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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2021

Neubau NRW.BANK Düsseldorf

Perspektive

Perspektive

2. Preis

Preisgeld: 125.000 EUR

LORBER PAUL Architektur und Städtebau

Architektur

bähr köln - bähr ingenieure gmbh

TGA-Fachplanung

Horz + Ladewig

Bauingenieurwesen

Christian Uhlig Ingenieurbüro & Sachverständiger

Brandschutzplanung

studio grüngrau Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

PONNIE Images

Visualisierung

Erläuterungstext

Leitidee & Entwurfskonzept

Der Kernsatz "der Mensch steht im Mittelpunkt" ist eine der Grundlagen für die Lösungsansätze der Neukonzeption der NRW Bank. Funktionalität, Kosten- und Umweltbewusstsein sind die Leitpunkte für die nachhaltige Konzeption eines zukunftsorientierten Gebäudes in einem anspruchsvollen städtebaulichen Umfeld. Wir benötigen ein Umfeld, in dem man sich wohl fühlt und begeistert arbeitet. Im Zusammenspiel von Städtebau, einer dem Klimawandel entsprechenden Freiraumplanung, einer ressourcenschonenden und CO2-einsparenden Bauweise und Ausstattung (Holz-Beton-Hybrid und Cradle-2-Cradle) sowie einer zukunftsorientierten und ökologischen Technischen Gebäudeausrüstung, werden die Grundlagen gelegt, dieses anspruchsvolle Ziel zu erreichen.

In Anlehnung an die übergeordnete städtebauliche Leitidee ist das Gebäude der NRW Bank ein Ensemble von zwei prägnanten Körpern auf einem grünen Hügel. Die kristalline Anmutung der Hochpunkte ist nicht nur für die Form der Baukörper, sondern auch für ihre Fassade prägend.
Die fließende räumliche Vernetzung im Sockel zwischen Innen- und Außenraum und unter den Nutzungseinheiten ist das Leitbild für die Zonierung des Gebäudes.
Durch die üppig begrünten Rücksprünge auf dem Sockel und die segmentierte Fassade bleibt der menschliche Maßstab trotz der großen Gebäudevolumen gewahrt.
Die asymmetrischen Volumen bilden sich je nach Blickwinkel unterschiedlich gegeneinander ab und ermöglichen immer neue Erscheinungsbilder der Baukörper im städtischen Gefüge.
Die Grünen Dörfer – im Haus als kleinere vertikale, grüne Oasen verteilt – dienen nicht nur als Fenster zur Stadt, sondern auch als Treff- und Austauschpunkte für alle Mitarbeiter*innen und fördern zugleich das Miteinander. So entstehen in der neuen NRW Bank hochwertige Räume, in denen sich die Mitarbeiter*innen gern aufhalten, sich wohlfühlen und mit denen sie sich auch identifizieren können.

Städtebauliche Einbindung

An den übergeordneten Grünzug des Blau-Grünen-Rings wird mit dem begrünten Sockel an-geknüpft und dieser fortgeführt. Auf diesem Grünen Hügel stehen die kristallinen Baukörper und bilden eine eigenständige starke Form, die sich aber in die „städtebauliche Familie“ der Hochhäuser an der Haroldbucht eingliedern.
Die offenen Sockelgeschosse mit ihren klar ablesbaren Eingängen und zum Teil öffentlichen Nutzungen bilden eine enge Anbindung an die Stadt und flankieren die Fußwegeverbindun-gen. Großflächige Verglasungen und klar ablesbare Zugänge zum Gebäude übertragen das Bild der offenen und zugänglichen Bank in die gebaute Form.


Freiraumplanung

Die Gestaltung der Grün- und Freiflächen zielt darauf ab, die Grünräume der Haroldbucht bis an das Gebäude der NRW Bank heranzuführen und diese miteinander zu verbinden. Der weiche Übergang lässt den grünen Gebäudesockel zur Erweiterung des übergeordneten Grünzugs werden. Entlang der Fuge zum Finanzministerium fließt die Bepflanzung des Gebäudesockels in den Freiraum und schafft einen grünen Korridor zwischen Haroldbucht und Reichsstraße/Kavalleriestraße.

