modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 09/2021

Neubau Helmholtz Quantum Center+ HQC am Forschungszentrum Jülich

Anerkennung

Preisgeld: 16.300 EUR

Telluride Architektur

Architektur

GM013 Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

SÜSS Beratende Ingenieure GmbH & Co. KG

TGA-Fachplanung

Leonhardt, Andrä und Partner, Beratende Ingenieure VBI AG

Tragwerksplanung, Fassadenplanung

BFT Cognos

Bauphysik, Brandschutzplanung

Heiland & Mistler GmbH

Bauingenieurwesen

ee concept gmbh

Energieplanung

Aesthetica Studio

Visualisierung

Matthes Max Modellbau GmbH

Modellbau

Erläuterungstext

ARCHITEKTONISCHE LEITIDEE
Der Standort des Neubaus Helmholtz Quantum Center+ liegt sehr prominent im Zentrum des Forschungszentrum Jülich. Durch den im Masterplan angedachten verkehrsfreien Boulevard und gleichzeitig von Süden klaren Anbindung an Logistik und Anlieferung bildet es eine ideale Vernetzung für den Forschungschwerpunkt Quantum computing .

Das Grundstück bietet in alle Himmelsrichtungen unterschiedliche aber durchweg attraktive und qualitätsvolle Ausblicke. Dem folgend entwickelt sich das HQC+ als nicht gerichteter Baukörper mit einer gleichwertigen Ausrichtung für alle Arbeitsplätze. Der quadratische Baukörper gliedert sich selbstverständlich in den Masterplan und deren Quartiersbildung ein und bildet sich als architektonisches Gegenstück zum See aus. Durch seine städtebauliche Ausformulierung stellt sich das HQC+ selbstbewusst an seine exponierte Lage und bildet so den Nukleus für die Ankunft vom Hambacher Tor und des Forschungszentrums.

Durch seine flächige Ausrichtung fungiert das HQC+ als verbindendes Gelenk zum zukünftigen Quanten Quartier und dem benachbarten HNF Gebäude das auch eine bauliche Anbindung erhält. Der Baukörper tritt im Erdgeschoss zurück und schafft so mit dem Hochziehen der Landschaft auf Brüstungshöhe eine klare Definition der Eingänge in alle Himmelsrichtungen. Des Weiteren laden die überdachten Freibereiche zum Verweilen im Schatten des Gebäudes ein und bilden so einen geschützten Außenraum für die Mitarbeiter*innen des Forschungscampus.

Von einem großzügigen Vorplatz wird das neue Helmholtz Quantum Center+ direkt im Nordosten vom Boulevard erschlossen. Im Eingangsbereich öffnet sich das Haus und bietet den Forscher*innen Aufenthalts und Kommunikationsbereiche, sowie die Garderobe und Schließfächer. Das Obergeschoss kann barrierefrei von den Eingängen im Norden und Süden über Aufzüge erschlossen werden. Die einzelnen Bereiche und Forschungsgruppen sind aufgefächert im Gebäude angeordnet und bilden so eine zentrale kommunikative Mitte die mittels einer raumgreifenden Treppe die Geschosse des HQC+ verbindet und sogleich im Haus eine Qbit Agora formuliert. Im ersten Obergeschoss werden sowohl die Kryostatenlabore als auch die Präzisionslabore erschlossen. In diesem Forschungsgeschoss sind auch alle Büros ringförmig um die Laborflächen angeordnet umso kurze Wege zu garantieren.

Um Kommunikation und Innovation zu fördern, werden die Büroeinheiten durch offene Bereiche gegliedert und verbinden sich zu allen Himmelsrichtungen gleichwertig durch Teeküchen, Besprechungsräumen und den Kontrollräumen mit dem Luftraum der Agora. Über dieses Kreuz entsteht ein interdisziplinärer Austausch aller im HQC+ forschenden Mitarbeiter*innen, die sich in der kommunikativen Mitte über kürzeste Wege treffen können. Über die Dachöffnungen oberhalb der Treppe und den Laboren werden die zentralen Räume belichtet.

