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Award / Auszeichnung | 10/2021

BDA Preis Bayern 2022

Alles unter einem Dach, Münsing

Alles unter einem Dach, Münsing

Alles unter einem Dach – Mehrgenerationenwohnen in Münsing

DE-82541 Münsing, Am Labbach

Preisträger | Wohnungsbau

Arc Architekten Partnerschaft mbB

Architektur

merz kley partner

Tragwerksplanung

oa.sys baut GmbH

sonstige Fachplanung

VALENTIEN + VALENTIEN Landschaftsarchitekten und Stadtplaner SRL

Landschaftsarchitektur

kübertlandschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

NHZ Ingenieurbüro GmbH

TGA-Fachplanung

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2017

Projektbeschreibung

Auf einem erworbenen Grundstück mit leerstehendem Bauernhof in der Ortsmitte hat die Gemeinde Münsing ein neues Wohnquartier für einheimische BürgerInnen initiiert, das - anstelle der ursprünglich vorgesehenen Einfamilienhausbebauung - als Mehrgenerationenprojekt mit unterschiedlichen Haus- und Wohnungsgrößen dem auch im ländlichen Raum zu beobachtenden Wandel der Haushalte und Lebensstile entspricht. Möglich wurde es dadurch, dass sich 24 Baufamilien für eine Baugemeinschaft gefunden haben und die Bedingung der Gemeinde, mindestens 60 % der Wohnfläche einheimischen Bürgern zur Verfügung zu stellen, noch übertroffen haben.
Kosteneinsparungen wurden durch eine höhere Bebauungsdichte, gemeinsame Planung, standardisierte Baukonstruktion sowie eine kompakte Gebäudehülle erreicht.
Wand, Decke und Dach sowie Fassaden bestehen ab der Erdgeschossdecke aus dem nachwachsenden Baustoff Holz und wurden kosten- und zeitsparend in der Werkstatt vorgefertigt.
Insgesamt wurden dabei 500 cbm Holz verbaut – das entspricht etwa 160 Bäumen.
Die Außenschalung aus verschieden breiten Lärchenholzbrettern an den frei bewitterten Giebelseiten blieb naturbelassen und nimmt mit der Zeit eine silbergraue Färbung an.
Gute Wärmedämmung, Dreifachverglasung und Anschluss an das Nahwärmenetz der Gemeinde mit Hackschnitzelheizung tragen zu geringem Energieverbrauch und Klimaschutz bei.
Durch die aktive Bodenpolitik der Kommune konnte eine nachhaltige Quartiersentwicklung entstehen, die ökonomisch, ökologisch und sozial einen positiven Beitrag zur Ortsentwicklung leistet und sich mit einer einfachen, klaren Architektursprache nahtlos in Ortsbild und Landschaft einfügt:
- als innovatives Mehrgenerationenprojekt für einheimische Bürger
- mit unterschiedlichen, auch kleineren Wohnungsgrößen
- in flächensparender, ökologischer Bauweise
- mit regionalen Materialien und insbesondere
- zu finanziell leistbaren Konditionen.
Trotz schwieriger Baugrundverhältnisse und nicht vorhersehbarer Funde archäologisch wertvoller Hügelgräber konnten die ersten Familien nach zweieinhalbjähriger Planungs- und Bauzeit Anfang 2017 in ihr neues Zuhause einziehen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Beinahe wäre es anders gekommen. Denn die Gemeinde Münsing plante auf dem Grundstück eines ehemaligen landwirtschaftlichen Betriebs zunächst drei Einfamilienhäuser und drei Doppelhäuser. Der folgende Protest in einer Bürgerversammlung führte dazu, dass der Gemeinderat Arc Architekten zu einer Klausursitzung einlud. Eine Alternative sollte entwickelt werden. Dazu orientierten sich Arc Architekten typologisch am dörflichen Vorbild des voralpenländischen Bauernhauses. Ihr Vorschlag war ein 60 Meter langes Dach, unter dem sich unterschiedliche Wohnformen versammelten. Dieser einfache wie kompakte Vorschlag konnte 80 Prozent der Bürgerstimmen für sich einnehmen, innerhalb weniger Wochen war das Gros der Einheiten des Mehrgenerationenwohnens verkauft. Das macht deutlich: Mitnichten ist das Einfamilienhaus die einzig gewünschte Wohnform im ländlichen Raum.

 

Die Setzung der beiden Riegel formuliert einen städtebaulichen Abschluss, dahinter erstreckt sich ein herrlicher Landschaftsraum. Jeder der beiden Riegel versammelt 24 Einheiten unter seinem Dach. Die zwei bis fünf Zimmer umfassenden Wohnungen sind eingeschossig, die Häuser zweigeschossig ausgeführt. Die Unterschiedlichkeit der Wohneinheiten schafft eine sympathische und heterogene Bewohnerstruktur. Insgesamt werden bei diesem Projekt je Quadratmeter Wohnfläche nur etwa ein Drittel Nettobauland eines üblichen Einfamilienhausgebiets mit freistehenden Häusern benötigt.

 

Bemerkenswert ist, dass die zurückhaltende Architektur es schafft, den unterschiedlichen Lebensstilen einen Rahmen zu geben, der den Vorlieben der Bewohnerschaft genügend Raum gibt, diese Unterschiedlichkeit architektonisch aber dennoch ganz subtil vereinigt. Grund dafür ist die leichte und nachhaltige Konstruktion. Ab der Erdgeschossdecke sind alle tragenden Wände, Decken und Dächer sowie die Fassaden als Holzkonstruktion beziehungsweise als Holzelemente ausgeführt. Insgesamt wurden 500 Kubikmeter Holz verbaut. Das entspricht knapp 160 Bäumen. Alle Einheiten erfüllen den KfW55-Standard und werden über die Nahwärme (Hackschnitzel) der Gemeinde beheizt.

 

Beispielhaft ist auch der Vergabeprozess: Um zu verhindern, dass der Neubau eine Enklave für Stadtflüchtige wird, wurden die Einheiten zunächst nur an Münsingerinnen und Münsinger vergeben. Das führte dazu, dass einige Alteingesessene sich entschlossen, ihr Einfamilienhaus zu verkaufen und eine kleinere Einheit im Mehrgenerationenwohnen zu erwerben. So wurde wieder Wohnraum für Familien frei, ohne dazu neue Siedlungsflächen zu erschließen.