Vor den repräsentativen Eingängen an der nördlichen und südlichen Gebäudespitze spannen sich befestigte Vorplätze mit Aufenthaltsqualität auf. Baumpflanzungen sorgen für einen angenehm beschatteten Bereich.

Angrenzend an den Außenbereich des Cafés wird das Thema Wasser über ein Becken mit Fontänenspiel aufgegriffen. Der angeschrägte Boden des Beckens bildet eine veränderliche Wasserkante und macht das Becken so als lebendiges Element erlebbar. Über die eingestreuten Wasserfontänen lädt das Becken zum Spielen und Abkühlen an heißen Tagen ein. Die Verdunstung des Wassers bewirkt an heißen Sommertagen eine Kühlung der Umgebungstemperatur und erhöht die Aufenthaltsqualität.

Auf eine ergänzende Planung der Radinfrastruktur ist ein besonderer Fokus gelegt worden. Das geplante Radwegenetz wird durch eine Führung entlang der Kavalleriestraße erweitert. Angrenzend an die beiden Radwege sind dezentrale Radabstellplätze in die Freiräume integriert. Ein Teil der Stellplätze ist überdacht – mit extensiv begrünten Radpavillons, die jeweils in Laufweite zu den Eingängen untergebracht sind.

Die Dachterrassen auf den verschiedenen Ebenen werden zum Aufenthalt zugänglich ge-macht. Ein großer Teil der Flächen wird dabei mit einer einfach intensiven Dachbegrünung bepflanzt, die für einen schönen Anblick sorgt und gleichzeitig die ökologische Qualität steigert. Die Grünflächen sorgen für eine Kühlung der Umgebungstemperatur und schaffen durch den Aufbau einen Regenwasserspeicher, aus dem das anfallende Wasser den Pflanzen verfügbar gemacht wird.

Im Hinblick auf Klimaschutz und Klimaanpassungsmaßnahmen wurde darauf geachtet, die Flächenversiegelung auf ein Minimum zu reduzieren, Plätze mit Gehölzen zu begrünen, um für ausreichend Verschattung zu sorgen und Grünflächen wassersensibel zu gestalten.
Das Wasserspiel an der Haroldbucht sorgt für ausreichend Abkühlung in den heißen Som-mermonaten und verbessert das Mikroklima. Die versiegelten Flächen sind mit hellen Ober-flächen versehen, um eine übermäßige Aufheizung in den Sommermonaten zu vermeiden (Al-bedo-Effekt). Durch die kompakte Anordnung der Gebäudezufahrten konnte der überwiegende Teil des Baumbestands an der Kavalleriestraße erhalten bleiben.


Äußere Erschließung / Außenanlagen / Zufahrt Feuerwehr

Die NRW Bank bildet eine klare Adresse zur Haroldbucht als attraktive Anbindung zur Stadt aus. Als separaten Zugang für den Konferenzbereich dient der Eingang im Turm, der den südlichen Vorplatz zusätzlich belebt.
Die Warenanlieferung, Tiefgaragenzufahrt und Nebeneingänge für das Küchenpersonal liegen auf der Seite der Kavalleriestraße.
Entlang der beiden Radspuren sind dezentrale Radstellplätze und überdachte Radpavillons gut erreichbar angeordnet. Für die Mitarbeiter*innen der NRW Bank bieten die Radgarage sowie Umkleiden im UG Anreize, mit dem Rad zur Arbeit zu kommen.

Die befestigten Flächen um das Gebäude sind für die Feuerwehr befahrbar. Aufstellflächen für die Rettungsfahrzeuge können in der weiteren Planung mit den örtlichen Behörden auf dem nördlichen und südlichen Vorplatz sowie westlich zum benachbarten Baufeld abgestimmt werden.

Innere Erschließung / Barrierefreiheit / Ver- und Entsorgung

Zwischen dem Haupteingang an der Haroldbucht und dem Eingang am südlichen Vorplatz spannt sich das mehrgeschossige Foyer auf. An das Foyer grenzen die (teil-)öffentlichen Nutzungen wie Kundenräume, Café und Konferenzräume an und bieten einen großzügigen Außen-raumbezug.
Vom Foyer führen die Aufzugkerne in die oberen Geschosse. Offene Freitreppen verbinden das Betriebsrestaurant, Dachterrasse und die Konferenzräume mit dem Foyer.

