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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2021

Geschichtsort Kyffhäuser - Museale Nutzung Denkmalareal

1. Preis

Preisgeld: 30.000 EUR

CODE UNIQUE Architekten

Architektur

RSP Freiraum GmbH

Landschaftsarchitektur

VOR – Agentur für strategische Entwicklung und Kommunikation

Design

Jäger Ingenieure GmbH

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

Einordnung

Das Wettbewerbsgebiet verortet sich auf dem Gipfel des Kyffhäuserplateaus und ist von der monumentalen Bestandsarchitektur geprägt. Die historische Burganlage selbst, bestehend aus Ober-, Mittel-, und Unterburg, beherbergt im Bereich der Oberburg das Wettbewerbsgebiet, während sich die Mittel-, und Unterburg hangabwärts im Osten anschließen. Besuchende erschließen das Wettbewerbsgebiet über einen Schrägaufzug im Süden, welcher den Parkplatzbereich, über das dort neu geschaffene Empfangsgebäude, mit dem Kyffhäuserplateau verbindet. Das Oberburgareal selbst, wird von dem Kaiser-Wilhelm-Denkmal im Osten maßgebend geprägt. Dieses stellt mitsamt seinem Vorplatz sowie der Bogenhalle, den östlichen Abschluss des Wettbewerbsgebietes dar. Der Barbarossaturm bildet, als ehemaliger Bergfried, den westlichen Abschluss des Areals und ist der etwas kleinere städtebaulichen Antagonist des Kaiser-Wilhelm-Denkmals. Diesem sind im Osten, der ehemalige Burggraben und damit einhergehende Maueranlagen vorgelagert. Zwischen diesen beiden Türmen befindet sich ein Burghof, welcher durch ein Gebäudeensemble, bestehend aus Eingangsgebäude, Museum, Lesehalle sowie Burgbrunnen strukturiert wird. Das ganze Areal ist von einer Festungsmauer umgeben, welche das Gelände nach außen abgrenzt. Der Zugang wird im Süden über das Erfurter Tor gewährleistet.

Entwurfskonzept

Das Entwurfskonzept verfolgt eine konsequente und funktionale Neustrukturierung des Kyffhäuserplateaus. Diese wird mittels gezielter Eingriffe und Veränderungen erreicht. Der Entwurf legt einen besonderen Fokus auf die barrierefreie Erschließung aller relevanten Bereiche, sowie eine, sich in den Bestand einordnende, Formensprache. Zentraler Bestandteil unseres Neustrukturierungskonzeptes, ist die Schaffung eines Rundganges, welcher sich auf das Innere der Burganlage konzentriert. Ankommende haben nach dem Verlassen des Schrägaufzugs zukünftig die Wahl, rechterhand den Vorplatz des Kaiser-Wilhelm-Denkmals mitsamt Bogenhalle zu besichtigen, sowie linker Hand das Innere der Anlage über das Erfurter Tor zu betreten. Ein neu geschaffener Zugang, gleich linkerhand des Erfurter Tores, bietet Platz für einen repräsentativen Treppenaufgang sowie einen Aufzug, welcher die barrierefreie Erschließung der oberen Ebenen ermöglicht. Die witterungsunabhängige vertikale Erschließung wird ebenso sichergestellt. Ein Geschoss höher kommen Besuchende in einem neu geschaffenen Gebäude an, welches sich, an Stelle des alten Verwaltungsgebäudes, in die südliche Terrasse einfügt. Der Neubau dient nicht nur als erschließungstechnischer Dreh- und Angelpunkt des Kyffhäuserplateaus, sondern beherbergt den neuen gastronomischen Bereich mit Ausrichtung zum Innenhof sowie die öffentliche WC-Anlage und vereint so alle wesentlichen Funktionen an zentraler und erreichbarer Stelle. Die jeweiligen Bestandsbauten für das öffentliche WC und den Gastronomiebereich werden zurückgebaut und schaffen so Raum für freiräumliche Neugestaltungen.

