frequentierte Orte des prägenden “ersten Eindrucks“, das Kommen und des Gehens sowie des Treffens und des Verweilens – sie sind wesentliche Bühne des gemeinschaftlichen Lebens.
Diese Bühne, dieser freie öffentliche Raum mit hoher Flexibilität, Aneignung-Potential und prägnanter Wiedererkennung steht im Zentrum des vorliegenden Konzeptes, das in vier Schritten umgesetzt wird:
• Aufräumen – Die Vielzahl an verstellenden Einbauten wie Plakatwände, Hütten, teilabgesteckte Claims aber auch unnötige Treppenanlagen werden zugunsten einer freien überschaubaren Fläche zurückgebaut.
• Durchqueren – der Verkehr wird in allen Fortbewegungsarten geklärt, geschärft, effizienter und Flächen optimierter neu organisiert • Verweilen – die so gesonnenen Flächen werden zum Verweilen, Treffen und für gemeinschaftliche Veranstaltungen in einer Vielzahl von unterschiedlichen Charakteren und Expositionen entwickelt
• Akzentuieren – Mit den auch nächtens grün schimmernden Dächern wird in der ansonsten von Grau geprägten Verkehrsfläche auch bis in die dunklen Zeiten des Tages eine markante wie positiv belegtes Zeichen gesetzt.

Penny - Neubau | Die Neubebauung arrondiert die Straßenflucht. Erdgeschossig entsteht die erforderliche Verkaufsfläche für den Versorger. Die Andienung erfolgt ebenerdig über eine Durchfahrt mit Rangieroption im Hof. Die Rangierflächen können außerhalb der Anlieferungszeiten als Kundenparkplätze verwendet werden. Die für die Wohnungen erforderlichen Stellplätze werden in einer TG im UG verortet. Die Überbauung wird mit Schallschutzwänden zu einem geschlossenen L ergänzt und kann so im Inneren geschützte Wohnlagen in den Obergeschossen entwickeln. Das Dach des Marktes wird intensiv begrünt und als gemeinschaftlicher Garten den die Bewohner zur Verfügung gestellt.

Verkehrskonzept | Im Rahmen des gestalterischen Anspruchs, beiderseits der Bahn homogen wirkende Platzatmosphäre zu schaffen, behält das Verkehrskonzept eine gegliederte Führung der einzelnen Verkehrsarten bei, um insbesondere dem Rad- und Fußverkehr funktional optimale und sichere Bewegungsräume bereitzustellen.

Im Bereich des Kfz-Verkehrs umfassen die Maßnahmen eine leichte Veränderung der Linienführung der Waldschulstraße nördlich der Bahn. Der Einsatz einer Zwischengeraden im bisher durchgehenden Kurvenverlauf ermöglicht, die Bushaltestelle in Fahrtrichtung Süden direkt an den Bahnhofsvorplatz anzudocken und die Umsteigewege Bus-Bahn deutlich zu verkürzen. Die Länge der Zwischengeraden und der gesamte Verlauf des Fahrbahnrandes wurden so gewählt, dass eine Parallelanfahrt an der Haltekante der Bushaltestelle und damit ein barrierefreier Ein- und Ausstieg sichergestellt wird. Dies wird durch Schleppkurven der Busfahrt nachgewiesen. Eine zentimetergenaue Festlegung des Bordverlaufs ist der Objektplanung vorbehalten.

Die Positionierung des Taxistandplatzes auf die Westseite der Waldschulstraße verbessert seine Erreichbarkeit von der Bahnstation, die Einführung seiner Ausfahrt in die Grundstücksanbindung des Penny-Marktes ermöglicht eine Abfahrt der Taxen in alle Richtungen. Die Anbindung des Grundstücks des Penny-Marktes wird ausschließlich auf dessen Nordseite konzentriert, um die bestehende Zerschneidung des Bahnhofszugangs durch eine Parkplatzzufahrt zu beseitigen. Dieser Ansatz, verbunden mit einer Verlagerung des Parkplatzes an die westliche Gebäuderückseite, sollte auch bei einem Fortbestand des derzeitigen Marktes umgesetzt werden. Anlieferungs- und Kundenverkehre können bei einem Markt dieser Größe auf einer Zuwegung gebündelt werden.

