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Award / Auszeichnung | 09/2021

Hannes-Meyer-Preis 2021 – Architekturpreis des BDA Sachsen-Anhalt

Wohnhaus in der Gropiusallee 53-55

DE-06846 Dessau-Roßlau

Lobende Erwähnung

Heide & von Beckerath

Architektur

Architekturbüro Seelbach + Frohnsdorf PartG mbB

Architektur

Wohnungsgenossenschaft Dessau eG

Bauherren

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2018

Projektbeschreibung

Das Wohnhaus befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Bauhausgebäude (1925-26) von Walter Gropius in Dessau. Es ersetzt ein Eckgebäude der straßenbegleitenden Zeilenbebauung aus den 1930er Jahren. Der Neubau integriert sich mit seiner regelmäßigen und strukturierten Fassade und einem Staffelgeschoss, welches den Anschluss an die benachbarte Dachform sucht, in die bestehende Straßenrandbebauung. Seine Oberfläche und Detaillierung erzeugen eine subtile Verfeinerung und Modernität innerhalb des Bestandes.

Der viergeschossige Baukörper ist L-formig und begegnet zwei räumlichen Situationen, der Straße und dem Garten. Er gliedert sich in einen Zeilenbau an der Gropiusallee, einen Annex an der Leibnizstraße und eine überdachte Parkebene im Garten. Drei Treppenhaus- und Fahrstuhlkerne mit schmalen durchgehenden Lufträumen erschließen vier Wohngeschosse mit insgesamt 25 Wohnungen, darunter hauptsächlich Zwei- bis Dreiraumwohnungen, einen Serviceraum der Wohnungsgenossenschaft Dessau eG sowie die Parkebene.

Die Wohnungsgrundrisse zeichnen sich durch eine klare Gliederung und eine hohe Anpassungsfähigkeit aus. Die Räume haben ähnliche Größen und sind einander gleichwertig. Je zwei Versorgungsschächte pro Wohnung erlauben die individuelle Positionierung und Ausrichtung von Küche und Bad sowie entsprechende Nutzungszuordnungen. Die großen Balkone können von zwei Zimmern aus betreten werden und erlauben eine Rotation innerhalb der Wohnung. Das Erdgeschoss ist um 1,50 m angehoben, wodurch die dort befindlichen Wohnungen einen eigenen Garten auf dem Dach des Parkdecks erhalten. Alle Wohnungen sind barrierefrei zugänglich und ein Drittel der Wohnungen ist barrierefrei organisiert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Wohnungsneubau in der Gropiusallee reiht sich in vielerlei Hinsicht gut in die umgebende Bebauung ein. Er nimmt, als L-förmiger Baukörper zurückgesetzt, die straßenbegleitende Bauflucht der historischen Nachbarbebauung auf, interpretiert die kleinteilige homogene Lochfassade und übernimmt die sehr geringe Bautiefe und Geschossigkeit der Zeilenbebauung.
Die gereihten Eingänge und Vorgärten erzählen von den Anfängen des seriellen Bauens, das auch in Dessau einen Ursprung hatte.
Dagegen sind die Wohnungen, abweichend von der Kleinteiligkeit der historischen Arbeiterwohnungen, von hoher räumlicher Qualität und zeitgemäßer funktionaler Flexibilität. Über raumhohe Schiebeelemente kann die Wohnung als ein heller fließender Raum wahrgenommen werden. Lage von Küche und Bad sind durch geschickte Schachtanordnung flexibel wählbar.
Der Hofraum wird als private Mietergärten den Erdgeschosswohnungen gestiftet. Die rückseitigen Balkone sind in Ihrer Lage zu jeweils zwei Wohnräumen ein integrativer Baustein des Wohnraumes und nehmen sich mit Blick auf den gemeinschaftlichen genossenschaftlichen Gedankens in Ihrer Gestaltung bescheiden zurück.
Die geometrische Fassadengestaltung und das Zusammenspiel der gewählten hellen Materialien, geweißter Backstein und Aluminium, ist im Ganzen wie auch im Detail ausgesprochen gekonnt abgestimmt. Diese Klarheit wird, gerade im Kontext des genossenschaftlichen Bauens und im Bezug zum benachbarten späten Bauhaus, von der Jury durch Lob gewürdigt.