Auf der Ebene des Plateaus angekommen, können Besuchende mit dem Rundgang starten. Rechterhand liegt der, nun über Rampen barrierefrei erschließbare Eingang zur Ausstellung im Kaiser-Wilhelm-Denkmal. Ein in die Bestandstreppe integrierter Aufzug, ermöglicht eine behindertengerechte Verbindung der Eingangshalle des Kaiser-Wilhelm-Denkmals, mit der Kuppelhalle, ohne das Erscheinungsbild des Aufgangs zu beeinträchtigen. Die beiden Nebenräume der Kuppelhalle erhalten einen aufgeständerten Fußboden und sind so ebenfalls barrierefrei erreichbar. Ein mobiles Ausstellungkonzept ermöglicht ein höchstes Maß an Flexibilität in der Nutzung der Räumlichkeiten. Hochzeiten und andere Feierlichkeiten sowie kleine Konzerte und ähnliche Nutzungen bleiben somit auch weiterhin möglich.
Zurück im Freien, führt der Rundgang weiter in Richtung Burgbrunnen. Eine optionale Hubbühne ermöglicht die barrierefreie Erschließung des tiefergelegenen Brunnens. Ein Holzdeck mit anschließender Freitreppe führt hinunter auf das Niveau des Brunnens und lädt zum Verweilen mit Blick auf den Brunnen und das dahinterliegende Umland ein. Die nördlich gelegenen Bestandsgebäude beherbergen das Museum sowie die Lesehalle, wobei letztere um ein Panoramafenster im Dach ergänzt wird. Schulklassen wird somit der Ausblick aus der Lesehalle in den Himmel ermöglicht. Der Rundweg führt nun weiter in Richtung Barbarossaturm. Wo früher eine Treppe mit Brücke über den Burggraben führte, gehen Besuchende heute auf die alte Burgmauer zu. Der Abbruch der Bestands WC – Anlage, legt diese wieder frei und arbeitet sie in ihrer ursprünglichen Form wieder deutlich heraus. Der neue Eingang zur Ausstellung „Mythos Barbarossa“ befindet sich in der Burgmauer an jener Stelle, wo sich einst das alte Burgtor befunden hat und stellt dessen historische Position symbolisch wieder her. Besuchende betreten hier die Ausstellung, welche Sie in den „Berg“ hineinführt. Der Mythos, des im Berg schlafenden alten Barbarossas wird für das Publikum somit auch architektonisch erlebbar gemacht. Seitliche Panoramafenster geben den Blick in den Burggraben frei. Indes führt die Ausstellung immer tiefer in den Berg hinein und verdeutlicht die zunehmende Sehnsucht des deutschen Volkes nach wiederkehrender Stabilität. Seitliche Kammern weiten diesen Weg auf und bieten Raum für differenzierte Ausstellungsinhalte. Die Ausstellung selbst endet direkt unter dem Barbarossaturm. Ein Aufzug mit umlaufender Treppe führt von hier aus hinauf in den Turm. Zwischendecken wurden entfernt und eine Ringbalkenkonstruktion übernimmt die innere Aussteifung des Barbarossaturms an deren Stelle. Die nun folgende Fahrt nach oben steht sinnbildlich für die Auferstehung Barbarossas und wird auf dem Weg nach oben inmitten des historischen Bergfrieds erfahrbar gemacht. Auf dem Dach angekommen, finden sich Besucher*innen in einem Glaspavillon wieder. Von hier aus kann die Aussicht genossen werden. Anschließend führt der Weg nun wieder nach unten, und verdeutlicht Gästen, dass selbst Kaiser Wilhelm, welcher für viele Menschen die Personifikation Barbarossas darstellte, kein Garant für Frieden und Stabilität auf Ewigkeit sein kann. Unten angekommen, führt der Rundgang aus dem ursprünglichen Bestandsausgang aus dem Turm heraus. Dieser wurde nach unten erweitert, um einen ebenerdigen Austritt zu ermöglichen. Der weiterführende Rundweg ist von hier an aufgeständert, um historische Fundamente nicht zu beeinträchtigen und eine barrierefreie Wegeführung zu ermöglichen. Der Pfad leitet Besuchende über eine Aussichtsplattform am westlichsten Ende des Kyffhäuserplateaus um den Barbarossaturm herum und führt entlang der südlichen Mauer zurück auf die Terrassenebene bis auf das Dach des Eingangsgebäudes am Erfurter Tor. Mittels Aufzug gelangen Gäste zurück auf die Ebene des Burghofes und können hier das Ende des Ausflugs im Café ausklingen lassen.