Die Kreuzung Waldschulstraße / Eichenstraße / Schwarzerlenweg wird weiterhin vorfahrtgeregelt betrieben, die verkehrstechnische Leistungsfähigkeit hierfür ist weit ausreichend (Qualitätsstufe B). Der Knotenarm der Eichenstraße wird dem Bestand entsprechend als wartepflichtige Einmündung an die Waldschulstraße herangeführt. Der Schwarzerlenweg als verkehrsberuhigter Bereich wird über einen niedrigen Rundbord im Verlauf des Fahrbahnrandes der Waldschulstraße angebunden. Der signalgeregelte Fußgängerüberweg Die Kreuzung Waldschulstraße / Eichenstraße / Schwarzerlenweg wird weiterhin vorfahrtgeregelt betrieben, die verkehrstechnische Leistungsfähigkeit hierfür ist weit ausreichend (Qualitätsstufe B). Der Knotenarm der Eichenstraße wird dem Bestand entsprechend als wartepflichtige Einmündung an die Waldschulstraße herangeführt. Der Schwarzerlenweg als verkehrsberuhigter Bereich wird über einen niedrigen Rundbord im Verlauf des Fahrbahnrandes der Waldschulstraße angebunden. Der signalgeregelte Fußgängerüberweg.

Die nördliche Begrenzung des Wettbewerbsareals zwingt zu einer Übernahme des Querschnittes der Waldschulstraße mit Schrägparkständen und dahinter liegendem Radweg. Dieser wird jedoch vor der Kreuzung an den Fahrbahnrand gezogen und im weiteren Verlauf beidseitig gemäß den Anforderungen der Auslobung auf einem baulich von der Fahrbahngetrennten Bordsteinradweg bis zum Übergang in die bestehenden Schutzstreifen geführt. In Fahrtrichtung Süden wird der Radweg im Bereich der Grundstückszufahrt nach außen verschwenkt und regelgerecht hinter der Bushaltestelle vorbeigeführt.

In den Fußverkehrsflächen und Haltestellenbereichen leiten taktile Elemente entsprechend dem Anforderungskatalog der Stadt Frankfurt alle Personen mit eingeschränktem Sehvermögen sicher auf ihren gewünschten Wegen. Die exakte Verortung und Ausbildung dieser Elemente ist ebenfalls Bestandteil einer dem Wettbewerb nachfolgenden Objektplanung.

Auf der Südseite des Bahnhofs wird mit Hilfe einer Signalanlage eine großzügige und gleichzeitig kompakte gesicherte Querungsstelle für die Fußverkehrsströme in allen Richtungen geschaffen. Der dadurch mögliche Verzicht auf die bestehende Mittelinsel in der Waldschulstraße schafft zusätzliche Fläche im Bahnhofsvorfeld. Das Erfordernis der Lichtsignalanlage ergibt sich nicht aus Gründen der Leistungsfähigkeit für den fließenden Verkehr, sondern daraus, den zu Fuß Gehenden gesicherte Zeitfenster zur ungehinderten Querung der Knotenpunktsflächein allen Richtungen zu schaffen.

Der Radverkehr von der Waldschulstraße in die Alte Falterstraße wird im Zulauf zum Knotenpunkt auf einen linksliegenden Radfahrstreifen geleitet und dann durch einen rot eingefärbten Streifen klar über die Querungsfläche geführt. Der nach rechts in die Autogenstraße orientierte Radverkehr wird – wie auch in deren weiterem Verlauf – im Mischverkehr mit den Kfz geführt. Fahrradsymbole und Richtungspfeile auf der Fahrbahn verdeutlichen zum einen dem Radverkehr die vorgesehenen Wegeführungen und zum anderen dem Kfz-Verkehr die Bedeutung des Radverkehrs in diesem Bereich.

Stadtboden | Der neue Stadtboden aus gegrindetem Asphalt spant sich durch Granitborde gegliedert zwischen den Fassaden auf. Für Fahrbahnen, Radstreifen und Fußgängerbereiche werden auf der Basis von Mainkies unterschiedliche Kornbeimengungen entwickelt, sodass innerhalb des verbindenden einheitlichen Prinzips farblich wie strukturell die Nutzungen ablesbar werden. Durch das Korngemisch und das nachfolgende Grinden entsteht ein belastbarer wie klimafreundlicher heller Belag mit hoher Ebenflächigkeit und geringen Rollgeräuschen.

Barrierefreiheit | Die vorhandene Stufen im Perimeter werden zurückgebaut und durch geneigte Platzflächen ( max. 55 % , im Platzbereich vor der Stadthalle in Nebenbereichen partiell bis 10 % ersetzt). Der Belag ist ebenflächig und leicht zu begehen. Hauskanten und die farblich abgesetzten Bordsteine zu den Fahrbereichen (+ 0,03 cm) bilden das taktile Grundgerüst, das durch in den Asphalt eingefräste Taktile Linien in den Hauptlauflinien und vor wesentlichen Gefahrenbereichen ( LSA, Bahnhofstreppe…) ergänzt.

