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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2021

Neubau NRW.BANK Düsseldorf

Visualisierung

Visualisierung

Anerkennung

Preisgeld: 50.000 EUR

Neugebauer + Rösch Architekten

Architektur

plan b - Jürgensmann Landers Landschaftsarchitekten Partnerschaft mbB

Landschaftsarchitektur

Arup Deutschland GmbH

Energieplanung, TGA-Fachplanung, Tragwerksplanung, Fassadenplanung

Architekturmodellbau Michael Lo Chiatto

Modellbau

Erläuterungstext

Leitidee & Entwurfskonzeptes
„Solarkristalle im Kiefernwald“

Städtebauliche Einbindung
Die städtebauliche Einbindung folgt strikt den städtebaulichen Vorgaben. Lediglich im Sockel wird die Terrassenlösung feingliedriger interpretiert. Das ermöglicht sehr viel größere Grünflächen am und auf dem Gebäude. Letztendlich lassen sich so auch die zweigeschossigen Veranstaltungsräume besser integrieren.
Die großen Öffnungen der Hauptzugänge orientieren sich nach Nordosten und Nordwesten zu den Grünräumen der Haroldbucht. Im Süden wird lediglich ein Nebeneingang vorgesehen, de zwar direkt an den Erschließungskern des Hochhauses anschließt, ansonsten aber hauptsächlich der Infratruktur ( Posteingang, Leitstelle ) dient.

Freiraumplanung
Der freiraumplanerische Ansatz der „Haroldbucht“ wird aufgegriffen und präzisiert. Im
Sinne des Klimaschutzes werden alle Flächen im Hinblick auf die Speicherung von Regenwasser hin optimiert - Rasenflächen werden gegenüber Wegeflächen abgesenkt,
der Anteil der versiegelten Flächen wird weiter minimiert und durch in die polygonalen
Ortbetonplatten integrierte Schlitzrinnen in einen speicherfähigen Unterbau geleitet.
Als vegetative Klimaanlage wird das Grundstück der NRW.Bank mit freiwachsenden
Kiefern locker überstellt. Einen sonnigen Standort braucht der Baum, ferner durchlässige
und gern auch feuchtere Standorte. Dann produziert der immergrüne Baum ganzjährig
Schatten und Verdunstungskühle. Aus den beiden Türmen erkennt man, dass die
Kiefern, die auf den Platz- und Grünflächen noch frei in die Höhe wachsen, auf dem
Dach als niedrigere, buschförmig wachsende Arten und Sorten fortsetzen, somit entsteht
der Eindruck eines durchgehenden Kronendachs, aus dem zwei Wasserbecken
hervorblitzen, eines auf dem Sockel an der Restaurantterrasse, eines vor dem Café im
Erdgeschoss.
Während die Freibereiche zu ebener Erde der Allgemeinheit zur Nutzung offen stehen,
sind die Gärten auf dem Sockel erweiterter Arbeitsplatz, Pausen- oder Kommunikationszone und mit verschiedenen Sitz- und Liegemöbeln gestaltet.
Auf dem Vorplatz am Haupteingang findet sich ein Flächenkunstwerk als dezenter Hinweis auf die Materie, um die es sich im Gebäude dreht – Geld. Eine geschliffene Asphaltfläche mit Metallintarsien greift eine alte Technik zur Fälschungssicherheit auf
Geldscheinen auf, das Guillochieren. Der Platz endet in einer kleinen Bastion mit Blick
in Richtung Spee’s Graben und Schwanenspiegel.

Erschließung
Äußere Erschließung / Außenanlagen / Zufahrt Feuerwehr
Alle Rampen und Zufahrten zu Tiefgaragen und Anlieferungszonen sind von der Kavalleriestraße erschlossen und liegen hinter der Fassade. Am Eingang Haroldstraße ist eine VIP-Vorfahrt auf den Platz vorgesehen, ebenso ein Taxistand und eine Kiss and
work Spur.
Fahrräder werden immer wertvoller und sind damit auch im Gebäude untergebracht, an
den Eingängen finden sich Abstellmöglichkeiten für Kuriere und Besucher.
Die befestigten Flächen sind für die Feuerwehr befahrbar, ggf. werden zusätzlich die
angrenzenden Rasenflächen belastbar ausgebaut (Rasenfugensteine, Schotterrasen).
Alle Oberflächen sind barrierefrei begehbar, Leitsysteme werden in den Belag integriert.
Der Nord-Süd verlaufende Radweg über die Haroldbucht sollte keine Bevorrechtigung
gegenüber Fußgängern haben; eine Reihe von Bodennägeln gibt die Richtung vor. Auf
der Kavalleriestraße gehören die Radfahrer in den Straßenraum.