Architektur und Materialität

Der Entwurf bedient sich einer reduzierten Materialauswahl und Formensprache. Die Neubauten sollen einen qualitativen und funktionalen Mehrwert schaffen, ohne sich gestalterisch in den Vordergrund zu drängen und das bestehende Ensemble zu stören. Gleichzeitig werden überflüssige Elemente, wie das alte Bestands-WC, zurückgebaut und führen zu einer Reduktion auf das Wesentliche. Sowohl das neue Eingangsgebäude am Erfurter Tor als auch der neue Zugang des Barbarossaturms graben sich ins Erdreich ein. Sichtbar bleiben elegante und glatte Glasflächen welche nach außen ohne Profile auskommen. Sie markieren in Ihrer Schlichtheit und Eleganz, die neuen baulichen Eingriffe und machen diese sichtbar. Die massiven Fassadenteile werden in rotem Betonstein ausgeführt, und ordnen sich so in den Bestand ein. Der Glaspavillon auf dem Dach des Barbarossaturms sowie der Austritt der vertikalen Erschließung im Eingangsgebäude bedienen sich derselben Ästhetik. Die Deckenplatten lagern auf den Aufzugsschächten auf. Die Fassaden werden freigespielt und kommen ohne Stützen aus. Der Eindruck der schwebenden Deckenplatte vermittelt eine gewisse Leichtigkeit. Bestandsmauerwerke im Bereich des Erfurter Tores sowie des Barbarossaturms werden gesichert. Die Dachbereiche und oberen Abschlüsse erhalten eine Abdichtung sowie eine Verblechung um Feuchtigkeitsschäden zu verhindern.
Die vertikale Erschließung des Barbarossaturm wird in das Innere des Turms verlegt. Die Außentreppe, welche sehr stark in das gestalterische Bild des Turmes eingreift, kann wieder zurückgebaut werden. Auch hier liegt der Fokus des Entwurfs auf einer Reduktion der gestaltprägenden Elemente auf die wesentlichen historischen Bestandteile.

Freianlagen

Die Gestaltung der Freianlagen hat das Hauptziel, die Lesbarkeit der gesamten Anlage und die Erreichbarkeit der verschiedenen Denkmale für Menschen mit Behinderung zu schaffen. Dies wird durch die Wahl der Materialien und der Farben (die mit zurückhaltenden beige-Tönen keinen Konflikt zu den bestehenden Anlagen bilden) und die Schaffung drei klarer Ebenen in verschiedenen Höhen unterstützt.

Die erste Ebene umfasst die Eingangsbereiche, den äußeren Rundweg – beide aus farbigem Asphalt – und den Platz vor dem Kaiser-Wilhelm-Denkmal aus wassergebundener Wegedecke.
Eine durchgehende, teilweise von Stufen unterbrochene Sitzkante vor dem Denkmal ermöglicht die Begradigung des anschließenden Geländes und so die barrierefreie Erschließung des Platzes. Gleichzeitig öffnet sich der Blick in Richtung des Denkmals und der Landschaft. Entlang der Sitzkante und der Kante des aktuellen Außenweges sind Entwässerungsrinnen vorgesehen. In der Kante ist beidseitig ein Lichtband integriert. Zwei seitlich der zentralen Treppenanlagen angeordnete Unterflur-Versorgungspoller stehen für Veranstaltungen und zusätzliche Beleuchtung zur Verfügung. Für eine Effektbeleuchtung der Seiten des Denkmals werden Bodenstrahler vorgesehen. Das Ziel ist, keine dauerhaften vertikalen Elemente auf dem Platz zu schaffen, die das Bild des Denkmals stören würden. Eine Rampe ermöglicht einen direkten barrierefreien Zugang bis zur ersten Terrasse des Denkmales aus der neuen Bergstation des Schrägaufzuges.
Vor dem aktuellen Bezahlbereich werden 6 Fahrradbügel für insgesamt 12 Fahrräder angeboten. 5 PKW-Stellplätze für Menschen mit Behinderung sind nördlich geplant, um die Einschließung des barrierefreien Rundweges zu gewährleisten.