In der Gestaltung der Bürogeschosse liegt der Fokus auf der leichten Orientierbarkeit in den einzelnen Ebenen. An die Kerne angrenzend sind offene Bereiche zum Ankommen und als Treffpunkte angegliedert. Die 3-Bund-Achse ist mit ihrer Verortung der gemeinschaftlichen Nutzungseinheiten als Orientierungsschiene zwischen den Treppenkernen angelegt.

Die Flure führen die Nutzer*innen ins Licht und bieten großzügige Ausblicke ins Freie oder das Atrium. Die Grundrissecken sind mit freien Zonen oder Besprechern belegt, die die Sicht über die Stadt ermöglichen. Der räumliche Abschluss zu den Fluren ist verglast, sodass im ganzen Gebäude eine freie Sichtbeziehung von innen nach außen gegeben ist. Die Grünen Dörfer sind als mehrgeschossige Grünräume in den Bürogeschossen angelegt und bieten Orte zum Austausch und Abschalten.

Alle Geschosse sind barrierefrei erschlossen und bieten hindernisfreien Zugang.

Die Ver- und Entsorgung ist im räumlichen Zusammenhang mit der Anlieferung an der Kavalleriestraße angeordnet. Ein zusätzlicher Lastenaufzug verbindet die Anlieferung mit den Kü-chen und Lagerräumen.

Funktionalität

Ein hoher Grad an wiederkehrenden Modulen und Bauteilen – basierend auf optimierten Büroausbaurastern und Konstruktionen – versprechen eine wirtschaftliche Umsetzung des Entwurfs. Der auf einem einheitlichen und durchgehenden Raster entwickelte Entwurf ermöglicht eine erhöhte Flächeneffizienz und bietet hiermit eine ideale Grundlage für eine Ausführung mit einer zukunftsweisenden Holz-Beton-Hybrid-Bauweise. Das Konstruktionsraster von 1,35m erlaubt schlanke Bauteile, was sich in den Herstellungskosten widerspiegeln soll. Der hochflexible, in Leichtbauweise ausgebaute Grundriss, kann bedenkenlos auf Nutzerwünsche oder geänderte Anforderungen auf die Räume reagieren.

TGA

Bezugnehmend auf die Leitidee der Herangehensweise für ein zukunftsorientiertes Ge-bäude stehen die Funktionalität, das Kosten- und Umweltbewusstsein für die nachhaltige technische Konzeption eines zukunftsorientierten Gebäudes im Vordergrund. Die entsprechenden Wohlfühlfaktoren für ein zeitgemäßes Arbeitsumfeld werden durch Optimierung der Technik, Nutzung passiver Elemente und der bedarfsgerechten und zielgenauen Regelung über die Gebäudeleittechnik geschaffen.

Durch die Anordnung der Technikzentralen und Schächte ergeben sich kurze und somit wirtschaftliche Wege zur Versorgung der Räumlichkeiten. Sie bedeuten aber auch eine recht einfache Gestaltung der Wartungsarbeiten. Das Wesen der technischen Konzeption ist im Aufbau einfach und kostenorientiert. Es kann bei Bedarf auch modular ausgebaut werden.

Durch die kompakte Bauweise der jeweiligen Gebäude ergibt sich ein jeweils günstiges A/V Verhältnis. Ergänzend hierzu generiert sich durch die Ausrichtung der Gebäude sowie die ausgewogenen Anteile an transparenten und hoch wärmegedämmten opaken Flächen ein geringer Heiz- und Kühlwärmebedarf. Die Beheizung des Gebäudes erfolgt zunächst primär aus dem Fernwärmenetz mit einem sehr geringen Primärenergiefaktor. Die Kombination der Fernwärme als Spitzenlast sowie die Nutzung einer Wasser-Wasser Wärmepumpe über eine Brunnenanlage optimiert die Medienversorgung darüber hinaus. Die Kälteerzeugung erfolgt über energetisch optimierte Kältemaschinen mit der Möglichkeit der Rückkühlung über die Brunnenanlage.
Durch den Einsatz von Flächenheizsystemen als Fußbodenheizung in den öffentlichen Berei-chen und im Foyer (EG), sowie den unter den Decken installierten Heiz- / Kühlsegeln, kann die Beheizung / -kühlung auf einem sehr geringen Temperaturniveau erfolgen. Die individuelle Regelung erfolgt zonenweise. Die Deckensegel stellen gleichzeitig somit in den Flächen auch den akustischen Anspruch sicher und vereinfachen darüber hinaus die Revisionierbarkeit von technischen Komponenten.

