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Award / Auszeichnung | 06/2021

Peter Joseph Krahe-Preis 2020

Stationäre Wohnungslosenhilfe

DE-38118 Braunschweig, Münchenstr. 11A

Auszeichnung

Ottinger Architekten

Architektur

Dachstiftung Diakonie - Stiftung Wohnen und Beraten

Bauherren

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2017
    Fertigstellung: 01/2020

Projektbeschreibung

Wohnungslosen Menschen eine Möglichkeit zu geben, bedarfsgerechte stationäre Hilfe in einer zeitgemäßen und funktionsfähigen Bausubstanz in Anspruch zu nehmen, war das Ziel mit dem der Neubau des Diakonieheims am Jödebrunnen in Braunschweig geplant wurde.

Bis zum Umzug Ende 2019 waren die Bewohner des Diakonieheims im parallel zur Münchenstraße befindlichen Altbau untergebracht. Hier waren die Wohnräume lediglich durch Zimmertüren von den frei zugänglichen Fluren abgetrennt und mehrere Bewohner teilten sich einen Sanitärkern. Es entstand ein starkes Konfliktpotential. Die Erschließung erfolgte über drei Treppenhäuser, sodass die Aufnahme gehbehinderter Hilfesuchender nicht möglich war. Um hier Abhilfe zu schaffen sollte eine Lösung gefunden werden, die räumlichen Voraussetzungen auf dem Grundstück zu schaffen.

Das Gesamtkonzept beinhaltete im ersten Bauabschnitt den Neubau eines Wohngebäudes im hinteren Bereich des Areals. Im zweiten Bauabschnitt folgt die Sanierung des Altbaus, der in Zukunft neben weiterem Wohnraum auch die Verwaltung des Heims und Gemeinschaftsräume beinhalten wird. Durch die Positionierung des Neubaus und den Abbruch des ehemaligen Verwaltungsanbaus spannt sich eine Freifläche auf, die den Bewohnern nach einer natürlichen Gestaltung Platz zum Verweilen im Grünen bieten wird. Der üppige Baumbestand soll dabei integriert werden.
Der viergeschossige Baukörper wurde als kompakter Quader entworfen und ist sowohl innen als auch außen schlicht und zweckmäßig gestaltet. Im Fokus stand es, den Bewohnern auf minimalem Raum maximale Behaglichkeit und Raum zur Selbstverwirklichung zu geben. Hierfür wurden ihrer Nutzung entsprechende Mikrowohnungen entworfen und seriell nebeneinandergeschaltet. Jede von Ihnen enthält auf ca. 24m² ein 5m² großes, eigenes Badezimmer, eine Küchenzeile und einen Außenbereich in Form eines Balkons, einer Terrasse oder einer Loggia. Verbunden sind die Apartments durch mäandrierende Flure, die sich an den Eingangstüren zu Nischen aufspannen. Hierdurch werden der Bewegungsraum für Rollstuhlfahrer gewährleistet, die minimale Breite von 1,20m aufgelockert und die Wohnungen voneinander separiert.
Mittig im Gebäude liegt der einladende, dreigeschossige Eingang hinter dem sich das Treppenhaus mit Aufzug befindet. Durch ein Fenster zur Pforte und eine Galerie im 1. Obergeschoss entsteht hier Raum für Blickkontakte und Kommunikation.
Zusätzlich zu den Wohnräumen stehen den Bewohnern eine Waschküche und Rollstuhlabstellmöglichkeiten im Erdgeschoss zur Verfügung. Im 3. Obergeschoss ist außerdem ein Arztzimmer angesiedelt, in dem zu festgelegten Zeiten ein Ansprechpartner anzutreffen ist.

Die Fassadenöffnungen hängen unmittelbar mit den Außenbereichen der Wohnungen zusammen. Jede einzelne ist in Form eines Balkons im Osten oder einer Loggia im Westen am Gebäude ablesbar. Da die Grundrisse in der jeweils zweiten Etage zueinander gespiegelt wurden, entsteht ein dynamisches Raster an der Fassade. Die Geländerverkleidungen in unterschiedlichen Holzdekoren unterstreicht die Individualität der Bewohner. Dieses Motiv findet sich auch im Inneren wieder. Die Nischen mit den Eingängen sind in verschiedenen Grüntönen angelegt, wodurch die Wohnräume abgebildet werden.

Das komplette Gebäude ist barrierefrei gestaltet, fünf der Wohnungen sind rollstuhlgerecht geplant worden. Aufgrund der privaten Bäder können seit dem Umzug auch Frauen aufgenommen werden und zwei Doppelwohnungen bieten Paaren die Möglichkeit gemeinsam leben zu können.

Drei der Etagen mit insgesamt 45 Wohnungen werden als Heimplätze angeboten, die 16 Apartments der vierten Etage und die 22 Wohneinheiten im Altbau sollen im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus vermietet werden, wodurch der Bauherr einen Beitrag zu bezahlbaren Angeboten auf dem Braunschweiger Wohnungsmarkt leisten will.
Der Entwurf unterstreicht durch die selben räumlichen Bedingungen für alle Bewohner und Mieter den respektvollen Umgang mit jedem einzelnen Hilfesuchenden. Gleichzeitig wird die individuelle Entfaltung in der eigenen Umgebung ermöglicht, gefördert und in der Gestaltung des Gebäudes unterstrichen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das viergeschossige Wohngebäude besticht durch seine markante Zeichenhaftigkeit und die durchdachte, übersichtliche Gestaltung im Inneren.

Auf minimaler Wohnfläche sind vollständige Kleinst-Wohnungen mit Balkonen und Freibereichen für Menschen in prekären Lebenssituationen entstanden.

Durch wenige gestalterische Gesten wie farbige Flurerweiterungen vor den Wohnungstüren und ein kleines, mehrgeschossiges Foyer beweist das Gebäude, dass auch mit sehr begrenztem Budget qualitätsvolle Architektur geschaffen werden kann.

Dies zeigt den Respekt der Bauherren und der Architekten vor der besonderen Bauaufgabe und den Nutzern.
Lageplan

Lageplan

Grundriss 1.OG

Grundriss 1.OG