Der Zugang auf die nächste Ebene, den mittelalterlichen Hof, wird durch eine neu gestaltete Treppenanlage mit Sitzstufen zum Erfurter Tor und einen Aufzug, der direkt in das neue Eingangsgebäude führt, ermöglicht.
Auf dem Hof wird ein großzügiger, klarer Freiraum geschaffen. Eine breite Allee verbindet den Eingang zum Kaiser-Wilhelm-Denkmal mit dem neuen Zugang zur Anlage um den Barbarossaturm. Dieser wird von den später ausgeführten Mauern und Felsanlagen befreit, um die mittelalterliche Struktur besser lesbar zu machen.
Nördlich der Allee sind die Lesehalle, das Museum und der Brunnen durch eine freie, durchgehende Fläche umfasst. Zwischen den Gebäuden wird der Burggarten etabliert, der sich in die typischen mittelalterlichen Bereiche unterteilt: das Pomarium (Obstwiese), das Herbularius (Kräutergarten) und den Hortus (Gemüsegarten). Eine Sitzkante (auf der das Modell der Anlage integriert ist) ermöglicht die Anhebung der Freifläche vor dem Museum, um die barrierefreie Erschließung des Gebäudes zu erreichen.
Eine Sitz-/ Treppenanlage aus Holz öffnet den Raum um den Brunnen und bietet Aufenthaltsmöglichkeiten.
Die Südseite der Anlage wird durch Sitzstufen neu definiert und erhält eine „Kletterlandschaft“ als Spielplatz. Die Treppenanlagen, zusammen mit dem Aufzug am Haupteingang, bilden die Erschließung der nächsten Ebene.

Die südliche Terrasse offeriert eine Aussicht nach Süden und ist als Endpunkt des Rundweges um den Barbarossaturm geplant. Aus dem Turm führt ein Weg, der durch leichte Rampen über die bestehenden Ebenen das Erleben der gesamten Anlage ermöglicht. Ein Abzweig führt zum Dach des Tunnels, welches als „Balkon“ zum Hof fungiert.



Erscheinungsbild und Erlebnisqualität von Ausstellung und Leitsystem

Die drei Begriffe Mythos, Natur und Denkmal bezeichnen, im Einklang mit dem Konzept von Dr. Rodekamp ("Geschichtsort Kyffhäuser: Konzept für eine Ausstellung im Besucherzentrum, Burganlage, K-W-Denkmal"), die inhaltlichen Bereiche des Komplexes Kyffhäuser. Sie werden für uns zum Leitbild und Slogan. Die historische und geografische Synergie dieser Bereiche setzt eine einheitliche Gestaltung voraus.

Themenbereiche: drei Geschichten – ein untrennbares Gesamterlebnis
Der Grundtenor des Bereiches MYTHOS ist unterhaltend. Zu dem Bereich zählen Der Barbarossaturm mit Ausstellungsbereich „Mythos Barbarossa“ sowie der mittelalterliche Burgbrunnen. Die Thematisierung der Burg und ihrer Schlüsselpersonen und Ereignisse unter historischen Gesichtspunkten steht im Zentrum und soll dabei über die Geschichte um Friedrich II. informieren, die die Sage um Barbarossa neu zusammenfasst.
Der Bereich NATUR bietet in der Gartenanlage und über Aussichtspunkte auf der Oberburg ein Informationsangebot zum Naturpark Kyffhäuser als einer der artenreichsten Nationalen Naturlandschaften Deutschlands.
Der Bereich Denkmal umfasst das Kaiser-Wilhelm-Denkmal mit Denkmalturm, Freiterrasse, Bogenhalle und Felsenhof sowie das Museumsgebäude und die Lesehalle. Hier soll eine sachlich-kritische Auseinandersetzung mit der jüngeren Geschichte im Fokus stehen. Museum und Lesehalle bieten sich für die Präsentation wechselnder Ausstellungen mit anknüpfenden Themen an. So entsteht ein Informations- und Erlebnisangebot von nationaler und europäischer Bedeutung.