PV-Dächer | Die Überdachungen an der Bahnquerung werden mit einem Bühnendach am Saalbau ergänzt und als lichte, „schwebende“ Glasdächer zu einer den Platz prägenden Familie entwickelt. In die Dächer werden grün schimmernde, fast transparente PV Module integriert. Tagsüber durch den Sonnenschein, nachts durch eine indirekte Beleuchtung glimmern die Dächer in einem ansprechend freundlichen Grün. Unter die Dächer werden witterungsgeschützt die Abgänge, ein Kiosk, Fahrradständer und einsichtige Warte- und Aufenthaltsbereiche eingeordnet, um so auch bei schlechtem Wetter zur Belebung des Platzes und damit sichernder sozialer Kontrolle beizutragen.

Ausstattung | robuste Holzbänke und locker über den Platz verteilte und fixierte Sessel bilden das Grundgerüst. Die Fahrradabstellanlagen werden doppelstöckig mit dem leicht zu bedienenden Easylift Capacity optimiert und geschützt unter Dach gut einsichtig platziert.Ein bodenbündiges Fontänenfeld bietet informelles Spielangebot, Blickfang und erfrischende Kühlung im Sommer.

Pflanzkonzept | Die großen prägenden Bestandsbäume werden in das Konzept integriert. Klimaresiliente Arten wie Quercus cerris, Paulownia oder Liriodendron tulipifera bilden die Ergänzung und werden in relativ hoher Dichte über das Areal gestreuselt. Das Griesheimer Gärtchen mit seinem gemeinschaftlichen Pflanzen und Pflegen wird besonderer Ort erhalten und als osmotischer Raum in den neuen Freiraum eingeflochten.

Regenwassermanagement | Anfallendes Regenwasser wird - sofern es nicht über Gründächer gepuffert oder im angrenzenden Umfeld direkt versickern kann - über Erdkörper gefiltert einer unterirdischen Zisterne (Bodenschichten im Schwammprinzip) zugeführt, gespeichert und von dort aus zeitverzögert den Baumstandorten wieder zugeführt. Die Baumstandorte gliedern trichterförmig die Oberfläche und bilden Tiefpunkte. Anfallendes Oberflächenwasser kann in die retardierenden Planzflächen einstauen und wird bei besonderen Starkregenereignissen in Rigolen/ Zisternen unter dem Platz eingeführt.

Lichtkonzept | Nächtlicher Blickfang bilden die grün glimmernden PV-Dächer im Platz. Sie werden durch locker über den Platz verteilte energieeffiziente LED Spotlights ergänzt, mit denen über die Fussgängerbereiche hinweg ein belebendes changierendes Lichtspiel in unterschiedlicher Dichte entwickeln.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf formuliert einen stark konzeptionellen und plakativen Ansatz, der eine starke Identifikation mit dem Ort zum Ziel hat. Das Konzept führt die unterschiedlichen Teilräume durch eine homogene Oberflächengestaltung zusammen. Dies trägt zu einem einheitlichen Raumbild bei. Große Nutzungsoffenheit und Flexibilität ist wesentlich für diesen Ansatz.
Die zentrale Bedeutung des Ortes wird durch drei besondere Dächer an den Eingängen zur Unterführung und vor dem Saalbau betont. Der zunächst innovative Ansatz eines als „kleiner Bioreaktor“ konzipierten Bauwerks wird jedoch auch aufgrund der geringen Größenordnung in Unterhalt und Betrieb kritisch beurteilt. Bei der Nachbearbeitung wurden als Alternative zu den Algendächern ein PV-Dach angeboten. Diese Lösung wirkt beliebig und wird ebenfalls im Hinblick auf Unterhalt und Betrieb kritisch gesehen, auch die identitätsstiftende Wirkung der neu angebotenen Dächer wird in Frage gestellt. Die fehlende Überdachung der Aufzüge als Witterungsschutz wird kritisch beurteilt.
Der Platz vor dem Saalbau als stufenlose Lösung ist aufgrund der tatsächlichen Höhendifferenz sowie dem Eingriff in die Tiefgarage unrealistisch dargestellt, die tatsächliche Aufenthaltsqualität und mögliche Aneignung durch die Bürger bleibt unklar. Die Barrierefreiheit wird auch bei der Überarbeitung nicht nachvollziehbar dargestellt.
Der neue dichte Baumbestand ist teilweise an kritischen Stellen verortet. Hier ist zu prüfen, inwieweit der aktuelle Baumbestand erhalten werden kann und ob die geplanten Bäume von den Abständen zur Fahrbahn, Fassaden und Nutzungen im Boden realisierbar sind. Insbesondere der Bereich vor dem Pennymarkt wird in der vorgeschlagenen Form nicht zu verwirklichen sein.
Die geschlossene homogene Asphaltoberfläche wird kontrovers diskutiert. Er birgt trotz der vorgeschlagenen Farbabstufungen die Gefahr der Aufheizung und stellt eine über den Bedarf hinaus dimensionierte zu große Versiegelung dar. Es wird bezweifelt, dass mit einer reinen Asphaltfläche vor allem langfristig eine qualitätsvolle Aufenthaltsatmosphäre entstehen kann. Der Gedanke, die versiegelte Fläche als durchlässigen Drainasphalt in Verbindung mit einer Sickerschicht als „Schwammprinzip“ zu gestalten, ist zwar positiv für den Wasserhaushalt zu sehen, jedoch in der Umsetzung aufgrund der geforderten Belastungsklassen und Spartenlagen zweifelhaft in der Umsetzung zu werten.
Das Wasserspiel auf der nördlichen Platzfläche erscheint zu schematisch; die vorgeschlagene Lage wird als ungünstig hinsichtlich der Nutzungsüberschneidungen beurteilt. Eine Qualität des Entwurfs stellt die große Nutzungsoffenheit dar. Ausstattungselemente werden jedoch nur beispielhaft gezeigt und nicht im Plan verortet. Eine Außengastronomie wird nicht dargestellt.
Die vorgeschlagene Kubatur des neuen Gebäudes (Ideenteil) erscheint gut dimensioniert. Die Anlieferung für den Einzelhändler und Grundstückszufahrt werden im Norden gebündelt. Hier bestehen Zweifel hinsichtlich der Realisierbarkeit im Innenhof.