Innere Erschließung / Barrierefreiheit / Ver- und Entsorgung
Von den Zugängen wird direkt das große Eingangsfoyer erschlossen. Vom Empfang ist
der gesamte Raum bis zu den Eingängen gut zu überblicken.
Die große Fläche bietet genügend Platz für die Besucher der im Erdgeschoss situierten
Veranstaltungssäle. Das Atrium und der offene Innenhof strukturieren den Raum. Der
offene Innenhof bietet die Möglichkeit an die frische Luft zu gehen, ohne das Haus verlassen zu müssen.
Der Luftraum des Atriums versorgt diesen zentralen Punkt des Hauses mit Tageslicht.
Tageslicht, das über die Spiraltreppe bis in das erste Garagengeschoss fällt. Ein
Pflanzbeet mit einem Baum bietet weitere Qualitäten.
Die lange Wand zu den Nebenräumen im Osten wird begrünt, und nimmt so das Thema
des grünen Sockelbauwerks von Außen wieder auf. Darüber öffnen sich die vollverglasten Veranstaltungsräume des Galeriegeschosses zur Halle.
Funktionalität
Öffentliche und halböffentliche Räume sind ausschließlich auf die beiden Sockelgeschosse beschränkt. Der Zugang zu den bankinternen Bereichen erfolgt über die Aufzugsanlagen, welche mittel Zugangskontrollen gesichert sind.
Das interne Restaurant im Basisgeschoß – dem ersten Geschoß über dem Sockel – ist
nur bankintern zu erreichen. Die Küche ist sehr kompakt nach Osten über der Anlieferung
organisiert. Der Speiseraum bietet vielfältige Blicke in die grün-blaue Haroldbucht.
Die Obergeschosse für die Büronutzungen sind sehr flexibel organisiert und erlauben
attraktive Arbeitsplätze in unterschiedlichsten Ausformungen.
Neben den Dörfern, die als Wintergärten vorgesehen sind, ergeben sich räumliche
Sondersituationen in den zweigeschossigen Kapitalmärkten und beim Luftraum, der das
dezentrale Konferenzzentrum mit der Vorstandsebene verbindet.
Selbstverständlich sind alle Räume barrierefrei zu erreichen. Barrierefreie Toiletten finden
sich ebenfalls in allen Geschossen. Zugänge zu den Dörfern und zum Innenhof
sind ebenerdig ohne Schwellen.

Materialien / Konstruktion / Energie
Um das DGNB Platin Ziel zu erreichen, wird jedes Bauteil ökologisch auf den Prüfstand
gestellt. Dabei geht es zunächst darum graue Energie bei der Erstellung zu minimieren.
Dies wird erreicht durch den Einsatz von Recyclingbeton in den Massivgeschossen und
den Kernen, sowie einer Holzhybridkonstruktion für die Obergeschosse. Der gesamte
Innenausbau erfolgt nach dem cradl2cradl-Prinzip.
Holz ist auch das Material für die innere Fassade, bei der das Holz - witterungsgeschützt
durch die äußere Einscheibenverglasung – völlig natürlich und nahezu unbehandelt
verwendet werden kann.
Im Betrieb wird dann mehr Energie erzeugt als benötigt wird. Man muss sich dabei gar
nicht dem Diktat der blauschwarzen Solarzellen unterwerfen, sondern kann auch farbige
Zellen intelligent nutzen.
Helle Beschichtungen reduzieren zwar zunächst den Energieertrag. Sorgen aber auch
für einen geringeren Bedarf, da der Hitzeeintrag im Sommer stark reduziert wird. Strom
lässt sich auch unter Nutzung der diffusen Strahlung sehr umfangreich erzeugen.
Neben den knapp 3.500qm hocheffektiver dunkler Zellen auf dem Dach, kann so über
40% der Fassadenflächen zusätzlich zur Energiegewinnung herangezogen werden. In
der Summe ein Ertrag von über 30 Kwh pro Quadratmeter Nutzfläche.
Dieser Strom wird ohne Leitungsverluste direkt verwendet, um eine Energie sparende
LED-Beleuchtung zu speisen, sowie die Wärmepumpen, die hocheffektiv den Eisspeicher
zur Kühlung und Heizung verwenden.