Die Gebäude werden über separate RLT-Anlagen minimal erforderlich mechanisch belüftet und unter Berücksichtigung der CO2-Konzentration (Personendichte) sowie der Temperatur variabel gesteuert. Die Fassade ist so aufgebaut, dass durch das geschlossene opake Ele-ment (hinterlüftet) eine natürliche Belüftung für den Büroraum möglich ist. Die RLT-Geräte werden mit doppelt rekuperativen Wärmeaustauschern mit einem Wärmerückgewinnungsgrad von >70% ausgeführt. Die Geräte verfügen über eine adiabatische Abluftkühlung, die aufgrund des guten Wärmerückgewinnungsgrads in die Kühlung der Zuluft übertragen werden kann. Hierdurch kann der größte Teil der Kühlenergie durch das Verdunsten von Wasser erreicht werden.

Die transparenten Flächen werden sekundär durch zentral vorgesteuerte, hochwirksame und zur Tageslichtlenkung geeignete Sonnenschutzbehänge verschattet, welche nutzerorientiert variabel nachgesteuert werden können. Die vorzugsweise im oberen Drittel integrierten Lichtlenkelemente erreichen eine zusätzliche Deckenaufhellung und führen in der Folge zur Reduzierung der künstlichen Beleuchtungsintensität, da die Leuchtenleistung durch den Einsatz von Präsenzmeldern und Helligkeitssensoren variiert werden kann.

Die Photovoltaik-Elemente sind im opaken Anteil der Fassade (siehe Detail, Architektur) integriert. Sie dienen ebenfalls als Lüftungselement zur Frischluftversorgung. Die Regelung der Gebäudetechnik erfolgt über eine Gebäudeautomation mit Leitwarte. Hier werden alle Anlagenprozesse in Anlagenbildern vereinfacht visualisiert. Durch einen Historienspeicher mit hinterlegten Statusberichten, wie z. B. Störmeldungen oder auch Trendplots, können die Anlagen kontrolliert und optimiert werden.

Materialien / Konstruktion

Das Tragwerk der NRW Bank ist ein Betonskelettbau mit angehängten Beton-Hybrid-Deckensystemen. Die Betonkerne dienen als aussteifende Bauteile. Zu den Fassaden wird das Tragwerk durch das Holz-Beton-Hybrid-System ausgeführt.
Differenzierte Konstruktionsarten für die unterschiedlichen Gebäudeteile ermöglichen wirtschaftlich sinnvolles Tragwerk mit minimalem C02-Ausstoß unter Wahrung der Brandschutzanforderungen. Die äußeren Stützenreihen können in den oberen Geschossen in Holz ausgeführt werden, um da, wo es statisch möglich und von der Lastabtragung machbar ist, den Betonanteil noch weiter zu reduzieren.

Das Erscheinungsbild der Fassade ergibt sich aus vorgefertigten und sich wiederholenden Fassadenelementen. Bestehend aus Fensterelement und angrenzendem Aluminium-Paneel inklusive Öffnungsflügel. Die Elemente werden montagefertig zur Baustelle geliefert. Diese werden ergänzt durch eloxierte, horizontale, feststehende Lisenen aus Aluminium. Die opaken Paneele werden an den stärker besonnten Ost-, West- und Südfassaden mit integrierten PV-Modulen ergänzt. Die Modulverteilung erfolgt anhand von Belichtungsstudien, um einen optimalen Ausnutzungsgrad zu erhalten.

Um die Nutzbarkeit und die Lebensdauer des Gebäudes zu steigern, sind die Einbauten des Innenausbaus problemlos rückbau- und recyclebar. Flexible Trennwände und individuell positionierbare Vorhänge bieten die Möglichkeit der flexiblen Raumaneignung durch die Mitarbeiter*innen der NRW Bank. Die Materialwahl zielt auf natürliche Baustoffe und warme Oberflächen, um eine angenehme Arbeitsatmosphäre zu erzeugen. Die Errichtung des Gebäudes nach den Richtlinien von Cradle-2-Cradle ist angestrebt. Die eingesetzten Baustoffe sollen natürlichen Ursprungs sein und bei Rückbau dem Wertstoffkreislauf wieder zugeführt werden können. Ein besonderer Fokus liegt auch darauf, den Mitarbeiter*innen mit dem Ge-bäude eine angenehme Arbeitsatmosphäre zu schaffen.