Die Erschließung des Gebäudes im jetzigen Bestand ist nicht gelöst. Die Grundfläche des Gebäudes wird aufgrund der Nutzungen des Hofbereiches stark eingeschränkt. Hierdurch ist eine wirtschaftliche Nutzung im Sinne der Erreichung von 700 qm Verkaufsfläche auf einer Ebene nicht möglich. Der Entwurf überzeugt durch eine klare Gliederung der Verkehrs- und Aufenthaltsbereiche. Dabei sind die Aufenthaltsbereiche gut dimensioniert; die Ausbildung der Radfahrstreifen konsequent weitergeführt.
Die Aufstellung der Taxistände im Norden beeinträchtigt die Aufenthaltsqualität vor dem ohnehin engen Bereich vor den Gebäuden, zudem kann die An- und Abfahrt der Taxistellplätze nur durch Querung des Radweges erreicht werden.
Die Verlegung der Bushaltestelle in Richtung Bahnhof wird kontrovers diskutiert und muss hinsichtlich ihrer Linienführung und tatsächlichen Wirkung auf die Umsteigefunktion hin überprüft werden. Auch nach der Überarbeitung wird dieser Bereich weiter kritisch gesehen, da die neu gewünschte Platzfläche mit einer weiteren verkehrlichen Funktion belegt wird und somit Aufenthaltsqualitäten mit Verweilmöglichkeiten reduziert und den Transitcharakter stärkt.
Die Verkehrsführung auf der Südseite wurde stark verändert und wird in ihrer Auswirkung vor allem an der Kreuzung Alte Falterstraße mit der dargestellten Lösung der Radwegführung hinterfragt. Durch die Signalanlagen an den drei Zufahrtsstraßen wird die fußläufige Diagonalquerung der Kreuzung und damit gute Erreichbarkeit des Bahnhofs ermöglicht, was jedoch zu Stoßzeiten zu Problemen führen kann. Die vereinzelten Treppenstufen zu dem südlichen Aufzug liegen im planfestgestellten Bereich der DB.
Die Anordnung einer höheren Anzahl von Fahrradstellplätzen an der Südseite wird begrüßt. Die Lage des Fahrradaufstellers hat jedoch eine trennende Wirkung.

Insgesamt haben die Verfasser*innen die technischen Anforderungen an die Verkehrsführung zwar detailliert und funktional gut dargestellt, es mangelt dem Entwurf jedoch insgesamt an Atmosphäre und identitätsstiftender Aufenthaltsqualität.
Lageplan

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Abgabeplan 01

Abgabeplan 01

Abgabeplan 02

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