Architektur – Das Bankgebäude von Morgen
Gerade eine landeseigene Bank hat durchaus auch eine gewisse Vorbildfunktion. Nicht
ein protziges Bankgebäude soll entstehen, sondern ein leichtes, lockeres Gebilde, das
mit den klassischen Banktürmen nicht viel zu tun hat. Ein kristalliner Leuchtturm.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf folgt den vorgegebenen städtebaulichen Rahmenbedingungen und reagiert mit einem prägnanten Sockel und modellierten Hochpunkten auf den Ort. Der zweigeschossige Sockel wird als begrünte und abschrägte Böschung ausgebildet mit dem Anspruch, die Grünfläche zu vergrößern und einen Übergang zum angrenzenden Freiraum herzustellen. Im Erscheinungsbild wird jedoch ein bastionsähnlicher Eindruck erzeugt, der gegenüber dem öffentlichen Raum wenig einladend wirkt. Auch die Begrünung des Vorfelds mit Kiefern wird sehr kontrovers diskutiert.

Das an das neue grüne Band angedockte neue Wasserbecken fügt sich gut ein. Die fußläufige Erschließung erfolgt von Nord und Nordwest und gibt so der Anbindung an Rhein, Park und Bahn den Vorrang. Die östliche Tiefgaragenandienung und Anlieferung wirken überdimensioniert. Aussagen zu oberirdischen Radstellplätzen fehlen.

Das Atriumgebäude sowie das Hochhaus sind gut proportioniert und jeweils leicht modelliert, so dass beide Bauten sich elegant in den Kontext einfügen.

Die Eingänge – sowohl von der Haroldbucht als auch von Norden und Süden – sind richtig platziert, angemessen dimensioniert und leiten über zu einem zentralen Erschließungsraum. Die Konferenzbereiche sind an dem Erschließungsfoyer gut platziert und zuschaltbar angeordnet.

Die öffentlichen und halböffentlichen Räume sind ausschließlich auf die beiden Sockelgeschosse beschränkt, so dass eine klare räumliche und funktionale Zäsur zu den darüber liegenden bankinternen Bereichen geschaffen wird. Die Erschließungskerne des Hochhauses sind knapp dimensioniert; die notwendigen Nebenflächen sind nicht hinreichend berücksichtigt. Das gewählte Achsmaß von 1,20 m ist für die Organisation der vorgegebenen Nutzungen schwierig.

Die Büronutzungen in den Obergeschossen des Atriums und des Hochhauses ist flexibel gestaltbar und lassen unterschiedliche Möglichkeiten der Organisation einer attraktiven Arbeitswelt zu.

Die Fassade beider Gebäude wird von Holz- und PV-Elementen geprägt. Die verhältnismäßig hohen Brüstungen und die horizontale Struktur erzeugen ein eher geschlossenes Erscheinungsbild. Die konzeptionelle Idee der „Dörfer“, die auf dem städtebaulichen Wettbewerbsverfahren basiert, wird lediglich durch untergeordnete Öffnungen beantwortet.

Die Konzentration der Erschließung der Tiefgarage in Verbindung mit der Anlieferung an der Kavalleriestraße kann aus funktionalen Gründen nicht überzeugen, zudem wirkt sie sich wenig aktivierend auf den öffentlichen Raum aus.

Der Dachgarten auf dem Basisgeschoss verbindet beide Gebäude und bietet die Außenräume für die Kantine an. Die vorgeschlagene flache Wasserfläche wird kritisiert. Die gewünschten „Dörfer“ sind dargestellt, bieten jedoch wenig Potential für die Bürowelten. Nutzbare weitere begrünte Dachflächen werden vermisst.

Die Energie- und Nachhaltigkeitskennwerte des Beitrags – Fensterflächenanteile, Kompaktheit, Energiebedarf und Eigenstromproduktion – liegen im durchschnittlichen bis günstigen Bereich. Die Tageslichtversorgung der Büros ist adäquat, jedoch sind die Erschließungszonen im Atriumgebäude und im Hochhaus überwiegend innenliegend und bieten kaum Außenraumbeziehungen. Auch viele Nutzungen im Sockelgeschoss sind nicht ausreichend natürlich belichtet bzw. innenliegend. Der sommerliche Wärmeschutz wird mittels eines effizienten Raffstore im Zwischenraum der Doppelfassade hergestellt. Dabei sind auch Nachtluftkühlungselemente und offene Speichermassen berücksichtigt worden. Die atriumseitig orientierten Büros müssen durch die Überdachung des Hofes jedoch maschinell be- und entlüftet werden. Der Sockel ist als herkömmliche Stahlbetonkonstruktion ausgebildet, die weitere Trag- und Fassadenkonstruktion verfügt über einen hohen Anteil nachwachsender Rohstoffe.

Insgesamt stellt der Entwurf aus der städtebaulicher Sicht ein interessantes räumliches Statement dar. Der Beitrag kann jedoch aufgrund seiner geschlossenen Wirkung im Sockelbereich und seines Fassadeneindrucks nicht in Gänze überzeugen.