Brandschutz

Die Trennung der Nutzungseinheiten im Sockel dient auch als Trennung der Brandabschnitte. Durch Rauchschutzvorhänge und Raumabschlüsse in entsprechender Brandschutzklasse lässt sich hier das Gebäude trennen. Eine rauchdichte Verglasung zu den Büroflächen und Besprinklerung im Gebäudesockel ermöglicht ein offenes und transparentes Atrium. Die Entrauchung erfolgt über das Dach des Atriums. Die Regelschosse sind durch die strategisch gestreuten Treppenkerne flächeneffizient ausgenutzt. Bei Besprinklerung der Geschosse kann eine zusammenhängende Bürofläche geplant werden. Alternativ lassen sich die Bürogeschosse in der Ausführungsplanung mit Brandwänden in Brandabschnitte ausbilden. Die Entrauchung der Bürogeschosse ist in Kombination von Sprinkleranlage und Lüftungsklappe möglich. Durch eine bereichsweise Alarmierung der Gebäudeabschnitte sind eine optimierte Personenstromsteuerung und schlanke Fluchttreppenhäuser möglich. Bei einer extrem dichten Belegung der Büroflächen ist eine größere Dimensionierung der Laufweite bzw. Ergänzung eines zweiten Schachteltreppenhaus in den unteren Geschossen in der weiteren Projektbear-beitung möglich.

Das zukunftsorientierte und ökologische Gebäude- und Technikkonzept stellt Funktionalität, Kosten- und Umweltbewusstsein in den Vordergrund. Aufgrund der konsequenten Berücksichtigung der Erfordernisse an eine moderne Liegenschaft kann ein solches durch seinen Vorbildcharakter als wirtschaftliches und innovatives Konzept für die Zukunft betrachtet werden. Es wird sowohl den Betreiber- als auch den Nutzerinteressen gerecht und symbolisiert so die Zukunftsfähigkeit.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit bleibt in Ihrer baukörperlichen Ausformulierung sehr nah an den städtebaulichen Vorgaben. Der terrassierte Übergang zwischen Gebäude und Parkanlage wird positiv gesehen. Gleiches gilt für die Vorplätze im Norden und Süden. Tiefgaragen-Zufahrt, Zufahrt Fahrräder zur Tiefgarage und Anlieferung sind gut an der Kavalleriestraße positioniert.

In der architektonisch gestalterischen Ausprägung wird dem zweigeschossigen Sockel gegenüber den aufgehenden Gebäuden eine hohe Eigenständigkeit durch eine gesonderte Fassadenausprägung zugewiesen. Es wird eine monolithische Anmutung mit großformatigen, liegenden Öffnungen vorgeschlagen die überwiegend mit Fassadenbegrünung versehen ist. Für die weiter aufgehenden Gebäude sprechen die Verfasser von „kristallinen Körpern“, die sie durch eine gefaltete Fassadenstruktur aus öffenbaren Fensterelementen und PV-Modulen erzeugen. Dies führt zu aufwändigeren Trennwandanschlüssen. Die entstehende starke Vertikalisierung wird durch horizontale Metallschwerter unterbrochen und in rhythmisierende zwei- und dreigeschossige Bereiche zusammengefasst. Hierin eingebettet sind die unregelmäßig verteilten zwei- bis dreigeschossigen Dachterrassen. Der gewünschte Eindruck eines kristallinen Baukörpers kann so gut erreicht werden. Die Rhythmisierung verhindert dabei eine zu starke Monumentalisierung. Die Abgrenzung zum Sockelbauwerk wird durch eine gläserne Fuge zusätzlich unterstrichen.