Leitsystem: drei Ebenen
Das entworfene Leitsystem beinhaltet drei Informationsebenen. Die Themenbereiche (Name und Themenfarbe) bilden die erste Ebene und machen Angaben über die grobe Richtung. Als zweite Ebene geben die Gebäudenamen Auskunft über den jeweiligen Standort. Sie werden auf der dritten Ebene um Grundinformationen (Hinweise, Verbote, etc.) ergänzt. Alle Ebenen des Leitsystems werden zusätzlich durch international verständliche Piktogramme ergänzt. Zusätzlich gibt es eine taktile Gestaltung aller Leitsystemflächen für Menschen mit Sehbehinderung.

Barrierefreiheit und Taktiles
Das Ausstellungskonzept beinhaltet speziell für Menschen mit Sehbehinderung modifizierte Audioguides. Alle Wegweiser und Ausstellungstafeln erhalten eine zusätzliche Informationsebene in Brailleschrift. Lagepläne an den Infotafeln sollen tastbar sein. Zusätzlich soll ein taktiles Leitsystem auf dem Boden relevante Punkte und Informationsorte markieren.

Formensprache
Die einheitliche Formensprache der Ausstellungs- und Informationsmöbel und des grafischen Layouts leitet sich direkt aus der polygonalen Struktur des Gesteins am Kyffhäuser ab. Modern übersetzt, bildet sie einen Kontrast zur neuen Architektur des Entwurfs, fügt sich aber gleichzeitig in die Ästhetik der ursprünglichen Umgebung. Somit bildet sie den Vermittler zwischen beiden Welten.

Modularität und Mobilität
Die Ausstellungsmöbel sind optische Marksteine der Ausstellungen, die durch weitere Bilder und Wandtexte ergänzt werden. Sie beinhalten die inhaltlichen Höhepunkte und dienen der Orientierung. Es gibt sie in verschiedenen Formen (Stele, Wandstele, Vitrine und Wandpaneele), die wiederum verschiedene Funktionen (Text/Bild, Monitor, Vitrine, Audio) erfüllen können. So entsteht ein einfaches modulares Möbelsystem, das durch seine vielfältige Nutzung in der Gesamtheit einen vielschichtigen Eindruck vermittelt. Durch ihre teils dreieckige Grundform sind die Stelen sehr raumeffizient und können somit die historischen Wände bzw. Bausubstanz weitestgehend freihalten. Oberflächen und Inhalte können leicht überarbeitet bzw. ausgetauscht werden. Die Kompaktheit erleichtert den Transport der Stelen und verleiht der Ausstellung eine gewisse Transparenz.

Infotainment
Die Ausstellung bietet ein hochwertiges und zeitgemäßes Ausstellungserlebnis und spricht verschiedenen Altersgruppen an. Neben AR-Brillen, Tablets und Audioguides kann es auch eine frei zugängliche (AR)-App, Monitore, Aussichtspunkte und Soundduschen geben. So können, über das gesamte Gelände verteilt, verschiedene Angebote genutzt werden. Eine Mischung aus Technologie (Augmented Reality) und niederschwelligen Erlebnispunkten (Aussichtspunkte für Nah- & Fernziele durch Blickrahmen mit Umrissmarkierungen) sorgt dabei für Abwechslung. Durch die AR-Angebote können unzugängliche Bereiche, wie Unter- und Mittelburg, bespielt- und beispielsweise auch vergangene Zustände visualisiert werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

„Neues Bauen in einer mit Geschichte aufgeladenen, monumentalen und mehrfach überformten Umgebung: Dieser Entwurf überzeugt durch gezieltes Freilegen und geschickt platzierte bauliche Interventionen, gefasst von großzügigen Freianlagen. Dabei rückt der Innenbereich des Plateaus zwischen den beiden Polen Barbarossaturm und Kaiser-Wilhelm-Denkmal in den Fokus.