MATERIALITÄT
Die Raumtrennung der Büroräume zum Flur sind mit Glastrennwänden ausgestattet. Durch diese können die Laborflächen und Flure belichtet und visuell verknüpft werden. Die verglasten Kontroll- und Besprechungsräume stehen als Vermittler zwischen Büro- und Kommunikationsbereichen. Die gewählten Materialien sollen vornehmlich den funktionalen Anforderungen entsprechen. Sichtinstallationen sowie strapazierfähige Bodenbeläge aus Kautschuk in den Laboren stärken den Charakter einer Innovativen Forschungsinstitution und erfüllen sämtliche Anforderungen an Raumakustik und Schallschutz. Durch ein Minimum an Installationen im Bürobereich wird das nachträgliche Umbauen von Trennwänden erheblich erleichtert und dem Wunsch Rechnung getragen, modular und flexible steht’s neue Raumsituationen zu schaffen.

FASSADE
Die Fassaden der Bürobereiche schweben als leichter Baukörper und erhalten opake Brüstungen sowie einzelne opake Vertikalelemente um die Fassade zu gliedern. Durch einen sehr guten Wärmeschutz und ökonomische Fensterflächengrößen ergibt sich ein optimales Verhältnis aus Wärmeschutz, solaren Gewinnen und Tageslicht. Für die Fenster und Pfostenriegel Fassaden ist eine Dreischeibenverglasung vorgesehen. Die thermische Fassade ist eine weitestgehend vorgefertigte und hoch gedämmte Rahmenkonstruktion und erhält einen energetisch und belichtungstechnisch optimales Verglasungsverhältnis in den Bürobereichen. Durch die größtmögliche Vereinheitlichung der Fassadenkonstruktionen können deutliche wirtschaftliche Vorteile generiert werden.

Ein Stützenraster von 1,20 m ermöglicht innerhalb des Gebäudes eine vollkommene Flexibilität und bietet freie Fassadenanschlüsse. So können an jeder Stelle des Gebäudes beliebig große Büros und Labore erstellt werden. Vorgehängt an die klassische Pfosten-Riegel Fassade sind Metalllamellen mit einem SolarMesh um über eine performative Lowtech Lösung anzubieten so kann auf einen außenliegenden Sonnenschutz verzichten werden. Durch die Modulation der Lamelle wird hier eine ideale Verschattung der Fassade erreicht, da diese nicht gerichtet sind. Die Grundidee ist eine Ableitung aus dem Qubit und dem Ansatz dass es alle Zustände zu jeder Zeit annehmen kann.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die architektonische Leitidee einen zweistöckigen quadratischen Kubus neben das HNF Gebäude zu platzieren wird von der Jury positiv gewürdigt. Die Orientierung des Gebäudes wird städtebaulich sowie freiraumgestalterisch zum zukünftigen Helmholtz Boulevard durch einen weitgehend von Begrünung freigehaltenen trichterartigen Platz erreicht. Um dem quadratischen Baukörper mit 70 m Kantenlänge seine Wuchtigkeit zu nehmen, setzen die Entwurfsverfasser das Erdgeschoss ca. 8m zurück und geben dem Erdgeschoss durch einen umlaufenden, voll verglasten Erschließungsgang eine hohe Transparenz. Die Überkragung im Obergeschoß soll mit den punktuell gesetzten topografischen Terrassen eine besondere Aufenthaltsqualität kreieren.

Die Jury begrüßt die Anordnung der klar definierten und gut aufgefächerten Laborbereiche im EG. Die Belichtung erscheint in den auf die Mitte zulaufenden breiten Flure dürftig. Der schmale im OG geplant Lichtschacht dürfte nicht ausreichend für eine natürliche Belichtung des Cafébesuches sein. Das OG stellt neben den verschiedenen Laboren den eigentlichen Kommunikationsbereich des Kubus dar. Die schwungvolle Treppenanlage und die Lichtkuppel stellen für die Nutzerorientierung im Gebäude die prägende Struktur dar. Die nach außen umlaufend angeordneten Büros haben mit der Orientierung zum Freiraum eine hohe Qualität.

Ebenso bietet die windmühlenartige Anordnung der Nutzungseinheiten von Büros und Laboren gute funktionale Zusammenhänge. Die Jury gibt zu bedenken, dass allerdings die exponierte Lamellenkonstruktion der Fassade den gewünschten Außenkontakt konterkarieren könnte. Ebenso wird die Materialität und damit die Nachhaltigkeit der Lamellenkonstruktion hinterfragt. Insgesamt stellt der Entwurf einen eigenständigen Beitrag dar, der dem neuen Helmholtz Quartier am zukünftigen Boulevard eine eigene Prägung geben kann.