Die Eingänge werden in den Ausprägungen nahezu gleichwertig von Norden und Süden organisiert und im Inneren durch eine verbindende, sich zur Mitte aufweitende Halle verbunden. So entsteht eine gute Orientierung und Auffindbarkeit der weiteren Vertikalerschließung für die aufgehenden Gebäudeteile. Zusätzliche gradläufige Freitreppen innerhalb großer Deckenöffnungen verbinden die Sockelgeschoßebenen untereinander. Somit wird der sich über drei Geschosse erstreckende Konferenzbereich räumlich begreifbar. Die publikumsstärksten großen Konferenzräume werden dabei folgerichtig im Erdgeschoss platziert. Das Café im Erdgeschoss ist zur Haroldbucht richtig platziert und kann hier publikumswirksame Außengastronomie anbieten. Das Betriebsrestaurant liegt überwiegend im 1. Obergeschoss. Über die Teilflächen im 2. Obergeschoss, die durch eine großzügige Treppe angebunden sind, erhält es einen attraktiven und von Einblicken geschützten Außenbereich. Die nicht ebenerdige Anbindung an die Essensausgabe ist in der Nutzung kritisch.

Somit ist der gesamte Sockel sinnfällig organisiert und kann auch durch die Beachtung der notwendigen direkten Ausgänge aus den Fluchttreppen, die geschickt in den Grundriss eingewoben sind, überzeugen. Gleiches gilt für die Anordnung der Anlieferung und Tiefgaragen Zufahrt an der Kavalleriestraße.

Die Erschließungsstruktur der aufgehenden Gebäude ist grundsätzlich logisch und flächeneffizient organsiert. Jedoch sind im Atriumgebäude die Aufzüge in drei räumlich getrennten 2er Gruppen angeordnet, was eine effiziente Steuerung erschwert. Die für das Hochhaus vorgeschlagene 3er Aufzugsgruppe ist hinsichtlich der Beförderungskapazitäten zu knapp bemessen.

Die Raumanordnung im Hochhaus und Atriumgebäude führt zu flexiblen Grundrissen mit leichten Schwächen in der Flächeneffizienz. Die eingeschobenen Dachgärten sorgen für orientierende Außenbezüge. Es verbleiben aber auch lange unbelichtete innere Erschließungsflächen.

Die "Dörfer" sind in die Fassade intergiert, die Dachterrassen im oberen Gebäudesegment leider nur für Konferenz und Vorstand zugänglich.. Das Freiflächenkonzept sieht im 2. Obergeschoss eine intensiv begrünte Dachgartenfläche vor, die vom Betriebs- und Konferenzbereich gleichermaßen genutzt werden kann. Es werden eher allgemeine Aussagen zur Klimaresilienz im Freiraum gemacht.

Die Kompaktheit und energetischen Kennwerte des Baukörpers liegen im Wettbewerbsdurchschnitt. Der Fensterflächenanteil ist gering, woraus in Kombination mit den nur teilweise an die Fassade angebundenen Erschließungszonen eher mäßige Tageslichtverhältnisse resultieren. Die Wirksamkeit des außenliegenden Sonnenschutzes als textiler Screen erscheint infolge der Windverhältnisse nicht gegeben. Die zum Atrium orientierten Büros lassen sich nicht natürlich belüften und es bestehen ggf. Nutzungskonflikte mit dem Restaurant- und Foyerbereich in Bezug auf die Raumakustik. Hervorzuheben ist die überdurchschnittliche PV-Eigenstromproduktion in Dach und insbesondere der nach dem Sonnenverlauf orientierten Photovoltaik-Fassade. Auch das Holz-Hybrid-Tragwerk trägt zur Ressourcenschonung bei.

Auch wenn außergewöhnliche und innovative Ansätze nicht deutlich werden, kann die Arbeit mit einer guten inneren Organisation und einer prägnanten äußeren Erscheinung überzeugen.
Modellfoto

Modellfoto

Modellfoto

Modellfoto

Modellfoto

Modellfoto

Lageplan

Lageplan

Grundriss 2. OG

Grundriss 2. OG

Grundriss EG

Grundriss EG

Grundriss Aktivitätsbereich

Grundriss Aktivitätsbereich

Ansicht Nordost

Ansicht Nordost

Ansicht Nordwest

Ansicht Nordwest

Längsschnitt

Längsschnitt

TGA Konzept

TGA Konzept

TGA

TGA

Querschnitt

Querschnitt