Konsequent ist die neue Gastronomie der zentralen Achse zugekehrt. Das in Burgmauern und Topografie eingelassene, schlanke Gebäude dient der Erschließung aller Ebenen, auf der Gastronomieebene der Orientierung des Publikums auf den Binnenbereich. Im Freibereich korrespondiert eine lange steinerne Bank und wird zur Kommunikationsschiene auf dem Plateau. Die großzügige Terrasse an der südlichen Burgmauer lädt zum Flanieren ein und bietet einen weiten Blick ins Land. Durch eine überraschende Intervention wird die räumliche Begrenztheit des Barbarossaturmes für Ausstellungen gelöst. Ein östlich vorgelagerter Bau ermöglicht die thematische Einführung in den Wohnturm des Stauferkaisers und Einblicke in die Mauerfragmente der Oberburg. Zugleich ist er notwendige Adaptionszone zwischen dem hellen Außenbereich und dem dunklen Turminneren. Das Erreichen der Turmspitze (per Aufzug oder Treppe) mit überwältigendem Ausblick auf Denkmalareal und Landschaft steigert diese Inszenierung. Funktional und baurechtlich zu lösen ist hier noch der zweite Rettungsweg.

Die baulichen Ergänzungen in Stahl, Glas, Betonstein nehmen sich in Materialität und Formsprache zurück und überzeugen durch Großzügigkeit, Transparenz und schlichte Eleganz. Auch wenn hohe Qualitätsmaßstäbe an die Details der Gebäude und Freiflächen zu legen sein werden, zielt dieser funktionale Entwurf mit seinen disziplinierten Eingriffen auf eine wirtschaftlich vertretbare Lösung. Die Barrierefreiheit wird durch eingefügte Rampen, Aufzüge und Lifte geleistet. Im wilhelminischen Turm werden durch Aufständerung der Ebenen in den nördlichen und südlichen Gewölberäumen aufwendige Rampen vermieden.

Die großzügige und konzentrierte Freiraumgestaltung wird im Umfeld der Bestandsgebäude Museum und Lesehalle mit Kräutergarten, Apfelbaumwiese etc. etwas kleinteilig, was freilich am grundsätzlichen Erhalt und Nachnutzung dieser beiden Gebäude liegt. Hier wäre mit einem zeitgemäßen und kompakten Pendant zum Gastronomie-Neubau und der angrenzenden Sitzstufen-/ Kletterlandschaft noch mehr räumliche Qualität denkbar. Beim Ausstellungssystem können die im Innenraum dargestellten Vitrinenkörper skulptural überzeugen, was den Elementen der Leitsysteme im Außenraum in Form, Proportion und Funktion noch nicht umfassend gelingt.

Seitens der Denkmalpflege wird das Gesamtkonzept als gelungen betrachtet und dem Entwurf zum Barbarossaturm eine behutsame Ergänzung und angemessene neue Nutzung bescheinigt. Die Abgrenzung der Oberburg und die Einbeziehung der historischen Gebäude entlang der West-Ost-Achse werden begrüßt. Im Detail zu klären sein wird am Barbarossaturm wie am Erfurter Tor der Witterungsschutz der eingebundenen historischen Bausubstanz.

Insgesamt liegt hier ein sehr qualitätvoller Entwurf vor, der den architektonischen Duktus des Besucherzentrums am Burghof kongenial fortführt und den Diskurs mit der vielgestaltigen Historie am Ort ermöglicht. Die zurückhaltende Ästhetik der Architektur übersetzt überzeugend den Anspruch des Auslobers, einen bedeutenden Ort der Deutschen Geschichte zeitgemäß und in demokratischer Verantwortung neu zu präsentieren.“